Krieg im Jemen: Tausende Gefangene?
Ist der Krieg im Jemen für Saudi-Arabien viel kostspieliger als offiziell von Riad behauptet? Propaganda der Huthi-Rebellen lässt das vermuten.
Am Wochenende veröffentlichten sie auf ihrer Website al-Masirah TV Videoaufnahmen einer den Huthi zufolge noch laufenden Großoffensive im Grenzgebiet zwischen Jemen und Saudi-Arabien mit dem Namen „Sieg von Gott“. Das etwa einstündige Propagandavideo zeigt Kämpfe in einem unwegsamen, bergigen Gelände, das den Angaben nach nahe der südsaudischen Stadt Nadschran liegt. Jeden Treffer feindlicher Ziele begleiten die Huthi-Kämpfer mit der aus dem Iran bekannten Parole „Tod für Amerika, Tod für Israel“.
Von unabhängiger Seite konnten die Angaben über die Großoffensive der Huthi bislang nicht bestätigt werden. Die saudische Regierung äußerte sich nicht. Sollten die Angaben stimmen, wäre dies für die politische Führung in Riad ein herber Gesichtsverlust. Das Königreich führt im Jemen seit Jahren einen kostspieligen Krieg gegen die vom Iran unterstützten Huthi. International steht es seit dem Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi im vergangenen Jahr unter Druck. Die Tat hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt und die Aufmerksamkeit auch auf die brutale saudische Kriegsführung im Nachbarland gelenkt, der mehrere Tausend Zivilisten zum Opfer gefallen sind.
Hohe Opferzahlen in den eigenen Reihen würden auch in der saudischen Bevölkerung für Unmut sorgen und den Druck auf die Führung um Kronprinz Mohammed bin Salman erhöhen, den Krieg im Jemen zu beenden. Jüngst hatten die mit Saudi-Arabien verbündeten Vereinigten Arabischen Emirate ihren Militäreinsatz im Jemen stark zurückgefahren.
Brennpunkt eines größeren Konflikts
Saudi-Arabien war im März 2015 mit weiteren arabischen Staaten in den Krieg im südlichen Nachbarland eingetreten. Riad will vor allem den Einfluss seines schiitischen Erzrivalen Iran zurückdrängen. Aktuell geraten die Huthi in den Mittelpunkt des Konflikts zwischen dem Iran auf der einen und den USA und Saudi-Arabien auf der anderen Seite.
Erst im September behaupteten sowohl die Führung in Teheran als auch die Huthi selbst, dass sie für die Angriffe auf saudische Ölanlagen Mitte September verantwortlich seien. Dass die Huthi für eine solch aufwendige Militäroperation gegen Saudi-Arabien die Kapazitäten haben, wurde allerdings von vielen bezweifelt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste