Kommunikation über Erderwärmung: Übers Klima reden
Sie wollen über die Weltklimakonferenz mitreden? Ein Ratgeber, mit dem Sie die Kommunikationsstrategie ihres Gegenübers erkennen und erwidern können.
I m Juli berichtet der Deutsche Wetterdienst vom nächsten neuen Regenrekord in Deutschland. Nach dessen Erhebung fielen zwischen Juli 2023 und Juni 2024 insgesamt 1.070 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist mehr, als in den Tropen südlich des Äquators üblich. Aber wie kann das sein? Zuletzt hieß es doch, die Erderwärmung führe hierzulande verstärkt zu mehr Dürre. Und zu extremerer Hitze. Was die Juni-Temperaturen dieses Jahres betrifft, so sprach sogar der Wetterdienst von „frühherbstlicher Kühle“. In Südtirol schneite es Ende Juni! Was also bitteschön ist los mit dieser Erderwärmung?
Um es vorwegzunehmen: Die Art und Weise, wie wir über die Erderhitzung kommunizieren, wie wir argumentieren, zeigt, wie eine Person sich zum Klimawandel verhält. Es sind verschiedene psychologische Mechanismen, die ablaufen, weshalb sich unterschiedliche Kommunikationstypen identifizieren lassen. Ihr Typus kann auf verschiedenen Mechanismen beruhen.
Manche bilden sich etwa als Reaktion auf kognitive Dissonanz. Diese entsteht, wenn unsere Einstellung nicht mit unserem Handeln in Übereinstimmung gebracht werden kann. Dadurch entsteht ein Spannungszustand, der als unangenehm empfunden wird. Um diesen aufzulösen, ist die menschliche Psyche sehr erfinderisch – und das zeigt sich auch in der Kommunikation.
Andere Kommunikationstypen bilden sich zum Beispiel nach dem „Elaboration Likelihood Model“: Je nachdem, wie Menschen Informationen etwa aus Medien verarbeiten können, bilden sie eine stabile oder anfällige Haltung zum beschriebenen Problem.
Der Angstmacher
Er ist vom Typ her der kleine Bruder des Manipulators: Wenn Fakten die eigenen Argumente nicht mehr stützen, wird auf die Möglichkeit zurückgegriffen, Menschen emotional anzusprechen, indem man ihre Ängste adressiert. Beispielsweise indem man jene Maßnahmen verteufelt, die zur Bekämpfung des Klimawandels notwendig wären. Oder dadurch, dass vor Klimaschutz mehr gewarnt wird, als vor den Folgen des Klimawandels. Allerdings weiß auch der Angstmacher, dass die finanzielle Belastung durch Klimaschutzmaßnahmen geringer ist, als die Folgen, die unterlassener Klimaschutz mit sich bringen. Oder er könnte es zumindest wissen, wenn er sich Rat bei Experten holt.
Prominenter Vertreter: Hubert Aiwanger, Freie Wähler, Bayern. Der sagt zum Beispiel: „Wir müssen verhindern, dass wir am Ende CO2-frei, aber wirtschaftlich tot sind.“
Du liest einen Text aus unserem Zukunfts-Ressort. Wenn Du Lust auf mehr positive Perspektiven hast, abonniere TEAM ZUKUNFT, den konstruktiven Newsletter zu Klima, Wissen, Utopien. Jeden Donnerstag bekommst du von uns eine Mail mit starken Gedanken für dich und den Planeten.
Wie Sie reagieren können: Zitieren Sie die gerade erst beschlossene Grazer Charta der Klimakommunikation. Dort heißt es: „Zu häufig lähmt, verunsichert und polarisiert solche Kommunikation, insbesondere wenn sie Probleme und Risiken nur benennt, ohne Lösungen und Handlungsoptionen aufzuzeigen.“
Therapiemöglichkeit: Fragen Sie Menschen wie Hubert Aiwanger, welche Lösungen er vorschlägt. Falls ihm keine einfallen, könnten Sie selbst welche einbringen, zum Beispiel Bürgerwindräder in Bayern.
Der Fragende
Dieser Kommunikationstyp ist der einzige, der nicht mit einer vorgefertigten Meinung zum Thema Erderhitzung kommuniziert. Der Fragende will sein Gegenüber nicht überzeugen, will dessen Meinung nicht manipulieren und hat auch keine eigenen politischen Interessen in der Klimapolitik. Der Fragende ist sowohl der Idealtyp der Klimakommunikation als auch der Ehrlichste. Er ist ernsthaft interessiert am Thema und deshalb bereit zuzuhören. Allerdings ist dieser Kommunikationstyp auch stark gefährdet: Neun andere versuchen ihn auf ihre Seite zu ziehen.
Prominenter Vertreter: Tilo Jung. Der stellt mit seinem Format „Jung und naiv“ so treffsicher relevante Fragen, dass sich seine Hörerschaft eigene Urteile bilden kann.
Wie Sie reagieren können: Zuhören.
Therapiemöglichkeit: Eine dritte, vierte, fünfte Frage stellen. Und die Antworten gegebenenfalls noch einmal unabhängig überprüfen. Daraus ergibt sich ein wunderbarer Kosmos von Wahrhaftigkeit.
Der Rosinenpicker
Dieser Kommunikationstyp wählt Informationen bewusst so aus, dass sie bei isolierter Betrachtung die eigene Position zu stützen scheinen. Zudem verweist er auf rein subjektive Erfahrungen oder Einzelbeispiele, die zwar seine Meinung stützen, aber nicht mit dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand übereinstimmen. Häufig sind Rosinenpicker älteren Semesters, der psychologische Hintergrund ihrer Argumentation liegt oft im Wunsch, in ihrem Leben „nicht alles falsch gemacht“ zu haben. Eine Besonderheit dieser Strategie ist die „Faultier-Indikation“. Rosinenpicker beenden ihre Recherche, sobald sie Argumente für ihre Haltung gefunden haben und lassen jene Fundstellen weg, die dieser widersprechen würden.
Prominenter Vertreter: Der Kabarettist Dieter Nuhr. Der witzelte in der ARD: „Selbst wenn wir unser Land in ein Sumpfbiotop umbauen würden und die Bevölkerung durch Frösche ersetzen, würde sich das Klima nicht messbar abkühlen, weil die Chinesen mehr Klimagase ausstoßen als der Rest zusammen.“
Wie Sie reagieren können: Die Emissionsmenge Chinas durch die Bevölkerungszahl teilen und das Ergebnis mit der Bundesrepublik vergleichen. Dann wird nämlich klar, dass die Chinesen pro Kopf weniger Treibhausgase ausstoßen als wir.
Therapiemöglichkeit: Schreiben Sie einen Brief an die ARD. Stimmungsmache gegen notwendigen Klimaschutz sollte nicht durch Rundfunkgebühren finanziert werden.
Der Wissende
Diesen Kommunikationstyp erkennen Sie daran, dass er über Kippelemente redet, ein Tempolimit fordert, das Prinzip der Wärmepumpe erklären kann und aktiv die Aufklärung sucht. In dieser Gruppe finden sich zumeist gebildete Menschen, die politisch aktiv sind. Näher betrachtet ist die Kommunikationsstrategie in dieser Gruppe aber weniger homogen als in anderen: Manche Vertreter argumentieren rein wissenschaftlich, andere aktivistisch – indem sie beispielsweise freitags die Schule schwänzen oder sich hartem Protest als Ermächtigung gegen das eigene Ohnmachtsgefühl anschließen, das sich einstellt, wenn die Notwendigkeiten beim Klimaschutz mit der Realpolitik verglichen werden. Wieder andere Vertreter dieses Kommunikationstyps formulieren Forderungskataloge an die Regierung, unterstützen NGOs, lesen Bücher und wissenschaftliche Publikationen zum Thema. Psychologischer Hintergrund dieses Typs ist die Gewissheit, dass die Zukunft keine Verheißung mehr bereithält, wenn sich in der Gesellschaft nichts grundlegend ändert.
Prominente Vertreterin: Ökonomin Maja Göpel. Die sagte in einem Fernsehinterview einmal: „Meinen Sie nicht, dass ich das nicht supergeil fände, hier zu sitzen und zu sagen, ‚Jeder soll 14 Häuser haben, 23 SUVs und 434 Mobiltelefone.‘“ Und weiter: „Es geht doch erst einmal darum, Naturwissenschaften ernst zu nehmen. Und dann zu fragen: Was mache ich mit diesem Befund?“
Wie Sie reagieren können: Zuhören. Die Kommunikation mit solchen Vertretern ist zumeist lehrreich.
Therapiemöglichkeit: Tatsächlich riskieren überproportional viele Vertreter dieses Typs eine psychische Erkrankung. Beispielsweise die sogenannte „prätraumatische Belastungsstörung“: Während etwa US-Soldaten nach dem Krieg in Vietnam unter „posttraumatischen Belastungsstörung“ litten – das Erlebte war zu viel für ihre Psyche – sorgt hier das Wissen über das, was kommt, für die Erkrankung. Für die Wissenden ist es deshalb hilfreich, ihren Argumenten Vertrauen zu schenken – allein schon deshalb, weil sie wissenschaftsbasiert den Realitäten entsprechen.
Der Manipulator
Dinge, die nicht wirklich zu Auswahl stehen, werden gegeneinander ins Rennen geschickt, wohl wissend, dass es sich um keine echten Alternativen handelt. Oft manipulieren Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitsstörungen ihr Umfeld, um das zu bekommen, was sie haben wollen. Alles andere wird dem untergeordnet. Gern wird vom Manipulator auf das Handwerkszeug der Populisten zurückgegriffen: Seine Rhetorik ist nicht darauf ausgerichtet, sachlich Argumente auszutauschen, sondern die Diskussion zu beherrschen und bei der Zuhörerschaft als Gewinner dazustehen.
Prominenter Vertreter: FDP-Chef Christian Lindner. Der erklärte: „Ich wäre sofort bereit zu sagen, wir machen in Deutschland ein Tempolimit, wenn die Kernkraftwerke länger laufen.“
Wie Sie reagieren können: Konfrontieren Sie Ihren Gesprächspartner mit Fakten über einen der größten Irrtümer der Menschheitsgeschichte. Denn mittlerweile ist Strom aus neuen Atomkraftwerken mit Abstand der teuerste. Deshalb investiert auch kein privatwirtschaftlicher Konzern weltweit mehr in neue AKWs – es sei denn, es gibt Staatsgarantien, also Geld von Steuerzahler. Noch wichtiger: In Deutschland wurde die Atomkraft gut 60 Jahre genutzt, der Kraftwerksmüll strahlt aber noch eine Million Jahre mit tödlicher Stärke. Untersucht wird derzeit, ob der besser in Hessen, Niedersachsen, Sachsen oder Bayern vergraben werden soll.
Therapiemöglichkeit: Lindner ein Atommülllager für seinen Vorgarten schenken. Aktuell steht der produzierte Atommüll in 16 sogenannten Zwischenlagern – Lagerhallen aus Stahlbeton. Die aber „halten“ zumeist nur bis in die 2030er Jahre. Dann läuft bei vielen die Genehmigung aus und der Müll muss umgebettet werden. Wohin, weiß noch niemand. Aber vielleicht helfen Politiker wie Christian Lindner ja endlich dann mal bei der Suche mit, wenn sie selbst nicht wissen, wo der Atommüll aus dem Vorgarten hin soll.
Der Beschönigende
Natürlich sind die vielen Treibhausgase in der Atmosphäre ein Problem. Der Beschönigende glaubt aber immer noch, dass der Klimawandel nur ein weiteres Problem unter vielen ist. Dabei ist er neben dem Artensterben DAS Problem, hinter dem alles zurückfällt. Im Gesundheitssektor gibt es heute schon mehr Hitzetote als Verkehrstote. In der Landwirtschaft wird es für viele einheimische Ackerkulturen zu warm. Im Städtebau gingen allein im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in den Hitzejahren in Berlin Tausende Stadtbäume ein. Auch im Straßenbau ist unsere Infrastruktur nicht zukunftsfähig, denn bei den hohen Temperaturen, die künftig in deutschen Sommern zu erwarten sind, platzt der Beton bereits heute eisschollenartig auf.
Prominenter Vertreter: CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Der urteilte zum Klimaschutz: „Wenn wir in den nächsten zehn Jahren die Weichen richtig stellen, sind wir auf einem guten Weg.“
Wie Sie reagieren können: Den Umweltrat der Bundesregierung zitieren. Der hatte ermittelt, dass jenes Restbudget, dass wir Deutschen zum Erreichen des 1,5-Grad-Ziels noch zur Verfügung hatten, seit diesem Frühjahr aufgebraucht ist.
Therapiemöglichkeit: Friedrich Merz zum Kanzler wählen. In Deutschland gilt nämlich ein Klimagesetz, das die Bundesrepublik dazu verpflichtet, in der nächsten Legislatur 65 Prozent der Treibhausgase aus dem Basisjahr 1990 einzusparen. Das geht nur mit Tempolimit, Fleischsteuer, Heizungsgesetz und einer Regierungsbeteiligung der Bündnis-Grünen. Zusätzlicher Funfact: Innerdeutsche Flüge, wie der von Oppositionsführer März im Privatjet nach Sylt, müsste Kanzler Merz verbieten.
Der Abwerter
Dieser Kommunikationstyp bestreitet nicht, dass es den Klimawandel gibt. Gleichwohl bestreitet er, dass dessen Folgen etwas mit ihm, seinem Leben, seinem Umfeld und der Zukunft zu tun haben. Weil aber Stimmen in der Gesellschaft wie zum Beispiel von „Fridays for Future“-Aktivisten oder der „Letzten Generation“ das Gegenteil behaupten, wertet er diese systematisch ab. Das psychologische Prinzip dahinter lässt sich gut mit einem Autokauf vergleichen: Sie haben richtig viel Geld ausgegeben, aber der Kfz-Mechaniker erklärt Ihnen, dass Ihr neues Auto eine Schrottkarre ist. Im Kopf führt das zu einem Knoten, natürlich kann das nicht sein, der Kfz-Mechaniker versteht eben einfach nichts von guten Autos! Der Abwerter stellt die Kompetenz anderer Stimmen infrage und versucht, ihre Glaubwürdigkeit zu reduzieren.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Prominenter Vertreter: Die Bild-Zeitung. Sie bezeichnet Menschen, die für mehr Klimaschutz eintreten, als „Klima-Chaoten“, als „Klima-Kriminelle“ oder gar als „Klima-Terroristen“.
Wie Sie reagieren können: Eindeutige Sympathie für die Klimaaktivisten zeigen. Und einen Leserbrief an die Zeitung schreiben.
Therapiemöglichkeit: Statements und Kompetenz des Abwerters offenlegen und den Unterschied zwischen Meinung und Faktenlage aufzeigen.
Der Zentristische
Radikalität ist ihnen fremd, alles was polarisiert zuwider: Zentristen sind angewidert von der Lüge in der Politik und dem Greenwashing in der Kommunikation über das Klima. Oft sind Zentristen naturverbunden, manche haben einen Garten, andere Kinder oder Enkel, die sich in Klimagruppen engagieren. Diesem Kommunikationstypen ist klar, dass wir den Klimaschutz brauchen. Allerdings darf der „die Menschen“ nicht überfordern. Ihr Credo ist, die Wähler beim Klimaschutz mitzunehmen.
Prominente Vertreterin: Schauspielerin Maria Furtwängler. Die sagt: „Wir müssen Artenschutz und Klimawandel aus der parteipolitischen und auch ideologischen Ecke holen.“
Wie Sie reagieren können: Nachfragen, in welcher parteipolitischen und auch ideologischen Ecke Klimaschutz denn steckt. Und gemeinsam nachsehen, ob er dort tatsächlich zu finden ist.
Therapiemöglichkeit: Den „Emissions Gap Report“ der UN zitieren. Denn das Tempo reicht beim weltweiten Klimaschutz bei Weitem nicht aus. Für sanfte Überzeugungsarbeit bleibt keine Zeit.
Der Technologie-Jünger
Eine Form der Verantwortungsverschiebung ist das bedingungslose Hoffen auf den technologischen Fortschritt, der wie von Wunderhand alle Probleme löst. Die psychologische Grundlage dafür ist das Fortschrittsnarrativ, der ehemals wichtigste Motor westlich-liberaler Gesellschaften: Dank neuer Technologien wird auch die kommende Generation noch eine leuchtende Zukunft haben. Trotz spannender Entwicklungen, die Treibhausgasemissionen reduzieren oder Kohlendioxid binden, prognostizieren nahezu alle klimawissenschaftlichen Szenarien eine Verschlechterung der Lebensverhältnisse. Deshalb kämpft der Technologie-Jünger gegen ein Verlustgefühl an, indem er alles auf „den Segen der Technologie“ setzt.
Prominenter Vertreter: Noch-Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Der sagt: „Wir wollen Klimaneutralität technologieoffen erreichen. Dazu gehören auch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die nachweislich nur mit E-Fuels betrieben werden – also mit synthetischen Kraftstoffen, die aus erneuerbaren Energien hergestellt werden.“
Wie Sie reagieren können: Zitieren Sie Nicholas Stern, den Ex-Chefökonom der Weltbank: „Der Klimawandel ist der größte Fall von Marktversagen, den die Welt je gesehen hat.“
Oder Sie versuchen es so: Der Begriff „Technologieoffenheit“ klingt, als gäbe es auf der anderen Seite ein „Technologietabu“. Das gibt es aber nicht. Zwar will die EU Verbrenner 2035 nicht mehr zulassen. Dann aber wird die veraltete Technologie von den viel effizienteren E-Autos ohnehin längst überholt sein.
Therapiemöglichkeit: Irrtümer früherer Technologie-Jünger aufzeigen. Beispielsweise von Alex Lewyt, dem Präsidenten der Lewyt Corp Vacuum Company, der in den 70er Jahren behauptete: „Staubsauger, die durch Kernkraft angetrieben werden, sind vermutlich in zehn Jahren Realität.“ Oder das interne Memo der US-Bank Western Union von 1876: „Dieses Telefon hat zu viele Schwächen, als dass man es für die Kommunikation in Erwägung ziehen kann.“ Oder die Aussage der 1990er, dass Kernfusion allerspätestens im Jahr 2020 günstigen Strom liefern wird.
Der Leugner
Er wusste es schon immer: Das ganze Gerede über Klimaschutz und Energiewende ist Quatsch. Schließlich gibt es seit Anbeginn der Erde Kalt- und Warmzeiten, das Klima hat sich schon immer gewandelt. Und weil das ja wissenschaftlich auch erwiesen ist, muss jeder Versuch scheitern, den Leugner vom Gegenteil zu überzeugen. Er wird das Internet zitieren, in dem er sich gebildet hat, Pseudoexperten als Quelle relevanter Einwände präsentieren und einfache, gut klingende Antworten auf komplexe Probleme geben. Dies tut der Leugner, damit er keine eigenen Konsequenzen aus dem Klimawandel ziehen muss.
Prominenter Vertreter: Der AfD-Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse – für ihn sind die verschärften Auswirkungen des weltweiten Klimawandels „nichts anderes als Panikmache und Hysterie“. Im Bundestag sagte er: „Es gibt nach wie vor keinen einzigen wissenschaftlichen Beweis, dass die menschengemachten CO2-Emissionen das Klima maßgeblich beeinflussen. Keinen einzigen Beweis!“
Wie Sie reagieren können: Machen Sie klar, dass Sie dieser Pseudoargumentation nicht folgen. Besteht ehrliches Interesse am Austausch, dann diskutieren Sie. Wenn Sie merken, dass dies nicht vorhanden ist, dann schonen Sie Ihre Nerven und beenden das Gespräch.
Therapiemöglichkeit: Schwierig, da dem Leugner Reflexionsvermögen fehlt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“