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Konzerttipps für BerlinAlles schön und gut

A.S. Fannings kommt mit darkem Folk, die Thumpasaurus mit sinnstiftendem Funk. Und das Londoner Trio Still House Plants mit spröder Schönheit.

Die Geschichte der Welt nochmal neu erzählen: Thumpasaurus Foto: Angela Ricciardi & Silken Weinberg

W em der frühsommerliche Aktionismus da draußen schon zuviel Aufregung und Hysterie mit sich bringt, kann sich am Freitag von einem dunklen Bariton ein bisschen in Melancholie erden lassen: dem des Songwriters A.S. Fanning. Der Dark-Folkie aus Irland bringt genau das richtige für alle, denen Nick Cave zu nah am Kitsch segelt und denen auch Stuart Staples von den Tindersticks zu schwelgerisch unterwegs ist.

Das Ganze kommt recht literarisch befrachtet daher, textlich zielsicher in Richtung Post-Apokalypse. Support kommt von Louis Brennan, auch er fühlt sich in eher desperaten Gefilden heimisch. Zu erleben in der Kantine am Berghain (26. 5., 21 Uhr, Tickets zum Vorverkaufspreis für 15,03 Euro gibt es hier).

An gleicher Stelle gibt es am Dienstag eine Art Gegenprogramm. Da wird die Geschichte der Welt nochmal neu erzählt, allerdings mit dem Funk als ihrem sinnstiftendes Zentrum – nicht etwa dem Unsinn, wie er in der Bibel oder vergleichbaren Publikationen steht.

Die 5-köpfige Combo namens Thumpasaurus hat sich an einer Musikhochschule in Südkalifornien kennengelernt und nach Band- und Kompositionserfahrungen zwischen Jazz, Folk, Rock und Klassik festgestellt: Alles schön und gut, aber am Anfang war eben doch die Funkiness. Beziehungsweise „der Thump, der Ur-Groove des Universums“ – nach dem sie ihre trotz Retro-Appeal einigermaßen zeitgenössischen Sound ausrichten (Kantine am Berghain, 30.5., 20 Uhr, Tickets VVK 23,70 Euro).

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Zwischen so viel Sumpf und Pathos braucht es ein bisschen schöne Sprödheit als Gegengewicht. Das gibts am Samstag im West Germany. Das Londoner Trio Still House Plants steckt neben Repetition auch Ecken und Kanten in die dengelnden Melodien. Dabei beweisen sie trotzdem ein eigenwilliges Herz für Pop, so dass das, was da dauernd auseinanderfällt, irgendwie wieder zusammenfindet.

Die zweite Band des Abends heißt 13YC, was für 13 Year Cicada seht. Ebenfalls ein Trio, das neben eifriger Sampelei auch Bass, Schlagzeug und Synth dabei hat. Ihren Jazz-Hintergrund haben die drei Ber­li­ne­r:in­nen dabei hinter sich gelassen, wohl auch, weil ihnen in der Szene der DIY-Spirit fehlte (West Germany, Skalitzer Str. 133, 27. 5., 21 Uhr, kein VVK, nur AK).

Am Mittwoch lohnt ein Ausflug ins Silent Green, zu Eli Keszler, der dort neben Kate NV und bela aus Korea auftreten wird. Zu seinem letzten, wirklich schönen Soloalbum „Icons“ ließ sich der Schlagzeuger, Komponist und Elektroakustiker vom Leben in New York im Pandemiemodus inspirieren, von seinen Streifzügen durch die leere, entschleunigte Stadt, die dann ab und an in einen Panikmodus verfiel. Es scheint ja alles schon so weit weg (31. 5., 21 Uhr, Tickets kosten im Vorverkauf 15 Euro).

Ausnahmsweise ein Ausblick auf das nachfolgenden Wochenende, denn so ein Festivaltag muss ja gemeinhin ein bisschen geplant werden. Nach einer 5-jährigen Abstinenz meldet sich das kleine, feine und schon deshalb vermisste Festival Down By The River zurück.

Auf zwei Bühnen im lauschigen Garten des://about blank spielen insgesamt acht Acts; etwa die Blaskapelle Brass Riot, pünktlich zum Albumrelease ihres Debüts. Das Trio lässt sich irgendwo zwischen Punk und Jazz verorten, und hat auf FFF-Demos einigen Fame gesammelt.

Oder die aus dem ukrainischen Odessa stammende Band Chillera, die nach Surf und Sommer klingt. Und BauSTELLE aus Weimar ist zwar solo, aber mit reichlich Rave-Druck unterwegs. Es gibt einiges zu entdecken, kommt also bitte in den Garten (Markgrafendamm 24c, 3. 6., 14 Uhr, Tickets im Vorverkauf für 19,80 Euro).

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