Konflikt mit Palästina: Erneuter Anschlag in Israel
Zwei Menschen sterben beim zweiten Terrorakt der Woche in Israel. Die Angreifer waren wohl IS-Anhänger, militante Organisationen applaudieren.
Ob die beiden Anschläge zusammenhängen und die Angreifer mit der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verbunden sind, wird derzeit untersucht. Laut ersten Ermittlungen handelt es sich bei den Angreifern in Hadera um zwei palästinensische Israelis aus der arabisch geprägten Stadt Umm El Fahm im Norden Israels.
Der IS bekennt sich zu dem Anschlag – zum bislang ersten und letzten Mal hatte die Organisation im Jahr 2017 einen Anschlag innerhalb Israels für sich reklamiert. Damals eröffneten drei Angreifer das Feuer auf israelische Polizist*innen und erstachen schließlich eine von ihnen. Die Verantwortlichkeit des IS für den Anschlag vor fünf Jahren wurde von vielen bezweifelt: Die in Gaza herrschende militante Organisation Hamas gab an, es handele sich bei den Angreifern um Mitglieder der verbündeten Volksfront für die Befreiung Palästinas sowie einen aus den eigenen Reihen.
Bei den letzten beiden Anschlägen in Israel ist die Situation eindeutiger: Ein Video, das der IS kurz nach dem Anschlag am Sonntag veröffentlichte, in dem die beiden Täter der Terrororganisation kurz vor dem Anschlag die Treue schwören, hält die israelische Polizei für authentisch. Auch der Anschlag in Be’er Sheva soll im Zusammenhang mit dem IS stehen. Verantwortlich soll ein beduinischer Israeli aus der Negevwüste sein. Er hatte zuvor für eineinhalb Jahre aufgrund angeblicher Beziehungen zum IS im Gefängnis gesessen.
„Antwort auf Gipfel der Demütigung“
Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett sagte am Montag, dass sich die israelischen Sicherheitskräfte auf die „neue Bedrohung“ durch Anhänger des IS einstellen müssen. „Ich fordere die Bürgerinnen und Bürger auf, weiterhin wachsam zu sein. Gemeinsam werden wir auch diesen Feind besiegen können.“
Die militante Organisation Islamischer Dschihad in Gaza bezeichnete den Anschlag vom Sonntag als „aufopferungsvoll“ und als „Antwort auf den Gipfel der Demütigung und Schande“. Damit bezog sich die Gruppierung auf das von Israel ausgerichtete Gipfeltreffen, das von Sonntag auf Montag in der Negevwüste stattfand. Zu dem Treffen waren die Außenminister von vier arabischen Ländern – Ägypten, Marokko, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate – sowie US-Außenminister Anthony Blinken angereist. Das historische Treffen war überschattet von der Tatsache, dass die palästinensische Führung von Israel nicht eingeladen wurde und ihre Anliegen weitgehend ignoriert blieben.
In Kürze wird außerdem der Ramadan beginnen – eine Zeit, die häufig mit erhöhten Spannungen zwischen Palästinenser*innen und jüdischen Israelis einhergeht. Im letzten Jahr hatte eine Melange aus unterschiedlichen Faktoren zu einer Eskalation geführt, die schließlich in einen elftägigen Krieg zwischen der Hamas und Israel mündete: schikanöses Verhalten von Seiten der israelischen Polizei, Provokationen von jüdischen Siedler*innen, drohende Zwangsräumungen im Ostjerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah, aufgestaute Wut auf Seiten der Palästinenser*innen und Anstachelungen der Hamas.
Bislang scheint das Interesse auf allen Seiten groß zu sein, die Wogen in diesem Jahr niedrig zu halten. Die israelische Regierung hatte am Sonntag die Zahl der Arbeitsgenehmigungen für Arbeiter*innen aus dem Gazastreifen von 12.000 auf 20.000 erhöht – trotz des bevorstehenden Ramadans. Doch die Situation ist vom Mittelmeer zum Jordan angespannt, und auch ein kleines Streichholz könnte die Situation entzünden. Für Mittwoch wird beispielsweise eine Entscheidung des Obersten Gerichts erwartet. Es geht um die drohende Zerstörung von 39 Wohnhäusern – laut israelischem Staat illegal erbaut – von Palästinenser*innen im arabischen Dorf Al Walaja, südlich von Jerusalem.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen