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Konflikt in NahostIsrael und Hamas auf Tuchfühlung

Die Hamas fordert Strom und humanitäre Projekte. Im Gegenzug will sie die Angriffe auf Israel beenden. Vermittler zeigen sich zuversichtlich.

Palästinenser schicken mit Brandsätzen bestückte und mit Helium gefüllte Ballons nach Israel Foto: reuters

BERLIN taz | Bei den Bemühungen Ägyptens und der UN, eine Annäherung zwischen Israel und der Hamas zu vermitteln, zeichnen sich Fortschritte ab. Beide Konfliktparteien sind nach Wochen großer Anspannung offenbar um eine Deeskalation bemüht.

Musa Abu Marzuq, Mitglied des Hamas-Politbüros, bezeichnete die in Kairo stattfindenden Gespräche als „positiv“. Parallel zu den Gesprächen zwischen der Hamas und Israel laufen auch Verhandlungen der Hamas mit der Fatah. Die beiden großen palästinensischen Parteien sind seit elf Jahren miteinander verfeindet.

Rund zwei Millionen Palästinenser leben in dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen, wo sich die Lebensumstände nach Kürzungen der staatlichen Gelder durch die Fatah sowie die massive Reduzierung von US-Zahlungen an die UNWRA (UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge) dramatisch verschlechtern.

Die UNRWA unterhält 275 Schulen und 22 Gesundheitszentren im Gazastreifen. Von den rund 13.000 Mitarbeitern im Gazastreifen droht 60 Prozent die Reduzierung zu Teilzeitkräften. 1.300 Mitarbeiter sollen bis Anfang September gekündigt werden. Über die Hälfte der Palästinenser ist auf die Nahrungsmittelhilfen der UN angewiesen.

Die Lage wird zusätzlich erschwert, weil Israel infolge der jüngsten Angriffe mit Brandsätzen sporadisch die Einfuhr von Treibstoff stoppte. Die mit brennenden Stoffstreifen bestückten Drachen und Heliumballons, die Palästinenser über die Grenzanlagen nach Israel schicken, haben bereits eine Fläche von rund 1.400 Fußballfeldern zerstört.

Israel stoppt sporadisch die Einfuhr von Treibstoff

Die Hamas fordert in erster Stufe eine Wiederaufnahme der Importe, allen voran von Treibstoff und Strom. Israel stellt umgekehrt die Bedingung eines kompletten Waffenstillstands, inklusive der Angriffe mit Brandsätzen. Für die Hamas gehören die Drachen und Heliumballons zum Widerstand der Zivilbevölkerung. Israel hält hingegen die islamistische Führung vom Gazastreifen für jede Grenzverletzung verantwortlich.

In zweiter Stufe soll die Hamas die sterblichen Überreste zweier israelischer Soldaten aushändigen, die im Krieg vor vier Jahren gefallen waren. Israel würde, wie die liberale Zeitung Haaretz berichtet, im Gegenzug internationale geförderte „humanitäre Projekte“ vorantreiben. Frisch- und Abwasser sind ein großes Problem, ebenso die medizinische Versorgung der Palästinenser. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu habe eigens „aufgrund der Lage im Süden“ eine geplante Südamerikareise abgesagt.

Informationen einer libanesischen Zeitung zufolge, soll die Errichtung eines Seehafens und sogar eines Flughafens für Gaza auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel geplant sein. Im Gespräch ist offenbar auch eine finanzielle Hilfe im Umfang von gut 120 Millionen US-Dollar, die die Weltbank, Katar und anderen Staaten zahlen.

Abbas nicht froh mit Israels Annäherung an die Hamas

Zentrale Figur bei den Verhandlungen ist der Bulgare Nikolaj Mladenow, ehemals EU-Abgeordneter und seit drei Jahren EU-Sondergesandter für den Friedensprozess im Nahen Osten. Der 46-jährige Diplomat will am kommenden Sonntag in Jerusalem die Minister im Rahmen einer Sitzung des Sicherheitskabinetts über den aktuellen Verhandlungsstand informieren.

Seit Wochen pendelt Mladenow zwischen Jerusalem, Gaza, Kairo und auch Ramallah, um parallel zur Annäherung zwischen Israel und der Hamas auch die Versöhnung zwischen dem Gazastreifen und dem Westjordanland voranzutreiben. Offenbar hat er bereits die Zahlung von rund zehn Millionen US-Dollar erreicht, die Ramallah für Gehälter an Mitarbeiter der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) im Gazastreifen zu zahlen bereit ist.

Den Interessen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas von der Fatah läuft die Annäherung zwischen Israel und der Hamas zuwider. Abbas hatte gehofft, dass sich die Führung im Gazastreifen durch die Kürzungen kompromissbereiter geben würde.

Kernpunkt des Konflikts zwischen der Hamas und der Fatah ist die Sicherheitskontrolle im Gazastreifen und die Fusion der beiden Verwaltungsapparate. Die Fatah weigert sich, die Gehälter der Hamas-Beamten zu übernehmen. Strittig ist zudem die Entwaffnung der Hamas-Milizen. Die Islamisten halten an „den Waffen des Widerstands“ fest, wie ein Sprecher am Donnerstag erklärte.

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15 Kommentare

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  • Das beste ist ein Verhandlungsweg. Wie Armut und Wahnsinn manche Menschen doch zum Abkehr der Gewalt bewegen und dann zur Vernunft zwingen. Erstaunlich diese gute Einsicht der Hamas zu einem friedvollen Weg. Aber der sollte auch anhalten.

    • @Alfredo Vargas:

      Wo will israel denn mal einen Angebot machen? Gemeinsam am Tisch in der nase popeln ist ja noch nicht verhandeln.

      • @Rudolf Fissner:

        Geben Sie diesen verstrittenen Parteien doch mal eine Chance.



        Nicht immer gleich so pessimistisch sein, vielleicht klappts irgendeinmal, was durchaus wünschenswert wäre

  • "Es wäre ein schönes Signal, wenn Hamas einem Verhandlungserfolg zustimmen sollte."

    Hä? Zum Verhandlungserfolg kommt es doch nur, wenn die Hamas den Verhandlungsergebnissen zustimmt. Und ob die Verhandlungen ein Erfolg sind, weiß man ohnehin erst, nachdem die verhandelten Dinge erfolgreich umgesetzt wurden.







    "Leider wird das Bemühen zum israelischen Vorteil gerechnet,..."

    Unklar ebenso wie der Rest Ihres Beitrages. Habe ihm mehrmals gelesen und nicht verstanden. Vielleicht bin ich zu blöd oder es ist einfach zu heiß für meine Gehirnzellen.

    • @Nicky Arnstein:

      @Picard

  • Was für eine gute Nachricht !

  • Verwirrend. Wenn ich richtig verstehe, bietet Israel humanitäre Hilfe an, was aber die Hamas ablehnt. Warum dann im Einleintungsstaz, die Hamas fordere humanitäre Hilfe?!?

  • Es wäre ein schönes Signal, wenn Hamas einem Verhandlungserfolg zustimmen sollte. Leider wird das Bemühen zum israelischen Vorteil gerechnet, und die Fatah könnte das Ergebnis torpedieren. Von einem Aufbau der Zivilbevölkerung kann man weiter absehen, weil nicht klar ist welcher Art die Zivilbevölkerung sein soll. Es geht also um Abmilderung einer humanitären Problemzone nebst Sicherstellung einer autodoktrinären Herrschaftsform. Ich würde mich um die Abmilderung bemühen, das mit der Herrschaftsform lassen wir lieber.

  • Die Hamas hätte die Millionen, die sie u.a. für der Bau von Tunnel und Waffen vom Iran bekommen, für friedliche Zwecke und zum Ausbau der Infrastruktur und Verbesserung der Lebensumstände einsetzen sollen. Je schlechter es dem Volk dank der Hamas geht, desto größer der Hass auf Israel und die Bereitschaft gegen die Zionisten zu kämpfen. Das hat System und hat bislang funktioniert.

  • Abbas ist gegen die Annäherung. Komisch, dass die Israelkritiker, welche Israel unterstellen, es wolle keine Verhandlungen und keinen Frieden mit den Palästinensern, Abbas nicht kritisieren.

    • @Nicky Arnstein:

      Kommisch dass Sie die Palastinenserkritiker nicht sehen das die Israelkritiker auch Palestinenserkritiker sind. Aber sind die Palastinenserkritiker auch Israelkritiker?

      Mal ehrlich geht das nicht mal ohne dass man "Kritike" immer in dieses oder jene Korsett zwängen muss?

      • @Rudolf Fissner:

        Übrigens finde ich es interessant, dass Sie nicht von "Palästina-Kritik" sprechen, sondern von "Palästinenserkritik", wo doch so gerne "Israelkritik", also Kritik am ganzen Land geübt wird und nicht -wie immer behauptet - nur die israelische Regierung Ziel der Kritik sein soll.

      • @Rudolf Fissner:

        Die Israelkritiker sind auch Palästinenserkritiker? Das muss aber eine sehr stille und diskrete Palästinenserkritik sein, denn ich habe sie bislang nicht wahrgenommen.

    • @Nicky Arnstein:

      Jeder, der Verhandlungen sabotiert, schadet den Menschen in der Region. Tut das Abbas, handelt er falsch. Das ist sonnenklar.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Natürlich ist jedes Gespäch, jede Verhandlung zu begrüßen.

    "Für die Hamas gehören die Drachen und Heliumballons zum Widerstand der Zivilbevölkerung. Israel hält hingegen die islamistische Führung vom Gazastreifen für jede Grenzverletzung verantwortlich."

    Es glaubt ja wohl niemand, dass in Gaza irgendwas passiert, dass der Hamas gegen den Strich geht. Das ist eine Dikatur und demzufolge gibt es keine Zivilgesellschaft.