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Kreml-Expertin über Putins Pläne„EU-Entscheider sind Lame Ducks“

Putin will vor allem verhindern, dass es auch in Moskau zu Protesten kommt. Doch er verrechnet sich, sagt die Kreml-Expertin Lilia Shevtsova.

Putin geht es nur um Putin: Putin im Kreise seiner Nicht-Putins. Bild: ap
Ines Kappert
Interview von Ines Kappert

taz: Frau Shevtsova, Putin will die Krim nicht mehr annektieren, sie soll nun ein eigener Staat werden. Was sind die Folgen?

Lilia Shevtsova: Dass wir ein neues Transnistrien bekommen. Also einen formal unabhängigen Staat, der de facto von Russland kontrolliert wird.

Wird die Teilung der Ukraine die Krise befrieden können?

Überhaupt nicht. Wir laufen Gefahr, ein neues Tschetschenien zu bekommen.

Wegen der Krimtataren?

Genau. Unter den knapp 300.000 Tataren, die auf der Krim leben, finden sich viele junge Menschen, die entschlossen sind, gegen die Spaltung zu kämpfen.

Wer sollte sie bewaffnen?

Noch geht es nicht um Waffen. Es zählt allein, dass sie leidenschaftlich zur Ukraine gehören wollen, eine Einheit bilden und sehr diszipliniert sind. Zudem können sie auf 2.000 bis 3.000 Tataren zählen, die sie von der Türkei aus unterstützen werden.

denis borisow
Im Interview: Lilia Shevtsova

leitet die Abteilung für russische Innenpolitik des internationalen Thinktanks „Carnegie Endowment for International Peace“. Sie lehrt zudem an der Higher School of Economics.

In Deutschland nimmt man diese Minderheit nicht ernst. Vielmehr steht die Gefahr eines nächsten Kalten Krieges im Mittelpunkt.

Diese Debatte führt in die Irre. Der Kalte Krieg war eine Angelegenheit zwischen den USA und der Sowjetunion, zwei ungefähr gleich starken Nuklearmächten, und es war ein Krieg der Ideologien. Russland aber sendet keine ideologischen Botschaften mehr in die Welt. Der Konflikt jetzt ist gefährlicher als der Kalte Krieg.

Das müssen Sie erklären.

Der Kalte Krieg basierte auf gewissen Prinzipien. Washington wie Moskau wussten, welche „roten Linien“ sie nicht überschreiten durften. Der Kalte Krieg war vom Respekt vor Spielregeln geprägt. In der Ukraine hat Putin jetzt aber die „roten Linien“ überschritten und damit eine neue Ära eingeleitet. Putins Russland ist zu einem Aggressor geworden. Sowohl in Georgien als auch in der Ukraine verschiebt es jetzt Grenzen. Das ist eine Gefahr für die globale Ordnung.

Weswegen manche eine Parallele zum Ersten Weltkrieg ziehen. Hier wurde der Grundstein für die Verbindung von Grenzverschiebungen und ethnischen Säuberungen gelegt.

Das finde ich übertrieben. Die Parallele zu 1938 und dem Sudetendeutschland ist viel überzeugender.

Warum?

Weil auch hier ein Staat, also Deutschland, die Verteidigung einer Minderheit zum Vorwand nahm, um in ein fremdes Land, nämlich in die Tschechoslowakei, einzumarschieren.

Die EU diskutiert darüber, welche Sanktionen Russland unter Druck setzen könnten. Was sind die Optionen?

Meine Erwartungen an die EU sind gering. Die EU befindet sich im Wahlkampf, die gegenwärtigen Entscheider in der EU sind bereits Lame Ducks.

Hat Putin mit dieser Schwäche kalkuliert?

Natürlich! Er hat auf das Vakuum innerhalb der Ukraine gesetzt – und darauf, dass niemand weiß, wer nach der Europawahl im Mai die EU-Kommission anführen wird. Auch die gegenwärtig diskutierten Sanktionen dürften Putin nicht stören.

Die Verweigerung von Visa und das Einfrieren von Konten sind egal?

Das würde ja nicht für Putin selbst, sondern nur für die vierte, vielleicht dritte Liga in seinem Apparat gelten. Die Effekte wären sehr begrenzt. Auch in der Ukraine ist man gegenüber Sanktionen und gegenüber Deutschland skeptisch.

Warum?

Zunächst: Frank-Walter Steinmeier hat Sanktionen nur angekündigt: Passiert ist nichts. Außerdem erinnert man sich hier noch gut daran, dass Merkel im Georgienkonflikt maßgeblich verhindert hat, dass Georgien und die Ukraine in die EU kamen. Und auch Steinmeiers Föderalismuspläne haben verstört: Ukraine, Russland und die EU sollten die Zukunft der Ukraine diskutieren. Das ist eindeutig die russische Position. Man ist also sehr skeptisch gegenüber Deutschland – und das ist der führende Akteur im Westen.

Wie ließe sich das verlorene Vertrauen zurückgewinnen?

Wenn Berlin, Paris und London die vielen Orte aufdeckten, an denen Geld aus der Ukraine, Russland und Kasachstan gewaschen wird. Doch bislang passiert auch in diesem Bereich nichts.

Angesichts der erneut überforderten EU – vertritt Putin da nicht ziemlich clever seine Interessen?

Nein, das tut er nicht. Denn er begreift überhaupt nicht, was auf der Straße los ist, sondern denkt noch immer, dass der Südosten der Ukraine einheitlich prorussisch sei. Das ist falsch. Seine Politik stößt auf Widerstand. In Charkiw sind 10.000 Leute auf die Straße gegangen, um den ukrainischen Staat zu verteidigen, und in Odessa waren es 15.000. Seine Ignoranz gegenüber der neuen ukrainischen Identität wird für ihn zum Problem werden.

Auch in der russischen Zivilgesellschaft gibt es Kritik an Putins Vorgehen. Welche Rolle spielt sie?

Zum Glück gibt es einige, sehr mutige Menschen, die jetzt in Russland vor den ukrainischen Botschaften und dem russischen Verteidigungsministerium demonstrieren und riskieren verhaftet zu werden. Trotz des fürchterlichen Durchgreifens der Putin-Regierung 2011 gegen die Opposition haben wir noch diese widerständigen Stimmen. Trotzdem hängen sehr viele auch der Liberalen dem neuen russischen Imperialismus an. Das sollte man nicht unterschätzen. Aber ein anderer Punkt ist vielleicht noch wichtiger: Viele Intellektuelle, auch ich selbst, haben einen Fehler gemacht.

Welchen?

Wir alle dachten, da Putin Imperialist ist – und eben kein Nationalist –, dass es ihm nur darum geht, die Ukraine ins Reich zu holen. Doch sein Neoimperialismus erzählt nicht die ganze Geschichte. Wenn es allein darum ginge, hätte er schon viel früher gegen die Ukraine ins Feld ziehen können und müssen. Das Gleiche gilt für die Republik Moldau.

Was also hat Putin jetzt agieren lassen?

Dass die Ukrainer auf den Maidan gegangen sind. Putin will um jeden Preis verhindern, dass irgendetwas Vergleichbares in Moskau passiert. Maidan ist für ihn das Böse schlechthin. Deshalb will er den Ukrainern zeigen, wie sie sich zukünftig benehmen sollen – und mehr noch den Russen. Bei der Ukraine geht es in erster Linie um Putin und seinen Machterhalt.

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37 Kommentare

 / 
  • Man lese doch mal zum Kontrast dazu dieses Interview mit Stephen Cohen , emeritierter 
Professor für Russland-Studien und Politik an der New York University und der Princeton University :

     

    http://www.neues-deutschland.de/artikel/925949.putin-haelt-alle-karten-in-der-hand.html

     

    W a s für ein Unterschied des Niveaus !!!

  • D
    Daryl

    @Andrej Wassiljew

    Zu ihren Kommentar fällt mir nur ein:

    Ich lache Sie nicht aus.

    Aber ich stelle fest, dass

    Ihr Mangel an Reife trotz

    vorhandenen Intellekts,Durchsetzungskraft,

    Ansehen usw. sie nicht davor

    beschützt, pathologisch hochgefährlich, oberflächlich und menschenverachtend zu sein!

    Sie mögen irgendwelche akademischen Meriten haben und irgendwelche Kämpfe siegreich

    gefochten haben und im Stolz hochgekränkt sein, aber Reife

    haben Sie nicht ausreichend!

     

    Das es heute Atomwaffen gibt,

    Interkontinentalraketen gibt,

    Chemiewaffen und Biowaffen,

    um Europa unbewohnbar zu machen,

    sehen gewisse Leute wohl nicht.

    Das der Tod grausamst würde,

    sehen Sie auch nicht.

    Das fast 20 Mio. Russen allein

    im 2 WK und dank dem widerlichen

    Stalin 70 Mio Menschen nachher noch umgebracht worden sind, geht Ihnen auch am A. vorbei??!!

    Ihnen fehlt schlicht Mündigkeit,

    Erhabenheit und Würde und Empathie für die Kultur der anderen Kulturen!

    Sie sind fachgerecht nach den weltpolitischen Marketingstrategen versaut!

    Und inwiefern Sie selbst den Mut

    haben z.B. gegen Al Quaida

    in Afghanistan zu kämpfen und

    auch zu sterben, möchte ich an dieser Stelle stark bezweifeln.

    Scharfmacher quälen gern, wie

    die Leute mit den illegalen Gerichten und Geheimgefängnissen! Und hauen dann rechtzeitig ab! Bush junior

    war auch nicht in Vietnam!!!!!

    Aber das hielt ihm nicht davon ab Sadisten freie Bahn einzuräumen und seine eigenen Leute zu zehntausenden abschlachten zu lassen!!!!!

    K Ä M P F E N müssen andere und

    zwar für die größten Volltrottel!

    Ihr militanter Unterton ist wirklich provozierend. Beten Sie das Sie nicht einmal

    wirklich beim Wort genommen werden!

  • A
    Arne

    Nach der Einschätzung dieser Shevtsova sind also die Krimtataren potenzielle Terroristen, die unabhängig davon, ob sie in einer von der Ukraine losgelösten Krim die gleichen Rechte wie vorher haben aus ideologischen Gründen Terror ausüben würden.

  • J
    jochen

    Wenn die Ukraine anfängt

    endlich echte Politiker

    und Politikerinnen zu engagieren,

    die die Interessen aller vertreten,

    sich an Kompromisse und Verträge

    halten, respektvoll gegenüber dem Westen und Russland auftreten und gemeinsam

    für alle Seiten gute neutrale

    Verträge aushandeln, dann

    werden die Russen und auch der Westen sich schnell wieder zurückziehen.

    Die Schwäche liegt in der geringen Qualität und dem Auseinandersetzungsniveau der ukrainischen Politik.

    Die pogromhaften Auftritte

    in den Medien hätte es niemals geben dürfen. Eventuelle

    Schießbefehle durch Janukowitsch

    hätte es auch niemals geben dürfen! Und die Drohung mit militärischen Mitteln

    den Osten der Ukraine die Meinung

    der Westukrainer aufzudrücken, ist auch nicht akzeptabel!!!

    Beide Seiten haben wohl kriminelle Methoden angewendet.

    Nicht die EU und Russland

    sind das Problem, sondern

    die ukrainische Politik, die

    das Land spaltet und bei der sich einige Gruppen über das Gesetz erhoben haben.

    Wenn die Stimmunglage so verschieden ist, dann muss um der Einigkeit Willen eine Enthaltung geboten sein!!!!

    Dann kann die Ukraine nicht

    in die EU und auch nicht

    in eine russische Förderation,

    hat aber weiterhin abgerüstet zu sein und darf kein NATO-und

    Russland-Militärverbündeter sein! Das ist Politik!

  • "..die gegenwärtigen Entscheider in der EU sind Lahme Ducks..."

    warum muss Frau Shevtova uns Europäer beleidigen und warum diese Situation gefährlicher sein soll wie der Kalte Krieg erschließt sich mir nicht...,

     

    DRUSCHBA

    • R
      redneck
      @tomas:

      Sind Sie ein ,Entscheider in der EU' oder warum fühlen Sie sich beleidigt?

  • Herr Putin wird herzlich gebeten, seine Drohung gegen die USA umzusetzen, im Falle von Sanktionen gegen sein Land russische Rohstoffe nicht mehr in Dollar zu handeln.

     

    Weitere Programmpunkte: US - Bonds auf den Markt und Schulden an die USA nicht mehr bezahlen.

     

    Das labile Welt-Finanzsystem wird daduch zusammenbrechen.

     

    Und schon sind Dollar, Pfund, Yen und Euro dahin...

     

    Der Westen legt sich gerade mit dem Falschen an. Und schaufelt sein eigenes Grab.

  • D
    daryk

    Besser eine "Lame Duck" zu sein,

    als eine "Rat on Dope"!

    Wer hat wirklich auf die DemonstrantInnnen geschossen?

    Unklar!

     

    Ich möchte nicht, dass Russland

    destabilisiert wird!!!

    Weil die Folgen unkalkulierbar wären!!

    Dank der NATO-Befehlshaber haben nun

    die radikalen Islamisten Chemie-Waffen!!!!

     

    Die Revolutionsmisere

    in den arabischen Staaten hat mir vollauf genügt.

    Anderen Leuten der USA

    reichen die bisher eingestreichten 10 Billionen-Verluste wohl offenbar nicht aus!! Weil das Geld auf Pump

    des Staates

    ja in die Taschen ihrer Günstlinge

    abwandert.

    Die Ukraine soll ja gern neutral sein, aber nicht

    faschistisch und nicht nuklear

    bewaffnet.

    Die militärische Entwaffnung

    hinsichtlich der Massenvernichtungswaffen in

    der Ukraine und der anderen

    Ostblockstaaten war verantwortungsvoll für die Sicherheit in Europa!!

    Das soll auch so bleiben!

     

    Die USA werden unter einer

    Einwandererelite und Leuten

    wie Bush-junior in immmer neue

    folgenschwere Idiotien hineingeritten.

     

    Die Krim als Urlaubsort und

    Kurort hat natürlich viel bessere Entwicklungschancen als

    Transnistrien.

    Als El Dorado für reiche EuropäerInnen und RussInnen

    kann es durchaus aufsteigen!!

    Und mit den Balearen, Kanarischen Inseln, Cayland Islands etc, sowie als Steueroase hat es natürlich

    herausragende beneidenswerte Aufstiegschancen und Vorbilder.

    Die Russen wollen eben auch einen Sicherheitsabstand zur NATO. Das ist auch gut so!

    Denn wir wollen auch keinen

    nervöse Leute in den Atomsilos haben und die Chemiewaffenabrüstung fortsetzen! Und wir leben hier in Europa und nicht in den USA,

    wir fassen die Probleme ab!!!!

  • Die USA haben ja auch Puerto Rico, Hawaii und andere Territorien annektiert ...

    -

    ... und jetzt Russland Verlogenheit vorzuwerfen, entbehrt jeder Grundlage und auch Frankreich, Grossbritannien und auch Spanien verfolgten langfristig diese Politik und im Nahen Osten sehen wir, das Israel die internationalen Rechte mit Füssen tritt und Assad macht sein 2 Jahren Greultaten ... und ich will ja noch auf die türkische Republik Nordzypern verweisen ...

    -

    Die Ukraine muss endlich aufhören, russisch-sprechende Bürger zu drangsalieren und erst dann wird Russland wieder vernünftig werden

  • Die Ukraine in die NATO?????

    -

    Dann muss es Krieg geben denn zur Wiedervereinigung garantierte die Nato sich nicht weiter nach Osten auszubreiten.

    -

    Das ist schon mit Polen gebrochen worden.

     

    Wenn den Ami`s nicht bald der Riegel vorgschoben wird, werden wir unsere eigene Vernichtung mitverantworten

  • Die »Klitschko-E-Mails« und der Westen

     

    Es gibt Krieg in der Ukraine? Und vielleicht schon bald in ganz Europa? Ganz bestimmt. Denn die westlichen Siegermächte des Ersten und Zweiten Weltkriegs haben nun den dritten im Visier – exakt 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Und mit Deutschland und seiner Kanzlerin als willigem Werkzeug. Dass Merkels CDU die Partei des ukrainischen Putschisten Vitali Klitschko unterstützt, passt ins Bild. Nun aufgetauchte E-Mails von Klitschko werfen ein Schlaglicht auf seine Beziehung zum Westen. Lesen Sie selbst http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/gerhard-wisnewski/an-merkels-haenden-klebt-blut-die-klitschko-e-mails-und-der-westen.html;jsessionid=0107B3B6C39FA454BB0446885DF2D8D9

  • F
    Frost

    Hängt euch stets an den Rockzipfel des Amerikaners. "Von dem kriegt ihr ja auch das Gas-, und das Deutsche Gold nicht mehr zurück". Erst ein deutsches Nein zum Europa Beitritt der Ukraine-,dann scharf machen zum Beitritt-,jetzt haben wir den Salat. Der Ami ist immer der Gute, weil er Einfluss auf die Weltwirtschaft nehmen kann-,und das ohne jegliche Skrupel. Wer so die Welt überwachen muss,wie der Amerikaner, der kann nicht brav sein. Der Amerikaner hat zu hoch gebaut,der hat mehr angst als der Russe. Das weiß Putin. Und wie man weiß, steht Merkel immer denen zur Seite,die Sie lenken.

  • W
    Wolfgang

    Ich bin sehr enttäuscht von der Berichterstattung in Bezug auf die aktuelle Situation zur Ukraine.

    Die enge Orientierung an der Person Putin und die Tendenz zur Dämonisierung des russischen Präsidenten einerseits sowie die Kommentierung der westlichen Politik im Kontrast dazu als "Berliner Kuscheldiplomatie" andererseits haben mich sehr empört. Die TAZ degradiert sich damit zu einem Mainstreampressemedium: "Wir Guten im Westen dürfen uns das vom bösen gefährlichen Putin nicht gefallen lassen und zu harten Sanktionen kommen!" In Ihrem Kommentar: "Die deutliche Sprache von Kerry war das richtige Signal." Ich bitte Sie: Wo soll das hinführen? Gibt es nicht mehr Kompetenz bzgl. "Konflikteskalation" in Ihrer Redaktion?

    Sicher halte ich den russischen Präsidenten nicht wie Schröder für einen "lupenreinen Demokraten", aber: Welche völkerrechtswidrigen Kriege hat "der Westen" in der jüngeren Geschichte beganngen? Denken Sie im Ernst, ein anderer russicher Präsident hätte anders gehandelt? Angesichts der Hinweise, dass der Umsturz in der Ukraine durch "den Westen" massiv gefördert wurde [vgl. ua.: http://www.nachdenkseiten.de/?p=20855], was in Russland nachvollziehbar als aggressiver Akt interpretiert wird, schätze ich die Reaktionen Moskaus geradezu als gemäßigt. Nach dem "Fall der Mauer", die durch die weise Entspannungspolitik von Brandt/ Bahr möglich wurde, rückte die Nato gegen das Einverständnis Russlands immer näher an die Grenzen Russlands heran.

    Ihre Meinungspositionierung fördert in dramatisch-unkritischer Weise die Beförderung des alten Feinbildes und des Blockdenkens, das es zu überwinden gilt.

  • U
    ungeschminkt

    Die nordamerikanischen und westeuropäischen Kapital-, Wirtschafts- und Monopolinteressen und deren CIA-Journalisten und BND-"Fremde Heere Ost", bleiben hierbei wohl unberücksichtigt ...

  • AW
    Andrej Wassiljew

    Hallo Frau Shevtsova,

     

    sehr kluge Analyse von Ihnen.

    Ich könnt (als Polit-Leie :-) noch etwas

    dazufügen. Leider werde ich in

    letzter zeit sehr emotional (ein

    Kommentar von mir wurde gestern

    nicht veröffentlich). Schade, dass

    die TAZ lieber Kommentare wie von "Peter Haller" (ein FSB-IM?) veröffentlicht.

    Aber, okay. Das ist Meinungsfreiheit.

     

    Gibt es auch eine Freiheit

    für echte Emotionen?

     

    Gott segne die neue

    Heldenstadt KIEW !

    Gott stehe Ukraine bei !

    Und Gott segne Menschen

    wie Lilia Shevtsova und Wladimir Kaminer.

     

    Im Namen des Vaters und des

    Sohnes und des Heiligen Geistes.

    AMEN.

     

    Andrej Wassiljew

    (noch ein Kosak des Kiewer Rus)

     

    P.S.

    An alle Pro-Putin-Kommentaristen:

    Ich wünsche dem Moskauer Rus alles Gute.

    Wenn Putin dort Arbeitsplätze schafft und Autobahnen baut,

    ist das okay. Ich freue mich für euch und für die Menschen dort.

    Bloss lasst uns in Ruhe und selbst bestimmen wie wir unsere Pferde zu satteln haben, okay ?!!!

    Ponjatno ?!!! Jasno ?!!! Capito ?!!! Verstanden ?!!! Understand ?!!! Comprendo ?!!!

    Hände weg von meinem Pferd!!!

  • HS
    Hari Seldon

    Zitat aus dem Artikel: "Es zählt allein, dass sie leidenschaftlich zur Ukraine gehören wollen, eine Einheit bilden und sehr diszipliniert sind. Zudem können sie auf 2.000 bis 3.000 Tataren zählen, die sie von der Türkei aus unterstützen werden."

     

    Nun, hier geht es um 0,1% der Bevölkerung mit Unterstützung aus dem Ausland (ganz klar gegen das Völkerrecht). Meint die Dame, dass Demokratie wäre, dass 0,1% der Bevölkerung bestimmt, was die andere 99,9% tun sollte?

     

    Die TAZ sollte sich mit sollhen Nieten wie die "Think Tank" Dame nicht blamieren. Die Herrschaft von 0,1% ist ganz klar eine Diktatur, und die Dame will jetzt diese Diktatur als "Demokratie" verkaufen. Sie braucht definitiv einen guten Psychologe.

  • R
    Rainer

    Oh man, ultraneoliberale Betondiplomatie. Krass, dass solche Stimmen tatsaechlich ernst genommen werden.

     

    Die Frau ist ein gebildeter Kopf und deswegen weiss sie eigentlich ganz genau, dass Russland mit einem wissenschaftlichen Begriff von Imperialismus ueberhaupt nichts zu tun hat. Trotzdem haut sie die Leute damit uebers Ohr, und die Taz druckt's brav.

  • MS
    Michael Schöfer

    Ich bin auch überrascht über die Stimmungsmache in der taz. So hat etwa Mieste Hotopp-Riecke diese Woche in der taz zum Besten gegeben, die Krim sei "kein genuiner Teil Russlands", da die Halbinsel erst 1783 annektiert wurde. Eine merkwürdige Sicht der Dinge, Deutschland gibt es als Staat erst seit 1871. Welche Schlüsse sollen wir daraus ziehen? Wenn Lilia Shevtsova sagt, Russland habe sich zum Aggressor gewandelt, ignoriert sie die absprachewidrige Osterweiterung der Nato. Die steht nämlich jetzt plötzlich an Russlands Grenzen. Warum wird die russische Sicht, die das als Bedrohung bewertet, in der taz ignoriert?

  • H
    Holla

    Krass, was hier für Leute in der taz zu Wort kommen dürfen. Aber wahrscheinlich heißt das Ressort auch deswegen "Ressort Meinung".. Ich verstehe jedenfalls meine (ehemals) linke Welt nicht mehr..

  • PH
    Peter Haller

    Was die so alles denken, in diesen thinktanks.

    Liebe taz, könnt ihr evtl. auch mal andere zu Wort kommen lassen, welche eine andere Meinung repräsentieren, als diese obskuren Russland-Hasser ? Die gibt's nämlich auch. Oder passt das momentan nicht so ganz ins's (einseitige) taz/Ukraine/Russland-Konzept ?

    • @Peter Haller:

      Wo waren Sie denn zuvor, als deutsche Medien nicht von den Tscherkessen und ihren Protesten gegen Sotschi 2014 berichtet haben? Da scheint Sie die Einseitigkeit und Repressivität der Medienwelt nicht gestört zu haben.

    • @Peter Haller:

      lasst uns einfach alle Staaten hassen, schon haben wir ein Gleichgewicht der Entsetzlichkeiten.

  • P
    Peter

    So so, die EU-Politiker, die lieber etwas besonnener auftreten, sind "lahme Enten". Was wäre denn Frau Shevtsova lieber? Einfach mal 'ne Atombombe werfen?

  • "Außerdem erinnert man sich hier noch gut daran, dass Merkel im Georgienkonflikt maßgeblich verhindert hat, dass Georgien und die Ukraine in die EU kommen."

     

    meint die Expertin NATO statt Eu? georgien hat mit der eu bisher wenig zu tun (zumindest was einen beitritt angeht).

    • F
      Fakten
      @paulibahn:

      Warum hätten man auch den Aggressor Georgien in die NATO aufnehmen sollen? Das georgische Regime unter Führung des Krawattenkauers Saakaschwili hat den Krieg damals angefangen, Russland hat auf die Aggression entsprechend reagiert.

  • 'Carnegie Endowment for International Peace'

     

    Jaja, da kann mann auch gleich den Kriegstreiber McCain reden lassen.

    Ach ja, wie viel NGO's hat Rusland eigentlich in die VS

    • @Achso:

      Mich würde interessieren, wie viele Fahnenstangenhalter Putin-Rußland in der deutsche parlamentarischen und außerparlamentarischen Linken hat. Da scheint es nämlich im Gegensatz zu den Wegen und Weisen, wie sich das US-Imperium international Einfluß sichert, kaum etwas zu zu geben.

      • 1
        1010100010101
        @Irma Kreiten:

        Mein Gott lassen sie doch mal diese binäre Denken. Russische, amerikanische, deutsche, wasweissichfüreine Regierung, sind alles die gleichen Wixer.

        • @1010100010101:

          Das hätten Sie wohl besser an "ACHSO" gerichtet.

      • AW
        Andrej Wassiljew
        @Irma Kreiten:

        Yeah, Putin war KGB-Mann in DD.

        (jetzt ist er NKWD/KBG/FSB-Zar).

        Er kontrolliert mental die Ex-Stasi-Leute. Also die Verlierer des Umbruch in den 1989-er. Putin sieht sich auch als Verlierer in dem Sinne, dass er was zurückzuholen glaubt zu dürfen. So wie Hitler sich als Verlierer sah und Revanche suchte. Verlierer sind gefährlich. Denen muss man die Werkzeuge aus der Hand nehmen.

        Was wir jetzt brauchen ist jemanden vom Kaliber eines Ronald Reagan bzw. Winston Churchill. Jetzt geht es ums

        Ganze. Und BTW: Lacht mich ruhig aus. Ich bin kein CIA-Mann, aber lieber CIA als FSB. So wie damals 1941: lieber Sowjetunion als Nazi-Deutschland.

        MfG

        Andrej Wassiljew

  • T
    Tatjana

    Immer fragt die Amis; die werden's wissen _Ironie aus_

    Die Amis, von denen die meisten noch nicht einmal wissen, DASS es Russland gibt, die wollen nun sich als Weltpolzist und als Weltrichter aufschwingen.

    Die taz neuerdings auf nationalistischen Pfaden unterwegs?

    Man muss es mir nur sagen, dann bin ich weg von der taz, die so gar keine Ahnung von Russland und der Ukraine zu haben scheint.

  • EB
    EU Bürger

    Die Frau ist insane.

  • C
    counterly
  • NS
    Na sowas

    Ich glaube nicht mehr, dass die Nazis damals die Medien gleichgeschaltet haben. Das machten die ganz von selbst. Ich erlebe es heute wieder.

  • WD
    West-östliche Diva

    Medienhinweis:

    Youtube-Video von Global Research zur Finanzierung der Ukrainekrise durch das Ausland vom 4. März 2014,

    Titel: "Target: Ukraine - How foreign intervention is tearing the country"

    http://www.youtube.com/watch?v=qCAQUs0yPeY

  • G
    ögwütz

    Aus Russland sollten 30 staaten entstehen, die Moskauer nomenklatura

    wird nie freiheiten zulassen und immer kleine nachbarn überfallen.

    man stelle sich vor die kreuzberg erklärt die eigenständigkeit

    und die türkei schickt truppen.

    • P
      PeterWolf
      @ögwütz:

      Oh, und ich hatte gedacht, Krüzbürg wäre schon gentrifiziert und die rufen die Schwaben zu Hilfe.