piwik no script img

Kommentar Umbau der StromwirtschaftBilliger Norden, teurer Süden

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Man könnte die Stromwirtschaft ändern. Die Idee: zwei Preiszonen für Deutschland. Hat der Süden Mangel, könnte sich das in den Preisen spiegeln.

Was sind die Alternativen zu neuen Stromtrassen? Denkverbote helfen nicht Bild: dpa

M al ganz pragmatisch: Wenn neue Stromtrassen von Nord nach Süd im dicht besiedelten Deutschland nicht oder nur schleppend vorankommen, was dann? Dann ist man gut beraten, diese Realität zur Kenntnis zu nehmen und mögliche Alternativen unbefangen zu diskutieren. Bislang hatten solche Alternativen leider keinen Raum in der Debatte, in der Politik wie Stromwirtschaft die Notwendigkeit neuer Stromautobahnen ständig wiederholen.

Unbestritten ist, dass in der deutschen Stromwirtschaft Umbauten nötig sind, schließlich passen die kaufmännische Organisation des deutschen Strommarktes und die technisch-physikalischen Rahmenbedingungen des Netzes immer weniger zusammen. Aber grundsätzlich lässt sich dem eben auf zwei Arten begegnen, von denen nur eine Variante bisher ausgiebig diskutiert wurde: die Anpassung der Technik durch Netzausbau.

Aber man kann natürlich auch den Markt anpassen. Vielleicht ist das sogar die einfachere Variante. Und so macht nun die Idee die Runde, Deutschland in zwei Preiszonen zu splitten. Wenn der Norden künftig Strom im Überfluss erzeugt und der Süden Mangel hat, spiegelt sich das dann in den Preisen wider, was wiederum auf Seiten der Erzeuger wie der Verbraucher gewollte Anpassungsreaktionen induziert.

Um nicht missverstanden zu werden: Es soll hier nicht vorschnell die Zweizonenlösung als das optimale Modell propagiert werden. Aber die Idee klingt zu gut, um sie von vornherein abzubügeln. Und sie rührt auf erfrischende Weise an einem Tabu.

Ob das Konzept am Ende wirklich taugt, sollte sich dann in einer breiten gesellschaftlichen Diskussion herauskristallisieren. Schön jedenfalls, dass diese nun eröffnet ist – Denkverbote waren nie gute politische Ratgeber.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!