Konzertempfehlungen für Berlin: Musik vom Ende der Zeit

Am ersten November-Wochenende konkurrieren mehrere Festivals um ihr Publikum. Und Mary Ocher arbeitet sich gewohnt exzentrisch am Zustand der Welt ab.

Mary Ocher auf einer langen Treppe

Kommt mit neuem Album: Mary Ocher Foto: Pietro Pontieri

November macht wenig Spaß, aber es gibt einen Trostpreis: tolle Konzerte. Beim Blick in den Veranstaltungskalender kann sich jedenfalls FOMO-bedingte Schnappatmung einstellen. Gleich am ersten Wochenende des Monats konkurrieren mehrere Festivals um ihr Publikum: Etwa das vom Musikmagazins Pitchfork geschmacksicher und vielseitig kuratierte Pitchfork Music Festival.

Nicht nur das Gesamtprogramm ist divers, trotz einiger Absagen – auch die Veranstaltungen sind in sich vielseitig. So tritt die Brightoner Combo Porridge Radio um die exzentrische Sängerin und Gitarristin Dana Margolin am Sonntag im Festsaal Kreuzberg zusammen mit Mandy, Indiana aus Manchester auf. Deren Sound mag man am ehesten Post Punk Noir nennen (5.11., 20 Uhr, Tickets kosten im Vorverkauf 32,35 Euro).

Und am Samstag tritt die queere Rapperin Mykki Blanco in der Betonhalle des Silent Green neben Mavi aus North Carolina auf. Der hat letztes Jahr mit „Laughing so Hard, it Hurts“ ein richtig tolles Hiphop-Album herausgebracht (4.11., 19.30 Uhr, Tickets für 34,55 Euro im Vorverkauf gibt es hier).

Auch das Jazzfest bringt Generationen und Strömungen zusammen. Nach der Eröffnung im Haus der Berliner Festspiele, ganz im Zeichen von Kooperationen und Synergien, gibt es am späten Donnerstagabend im Quasimodo noch progrockig Inspiriertes vom Cellisten Valentin Ceccaldi und seinem Projekt Bonbon Flamme (2.11., 22.30 Uhr, Tickets im VVK 15, erm. 12 Euro, weitere Infos unter berlinerfestspiele.de).

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Ein anderes emotionales Register rufen Ellen Arkbro und Johan Graden auf, mit ihrem minimalistischen Herzschmerz-Album „I get along without you very well“. Die Deutschlandpremiere gibt es am Samstag im Haus der Berliner Festspiele. Dort trifft dann auch Potsa Lotsa XL, das sowieso große Ensemble der Saxofonistin Silke Eberhard auf ein Quintett, nämlich Henry Threadgills Zooid – eine Auftragsarbeit des Festivals (4.11., 18 Uhr, Tickets im VVK 39, erm 25 Euro).

Und noch ein ungewöhnliches Ensemble gibt es zu erleben, und zwar am Freitag im Kunstverein PANDA Platforma. Bis zum 8.12. finden hier im Rahmen der Reihe PANDAwoman allwöchentlich Konzerte statt – von Frauen auf die Bühne gebracht, die aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Diesmal stellt sich das Pankisi Ensemble aus Georgien Klangwelten vor, die man nicht unbedingt mit polyphoner georgischer Musik in Verbindung bringt. Die Band stammt aus einem von Kisten, also ethnischen Tschetschenen, bewohnten Tal im Hohen Kaukasas, das trotz seiner abgelegenen Lage in den letzten Jahren Negativschlagzeilen produzierte – wegen islamistischer Umtriebe (3.11., 20 Uhr, Tickets im VVK 15/ AK 20, erm. 5 Euro).

Ebenfalls am Zustand der Welt arbeitet sich Mary Ocher ab. Die in Moskau geborene, aus Israel stammende Musikerin, Lyrikerin und Künstlerin bereichert den Berliner Underground seit gut 15 Jahren mit ihrer ganz eigenen Exzentrik. In der Kantine Berghain stellt Ocher am Freitag ihr neues Album “Approaching Singularity: Music for the End Time“ vor (3.11., 20.45 Uhr, Tickets im VVK 14,30 Euro).

An gleicher Stelle versprechen The Chap, die charmante, aus London und Berlin stammenden Band, ein sonntägliches Vergnügen, bei dem musikalisch sicher auf unterschiedlichstem Terrain gegrast wird. Die Tour zum Album “Digital Technology“ konnte pandemiebedingt nicht stattfinden. Seither haben sie mit „Burger Sauce“ noch ein ganz und gar digitales Techno-Album aufgenommen. Ebenfalls am Start: der stets kurzweilige Guido Möbius als Eine-Person-Loop-Maschine (5.11., 20 Uhr, Tickets kosten im VVK 13,20 Euro).

Nach dieser übervollem Woche darf man am Mittwoch beim letzten Kiezsalon des Jahres entspannen – in etwas kleinerem Rahmen als sonst. In die Nome Gallery auf der Potsdamer Straße passen lediglich 100 Gäste. Es gibt elektroakustischen Ambient von Will Samson, während sich der aus Turin stammende Komponist Freddie Murphy dem Spannungsfeld zwischen synthetischem und natürlichem Klang widmet (8.11., 20 Uhr, Tickets im VVK 10,65 Euro).

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