Krieg gegen die Ukraine: Heftigste Attacke auf die Westukraine
Mit Hunderten Drohnen und Raketen greift Russland die zivile Gas-Infrastruktur der Ukraine an. Auch Polens Luftwaffe in Alarmbereitschaft versetzt.

Die ersten starken Explosionen waren gegen vier Uhr morgens zu hören, als die Stadt zunächst von Kamikaze-Drohnen und später von Marschflugkörpern sowie aeroballistischen Raketen des Typs „Kinzhal“ attackiert wurde. In Lwiw wurden Wohnhäuser, eine Schule, ein Kindergarten, eine Kirche und mehrere Betriebe beschädigt. Außerdem fiel in einigen Stadtteilen die Stromversorgung aus.
Der kürzlich erbaute moderne Industriepark „Sparrow“, der gezielt angegriffen wurde, wurde vollständig zerstört. Laut dem Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowyj, waren kritische Infrastruktureinrichtungen, insbesondere Gasanlagen, das Hauptziel des Angriffs.
Auch andere Ortschaften in der Region Lwiw wurden angegriffen. Im Dorf Lapajiwka wurde ein privates Wohnhaus getroffen, wodurch eine vierköpfige Familie, darunter ein 15-jähriges Mädchen, ums Leben kam. Etwa ein Dutzend weitere Personen wurden verletzt. Die Zahl der Todesopfer und Verletzten könnte jedoch noch steigen, da die Trümmer immer noch geborgen werden.
Insgesamt wurde die Westukraine mit 140 Drohnen und 23 Raketen angegriffen. Die polnischen Luftstreitkräfte wurden in volle Kampfbereitschaft versetzt, beteiligten sich aber nicht an der Abwehr des Angriffs auf die ukrainische Grenzregion.
Der Luftangriff auf die Ukraine dauerte insgesamt mehr als fünf Stunden und betraf zehn Regionen des Landes. Laut der ukrainischen Luftwaffe feuerte die russische Armee in der Nacht 496 Drohnen und 53 Raketen verschiedener Typen auf die Ukraine ab.
In der südlichen ukrainischen Stadt Saporischschja führte Russland mindestens zehn Angriffe mit Shahed-Drohnen und Lenkbomben durch, bei denen mindestens eine Person ums Leben kam. Dabei wurden 18 mehrstöckige und 24 private Wohnhäuser sowie etwa ein Dutzend Unternehmen beschädigt.
Hauptziel des Angriffs waren kritische Infrastruktureinrichtungen. Dadurch blieben mehrere zehntausend Einwohner der Stadt ohne Strom- und Wasserversorgung.
Der Vorstandsvorsitzende der nationalen Aktiengesellschaft Naftogaz, die die Bevölkerung der Ukraine mit Erdgas versorgt, Serhij Korezkyj, erklärte, dass die jüngsten massiven Angriffe Russlands gezielt auf die Gasinfrastruktur der Ukraine gerichtet waren. „Es wurden zivile Objekte angegriffen, die die Menschen während der Heizperiode mit Gas versorgen. Leider gab es Treffer und Zerstörungen. Die angegriffenen Objekte haben keinerlei militärische Bedeutung“, sagte er.
Bereits Ende letzter Woche führte Russland einen der massivsten Angriffe auf die Gasinfrastruktur der Ukraine seit Kriegsbeginn durch. Laut Naftogaz wurden Objekte in den Regionen Charkiw und Poltawa schwer getroffen.
Insgesamt feuerten russische Truppen 35 Raketen, darunter überwiegend ballistische Raketen, sowie 60 Drohnen auf diese Einrichtungen und Anlagen ab. Obwohl es gelang, einen Teil der Raketen und Drohnen abzuschießen, kam es dennoch zu Treffern. „Infolge dieses Angriffs wurde eine beträchtliche Anzahl unserer Objekte beschädigt. Ein Teil der Schäden ist kritisch“, teilte Naftogaz mit. Korezkyj meint: „Diese manischen Terroranschläge haben nur ein Ziel: den Ukrainern während der Heizperiode Gas, Wärme und Licht zu entziehen.“
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