Krimi „Der gute Bulle“ im ZDF: Wer ist der Babo?
Ein bisschen Alkoholrückfall, ein bisschen böse Migrantengang, ein bisschen Junkie: Im ZDF-Krimi „Friss oder stirb“ ist vieles vorhersehbar.
Selten war der Titel eines Filmes passender als im Fall von „Friss oder stirb“. Denn genau so verfährt dieser Streifen auch mit den Zuschauenden: Es ist ihm schlichtweg egal, ob er logisch ist, Sympathien vermittelt oder auch nur ansatzweise zum Nachdenken anregt.
Der reichlich schimpfwortgeladene Krimi zeigt die verkommenen Seiten von Berlin, genauer gesagt, das anscheinend völlig gewissenlose und menschlich labile Neukölln; ein Stadtteil, in dem Drogen sehr verfügbar sind und ein paar mächtige Unterweltbosse breitbeinig die Strippen ziehen.
Nicht mal vor einem Mord an einem undercover ermittelnden Polizisten schreckt der sehr von sich überzeugte Dealer Hassan Moussa (Murathan Muslu) zurück. Letztlich kann er es sich aber auch leisten, steht er doch unter dem Schutz des zwielichtigen Beamten Axel Gondorf (schön schmierig gespielt von Sascha Alexander Geršak).
Lösen soll diese Mordsache nun der in die Jahre gekommene und vom Leben und Alkohol gezeichnete Kommissar Fredo Schulz (beeindruckend wenig spielfreudig verkörpert von Armin Rohde). Er ist sich sicher: In der Drogenfahndung gibt es einen Maulwurf, der interne Infos an die Kriminellen heraus gibt.
Mackermänner von mackerigen Frauen plattgemacht
In kleinem Kreise beginnt er mit seinem Vertrauten Milan Filipovic (Edin Hasanovic) zu ermitteln und versucht die Szene mithilfe einer neuen Informantin zu unterwandern – Dakota (Almila Bagriacik), eine junge Dealerin, wird vorzeitig aus dem Knast entlassen, um sich an Moussa heranzumachen.
„Der gute Bulle: Friss oder stirb“ in der ZDF-Mediathek
Obwohl sie davon überzeugt ist, dass das eine ziemlich dumme Idee ist, lässt sie sich auf den Deal ein, da sie unbedingt ihre kleine Tochter wiederhaben möchte. Und, wie wäre es anders zu vermuten, natürlich gibt es auch einen Kindsvater, der den ganzen, mehr oder weniger gut geplanten Polizeiaktionen einen gehörigen Strich durch die Rechnung macht.
Highlights und Überraschungen gibt es in diesem Spitzeleigeplänkel wenige; erfrischend ist allerdings, wie die teils äußerst toxischen Mackermännerdarsteller von nicht wenig mackerigen Frauen plattgemacht werden.
Mit der Moral ist es hier bei keinem der Protagonisten weit her, was nicht unbedingt Sympathien weckt. Von allem gibt es ein bisschen: ein bisschen Alkoholrückfall, ein bisschen böse Migrantengang, ein bisschen geläuterter Junkie. Doch genau dieser vorhersehbare Mix macht es schwer, mit den Hauptfiguren mitzufiebern. Chabos wissen eben manchmal doch nicht, wer der Babo ist!
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