Konzertempfehlungen für Berlin: Im Zweifel handgemacht
Diese Woche besinnt sich die Musik auf ihre Nähe zur Poesie, versenkt sich ins strenge Gebet und erkundet das Mysterium des Modularsynthesizers.
U m über die Liebe zu sprechen, findet sich eigentlich immer seine Zeit. Am Sonnabend ist dazu Gelegenheit in der Akademie der Künste am Hanseatenweg. „Gedichte über die Liebe in dieser Zeit“ lautet der Titel der Veranstaltung mit Lesungen und Musik.
Vortragen werden die Akademiemitglieder Kerstin Hensel, Dagmara Kraus, Angela Krauß, Ursula Krechel, Michael Krüger, Monika Rinck und Aleš Šteger. Die Musik dazu steuern die Sängerin Anna Clementi und der Gitarrist und Komponist Chico Mello bei, sie stammt ebenfalls von Akademiemitgliedern, von denen nicht alle mehr aktiv sind. Zu hören sind Werke der Komponisten Georges Aperghis, Youghi Pagh-Paan, Dieter Schnebel und Paul Dessau (11.11., 19.30 Uhr, Tickets für 8, ermäßigt 5 Euro gibt es hier).
Ohne Worte, dafür mit reichlich Strom geht es von Donnerstag an für drei Tage im Studio Boerne zu. Das „Handcrafted Tributes Festival“ geht in Künstlergesprächen, Diskussionen und Präsentationen dem Mysterium der Modularsynthese in der elektronischen Musik nach.
Modularsynthesizer heißen so, weil sie nicht gebrauchsfertige Kästen bloß mit Knöpfen und Reglern sind, sondern nach eigenen Bedürfnissen als Module mit Steckverbindungen in immer neuen Kombinationen zusammengebaut werden können.
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Künstler wie Max Loderbauer, Rabih Beaini, Oxana Omelchuk oder Richard Scott werden dabei mit dem Stefan Schulze Large Ensemble zusammenarbeiten, das bei dieser Gelegenheit sein Album „The Buchla Suite: A Handcrafted Tribute to Morton Subotnick“ vorstellt, das einem großen Pionier der Modularsynthese gewidmet ist. Auch mit dem Mythos der Maschinenmusik lässt sich bei dieser Gelegenheit ein wenig aufräumen.
Denn diese Maschinen tun halt nichts, wenn nicht zuvor Menschen mit ihren Händen Kabel in die von ihnen ausgewählten Anschlüsse hineinstecken (14.–16. 11., ab 17 bzw. 19 Uhr, Einzeltickets 6–8,50 Euro, Festivalpass 24 Euro).
Der RIAS Kammerchor kann auf 75 Jahre des Musizierens auf höchstem Niveau zurückblicken. Um das zu feiern, holt er unter anderem frühere Chefdirigenten ans Pult. Am Freitag ist das Daniel Reuss, der von 2003 bis 2006 dieses Amt ausfüllte.
Seit 2008 leitet er den Estnischen Philharmonischen Kammerchor. Dazu passend hat er A-cappella-Werke von drei Generationen estnischer Komponisten für dieses Konzert in der Philharmonie versammelt. Der jüngste ist Jüri Reinvere, 1971 in Tallinn geboren, nach Studium in Helsinki inzwischen finnischer Staatsbürger und in Frankfurt am Main lebend. Etwas älter ist der 1959 geborene Erkki-Sven Tüür, der zu Beginn seiner Karriere mit In Spe eine der populärsten Rockbands des Landes anführte.
Der Nestor und Star des Abends ist schließlich Arvo Pärt. Der 88-Jährige stellt auch den umfangreichsten Teil des Programms. Sein „Kanon Pokajanen“ nach einem orthodoxen slawischen Bußkanon dauert knapp anderthalb Stunden, die von Reuss ausgewählten Auszüge füllen immerhin eine Stunde. Das muss nicht abschrecken, eintauchen in die rauen Harmonien genügt. (17. 11., 20 Uhr, Tickets kosten 27 bis 42 Euro).
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