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Krise in PakistanAnsturm auf Regierungssitz

Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind drei Menschen getötet und hunderte verletzt worden. Tausende hatten den Rücktritt des Ministerpräsidenten Nawaz Sharif gefordert.

Ein Demonstrant in improvisierter Schutzkleidung zeigt sich siegesgewiss. Bild: reuters

ISLAMABAD ap | Bei den Protesten gegen die Regierung in Pakistan hat es am Wochenende erstmals Tote gegeben. Während Zusammenstößen mit der Polizei wurden nach offiziellen Angaben vom Sonntag drei Menschen getötet und fast 400 verletzt.

Tausende Demonstranten hätten versucht, auf das Gelände des Amtssitzes von Ministerpräsident Nawaz Sharif vorzudringen. Sie fordern den Rücktritt des Politikers. Die Polizei setzte Tränengas, Schlagstöcke und Gummigeschosse gegen Protestteilnehmer ein.

Am späten Samstagabend beseitigten Demonstranten von der Polizei errichtete Barrikaden. Dutzende rissen einen Zaun vor dem Parlamentsgebäude nieder. Dadurch konnten Hunderte Menschen auf den Rasen und einen Parkplatz dort gelangen, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP vor Ort sagte. Der Polizeichef von Islamabad, Khalid Khattak, sagte, die Protestierenden seien mit großen Hämmern, Drahtscheren, Äxten und sogar einem Kran ausgerüstet gewesen.

Bei Tagesanbruch am Sonntag formierten sich die Demonstranten neu und unternahmen mehrere Versuche, an Polizisten und Barrikaden vorbei zur Residenz von Regierungschef Sharif zu gelangen. Die Polizei setzte Tränengas ein.

Mit Gummigeschossen und Tränengas

Ein Todesopfer gehörte nach Krankenhausangaben zu einer Menschenmenge, die mit Tränengas attackiert wurde. Der Demonstrant sei anschließend in einem Graben ertrunken. Die anderen beiden erlagen Verletzungen durch Gummigeschosse.

Knapp 400 Menschen wurden in Krankenhäuser gebracht, unter ihnen Frauen, Kinder und Polizisten. Ihre Verletzungen stammten nach Angaben eines Krankenhaussprechers von Tränengasbehältern, Knüppeln und Gummigeschossen.

Die Demonstranten, angeführt von dem Oppositionspolitiker Imran Khan und dem Geistlichen Tahir-ul-Qadri, fordern den Rücktritt von Sharif wegen angeblichem Betrug bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr. Mitte des Monats hatten sie Millionen zu einem Marsch von Lahore im Osten in die Hauptstadt Islamabad aufgerufen, doch beteiligten sich an den Aufmärschen nur einige Zehntausend.

Anzeige wegen Anstiftung zum Mord

Trotzdem haben sie mit ihren Protesten große Teile des öffentlichen Lebens in Islamabad zum Erliegen gebracht. Unterhändler der Regierung haben versucht, Khan und Qadri davon zu überzeugen, ihre Proteste zu beenden.

Sharif hat die Mehrheit im Parlament hinter sich und weigerte sich erst am Samstag erneut, sein Amt aufzugeben. Eine Oppositionsgruppe hat den Regierungschef und dessen Bruder Shabaz wegen Anstiftung zum Mord angezeigt. Der Ministerpräsident genießt allerdings Immunität, solange er im Amt ist. Eine von Khan und Qadri gewünschte Vermittlung durch die Armee lehnte er ab.

Die beiden Oppositionspolitiker blieben die ganze Nacht bei den Demonstranten. Khan rief erneut zu Demonstrationen in ganz Pakistan auf und nannte das Vorgehen der Polizei rechtswidrig. Qadri sagte, er habe die ganze Nacht gebetet und die Situation beobachtet. „Wenn sie denken, dass sie uns mit ihrer Brutalität zurückdrängen können, liegen sie falsch“, sagte er.

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