piwik no script img

Krieg in der UkraineUkraine fürchtet neue Großoffensive

Wegen der Gefahr willkürlicher Verhaftungen fordern die USA ihre Staatsangehörigen zum Verlassen Russlands auf. Ein Video der Wagner-Gruppe entsetzt.

Zwei ukrainische Soldaten bei einer Übung im Norden des Landes am 11. Februar Foto: Gleb Garanich/reuters

Berlin taz | Die USA haben ihre Staats­bür­ge­r*in­nen dazu aufgefordert, Russland wegen des Krieges in der Ukraine unverzüglich zu verlassen bzw. von Reisen dorthin abzusehen. Aufgrund der Gefahr von willkürlichen Verhaftungen sei erhöhte Vorsicht geboten. Russische Sicherheitsdienste hätten US-Bürger*innen unter falschen Anschuldigungen festgenommen, ihnen eine faire und transparente Behandlung verweigert und sie in geheimen Gerichtsverfahren oder ohne Vorlage glaubwürdiger Beweise verurteilt, heißt es in einer Stellungnahme der US-Botschaft in Moskau.

Eine ähnlich lautende Warnung war bereits im September vergangenen Jahres veröffentlicht worden – kurz nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin per Dekret eine Teilmobilisierung verfügt hatte.

Derweil mehren sich Hinweise darauf, dass Russland rund um den ersten Jahrestag des Kriegsbeginns am 24. Februar eine neue groß angelegte Offensive gegen die Ukraine starten könnte. Dies erklärte auch die Leiterin des Pressezentrums der Verteidigungskräfte der Südukraine, Natalja Humenjuk, in einem TV-Beitrag.

Sie verwies in diesem Zusammenhang auf russische Marineeinheiten, die weiter im Einsatz seien. Insbesondere gebe es zwei U-Boote, die acht Raketen trügen. „U-Boot-Starts sind schwer zu entdecken, daher kann der Feind die lokale Bevölkerung mit der Androhung von solchen Angriffen terrorisieren“, sagte Humenjuk.

Der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba sprach im Hinblick auf den Jahrestag von weiteren Sanktionen gegen Russland und deutlichen Signalen an Präsident Wladimir Putin. Wenn der auf Zermürbung setze und glaube, auf Zeit spielen zu können, irre sich Putin gewaltig. Denn die Einheit des Westens mit der Ukraine wachse täglich, zitiert das ukrainische Nachrichtenportal Zerkalo nedeli Kuleba.

Brutale Hinrichtung durch Wagner-Gruppe

Unterdessen hat ein Video der Söldner-Gruppe Wagner für Entsetzen gesorgt. Darauf soll zu sehen sein, wie ein ehemaliger Gefangener von der Krim namens Dmitri Jakutschenko, der als Söldner für den Ukraine-Krieg angeworben worden war, sich kurz darauf jedoch ukrainischen Truppen ergeben hatte, mit einem Vorschlaghammer von Mitgliedern der Wagner-Gruppe hingerichtet wird.

Wie diese ihn wieder in ihre Gewalt brachten, ist unklar. Im Begleittext zum Video heißt es, diese Person habe an einer Krankheit gelitten, aufgrund derer Leute in den Städten der Ukraine das Bewusstsein verlören und bei ihrer letzten Gerichtssitzung im Keller aufwachten, heißt es laut der russischen oppositionellen Webseite Meduza in dem Text.

Von der Brutalität der Wagner-Truppe wissen auch andere zu berichten. So sollen Soldaten des 51. Regiments der Luftlandetruppen in Tula, das der Wagner-Truppe untersteht, sich im Urlaub angeblich selbst Arme und Beine brechen, um nicht wieder an die Front zu müssen. Das vermeldet der russische Blogger Andrei Morosow auf seinem Telegram-Kanal.

Ihm zufolge verletzten sich die Mobilisierten vorsätzlich, weil sie mit der Evakuierung verwundeter „Wagner-Leute“ betraut seien und mit Erschießung bedroht würden, sollten sie Verwundete nicht zurückbringen. „Eine Kugel von den eigenen Leuten in den Rücken zu bekommen für etwas, worauf sie keinen Einfluss haben, das wollen die Leute nicht“, schreibt Morosow.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • Schlimm diese Verrohrung im Krieg!!



    Ein Argument mehr für eine diplomatische Lösung!



    Ich finde es übrigens sehr interessant, dass immer so viel davon geredet wird, dass der Ukrainekrieg die ganze Welt betrifft, aber man die Welt nicht hören möchte!



    Wäre es vielleicht nicht angebracht, dass wir auch die Ansichten von Ländern/Kontinenten wie Indien, China, Afrika und Südamerika zum Ukrainekrieg mehr berücksichtigen!?

  • Wagner ist Putins Dirlewanger.



    en.m.wikipedia.org...irlewanger_Brigade



    Wie blind und taub muss man als deutsche Linke eigentlich noch sein, um die massenhaften Parallelen zum Hitlerfaschismus übersehen zu können?



    Das historische Versagen der deutschen Linken in Hinsicht auf Hitler und Stalin wiederholt sich in geradezu grotesker Weise: Der Feind wird in der Demokratie gesehen, weil diese nie perfekt sein kann und der Faschismus verkannt, weil man ihn als Antikapitalistisch imaginiert...



    Die deutsche Linke ist nicht mehr nur hirntot - sie ist vor allem herztot! Wer dem Leiden der UkrainerInnen nur offene Briefe und Unterwerfung entgegen setzen will, hat weder Herz noch Verstand.

    • @Schytomyr Shiba:

      Der Umstand Verbrecher an die Front zu schicken macht ein System aber noch nicht zum Faschismus. So verständlich der Versuch Putin mit Hitler gleichzusetzen emotional sein mag, übersieht er eben doch wesentliche Kennzeichen des historischen Faschismus, wie den Umstand, dass dieser wesentlich auf einer Massenmobilisierung basierte, wo Putins Autoritarismus an Stelle einer Gleichschaltung der Zivilgesellschaft auf deren Zerschlagung und Apathie aufbaut, Oligarchie und ökonomische Selbstbedienung statt wirtschaftlich gleichgeschaltetem Korporatismus, ...



      Impulsiv mag man das angesichts der Greuel und Schrecken die die russischen Truppen in der Ukraine begehen für sekundär halten, aber ein bis zur Beliebigkeit verwässerter Faschismusbegriff hilft der antifaschistischen Sache ganz und gar nicht weil das dann eben auch die Voraussetzung dafür ist, dass Narrative wie das Putins von den Nazis in Kiev, Berlin und anderswo verfangen können.

  • Die schlagen den eigenen Leuten mit dem Hammer den Schädel ein und werden dafür noch gefeiert. Und mit solchen Leuten wollen einige Kompromisse und Frieden schließen?

    • @Machiavelli:

      Wer will mit der Wagnertruppe Frieden schliessen ? Die gehören Wagner's in den Knast.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Wagenknecht, Schwarzer und die Reste der Friedensbewegung...

    • @Machiavelli:

      Vor Allem erzeugt die Gesinnung der Wagner Truppe nicht annähernd so viel Empörung, wie es beim rechten ASOW Regiment oder den Bandera Verklärung Melnyks der Fall war.

      Kann man sich kaum ausdenken, dass diese Leute angeblich die Ukraine entnazifizieren sollen.

      de.wikipedia.org/w...alerjewitsch_Utkin

      romea.cz/en/world/...klitschko-brothers

      • @Deep South:

        Vorallem ist das Azov Regimnet bisher in keinem anderen Land eingefallen. Russland hat in seinen Reihen ein Russich Regiment das sind echte Nazis.

      • @Deep South:

        Wagner sind Söldner. Das sind Verbrecher aber mehr auch nicht.



        Eine politische Gesinnung kann ich da nicht erkennen.

        Bei Bandera und Asow geht es schon um politische Gesinnung bzw. historische Verbrechen.

        • @Sonntagssegler:

          Keine Gesinnung erkennbar?

          "Utkin hat eine Vorliebe für die Ästhetik und Ideologie des Dritten Reiches. Sein Kampfname „Wagner“ bezieht sich auf Richard Wagner.[2][8] Er wählte den Namen Wagners, da dieser einer von Hitlers Lieblingskomponisten war.[15] Die Gruppe Wagner ist nach ihm benannt. Während seiner Stationierung in Luhansk im Rahmen seines Einsatzes im russisch-ukrainischen Krieg bestand er darauf, dass seine private Einheit Helme trägt, die den Helmen der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg nachgeahmt sind.[4][5] Utkin trägt als Tätowierungen die Siegrunen der Waffen-SS als Kragenspiegel und einen Reichsadler mit Hakenkreuz auf der Brust."

          Reicht das nicht aus, um eine Gesinnung zu erkennen?

          Wenn nicht, dann hier noch ein Link.

          www.belltower.news...attenarmee-128487/

          Die halten ihre ganz offen rechtsextreme Gesinnung nicht einmal hinterm Berg. Das kann man gar nicht übersehen.

        • @Sonntagssegler:

          In Utkins tätowiertem Reichsadler und SS- Runen könnte man schon eine Gesinnung erkennen...



          Aber bei Wagner geht es ja auch nur um andauernde, statt um historische Verbrechen...

        • @Sonntagssegler:

          Ihnen ist schon klar, dass der Name Wagner auf Richard Wagner zurückgeht?

          Utkin verehrt diesen Komponisten aber auch Hitler, der dies auch tat.

          www.tagesspiegel.d...e-auf-8025766.html

          Manche Zufälle sind schon sehr interessant.

        • @Sonntagssegler:

          Ich kann Ihnen nur zustimmen!