Kritik an Plug-in-Hybriden: Klimakiller mit Staatsförderung
Im Realbetrieb stoßen Plug-in-Hybride bis zu 7-mal so viel CO2 aus wie offiziell angegeben. Darum fordert die DUH, sie nicht mehr zu fördern.
Der Bundesregierung gelten sie offiziell als Klimaschützer: Sogenannte Plug-in-Hybride, also Fahrzeuge, die sowohl einen Benzin- als auch einen Elektromotor haben und deren Batterie an der Steckdose aufgeladen werden kann. Die Anschaffung wird vom Staat mit bis zu 4.500 Euro unterstützt, als Dienstwagen werden sie geringer besteuert, und weil Plug-in-Hybride ebenso wie reine Elektroautos mit dem Buchstaben „E“ am Ende des Nummernschilds gekennzeichnet werden, dürfen sie in manchen Kommunen kostenlos parken und vereinzelt sogar Busspuren benutzen.
Begründet wird diese Förderung mit der angeblichen Klimafreundlichkeit der Fahrzeuge. Und tatsächlich ist der CO2-Ausstoß pro Kilometer auf dem Papier gering: Die Werte liegen zwischen 25 und 90 Gramm – und damit weit unterhalb von vergleichbaren reinen Benzinern und unter dem EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm.
Doch das stimmt nur, wenn der Wagen tatsächlich zum Großteil mit dem Elektromotor angetrieben wird. Das sei aber in der Praxis nicht der Fall, meint Barbara Metz, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die Fahrzeuge verfügten oft nicht über Schnellladetechnik, sodass das Laden extrem lange dauere.
Zudem würden sie oft als Dienstwagen zugelassen, die die NutzerInnen mit einer Tankkarte betanken könnten. „Damit gibt es keinen Anreiz, sie zu Hause zu laden“, meint Metz. Von Händlern ist zu hören, dass bei gebrauchten Hybridfahrzeugen das Ladekabel oft gar nicht ausgepackt worden sei. Und selbst wenn die Fahrzeuge geladen werden, ist die Batterie so klein, dass sie schon nach kurzer Zeit wieder mit Benzin fahren müssen.
Und dann sieht die Klimabilanz völlig anders aus als auf dem Papier. Das zeigen Tests, die die DUH mit mehreren Modellen durchgeführt hat. So stieß eine Mercedes A-Klasse statt der offiziell angegebenen 28 Gramm CO2 pro Kilometer im realen Betrieb 128 bis 209 Gramm aus. Bei einem Volvo XC40 waren es statt 50 Gramm bis zu 362 Gramm, wenn die Batterie leer war. Beim Porsche Cayenne E-Hybrid wurden statt der angegebenen 89 Gramm bis zu 500 Gramm gemessen, wenn das Fahrzeug im „SportPlus“-Modus gefahren wurde.
Verkehrsexperte Axel Friedrich, der die Tests für die DUH durchgeführt hat, findet es „pervers“, dass die Fahrzeuge als umweltfreundlich beworben werden dürfen. Die DUH fordert darum, dass die Bundesregierung die Förderung von Plug-in-Hybriden beim Autogipfel in der nächsten Woche beendet. „Es muss Schluss sein mit milliardenteuren Scheinlösungen, die dem Klima nicht nützen, sondern sogar schaden“, sagte Barbara Metz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich