Kommentar Trumps Ex-Berater Cohen: Verheißungsvolles Urteil

Zwar fällt das Urteil gegen Trumps Ex-Vertrauten Michael Cohen weit geringer aus, als möglich gewesen wäre. Aber die Message, die es sendet, ist groß.

Michael Cohen

Erst wünschte er Hillary Clinton in den Knast, jetzt muss er selbst ins Gefängnis Foto: dpa

Michael Cohen ist kein Sympathieträger. Er war jahrelang ein Lakai, der halbseidene Geschäfte für den Immobilienspekulanten Donald Trump einfädelte. Als der dann Präsident wurde, vertickte Cohen seine persönlichen Kontakte ins Weiße Haus an ausländische Investoren und stieg selbst zum Vizefinanzchef der Republikanischen Partei auf.

Cohen ist ein Intrigant, verlogen, skrupellos, opportunistisch und dazu hämisch genug, um vor drei Jahren, während Trumps Wahlkampf, an die Adresse von Hillary Clinton zu tweeten, dass sie im Gefängnis freie Kost und Logis haben würde.

Dass Cohen jetzt selbst für drei Jahre ins Gefängnis muss, weil er das Finanzamt und Banken betrogen hat, weil er vor dem Kongress gelogen hat und weil er das Schweigegeld für zwei Frauen organisiert hat, damit sie ihre Affären mit Trump nicht enthüllen, ist ausgleichende Gerechtigkeit.

Dabei fällte das Gericht ein salomonisches Urteil: Einerseits enttäuschte es Cohens' Hoffnung auf einen kompletten Erlass von Gefängniszeit, andererseits belohnte es ihn für seine Zusammenarbeit mit Sonderermittler Robert Mueller mit einem Strafmaß, das weit unter der möglichen Höchststrafe blieb. Beides sind unmissverständliche Signale an andere Trump-Vertraute. Sie machen deutlich, dass jede Straftat gerichtlich verfolgt werden kann, aber zugleich, dass es sich lohnt, über Trump auszupacken.

Nur Stellvertreterkriege der Justiz

Ein zweiter Gerichtsentscheid vom Montag in New York könnte noch weitreichendere Konsequenzen haben. Dabei gab Trumps‘ langjähriger Freund, der Verleger David Pecker, zu, dass die Schweigegeldzahlungen an Frauen – an deren Abwicklung auch er beteiligt war – dem erklärten Zweck dienten, Trumps' Wahlsieg zu sichern. Im Gegenzug verzichtete das Gericht darauf, ihn wegen Verstoßes gegen das Wahlfinanzierungsrechtes anzuklagen.

Die Einigung mit dem Gericht deutet darauf hin, dass nach dem Finanzchef der Trump-Organisation, Allen Weisselberg, jetzt auch Trumps Verleger des Vertrauens mit Sonderermittler Mueller zusammenarbeitet. Anders als Cohen waren diese beiden Männer keine kleinen Befehlsempfänger, sondern langjährige Verbündete und Freunde an der Spitze. Der eine von ihnen, Weisselberg, betreut seit Jahrzehnten die Finanzen von Trump – inklusive die geheimgehaltenen Steuererklärungen.

Noch ficht die Justiz Stellvertretergefechte. Und noch geht in der Person von Cohen nur eine Marionette ins Gefängnis, während der eigentliche Puppenspieler im Oval Office bleibt und weiterhin gegen die angebliche „Hexenjagd“ agitieren kann. Aber die Schlinge um Trumps‘ Hals wird enger. Je mehr Akteure aus seinem inneren Kreis bei dem Sonderermittler auspacken, desto brenzliger wird es für seine Mitarbeiter, seine Familienangehörigen und eines Tages auch ihn persönlich. Das ist verheißungsvoll.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.