Konklikt zwischen Palästina und Israel: Tote beim „Marsch der Rückkehr“
Tausende Palästinenser demonstrieren im Gazastreifen für ein Recht auf Rückkehr. Israels Sicherheitskräfte sind in höchster Alarmbereitschaft.
Mit dem Großen Marsch der Rückkehr wollten die Palästinenser im Gazastreifen an das Schicksal der 1948 aus Israel Vertriebenen erinnern, die nun das Recht auf Rückkehr fordern. An fünf Punkten im Grenzbereich errichteten sie Zeltstädte.
Die Aktion soll bis zum 15. Mai dauern, dem Tag der Nakba, mit dem sie an den Beginn der palästinensischen Flüchtlingskatastrophe erinnern. Israels Militär erklärte das gesamte Grenzgebiet zur Sperrzone. Der Übergang Erez bleibt bis Samstagabend geschlossen.
Schon bevor die Proteste begannen, starb ein palästinensischer Bauer durch den Beschuss eines israelischen Panzers. Der Mann hatte offenbar nur sein Land bearbeiten wollen. Ein Armeesprecher teilte indes habe sich „verdächtig verhalten“.
Im Zweifel schießen
Bei den Sicherheitskräften herrscht seit Tagen erhöhte Alarmstufe. Viermal innerhalb weniger Tage war es Palästinensern, die zum Teil bewaffnet waren, gelungen, nach Israel vorzudringen. Soldaten und Grenzpolizisten haben Order, „zivile Opfer zu vermeiden“. Dennoch solle auf Palästinenser, die sich der Grenze nähern, im Zweifel geschossen werden.
Von der Sorge abgesehen, dass sich unter dem Deckmantel des erklärtermaßen „friedlichen“ Protestes Terroristen den Weg nach Israel bahnen könnten, besteht die Gefahr, dass sich die Menschenmassen an einem Punkt innerhalb der kommenden sechs Wochen geschlossen auf die Grenze zu bewegen könnten, um die Trennanlagen niederzureißen.
Für Tausende israelische Pflichtdienstleistende der militärischen Kampfeinheiten Nahal und Givati bedeutet der „Große Marsch der Rückkehr“, dass sie die jüdischen Pessach-Feiertage an der Front verbringen.
Auf palästinensischer Seite sichließen sich vor allem Männer der Protestaktion an, aber auch Frauen und Kinder. Ismail Hanijeh, Chef des Hamas-Politbüros, nannte den Protest friedlich. Nur die palästinensische Flagge soll auf der parteiübergreifenden Kundgebung zu sehen sein.
Beschuss einstellen
Laut der Tageszeitung Haaretz sind Israels Diplomaten angewiesen, die „Provokation“ im Gazastreifen den palästinensischen Politikern anzulasten, die „die Flammen des Konflikts entzünden und die Anspannung erhöhen wollen“.
Der israelisch-arabische Abgeordnete Ayman Odeh von der antizionistischen Vereinten Liste forderte Israel dazu auf, „den Beschuss umgehend einzustellen und den Menschen in Gaza das legitime Recht zu geben, ihre Stimme zu Gehör zu bringen“.
Die linke israelische Friedensgruppe „Andere Stimme“ wünschte den „Freunden in Gaza“, dass der Protest friedlich vonstatten gehen werde. „Gewalt von Eurer wie und unserer Seite ist niemals die Antwort.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin