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Kommentar über diskriminierende Sprache der PolizeiSonderkommission Generalverdacht

Andrea Maestro
Kommentar von Andrea Maestro

Braunschweig hat eine „Soko Asyl“: Zwar betont die Polizei, dass nicht alle Flüchtlinge im Visier stünden, allein reisende Männer aber schon. Das ist die Mehrheit.

Bekommen neuen Zündstoff von der Polizei: Bragida-Anhänger Foto: dpa

t az Natürlich ist es richtig, dass die Polizei eine Sonderkommission (Soko) einrichtet, wenn es rund um die überfüllte Landesaufnahmebehörde für Flüchtlinge in Braunschweig Probleme gibt. Nicht nur, um „die Bevölkerung“ vor Diebstählen, Einbrüchen und Drogenhandel zu schützen, wie es der Leiter der örtlichen Kriminalpolizei, Ulf Küch, in der Braunschweiger Zeitung ausdrückte, sondern auch, um die hier untergebrachten Flüchtlinge zu schützen. Das Problem ist nicht die Soko oder ihre Arbeit, sondern ihr Name: „Soko Asyl“.

Das Label „Soko Asyl“ schürt Vorurteile und bringt Asylbewerber per se mit Kriminalität in Verbindung. Da kann Küch noch so oft betonen, dass seine Polizisten nicht alle Flüchtlinge im Visier hätten, dass syrische und irakische Familien nicht in Verdacht stünden, sondern nur allein reisende junge Männer. „Diese Leute kommen offenbar nur hierher, um Straftaten zu begehen“, sagt Küch über rund 100 Verdächtige, die in der Unterkunft leben und straffällig geworden sein sollen.

Da ist sie wieder, die Einteilung in gute und böse Flüchtlinge. So einfach darf es sich die Polizei nicht machen. Denn ihr Täterprofil „allein reisend“ trifft auf den Großteil der Flüchtlinge zu. Viele junge Männer fliehen ohne ihre Familien vor Krieg, drohendem Militärdienst oder politischer Verfolgung. Sie nehmen die oft lebensbedrohliche Flucht nicht mit dem Ziel auf sich, hier eine Karriere als Kleinkriminelle zu starten.

Die deutsche Polizei hat ihren Sonderkommissionen schon oft zweifelhafte Namen gegeben. Im Fall der „Soko Bosporus“ etwa, die in den NSU-Morden ermittelte, machte der Titel deutlich, in welcher Richtung die Beamten unterwegs waren.

Auch bei der „Soko Asyl“ zeigt sich eine bestimmte Annahme schon in der Namenswahl. Die Behörden müssen sensibler mit der Außendarstellung ihrer Ermittlungen und der Sprache umgehen, um Minderheiten in unserer Gesellschaft nicht zu kriminalisieren. Sonst könnten Küch und seine Braunschweiger Polizei ihre Ermittlergruppe auch gleich „Soko Generalverdacht“ nennen.

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Andrea Maestro
Redaktionsleiterin taz.nord
War bis Dezember 2022 Redaktionsleiterin der taz nord. Davor Niedersachsen Korrespondentin der taz. Schwerpunkte sind Themen wie Asyl und Integration, Landwirtschaft und Tierschutz.
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3 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Meine Erfahrungen sind ganz andere: Viele junge, alleinstehende männliche Flüchtlinge sind sehr höflich und zurückhaltend. Und die, die es nicht sind, sind auf spätestens den zweiten Blick zu erkennen. Übrigens genau wie gewaltbereite, sexistische und aggressive deutsche Jugendliche.

     

    Wenn Polizisten nicht intuitiv zwischen beiden unterscheiden können, dann wollen sie es entweder nicht oder haben ihren Beruf vollkommen verfehlt. Dass man es jemandem ja nicht ansehen könne, ob er anständig sei oder nicht, stimmt in diesen Fällen eben überhaupt nicht.

     

    Und natürlich ist das trotzdem kein Freibrief für die Polizei, Verdächtige schon als Täter zu behandeln. Vor allem aber entbehrt die Behauptung, die Polizei müsse in unserem Land ja jeden mit Samthandschuhen anfassen, jeglicher Grundlage. Wenn es nur genug Polizisten und Richter gäbe und damit dann auch schnell zu klaren Urteilen käme, müsste niemandem bange sein.

     

    Ach ja, und Politiker, die auf keine andere Idee kommen, als vollkommen irrational Gesetzesverschärfungen im Eiltempo durchs Parlament zu prügeln und damit ja gerade den Eindruck erwecken, Mängel des Rechtsstaats seien für die Ereignisse verantwortlich, die braucht dieses Land dafür definitiv nicht!

  • Lasst sie doch, seid nicht so kleingeistig!

    Wie es gute Menschen und schlechte Menschen, gute Deutsche und schlechte deutsche usw. gibt, gibt es auch sicher gute Flüchtlinge und schlechte Flüchtlinge, da ist nix verwerfliches dran.

    Gegen "schlechte" Menschen muss die Polizei aktiv werden oder meint ihr Chaos wäre besser...und Jeder gegen Jeden die Lösung?

    • @Mao:

      Lieber MAO, ich glaube, Du hast den Sinn dieses Artikels nicht so ganz verstanden, es liegt wirklich eine große Bedeutung in der Namensgebung derartiger Projekte, ohne das deren Arbeit an sich in Frage gestellt wird. Es hat Bedeutung für die Menschen, die sich eine Meinung bilden aufgrund der Tagespresse und es hat Bedeutung für die Beamten, die den Job machen und es hat eine gewaltige Bedeutung für Tausende von Alleinreisenden Migranten, die mit besten Absichten unterwegs sind. Ich kenne einige dieser Männer recht gut und weiß, was sie manchmal durchmachen müssen, auch nach vielen Jahren, bester Ausbildung und Integration. Das nutzt denen alles nichts, wenn sie nachts am Bahnhof allein auf einen Zug warten.