Kommentar Terror der Al-Shabaab: Europas Ratschläge
Was muss getan werden, damit der Terror in Somalia, Mali oder Nigeria aufhört? An militärischen Mitteln mangelt es weniger als an politischen Konzepten.

E s mag Zufall sein, dass sowohl in Kenia als auch in Nigeria und in Mali radikale bewaffnete Islamisten derzeit ihre Angriffe auf die Zivilbevölkerung intensivieren. Die Situation der Shabaab in Somalia, der Boko Haram in Nigeria und der al-Qaida-Ableger in Mali ist jeweils sehr unterschiedlich, der lokale Kontext ebenso.
Aber das Ergebnis ist jedes Mal Angst und Schrecken, eine hilflose Staatsmacht und eine verunsicherte und zunehmend wütende Bevölkerung – wie auch in anderen Situationen eskalierender Gewalt auf dem Kontinent, zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik.
Man kann daraus auf eine generelle Schwäche afrikanischer Armeen gegenüber gut organisierten und ideologisch hoch motivierten Feinden schließen, die tiefere Wurzeln hat als nur die als unzulänglich beklagte Ausrüstung und Ausbildung von Regierungsstreitkräften.
Es zeigt sich aber auch, dass es zu kurz greift, in Reaktion darauf einfach die Defizite in Ausrüstung und Ausbildung beheben zu wollen. EU-Missionen in Somalia und Mali sind damit schon lange beschäftigt, Kongos Armee ist seit zehn Jahren Objekt intensiver internationaler Fürsorge, und Nigerias Streitkräfte können auf die Aufklärungsarbeit der versammelten britischen, französischen und US-Geheimdienste zählen.
An militärischen Mitteln mangelt es weniger als an politischen Konzepten. Wieso ist es für so viele Jugendliche in afrikanischen Ländern reizvoll, sich brutalen Milizen anzuschließen? Was muss getan werden, damit dies aufhört? Die Fragen liegen auf der Hand. Die Antworten allerdings weniger. Solange Europa gegenüber dem Zustrom seiner frustrierten muslimischen Jugendliche zum „Islamischen Staat“ genauso hilflos steht, sollte es sich mit guten Ratschlägen auf anderen Kontinenten zurückhalten.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“