Kommentar Vergrößerte Fußball-WM: Es gibt nur Gewinner
Die Männerfußball-WM soll ab 2026 mit 48 Teams starten. Daran ist gar nichts schlimm, denn so wird der Eurozentrismus des Sports verringert.
W as ist eigentlich so schlimm an einer Fußballweltmeisterschaft mit 48 statt 32 Mannschaften? Gar nichts. Gut, man könnte tief in die antikapitalistische Mottenkiste greifen, sich anschließend ein paar Staubflusen vom Ärmel wischen – und dem Fußballweltverband Fifa dann vorwerfen, geldgeile Hundsfotte zu sein. Ebenso gut könnte man dem Ball vorwerfen, dass er rund ist. Die Fifa ist nun mal ein profitorientierter Zirkus, der auf der ganzen Welt seine Tickets und seine Bilder teuer verkaufen möchte. Das dürfte mit dieser Bläh-WM prima funktionieren.
Die Entscheidung, im Jahr 2026 sechzehn Mannschaften zusätzlich zum WM-Turnier zuzulassen, ist von zeitloser Spitzfindigkeit. Das hat vor allem damit zu tun, dass es trotz des notorischen Gejammers eurozentristischer Besitzstandswahrer nur Gewinner gibt. Die Vielfalt des Weltfußballs wird künftig besser dargestellt.
Eine Variable wie Verteilungsgerechtigkeit kommt endlich ins Spiel. Bisher profitierten die Fußballverbände Südamerikas und Europas. Ihre Mannschaften waren extrem überrepräsentiert. Das ging zulasten von Afrika, Asien und Ozeanien. Diese seit Jahrzehnten stiefmütterlich behandelten Fußballkontinente können nun mehr Mannschaften in die Manege schicken. Das wird aber bestimmt langweilig, raunen die Kritiker auf den Rängen.
Aber auch in diesem Fall hat die clevere Fifa unter ihrem noch recht frischen Chef Gianni Infantino vorgesorgt. Sie verändert wohl den Modus, schafft Unentschieden in den ersten Spielen ab und will im Fall eines Remis nach neunzig Minuten ein Elfmeterschießen veranstalten. Das ist für die Engländer eine verdammt schlechte Nachricht, für den normalen Fußballfan kommt das fast schon einer Regelrevolution gleich. Und das Schöne dabei: Der Fußballweltmeister muss auch im Jahre 2026 nur sieben Partien spielen. Damit ist auch die Belastungsdebatte vom Tisch. Die Edelkicker müssen keine Extraschichten schieben.
Bei so viel Profiteuren darf natürlich der Weltverband Fifa nicht fehlen. Er macht mit seinem Monsterturnier nun auch in fernen Märkten Kasse mit lukrativen Fernseh- und Marketingrechten. Es wäre bei diesem rundum positiven Ausblick doch zu schön, wenn dieses viele Geld in tolle Fußballentwicklungsprojekte fließt – und nicht auf die Konten korrupter Funktionäre.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers