Krisen in der Welt: Das Beste draus machen
Angesichts der aktuellen Krisen in der Welt müsste man Tag für Tag Trübsal blasen. Die Probleme lösen würde das aber auch nicht.
G rüß Gott und Salam Aleikum, liebe Leser:innen! Gestern schrieb mir ein Leser namens Wolfgang E.: „Herr Kazim! Sie waren mal ein ernst zu nehmender Journalist! Ich habe Sie respektiert und geschätzt! Heute sind Sie nur noch ein eitler Fatzke, der alberne Texte ohne Mehrwert verfasst!“
Ich bin der taz dankbar, dass sie mir die Möglichkeit gibt, meinen guten Ruf wiederherzustellen, indem sie mir Raum gibt, an dieser Stelle einen seriösen Wochenrückblick zu publizieren! Offensichtlich fällt es manchen Menschen schwer, unterschiedliche Dinge unter ein Dach zu bekommen. Dass zum Beispiel ein Journalist seriös, ernst sein /und /satirische Texte, sogar Romane schreiben kann.
Diese Woche ist mir das mehrfach aufgefallen. Zum Beispiel beim Thema Klimakrise. Ich las im Netz Aufforderungen, man solle doch endlich aufhören, von „schönem Wetter“ oder von „Badewetter“ zu reden. Auch sollten Medien es unterlassen, das so zu illustrieren. Uff! Ja, wir haben eine Klimakrise. Die außergewöhnlich hohen Temperaturen, die Dürre in manchen Regionen, die Überflutungen in anderen Teilen der Welt sind Folgen dieser Katastrophe.
Und selbstverständlich müssen wir handeln – was längst nicht genug getan wird! –, um Schlimmeres zu verhindern. Aber das heißt ja nicht, dass man fortan nur noch mit herunterhängenden Mundwinkeln herumlaufen und sich schämen sollte, wenn man sich über einen sonnigen Tag freut, sich ein Eis gönnt und fröhlich in den Badesee springt! Manche kriegen das einfach nicht zusammen.
Bewundernswerte Spagate
Anderen wiederum gelingen bewundernswerte Spagate. Greenpeace zum Beispiel hat die Bundesregierung vor dem Kauf des US-Tarnkappenjets F-35 gewarnt, weil die Kampfflugzeuge noch nicht ausgereift seien. Die Umweltorganisation hat eine beeindruckende Mängelliste vorgelegt – und damit die Arbeit gemacht, die eigentlich jemand im Verteidigungsministerium hätte erledigen müssen.
Vielleicht kann nun die Zuckerbäckerinnung oder der Bund Deutscher Philatelisten die FDP und die CSU daran erinnern, warum es keine so gute Idee ist, am Verbrennungsmotor festzuhalten. Die bekommen es nämlich nicht zusammen, dass man auch tolle Autos bauen kann ohne Verbrennungsmotor. Auf dem Balkan bekommen manche Politiker derweil nicht in ihre Köpfe, warum die EU die Ukraine und Moldau zu Beitrittskandidaten machen will.
Eine „historische Entscheidung“ im „Angesicht der russischen Aggression“ sei das, befand EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Ziemlich große Worte dafür, dass diesen beiden Ländern vage in Aussicht gestellt wird, vielleicht irgendwann einmal möglicherweise in ferner Zukunft EU-Mitglied werden zu können. Oder auch nicht. Ich verstehe die Symbolik. Ich verstehe aber auch den Frust in Osteuropa.
Manche Länder dort sind lange Beitrittskandidaten, andere warten darauf, es zu werden, und nun haben sie Sorge, dass andere sie überholen. Auch das Thema Gasknappheit bekommen manche nicht zu fassen: dass man Russland wegen seiner Aggressionen entgegentreten muss, selbst wenn Wladimir Putin dann dafür sorgt, dass bei uns das Gas knapp und damit teuer wird. Für seine Werte muss man geradestehen. Das hat seinen Preis.
Fragt sich nur, warum frühere Regierungen sich freiwillig in russische Abhängigkeit begeben haben. Und was die jetzige tut, um das zu ändern. Mein Mitgefühl gilt den Menschen in Afghanistan. Die müssen nach Machtübernahme der Taliban, neuen harschen Gesetzen, einer Wirtschaft im freien Fall, einer noch nie dagewesenen Armut, nach Dürre und Hunger, den Folgen von Corona und jahrzehntelangem Krieg nun auch noch ein Erdbeben mit über tausend Toten verkraften.
Ich rufe einen Freund in Kabul an und frage ihn, wie man das alles nur aushalten kann. Er sagt, es sei furchtbar. Er werde jetzt mit seiner Familie zum Badesee fahren, zum Picknick. Man könne ja nicht immer nur traurig sein. Recht hat er. Ein sonniges Wochenende und schönes Badewetter!
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