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Kommentar UNO kritisiert VatikanTäterschutz von ganz oben

Michael Braun
Kommentar von Michael Braun

Die UNO traut sich was: Sie wirft dem Vatikan mangelnde Aufarbeitung vor. Die Katholische Kirche schmollt und tut weiterhin nichts für die Opfer. Alles wie gehabt.

Sünder sind überall. Bild: reuters

B ei oberflächlichem Hinsehen möchte man meinen: Alles wie gehabt. Der Vatikan steckt Prügel ein, muss sich erneut nicht bloß den massenhaften Missbrauch von Kindern durch Angehörige des Klerus, sondern obendrein auch die flächendeckende Vertuschung dieser Verbrechen vorwerfen lassen – und hat als Reaktion auf die Vorwürfe wieder einmal die gut eingeübte Beleidigte-Leberwurst-Nummer zu bieten.

Den Aufschlag machte diesmal die UNO-Kinderrechtskommission. In einem Report, der auf die der Kirche so lieben diplomatischen Relativierungen völlig verzichtet, liefert die Kommission eine gnadenlose Abrechnung.

Da geht es nicht bloß um die zehntausenden Missbrauchsfälle der vergangenen Jahrzehnte, sondern auch um den Umgang der Kirche mit ihnen: um das jahrzehntelange Herunterspielen, um den Eifer, mit dem der Vatikan den Deckel draufhielt, um die Sorge, ja bloß nichts nach außen dringen zu lassen; um eine Politik, die den Opferschutz hintanstellte und sich vor allem dem Täterschutz widmete, per Schweigegebot bei Exkommunikationsandrohung für alle, die von den Fällen wussten; um „Lösungen“, die in der puren Versetzung der Täter von einer Pfarrei zur andren bestanden – wo sie dann fröhlich weitermachen konnten; um den Verzicht der kirchlichen Hierarchien darauf, die weltlichen Strafverfolgungsbehörden einzuschalten.

All dies sind Fakten, die nach der Welle der Missbrauchsskandale in der Kirche nur allzu bekannt sind – wenigstens denen, die sie zur Kenntnis nehmen wollten. Und doch ist durchaus nicht alles wie gehabt. Denn diesmal ist es ein UN-Organ, das ganz offiziell mit dem Vatikan abrechnet. Mehr noch: das dem Vatikan Vertragsbruch vorwirft. „Einmischung“ ist das nicht – schließlich hat auch der Heilige Stuhl die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet und sich damit ganz offiziell der Beobachtung durch die Kommission unterworfen.

Zweifel an der These sind erlaubt

Und die Kirche? Sie reagiert, wieder einmal, tief beleidigt. Da ist zum einen das Argument, unter Benedikt XVI. seien doch immerhin in den Jahren 2011-2012 stolze 400 Priester zwangsweise in den Laienstand versetzt worden, weil sie sich Übergriffe gegen Kinder zuschulde kommen ließen. Die Botschaft ist klar: Die Wende ist doch schon vollzogen, und zwar durchaus nicht erst unter Franziskus, sondern schon unter seinen Vorgängern Wojtyla und Ratzinger. Zweifel an dieser These sind erlaubt.

Gewiss, Pädophile haben es heute schwerer in der römisch-katholischen Kirche – und doch wird man den Eindruck nicht los, dass bislang weiterhin ein Kriterium ungebrochen gilt: dass der Ruf der Institution wichtiger sei als das Schicksal der Opfer.

Denn – und auch dies moniert der Report – der Vatikan hat bisher nie wirklich reinen Tisch gemacht und seine eigenen Archive geöffnet. Auch jetzt wieder erfahren wir, das gehe nicht; schließlich müsse der „Zeugen- und Opferschutz“ gewahrt bleiben. Wie immer schon werden mithin die Opfer am besten dadurch geschützt, dass die Fälle unter der Decke und die Täter anonym bleiben.

Das Fleisch ist eben schwach

Und da ist zum anderen das routiniert abgespulte Argument – diesmal geboten vom Vatikan-Nuntius in Genf, Silvano Tomasi – die ganze Missbrauchsdiskussion gehe recht eigentlich gar nicht in besonderer Weise den Klerus an. Schließlich gebe es pädophile Übergriffe überall, selbst in den am meisten geachteten Berufsgruppen der Welt – da ist es dann in dieser Logik gleichsam unvermeidlich, dass auch immer mal wieder ein Priester unter den Tätern auftaucht.

Dieses Argument hat einen schönen Vorteil: Es beendet die Diskussion statt sie zu eröffnen, mit einem albern-verniedlichenden Verweis darauf, dass das Fleisch eben schwach und Sünder überall sind. Ganz so einfach ist es nicht, und sei es bloß, weil Priester ganz andere Möglichkeiten haben, zum pädophilen Missbrauch zu schreiten als, sagen wir einmal, ein Rechtsanwalt.

Doch unter Franziskus soll alles ja ganz anders werden. Eine neue Vatikan-Kommission ist eingesetzt, die sich dem Umgang der katholischen Kirche mit den Missbrauchsfällen widmen soll. Wie auf so vielen anderen Fällen auch hat Papst Bergoglio sich allein mit dieser Ankündigung als kraftvoller Neuerer inszeniert. Auch zu diesem Thema allerdings stehen die Taten noch aus.

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Michael Braun
Auslandskorrespondent Italien
Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.
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29 Kommentare

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  • S
    schafsbrief.de

    Gegen 21 (!) Priester im Bistum Trier, dem Bistum des Missbrauchsbeauftragten der DBK laufen derzeit kirchenrechtliche Ermittlungen. Nur ein Bruchteil der Täter und mutmaßlichen Täter davon sind beurlaubt. Darunter auch mind. ein Träger des Bundesverdienstkreuzes. Stephan Ackermann der nanoversiegelte, nun sehr fortschrittlich wirkende Jungbischof streckt langsam den Kopf heraus, um sich in der Altherrenriege seinen Platz zu sichern. Ganz in der Nachfolge von Kardinal Marx, der im engsten Beraterkreis von Franziskus jetzt sein Fähnchen wieder gut im Wind hat.

    Die neue interdisziplinäreAufarbeitungskommission? Fehlanzeige? Die Vereinbarung der Kirchen mit dem Hilfsfond? Nullnummer!

    Wir haben hier im Bistum Trier einen Priester der öffentlich 2 Taten einräumt, alles keine Gründe, um beurlaubt zu werden.

    Im Präventionsbeirat des Bistums sitzt ein - ich muß jetzt schreiben mutmaßlicher - Täter und ein Vertuscher dieser Tat. Alles kein Problem. Wem das noch nicht reicht, der kann auch die Messe eines "verwirrten" Priesters besuchen, der schon mal "Heil Hitler" von der Kanzel skandiert.

    Wer Täterschutz erleben will, auf ins Bistum Trier! Soweit mal von der Basis.

    • @schafsbrief.de:

      Die Alternative wäre, belastbares und integres Priesterpersonal einzustellen. Aber: solche Menschen wollen so leben, wie andere auch. Partnerschaften eingehen, Familien gründen.

       

      Solch eine Vorstellung scheint den Katholischen Kirchenführern aber kaltes Grausen zu verursachen.

       

      Deshalb lassen sie lieber alles so wie es ist.

       

      Nun: da wir ja nicht in einem Gottesstaat leben, kann jeder geistig gesunde Bürger entscheiden, ob er/sie da weiter mitmacht oder nicht. Und wer ohne große Not seine Kinder irgendwelchen Priestern, Küstern oder sonstwem anvertraut, weiß hoffentlich um seine Verantwortung.

       

      Barbara Garcia-Boehland, SNAP-Aktivistin, die ihren 16jährigen Sohn verloren hat, weil er in Folge des Missbrauchs durch einen Priester Selbstmord begangen hat, beschrieb es so: "ich habe denen vertraut. Warum habe ich nicht nachgefragt, genauer hingeschaut. Ich verspüre immer noch Schuld, dass ich nicht skeptischer war."

       

      VG

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

  • Wieder license for censorship?

    Ich verstehe die Logik nicht: Warum wird denn nun meine vergleichsweise harmlose Anmerkung, welche die völlig absurde Unterzeile: "Die UNO traut sich was...." kritisiert, unterdrückt? Können Sie mir das bitte mal erklären. Es interessiert mich wirklich.

  • L
    L.M.

    Der britische Menschenrechtsanwalt Geoffrey Robertson („Angeklagt: Der Papst“, 2010) ist der Ansicht, dass sexualisierte Gewalt gegen Kinder (in „epidemischem Ausmaß“, wie eine irische Untersuchungskommission feststellte!) durch Artikel 7 des IStGH-Statuts (Internationaler Strafgerichtshof) abgedeckt wird. Dieser definiert laut Robertson „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ unter Einschluss von „Vergewaltigung“ und „sexueller Sklaverei“ oder „jeder anderen Form sexueller Gewalt vergleichbarer Schwere“ sowie als „andere unmenschliche Handlungen ähnlicher Art, mit denen vorsätzlich große Leiden oder eine schwere Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit oder der geistigen und körperlichen Gesundheit verursacht werden“. Internationale Gerichtshöfe haben laut Robertson geurteilt, dass die Rekrutierung von Kindern als Soldaten und insbesondere die Rekrutierung von Mädchen als „Trostfrauen“ oder „Sexsklavinnen“ ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt. Es gibt also gute Gründe anzunehmen, dass ausgedehnte und durch das System geschützte sexualisierte Gewalt an Kindern im Sinne des IStGH ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt. Gemäß Artikel 12 kann der IStGH seine Jurisdiktionsgewalt über die Angehörigen eines Vertragsstaates ausüben. Der so genannte Heilige Stuhl hat den IStGH-Vertrag nicht ratifiziert (warum wohl?), somit unterliegt der „Vatikanstaat“ nicht dieser Jurisdiktionsgewalt. Deutschland allerdings hat wie 110 andere Staaten den IStGH-Vertrag im Jahr 2000 ratifiziert. Joseph Ratzinger als Deutscher befindet sich damit – zumindest potenziell – im Zuständigkeitsbereich des Internationalen Gerichtshof. Er könnte also vor demselbigen zur Verantwortung gezogen werden für sein Untätigsein oder schlimmer noch für Erlasse, die die Fortsetzung der Straftaten begünstigten. 2013 hat der IStGH den Antrag abgelehnt, gegen Papst Benedikt XVI. zu ermitteln.

  • L
    L.M.

    Solange es nur ging (und noch immer geht!), hat sich die RKK, namentlich der langjährige (1982-2005) Präfekt der Glaubenskongregation Josef Ratzinger, in dieser Angelegenheit verleugnend, vertuschend und versetzend verhalten. Ratzinger persönlich hat während seiner Zeit als Bischof von München die Versetzung eines pädophilen Priesters in eine andere Pfarrei bewilligt, ohne ihn bei der Polizei anzuzeigen. Der österreichische Kardinal Groer, der auf seinem 20-jährigen Weg zum Bischofsamt geschätzte 2.000 Jungen missbraucht hatte, stand während der ganzen Zeit unter dem Schutz von Johannes Paul II. 1998 erhielt der Vatikan von neun Opfern eidliche Aussagen über sexuelle Übergriffe durch den mexikanischen Priester Maciel Marcial Degollado, Bigamist, Päderast, Drogenkonsument und Vater mehrerer Kinder, die er nach deren Aussage ab dem Alter von 7 Jahren vergewaltigte. Maciel wurde 2004 in den Vatikan eingeladen, um von seinem Freund Papst Johannes Paul II. gesegnet zu werden. (Quelle: Geoffrey Robertson, britischer Menschenrechtsanwalt, „Angeklagt: Der Papst“, 2010)

  • Man betrachte den ganzen Vorgang nur mal aus rechtlicher Perspektive und sehe mal davon ab, dass es sich um eine Institution handelt, die tief verflochten ist mit Politik, Justiz und gesellschaftlichen Organisationen. Jede andere Institution, die sich dieser hier aufgezählten Verbrechen und Vergehen schuldig gemacht hätte, wäre sofort als kriminelle Vereinigung angesehen und entsprechend verfolgt worden. Dass dies nicht der Fall war und ist, hängt auch damit zusammen, dass offizielle Stellen, darunter die Staatsanwaltschaften, aber auch die Justizministerien der Länder und des Bundes, die Medien geradezu flächendeckend, jahrelang davon wussten, aber sich nicht rührten. Erst die Vorgänge im Berliner Canisius-Kolleg und der Mut des Paters Klaus Mertes brachten den Stein, der eigentlich kaum noch zu halten war, endlich ins Rollen.

     

    Was sind wir eigentlich für ein Land, was für eine Welt, in der Verbrechen und Vergehen so lange ignoriert werden konnten. Hinzukommt das kirchliche Arbeitsrecht, das geradezu verfassungsbeugenden Charakter hat. Und die Vatikanbank mit ihrer jahrelang praktizierten Geldwäsche und Kontakten zur Mafia rundet das Bild ab(»Vatikanbank … und noch mehr Halunken«, FAZ vom 25.9.13). Es ist die unheilvolle Rolle der Religion, die offenbar alles rechtfertigt und vor der viele Verantwortliche vor Angst und Ehrfurcht erstarren. (www.uwelehnert.de)

    • @Uwe Lehnert:

      zum Canisius-Skandal:

       

      Klaus Mertes hat im Januar 2010 lediglich adäquat reagiert. Nachdem er sich vorher sicherlich mit seiner Ordensleitung kurz geschlossen hatte. Jesuiten gelten als geschickte PR-Strategen. Siehe Papa Franz. Von dem sich einzig die UN-Kinderrechtskommission nicht täuschen lässt.

       

      Und wer einige der "Canisius-Opfer" persönlich kennen gelernt hat, weiß, dass es sich zwar um ganz unterschiedliche Männer handelt. Sie Eines aber eint: Entschlossenheit.

       

      Sie hatten mehr zu verlieren, als den Posten des Schulleiters einer Eliteeinrichtung. Ihre soziale Reputation. Sie haben ihre Existenz aufs Spiel gesetzt. In der öffentlichen Wahrnehmung kommen Opfer nur als marginale gescheiterte Existenzen vor. "Wertvolle" und "starke" Kinder werden angeblich nicht missbraucht. Ist Quatsch, wird aber geglaubt.

       

      Einzig dem Mut und der Konsequenz dieser Betroffenen und vieler ihrer MitstreiterInnen ist es zu verdanken, dass wir uns seit 2010 - endlich - öffentlich und aufmerksam einem fest in unserer Kultur verwurzelten und weit verbreiteten Phänomen widmen. Nämlich der sexuellen Misshandlung von Kindern und Jugendlichen.

       

      Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

      • @Angelika Oetken:

        Liebe Frau Oetken,

        Sie hätten mich völlig missverstanden, wenn Sie aus meinen Worten auch nur eine Silbe Nachsicht für die Leitung des Canisius-Kollegs herausgelesen haben sollten. Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass Klaus Mertes endlich etwas ins Rollen gebracht hat, was längst hätte öffentlich thematisiert werden sollen.

        • @Uwe Lehnert:

          Sehr geehrter Herr Lehnert,

           

          Klaus Mertes wird von der Öffentlichkeit tatsächlich als der mutige Aufklärer wahrgenommen.

           

          Wenn man vergleichsweise schnelles Reagieren mit konsequentem Handeln gleichsetzt, ist die öffentliche Sicht korrekt.

           

          Wer sich realistisch fragt, was die Konsequenz gewesen wäre, hätte Mertes statt seinen Brief an die Alt-SchülerInnen zu versenden, in bewährter Manier versucht, die Sache aus zu sitzen, kommt der Angelegenheit auf die Spur.

           

          Sicherlich wären die ehemaligen Schüler, die damals auf ihn zugekommen sind, dann umgehend an die Presse gegangen. Und damit hätte die Sache aus Sicht der Jesuiten außer Kontrolle geraten können.

           

          Durch sein Handeln gewann Mertes Zeit. Und mit ihm sein Orden. Raum, um eine Krisenstrategie zu entwickeln. Jesuiten geht ihr Orden über alles. Er bietet ihnen mehr, als sie woanders bekommen könnten. Das Selbstverständnis der Jesuiten kennt kein Versagen. Und Missbrauchsopfer sind in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch Menschen, die einmal quasi in der Biomülltonne gelandet sind. Weil das Vorurteil gilt, nach dem nur schwache und minderwertige Kinder missbraucht werden. So etwas schützt "normale" Menschen davor, die Welt in der sie leben all zu realistisch betrachten zu müssen.

           

          Das canisische Missbrauchsopfer Mathias Bubel hat es auf einer Pressekonferenz treffend formuliert: "Niemand hätte sich vorstellen können, dass die Täterorganisationen die öffentliche Debatte an sich reißen werden."

           

          Wer all die Interviews, Blogs, Bücher und Artikel anschaut, die Jesuiten zum Missbrauchsthema kreiert haben, wird schnell feststellen: die meisten kreisen unentwegt um sich selbst. Wie einsame Satelliten. Und eines ist immer Thema: verdrängte Homosexualität.

           

          Mit freundlichen Grüßen,

          Angelika Oetken, Berlin-Köpenick

    • @Uwe Lehnert:

      Herr Lehnert,

       

      besten Dank für Ihren bemerkenswerten Kommentar.

       

      Ich erlaube mir den ergänzenden Hinweis, dass die Deutsche Bischofskonferenz - immerhin das oberste römisch-katholische Kirchengremium in Deutschland – es auch nach über einem Jahr (!) immer noch nicht hinbekommen hat, den im letzten Januar zurückgezogenen Forschungsauftrag für die angekündigte Studie zum Ausmaß der sexualisierten Gewalt in den Institutionen der römisch-katholischen Kirche in Deutschland neu zu vergeben.

       

      So sieht echtes Aufklärungsinteresse aus.

       

      Dazu passt, dass dieses Verhalten der deutschen Bischöfe außer von Opferverbänden so gut wie nirgendwo in Deutschland öffentlich kritisiert wird: Nicht von den Medien, nicht von der politischen Klasse, nicht von den Millionen Mitgliedern der römisch-katholischen Kirche.

       

      Welcher anderen Institution würde es wohl ebenso leicht gemacht, mit so einem Verhalten durchzukommen?

      • UL
        @Uwe Lehnert
        @Der Sizilianer:

        "Was sind wir eigentlich für ein Land,..."? Falls ich als Kind von Migranten eine Antwort darauf versuchen darf: Sie sind ein Land in der Sackgasse. Sie müssen aus anderen, aus religiöseren Ländern Menschen wie meine Eltern zu sich rufen, weil Ihr areligiöses Lebensmodell in der Praxis nicht funktioniert: Leben wird verhütet oder abgetrieben, beim Sterben wird geholfen, und überall breitet sich Vereinsamung aus. Je areligiöser Ihr Land wird, desto schneller schreitet diese Entwicklung voran, desto nötiger hat es Ihr Land, aus religiöseren Ländern Menschen zu importieren, wo sie noch in ausreichender Zahl geboren werden - von religiösen Eltern.

         

        Für Migranten stellt sich die Frage, warum sie einem solchen nicht-funktionierenden Lebensmodell folgen sollten. Viele Migranten beobachten das Scheitern dieses Modells, die Einsamkeit, den Mangel an Leben, und ziehen für sich den Schluss, dass das dumm wäre.

  • V
    vicissitudes

    Gegen Pädophilie - auch in der Kirche - muß was getan werden. Ansonsten ist von meiner Seite gegen die katholische Kirche nichts auszusetzen zumal sie eine klare Position gegen eine mörderische Wirtschaftsordnung zeigt. Ich danke Gott als katholik erzogen worden zu sein.

    • C
      cosmopol
      @vicissitudes:

      Karheinz Deschner - Kriminalgeschichte des Christentums. Viel Spaß beim Lesen, das eigene Weltbild dürfte danach zumindest ein bisschen erschüttert sein. Oo

    • DU
      Demokratie und Kirche
      @vicissitudes:

      Sie finden es also nicht kritikwürdig, dass die römisch-katholische Kirche Frauen immer noch als Menschen 2. Klasse betrachtet - um nur ein Beispiel zu nennen?

  • F
    FROST

    "Das Fleisch ist eben schwach"!? Das mussten vor der Zeit Jesu schon die Jungfrauen erfahren, die kaum,dass sie die Pubertät hinter sich,von den Priestern geschwängert wurden. Dann wurden sie mit einem "Jupp" verheiratet. Daran sieht man schon dass mit den sogenannten Gottesdienern damals schon einiges im Argen lag. Und allein daran sieht man doch ,wie dämlich das Volk ist und wie der (Aber)Glauben, durch verwöhnte Nichtstuer verbreitet war. Die Kirche ist reich genug,sie soll entschädigen.

  • G
    Gastnamin

    Der Antikatholizismus der taz nervt. Wo bleiben eigentlich Objektivität, professionelle Distanz zum Thema und all der andere journalistische Firlefanz? Gibt's wohl nicht unter Frau Pohl. Vielleicht kommt ja mal ein guter Chefredakteur, vielleicht sogar ein Mann. Wäre mir als weibliche Leserin inzwischen lieber als dieses von Emotionen getriebene Gezicke.

  • WK
    Wolfgang Klosterhalfen

    Herr Dr. Ratzinger war qua Amt spätestens seit März 1982 bis zu seinem Rücktritt als Papst im Februar 2013 einer der Hauptverantwortlichen für die „Missbrauchs“vertuschung in allen römisch-katholischen Bistümern der Welt gewesen. Er hat das (vermeintliche) Wohl von „Schweinepriestern“ und das seiner Kirche über das von tausenden von Kindern und Jugendlichen sowie deren Angehörigen gestellt. Er hat durch zwei Rundschreiben an alle (ca. 5000) katholischen Bischöfe und durch seine Verzögerungstaktik dazu beigetragen, dass schwer belastete oder sogar innerkirchlich geständige oder sogar schon weltlich verurteilte Priester und sonstige Angehörige seiner Kirche noch weitere Kinder sexuell „missbrauchen“ konnten.

    Spätestens nach Auffliegen des Canisius-Skandals Ende Januar 2010 hätte Papst Benedikt XVI. weltweit seine Bischöfe anweisen müssen, bei hinreichend begründetem Verdacht auf sexuelle Straftaten die AuStaatsanwaltschaft zu informieren und entsprechende Anweisungen an die ihnen untergebenen Kleriker weiterzugeben. Stattdessen hat der „Stellvertreter Jesu“ erneut zur Vertuschung beigetragen. „De delictis graviboribus“ wurde mit Zustimmung von Herrn Dr. Ratzinger überarbeitet, und die veränderte Fassung wurde am 5.6.2010 an alle römisch-katholischen Bischöfe verschickt und veröffentlicht: http://www.vatican.va/resources/resources_norme_ge.html

    Auch in dieser Version hat Herr Dr. J. Ratzinger in Artikel 30 indirekt zur Vertuschung der Straftaten aufgefordert:

    „§ 1. Die genannten Verfahren unterliegen dem päpstlichen Amtsgeheimnis[41].“

    • M
      Mephisto
      @Wolfgang Klosterhalfen:

      Sie schreiben Unsinn.Ratzinger hat bereits als Kardinal und Chef der Glaubenskongregation ein stärkeres Vorgehen (inklusive aufrollen alter Fälle) gegen Missbrauch durchgesetzt.Ebenso hat er (schon vor 2010) verfügt, daß kirchliche Würdenträger bereits bei Verdacht Anzeige erstatten sollen. Womit er bereits über das deutsche Recht hinausging, da man in Deutschland bei Verdacht noch nicht verpflichtet ist, Anzeige zu erstatten (erst bei konkretem Wissen, klaren Indizien).Das päpstliche Amtsgeheimniss gilt für Verfahren innerhalb des Kirchenrechts und haben nichts mit Strafverfolgung weltlicher Gerichte zu tun.Es findet sein Gegenüber im "Wir möchten zu laufenden Ermittlungen keine Auskünfte geben", ist also eine völlig normale Praxis.Schutz von "Schweinepriestern" kann man ihm auch nicht unterstellen...er hat genügend Fälle, in denen man "nicht sicher" war rigoros verfolgt.

  • NS
    Na sowas

    Heuchlerisch, scheinheilig, pharisäerhaft ist diese UNO. Am sexuellen Missbrauch von Kindern durch notgeile Pfaffen macht sie ein Riesenfass auf. Wo werden die Opfer von Hunger, Krieg, Bürgerkrieg etc. thematisiert? Ja. auch dort gibt es Täter.

    Als Atheist und Gegner aller Kirchen bekomme ich bei solcher Einseitigkeit Würgereflexe.

    Oder tue ich der UNO Unrecht, und es sind die Medien, die sich wie die Geier gezielt und Empörung heischend auf diesen einen Punkt unter Missachtung der anderen stürzen?

    • @Na sowas:

      "Wo werden die Opfer von Hunger, Krieg, Bürgerkrieg etc. thematisiert?"

       

      Woher wissen Sie, dass das UN-`Committee on the rights of the child´ solche Dinge nicht zum Thema macht?

       

      Oder handelt es sich lediglich um einen Beißreflex Ihrerseits angesichts der berechtigten Kritik der Kommission am Verhalten des Vatikans - getreu dem Motto "getroffene Hunde bellen"?

      • NS
        Na sowas
        @Der Sizilianer:

        Wer den ganzen Kommentar und nicht nur selektiv liest, wird schlauer.

        • @Na sowas:

          Nicht, wenn der Kommentar so sinnfrei ist wie ihrer.

  • G
    Geiliileo

    Wenigstens behauptet der Vatikan nichts anderes, als dass man ihm glauben muss.

     

    Der UN, deren Kommissionäre wir nicht wählen können und deren Parlamentarier kein Recht haben, Gesetzesvorschläge einzureichen, werden wir auch gezwungen zu glauben.

     

    Die Kritiker der UN oder EU werden einer modernen Inquisition durch korrupte Medien und korrupte Politiker unterzogen. Die EU schafft es ja nicht einmal, die Todesstrafe kategorisch auszuschließen. Die fehlende Meinungs- und Forschungsfreiheit in Deutschland und anderen zwangsunioniserten Ländern scheint die Hohepriester der UN nicht zu stören.

     

    Ich bin UNgläubig!

    • @Geiliileo:

      Ihr Kommentar strotzt vor verwirrter Verschwörungsideologie.

       

      Wo werden Sie bitte "gezwungen", dem UN-Kinderrechtsausschuss zu glauben? Es steht Ihnen doch selbstverständlich jederzeit frei, öffentlich Argumente gegen die Kritik des Ausschusses zu formulieren.

       

      Wo bitte werden Kritikerinnen und Kritiker von UNO oder EU einer "modernen Inquisition durch korrupte Medien und korrupte Politiker" unterzogen? Stehen die Häscherinnen und Häscher etwa vor Ihrer Haustür, um Sie ans Kreuz zu nageln?

       

      Wann genau wurde Ihrer Ansicht nach in Deutschland die "Meinungs- und Forschungsfreiheit" abgeschafft?

       

      Und seit wann bitte werden die Mitglieder von EU und UN "zwangsunionisiert"? Schließlich ist die Mitgliedschaft in beiden Institutionen freiwillig.

       

      Geben Sie es doch zu: Sie werfen hier lediglich verbal mit möglichst viel Dreck, weil Ihnen jegliches seriöse Gegenargument fehlt.

  • I
    Irgendwer

    Bemängelt wird die Methode, aber nicht die Sache selbst. Denn sexueller Mißbrauch ist nur eine unter vielen anderen Methoden, Kindern Leid zuzufügen. Nicht bemängelt wurde das massenhafte Töten und Verstümmeln auch von Kindern infolge von UN-Mandaten oder die durch soziale Mißstände ausgeübte Gewalt gegen Kinder. Ebenfalls wurde totgeschwiegen, daß die Mehrzahl sexueller Mißbrauchsfälle eben nicht innerhalb der katholischen Kirche erfolge, sondern nach wie vor quer durch die Gesellschaft geht und daß auch staatliche Einrichtungen, diverse Vereine usw. zum Täterkreis gehörten, ohne daß aussreichende Aufarbeitung erfolgte. Und letztlich stellt sich die Frage, von welcher Tätergruppe wir eigentlich sprechen wollen, denn letzlich steht doch fest, daß der Täterkreis insgesamt vor allem als "christlich" bezeichnet werden kann.

  • IG
    Ingo G.

    Die Kritik der UNO ist wichtig, hätte aber früher kommen müssen. Was den neuen Papst betrifft, so sollte man ihm ein bißchen Zeit geben. Er kann schließlich nicht in ein paar Jahren alle Fehler ausbügeln, die in 2.000 Jahren gemacht wurden. Seine Reden jedoch lassen hoffen. Die Symbolik geht in die richtige Richtung - und wo sonst zählt Symbolik so viel wie in der Religion. Bedenken wir auch, dass viele Kardinäle von den erzkonservativen Vorgängern ernannt wurden - auf Lebenszeit. Das heißt, wir müssen warten, bis jüngere und fortschrittlichere ernannt werden und die Mehrheit stellen. Denn allein gegen alle anderen Würdenträger kann der Papst auch nicht regieren.

    • G
      Gast
      @Ingo G.:

      Fragen sie mal die Opfer, bzw. Kinder, ob sie so lange warten können...!

    • H
      HeidiD
      @Ingo G.:

      Ingo G., mit Verlaub, Sie sind ein Witzbold!

      Warten kann nur jemand, dem das Leid nicht auf der Seele brennt, der nicht sein Alter am Ende eines gebrochenen Lebens in Armut fristet und dessen Gesundheit es zulässt, weiter zu warten.

      Überlebende der kirchlichen Kinderheimhöllen und Internate gehören in der Mehrzahl zu dieser Kategorie und werden nach wie vor abgespeist mit dummen Sprüchen und Beträgen als "Anerkennung des erfahrenen Leides", die man allerhöchstens als Almosen bezeichnen kann!

      Warten?

      Der Verein ehemaliger Heimkinder e.V. hat sich vor Monten mit der dringenden Bitte um Hilfe an diesen Papst gewandt, dem Sie mehr Zeit zugestehen möchten. Er hat noch nicht die Zeit gefunden, zu reagieren. Meine Wette: Er wird es auch nicht tun. Denn wir gehören in die Kategorie "vergewaltigt, misshandelt, ausgebeutet, weggeworfen" und sind nun, im Alter, zu kirchenfern, zu unwichtig, zu uninteressant. Und am wichtigsten wohl: Nahe der biologischen Lösung. Warum sich also Zeit nehmen, auch nur ein Schreiben zur Kenntnis zu nehmen, geschweige denn zu beantworten.