Kommentar: Clubs schließen ist keine Lösung
Lärmbetroffene gehen öfter zum Arzt, werden schneller krank und sterben früher - das haben verschiedene Studien ergeben. Doch als Konsequenz nun Clubs zu schließen, kann nicht die Lösung sein.
Lärm gehört dazu. Für den Clubgänger, der beim Tanzen die Beats im Bauch spüren will. Für den Motorradfahrer, für den der Verkehrslärm und der am Helm entlang peitschende Wind wie Musik klingen.
Doch Lärm ist auch ein Problem. Wenn nachts wummernde Bässe den Schlaf rauben, tagsüber der Straßenverkehr im Hintergrund rauscht und auf der Baustelle neben dem Büro der Presslufthammer jede Konzentration unmöglich macht, dann sind Gereiztheit und Schlafstörungen sogar noch die leichte Symptome. Lärmbetroffene gehen öfter zum Arzt, werden schneller krank und sterben früher - das haben verschiedene Studien zu Flug- und Straßenlärm ergeben. Doch als Konsequenz nun Clubs zu schließen und sämtliche Baumaßnahmen einzustellen, kann sicher nicht die Lösung sein.
Stattdessen ist ein offener und toleranter Umgang nötig. Dazu gehört als erstes: Die Symptome und die Betroffenen ernst nehmen. Wer sich über Lärm beklagt, tut das normalerweise nicht aus Langeweile. Zweitens: Wer umzieht, muss vom neuen Vermieter über die sich in der Gegend befindenden Lärmquellen in Kenntnis gesetzt werden. Keinem Neu-Mieter kann zugemutet werden, dass er über jede potentielle Bleibe umfangreiche Erkundungen in Sachen Lärmquellen einholt.
Zwar mag die Schule an der Ecke auf den ersten Blick erkennbar sein - doch wie sieht es mit dem Club im Hinterhof des zwar angrenzenden, aber zur anderen Straße gehörenden Gebäudes aus? Weiß man das vor dem Einzug, könnten sich langwierige Klagen vermeiden lassen. Und es gibt sicher Menschen, die sich darüber freuen, noch im Schlaf die Beats im Bauch zu spüren.
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