piwik no script img

Kremlchef erkrankt?Putins Kreuz mit dem Kreuz

Russlands Präsident scheint gesundheitliche Probleme zu haben. Eine Bruchlandung bei einer PR-Aktion könnte der Grund sein. Auslandsreisen hat er storniert.

Der tollkühne Pilot Putin hat eine harte Landung hingelegt. Bild: dapd

MOSKAU taz | Hat Wladimir Putin es im Kreuz? Ist der Präsident womöglich krank? Seit Tagen spekulieren russische Medien über den Gesundheitszustand des Kremlchefs, der sich seinen Landsleuten gerne als tollkühner Pilot, nacktbrüstiger Reiter oder gestählter Eishockeyspieler präsentiert. In letzter Zeit wurden die TV-Auftritte seltener und die Porträtisten des Kreml zeigten Wladimir Putin nur noch in Sitzpose.

Als der Präsident das letzte Mal vor die Kamera lief, humpelte er schon. Das war auf dem ASEAN Gipfel im September in Wladiwostok. Anzeichen einer Unpässlichkeit häuften sich. Die byzantinisch geschulten Deuter in Moskau ließen nicht locker: Warum verlässt der Chef die Residenz in Nowo-Ogorjewo kaum noch? Wieso trat er die Reise nach Indien nicht an? Wurde auch die geplante Türkeivisite verlegt? Und was ist mit dem Gipfel der GUS-Staaten in Tadschikistan, der am Donnerstag stattfinden sollte? Stand nicht auch noch ein Besuch in Bulgarien auf der Liste?

Zunächst konnte Putins Pressechef die Gerüchte zerstreuen. Seit Donnerstag rückt er nun peu à peu der Wahrheit näher. Die Zeitung Wedomosti will von Mitarbeitern der Präsidialadministration erfahren haben, dass Putin sich einen Bandscheibenschaden zugezogen haben soll und Ärzte dem Korsettierten das Fliegen verboten hätten. Für den Pressechef handelt es sich indes nur um eine ältere, wieder aufgetretene Zerrung, was beim täglichen Training schon mal passieren könne.

Für das wochenlange Verweilen in der Residenz hält der Kreml auch eine eigenwillige Erklärung parat: Putin wolle Moskaus chaotischen Verkehr durch die seinetwegen verhängten Sicherheitsmassnahmen nicht noch mehr belasten.

Harte Landung in Sibirien

Das alles sind Kapriolen, die die Moskauer zum Brüllen bringen. Auf keinen Fall sollen die Bürger daran erinnert werden, dass der Staatschef 60 Jahre alt und nicht mehr unverwundbar ist. Dumm auch, dass sich rückwirkend das Alter nicht mehr verheimlichen lässt.

Putin zog sich im September beim Flug mit einem Ultraleichtflieger die Blessur zu. Gegen den Rat der Ärzte nahm der Kremlchef auf der sibirischen Halbinsel Jamal an einer PR-Aktion teil. Als Kranich verkleidet glitt er eigens gezüchteten Exemplaren der seltenen Spezies auf ihrem Winterflug in den Süden voran. Dabei kam es zu einigen Komplikationen. Vor allem muss Wladimir Putin aber eine sehr harte Landung hingelegt haben.

Die Kraniche, die Putins PR-Kampagne überstanden, sind inzwischen wieder in den Norden zurückgekehrt. Schon das brachte dem Judoka Spott und Häme ein. Auch mit der Geheimniskrämerei um die Bandscheibe tut der Kreml seinem Herrn keinen Gefallen. Vielleicht hat die Führung deshalb den jährlichen TV-Dialog Putins mit dem Volk im Dezember kurzfristig auf den Sommer verschoben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • B
    Benz

    @Hendrix

    Ich habe kommentiert, dass ich das Thema für zweitrangig halte.

  • H
    Hendrix

    Wenn Sie besseres zu tun haben, Benz, und das Thema - wie Sie schrieben - ohnehin für unwichtig halten, warum kommentieren Sie es dann überhaupt?

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Wenn Sie wollen dürfen Sie gerne weiterhin alles über Putins Leben gierig verschlingen und sich als sein deutscher Hausarzt betätigen.

    Ich für meinen Teil habe besseres zu tun.

  • H
    Hendrix

    Benz, das Interesse an Putin und seiner Gesundheit ist absolut begründet. Dieses liegt weniger an seiner Person als solches, sondern darin, dass in autoritären Staaten wie Russland alle Macht in den Händen weniger einzelner konzentriert ist. Im Fall RU liegt alle Macht bei Putin, zum Teil bei Medwedew.

     

    Tritt Putin ab, aus welchem Grunde auch immer, ändert sich die gesamte Politik des Landes. Dabei rächt sich, dass die Regierenden keinerlei Programmatik haben; die Regierungspartei "Einiges Russland" nur eine Schein-Partei ist. Ihr einziges "Programm" ist der Machterhalt schlechthin.

     

    Ich stimme Ihnen allenfalls darin zu, dass hämische Freude über gesundheitliche Probleme anderer immer makaber ist. Die Auseinandersetzung mit Putin sollte inhaltlich anhand seiner lausigen Politik erfolgen. Dass aber sein Gesundheitszustand überhaupt politisch relevant ist, ist das Ergebnis seiner verfehlten autoritären Politik.

  • B
    Benz

    Ziemlich unwichtige Meldung. Ob Putin Rückenschmerzen hat, ist ungefähr so bedeutend wie die Frage ob Merkel verschnupft ist.

    Aber was mich immer wieder erstaunt: V.a. die Leute, die Putin abgrundtief hassen, ihn als Nichts und blasse Figur bezeichnen, greifen gierig jede Meldung über ihn auf.

  • H
    harry

    das sind doch alles nur verschwörungstheorien homophober medienfritzen. putin hat sich nämlich beim sex mit seinem freund und lebenspartner medjedew ganz einfach im bett den nacken verrenkt. das kann doch jedem mal passieren.

  • W
    Walter

    Das ist eine gute Nachricht. Putin ist ein synonym der grenzenloser Korruption und Fäulnis.

  • R
    Richard

    Gibt es keine anderen Probleme auf der Welt? Fehlte noch ein Artikel über Hitlers Eier.

  • F
    Fred

    Putin, der Bucklige, der nur noch tief gebückt seine blutige Diktatur ausüben kann, das wär' ein hübscher Anblick.