Konflikt mit Palästina: Erneuter Anschlag in Israel

Zwei Menschen sterben beim zweiten Terrorakt der Woche in Israel. Die Angreifer waren wohl IS-Anhänger, militante Organisationen applaudieren.

Eine Gruppe Sanitäter transportiert einen der Toten auf einer Trage ab.

Bei dem Anschlag starben zwei israelische Beamte und die beiden IS-Angreifer Foto: Ronen Zvulun/reuters

TEL AVIV taz | Zwei Anschläge mit Todesopfern in einer knappen Woche erschüttern Israel. Am Sonntag wurden zwei neunzehnjährige israelische Grenzbeamte von zwei Angreifern in der nördlichen Küstenstadt Hadera niedergeschossen. Vier Israelis starben am vergangenen Dienstag im südlichen Be’er Sheva nach Messerangriffen. Auch die Angreifer, zwei palästinensische Israelis und ein israelischer Beduine, wurden jeweils erschossen.

Ob die beiden Anschläge zusammenhängen und die Angreifer mit der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) verbunden sind, wird derzeit untersucht. Laut ersten Ermittlungen handelt es sich bei den Angreifern in Hadera um zwei palästinensische Israelis aus der arabisch geprägten Stadt Umm El Fahm im Norden Israels.

Der IS bekennt sich zu dem Anschlag – zum bislang ersten und letzten Mal hatte die Organisation im Jahr 2017 einen Anschlag innerhalb Israels für sich reklamiert. Damals eröffneten drei Angreifer das Feuer auf israelische Po­li­zis­t*in­nen und erstachen schließlich eine von ihnen. Die Verantwortlichkeit des IS für den Anschlag vor fünf Jahren wurde von vielen bezweifelt: Die in Gaza herrschende militante Organisation Hamas gab an, es handele sich bei den Angreifern um Mitglieder der verbündeten Volksfront für die Befreiung Palästinas sowie einen aus den eigenen Reihen.

Bei den letzten beiden Anschlägen in Israel ist die Situation eindeutiger: Ein Video, das der IS kurz nach dem Anschlag am Sonntag veröffentlichte, in dem die beiden Täter der Terrororganisation kurz vor dem Anschlag die Treue schwören, hält die israelische Polizei für authentisch. Auch der Anschlag in Be’er Sheva soll im Zusammenhang mit dem IS stehen. Verantwortlich soll ein beduinischer Israeli aus der Negevwüste sein. Er hatte zuvor für eineinhalb Jahre aufgrund angeblicher Beziehungen zum IS im Gefängnis gesessen.

„Antwort auf Gipfel der Demütigung“

Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett sagte am Montag, dass sich die israelischen Sicherheitskräfte auf die „neue Bedrohung“ durch Anhänger des IS einstellen müssen. „Ich fordere die Bürgerinnen und Bürger auf, weiterhin wachsam zu sein. Gemeinsam werden wir auch diesen Feind besiegen können.“

Die militante Organisation Islamischer Dschihad in Gaza bezeichnete den Anschlag vom Sonntag als „aufopferungsvoll“ und als „Antwort auf den Gipfel der Demütigung und Schande“. Damit bezog sich die Gruppierung auf das von Israel ausgerichtete Gipfeltreffen, das von Sonntag auf Montag in der Negevwüste stattfand. Zu dem Treffen waren die Außenminister von vier arabischen Ländern – Ägypten, Marokko, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate – sowie US-Außenminister Anthony Blinken angereist. Das historische Treffen war überschattet von der Tatsache, dass die palästinensische Führung von Israel nicht eingeladen wurde und ihre Anliegen weitgehend ignoriert blieben.

In Kürze wird außerdem der Ramadan beginnen – eine Zeit, die häufig mit erhöhten Spannungen zwischen Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen und jüdischen Israelis einhergeht. Im letzten Jahr hatte eine Melange aus unterschiedlichen Faktoren zu einer Eskalation geführt, die schließlich in einen elftägigen Krieg zwischen der Hamas und Israel mündete: schikanöses Verhalten von Seiten der israelischen Polizei, Provokationen von jüdischen Siedler*innen, drohende Zwangsräumungen im Ostjerusalemer Stadtteil Sheikh Jarrah, aufgestaute Wut auf Seiten der Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen und Anstachelungen der Hamas.

Bislang scheint das Interesse auf allen Seiten groß zu sein, die Wogen in diesem Jahr niedrig zu halten. Die israelische Regierung hatte am Sonntag die Zahl der Arbeitsgenehmigungen für Ar­bei­te­r*in­nen aus dem Gaza­streifen von 12.000 auf 20.000 erhöht – trotz des bevorstehenden Ramadans. Doch die Situation ist vom Mittelmeer zum Jordan angespannt, und auch ein kleines Streichholz könnte die Situation entzünden. Für Mittwoch wird beispielsweise eine Entscheidung des Obersten Gerichts erwartet. Es geht um die drohende ­Zerstörung von 39 Wohn­häusern – laut israelischem Staat illegal erbaut – von Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen im arabischen Dorf Al Walaja, südlich von Jerusalem.

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