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Kommentar neue MieterprotesteAufgeblasene Immobilienbranche

Die Mieten steigen. Ängste aus dem vertrauten Lebensumfeld vertreiben zu werden, treten hervor. Die Mieter sind abhängig.

Gentrification? Kennst du das Wort, bist du Teil von ihr. Bild: dapd

D as Thema Wohnkosten ist in den Metropolen angekommen und versackt nicht mehr in Nischen, weil irgendwo mal wieder eine lokale Bewohnerinitiative lärmt. Die Preise bei Neuvermietungen sind in Städten wie Berlin, Hamburg und Freiburg im vergangenen Jahr um über 7 bis 8 Prozent gestiegen, also stärker als sonstige Lebenshaltungskosten und Löhne.

In bestimmten Regionen ballen sich die Arbeitsmarkt- und Bildungschancen und damit auch die Menschen, das treibt die Nachfrage in die Höhe. Zudem sehen Vermögende derzeit oft keine bessere Anlagemöglichkeit als Immobilien in begehrten Lagen. Die Höchstpreise wiederum senken die moralische Schwelle, aus Mietern herauszuholen, was nur geht – sei es bei Neuvermietungen, nach Modernisierungen oder durch Steigerungen aufgrund des Mietspiegels.

Doch das ruft tiefe Ängste hervor. Aus dem vertrauten Lebensumfeld vertrieben zu werden, die Anbindung an die Nachbarschaft zu verlieren oder keinen Platz für die Familie zu finden, nur weil das Geld für Innenstadtmieten nicht mehr reicht: Das ist eine existenzielle Furcht, die man nicht als Kiezromantik abtun darf.

Bild: Jutta Henglein-Bildau
Barbara Dribbusch

ist Redakteurin für Gesellschaftspolitik im Inlandsressort der taz.

Ganz abgesehen davon, dass erst die Durchmischung verschiedener Einkommensgruppen ein Stadtviertel lebendig macht – wie auch Hochverdiener sehr wohl wissen. Es ist zynisch, wenn der FDP-Abgeordnete Stephan Thomae in einer Bundestagsdebatte zum Mietrecht auf die tollen öffentlichen Verkehrsmittel verweist, mit denen man sich doch vom Stadtrand aus so schnell in die Innenstädte bewegen könne.

Vorschläge der Grünen, der SPD und der Linken, Mietsteigerungen per Gesetz einzudämmen und nach Modernisierungen die Umlagen auf die Miete zeitlich zu strecken, sind daher ebenso richtig wie neue Finanzierungsideen für den sozialen Wohnungsbau. Würden die Mieterrechte gestärkt, dann würde die aufgeblasene Immobilienwirtschaft allerdings ihre Waffen zücken und mit dem Rückzug aus dem Neubau drohen.

Ihr Selbstbewusstsein ist groß, hat die Regierungskoalition ihr doch gerade eine Mietrechtsnovelle versprochen, die Bewohnern nicht mal mehr vorübergehend eine Mietminderung erlaubt, wenn der Hausbesitzer den Bau laut und schmutzig modernisiert. Dabei sind mehr staatliche Eingriffe nötig, um die explodierenden Preise zu stoppen. Einfach weil MieterInnen so abhängig sind.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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15 Kommentare

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  • W
    Wilhelm

    Hört auf zu JAMMERN!

    Ihr wolltet Einwanderung aus allen Teilen der Welt, jetzt habt ihr sie, also gebt Ruhe.

     

    Und macht Platz in euren Wohnungen und Arbeitsplätzen, damit die Neuen es auch menschenwürdig und kuschlig bei uns haben, ihr wollt doch nicht rassistisch sein.

  • K
    kraker

    das problem ist schon lange latent...

    diese gesetzesnovelle wird rechtlich nicht haltbar sein,insofern sie grundrechte beeinträchtigt.

    auf der gesetzgeber ist juristisch zu belangen, wegen veruntreung seines regierungsauftrages.das es keine

    ausreichend bezahlbaren wohnungen gibt ist sein verschulden.nun soll diese kriminelle unterlassung mit einer kriminellen gesetzgebung gedeckelt werden.

    das ist infamer rechtsbruch..der regierung.nicht der erste versuch..

    bedenkt man zudem das viele der lanjährigen bewohner

    den kaufwert der wohnung beglichen haben durch ihre mietzahlungen,ihnen aber nur ein bescheidenes recht verbleibt,ist diese art der wohnform eigentlich überholt.es müssen regularien her die menschen einen mietkauf von sozialgeförderten wohnungen ermöglichen.auch als eine art altersvorsorge für

    sozialschwächere einkommen.d.soll heißen.wenn der staat geld hat für hausbauzuschüsse und umbau hat, dann bitte sehr auch für die altersruhesitze in sozialgeförderten eigentumswohnungen.sonst hätten wir eine ungleichbehandlung der bevölkerung und das steuergeld ginge dem verfassungsrechtlichem sozialstaat zuwider NUR an die die genügend geld haben.

  • H
    Hanni

    Wir haben so viele Neu-Berliner zum Teil aus der ganzen Welt, da werden die Quartiere nuneinmal knapper und teurer. Das ist ganz normal. Wer Einwanderung will muss auch vor Ort für die Unterbringung sorgen also Platz machen.

     

    Und viele der jetzt "Vertriebenen" waren mir als Nachbarn eh nicht so sympathisch, auch wenn sie nicht so schlimm wie auf dem Bild aussahen. Die neuen Leute mit ihren neuen Kulturen sind ja viel bunter und interessanter. Und sie bringen ordentlich Geld mit, das mir als kleiner Ladenbesitzerin für Kunsthandwerk viel Kundschaft bringt.

  • MS
    meine sache

    Das Problem ist doch nicht die sogenannte "Gentrifizierung". Es ist doch viel mehr 2 Dinge.

     

    1. Lokalpatriotismus, denn da wo ich als 2 jähriges Kind hingeschissen habe, will ich auch noch mit 20, 40 und 60 hinscheißen.

     

    2. Kapitalismus. Die Immobilienbranche macht ihren Job und die Mieter_Innen Ihren, z.B. zahlen.

     

     

    Ein sozialer Wohnungsbau hilft nur dann, wenn er 1. attraktiv ist (und keine Elendsverlagerung) und 2. bezahlbar bleibt (also nicht an private Investor_Innen weiter gegeben wird).

     

    Aber solange die Gegner der Gentrifizierung noch "Touristen fisten" skandieren und die Verantwortlichen darüber nur schmunzeln können, ist der Klassenkampf ja voll im Gange!

  • F
    Freiburger

    Alt eingesessene Wohnbau"genossen"schaften reißen hier intakten und preisgünstigen Wohnraum einfach ab, um die gleiche Anzahl an Neubauten hinzustellen, deren Miete je nach Wohnungsgröße das Dreifache kostet wie bisher. Das ist Wahnsinn, Neoliberalismus, Renditedenken pur! Denn hier wird günstiger Wohnraum unbedingt gebraucht. Wir sind in Baden-Württemberg die Stadt mit den niedrigsten Einkommen und den teuersten Mieten. Hier stimmt doch etwas gewaltig nicht mehr! Es müssen noch viel mehr Leute als gestern auf die Straße gehen.

     

    Ich bin selbst betroffen - unser Wohnblock soll 2015 unter den Abrissbagger.

  • K
    Kapitalistenschwein

    Wenn ich bedenke, was mich meine kleine, zur Zeit vermietete Eigentumswohnung gekostet hat und was ich dann noch an Renovierungskosten reingesteckt habe, dann kriege ich das durch keine Miete je wieder rein, auch wenn ich 100 Jahre alt werde. Es ist doch klar, dass man das Eigentum, das man sich mühselig erabeitet und zusammengespart hat, nicht für einen Appel und ein Ei vermietet. Ich nehme knapp 10 Euro pro Quadratmeter (kalt) und die Wohnung wird mir trotzdem aus der Hand gerissen. Die Leute wissen halt, wann eine Wohnung ihren Mietpreis wert ist und wann nicht.

  • D
    Doc

    Ist das die neue rot-grüne Selektion, die unwertes Leben von Harzern, chronisch Kranken, Alleinerziehenden, Alten und allgemein armen Menschen aus den Zentren der Großstädte und Gesellschaften ausschließt? Das würde ich gern mal die zwei neuen Grünen "Spitzenleute" fragen, dumm nur, das eben diese genau in den euthanisierten Vierteln unter ihres Gleichen leben, wie es die Reichen übrigens immer getan haben.

     

    So ist es dann, immer nur nach rechts geschaut, und dabei vom Faschismus auf der linken Seite ein- und überholt worden. Jetzt müssen wir mit den unmenschlichen Folgen (am Stadtrand) leben, so wie die Harzer mit ihren Bettelalmosen.

  • I
    ilut

    @Prenzlberger

    IGTT 3/10

     

    Ganz amüsanter Trollversuch, insbesondere das sexistische Ende abgerundet mit Smiley könnte unerfahrene Kommentarschreiber_innen dazu verleiten, sich über diesen eigentlich inhalts- und vor allem gedankeleeren Kommentaren aufzuregen.

  • T
    titkjang

    @vallendar:

    zwei Prozent von einer fett sechstelligen Summe sind für Menschen die nicht geerbt haben, lebenslänglich unbezahlbar, mal ganz abgesehen, dass die vielbesungene Mobilität in den wenigsten Fällen komplett freiwillig ist. ich arbeite seit 16 Jahren Vollzeit, übrigens relativ gut bezahlt und mit Doktortitel wie Sie, und ohne geerbt zu haben hätte ich mir mein ganzes Leben kein Wohneigentum leisten können. Aber ich lebe in der teuersten Stadt Deutschlands, hergezogen - wegen einem Job.

     

    Die Entsolidarisierung mit der hart arbeitenden NICHT erbenden Bevölkerung wird uns erbende Normalos eines Tages teuer zu stehen kommen. Dem Verhältnis der Amerikaner zu ihrem Gesundheitssystem entspricht in Deutschland der Mietmarkt. Auch wir dämlichen deutschen Mittelständler wählen unsere Romneys und fördern die Ausbeutung unserer immer Ärmeren durch die immer Reicheren, weil wir glauben, dass UNS der soziale Abstieg ja niemals treffen kann?!!!!

  • SL
    SANDRA LÜTZENKIRCHEN

    Immobilen sind nicht mehr nur eine lukrative Wertanlage, sondern ermöglicht auch die Selektion der Nachbarschaft.

    Als alleinerzehende, chronischkranke mit Hartz4 Bezug, hat es mich 8 Monate gebraucht um in der Heidelberger Innenstadt eine bezahlbare Wohnung zu finden, obwohl ich mich mit einer kleinen Quadratmeterzahl begnügt hätte. Viele Immobilienmakler haben nachdem sie von meinem Leistungsbezug hörten, erst gar keinen Besichtigungstermin mit mir vereinbart. Die größte städtische Wohnungsbaugesellschaft Heidelberg, hat meine per Formular eingereichtee Mietinterssentenanfrage abgelehnt. Nicht einmal für die Warteliste durfte ich mich einschreiben. Das neue Gigantenprojekt "Bahnstadt" hat mich trotz eines solventen Bürgen nicht als Mieter akzeptiert. Als gebürtige Heidelbergerin geht einem dann schon mehr als der Hut hoch, zumal noch vor ein paar Wochen unser Herr Oberbürgermeister sich mit beherzten Bürgern und linken Lagern vor dem HD-Hauptbahnhof vesammelt hat, und in seiner Rede zur Gegendemonstration des geplanten Aufmarschs der NSDAP lautstark verkündete: "Heidelberg ist bunt und soll es auch bleiben!" Da frage ich mich, ob Liberalität mitlerweile zur einer Sache der Couleur geworden ist. Für mich miefts stark nach Heuchelei: Außen hui und innen pfui.

  • DB
    Dr. Benedikt Vallendar

    Sie können sich heute für rund 2 % Zinsen ein Eigenheim leisten. Da können Sie wohl kaum von "abhängigen Mietern" sprechen... aber offenbar passt dieser Teil der Wahrheit nicht in Ihr linkes Weltbild.... :-)

  • P
    Prenzlberger

    Ehrlich gesagt bin ich heil froh, wenn diese Chaoten aus unserer Wohnumgebung verschwunden sind und hier nur noch anständige, für ihr Geld arbeitende Leute meine Nachbarn sind. Dann hört auch der Nachtlärm und der Dreck/Grafiti auf, denn die Leute haben besseres zu tun in ihrer knappen Freizeit.

     

    Die Chaoten können sich in ihrgendeinem Plattenbaugetto am Rand der Stadt ihrer wenig sozialen Verhaltensweisen hingeben, nur nicht hier, wo sie ein schlechtes Vorbild für unsere Kinder und die Gesellschaft abgeben. Dafür bezahle ich gern auch etwas höhere Mieten und spare das Geld bei anderen Sachen, wie bspw. der Ausstattung des Autos meiner Frau. ;-)

  • A
    ama.dablam

    Ein Blick ins Gesetz erleichtert die Rechtsfindung, z.B. § 558 BGB, Kappungsgrenze etc. alles seit Jahrzehnten bereits geregelt, es kann höchstens noch um das Drehen an den dortigen Stellschrauben gehen.

     

    Wieso ist die Immobilienbranche per se eigentlich "aufgeblasen"? Nagt da jemand wieder mal am völlig abgekauten Klassenkampfknochen??

     

    Und hey, an die Fritzen vom Bild zum Artikel würde nicht mal die Redakteurin vermieten, obwohl sie dann allerbeste Aussichten hätte, sich mit den Innereien des BGB zu beschäftigen!

  • V
    vic

    Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Das zeigt sich besonders gefährlich, wenn nicht jeder die gleichen Mittel hat und ein Wolf eine Regierungspartei hinter sich weiß.

  • H
    Hessie_James

    Immobilien-Erwerb, um Schwarzgeld zu waschen. Es wird Zeit, dass diesem Verdacht verstärkt nach gegangen wird.