Konzertempfehlungen für Berlin: Knallig und sehr kuschelig
Marla Hansens neues Album verspricht Heilung, Hanno Leichtmann feiert das Echo, das Lido die Tuba, und das Istanbuler Trio Lalalar den Psych-Rock.
D as Heilmittel für alles ist Salzwasser: Schweiß, Tränen oder das Meer“ – von diesem Zitat der dänischen Romanautorin Karen Blixen ließ sich die Violistin und Singer-Songwriterin Marla Hansen bei der Arbeit an ihrem zweiten Soloalbum anregen.
Das bekam dann auch den Titel „Salt“ – um Heilung soll es nämlich auch in ihren neuen Songs gehen. Genauer gesagt, um das Überwinden von einengenden Mustern und Gewohnheiten. Im Lockdown war die kollaborationserprobte Musikerin (unter anderem arbeite sie schon mit Jens Lekman, The National, Mocky, Denison, The Hidden Cameras oder Jay-Z) auf sich alleine gestellt und frickelte sich in Synthesizer und elektronische Produktionstechniken ein.
Das ist auf recht subtile Weise in das schwelgerische, folkige, manchmal ambienthafte neue Album eingeflossen. Vorstellen wird sie es mit Band, unter anderem der Cellistin Isabelle Klemt, die auch den Support gibt, am Samstag im Donau115 (Donaustraße 115, 23. 3., 20.30 Uhr, Spenden erwünscht, alle Infos gibt es hier).
Dank des eskalierenden Wahnsinns in den Sozialen Medien hat sich der Echoraum im Kontext der Kommunikationswissenschaft in den letzten Jahren einen eher schlechten Ruf erarbeitet, beschreibt er doch das Verhalten von Gruppen, die sich untereinander nur bestärkende Aussagen zuspielen und alles Weitere ausblenden, also den Gedankenraum stets verkleinern.
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In der Welt der Klänge schaffen Hall und Echo dagegen eher mehr Raum und sphärische Weite. Hanno Leichtmann beschäftigt sich am Samstag und Sonntag in seiner Soundinstallation im ausland mit den Klängen, die solche Effektgeräte für sich genommen generieren. Das Resultat wird beständig morphen und könnte dabei durchaus dystopisch klingen (23. 3., 18 bis 22 Uhr, 24. 3.,15 bis 20 Uhr, Eintritt frei).
Am Dienstag lädt das Istanbuler Trio Lalalar zu wild rumpligem Psych-Rock ins Lido. Ihre Wurzeln haben sie unter anderem in anatolischer Lyrik, aber tanzbar ist ihr eigenwillig-experimenteller Mix, in dem nebelvergangene Elektronik sich an knalligen Riffs kuschelt, trotzdem. „En Kötü Iyi Olur“ heißt das im vergangenen September erschienene zweite Album, das sie im Gepäck haben. (Lido, 26. 3., 20 Uhr, Tickets im VVK 22 Euro).
Und dann gibt es am Dienstag noch eine weitere schöne Gelegenheit, das Instrument des Jahres kennenzulernen: die Tuba. Und zwar außerhalb eines Orchesterkontexts, im jazzigen Doppelpack. Orlando de Boeykens und der New Yorker Jose Davila treten zusammen unter der Programmtitel „Tuba Something“ im Jugendwiderstandmuseum in der Galiläakirche auf.
Letzterer spielte schon mit Ray Charles und brachte die Tuba als Solo-Instrument mit nach vorne, de Boeykens dagegen lebt seit 1990 in Deutschland und war mit seiner Tuba bereits in unterschiedlichsten Kontexten unterwegs: mit der NDR Big Band ebenso wie als Tourmusiker des exzentrischen Chansonniers Hans Unstern (Rigaer Straße 9/10, 26. 3., 19.30 Uhr).
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