Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Partiell kann ich den obigen Artikel nur als bittere Satire empfinden.
Spätestens seit 1985 hat hier in Deutschland die bei weitem exzessivste Umverteilung von unten nach oben stattgefunden. Die dabei von den jeweiligen Regierungen eingesetzten Mittel und Methoden glichen weitgehend denen, die den Belgiern jetzt bevorstehen: Plünderung der Rentenkassen zur Finanzierung genuin staatlicher Aufgaben bei gleichzeitiger massiver Absenkung des Rentenniveaus; Realisierung drastischer Privatisierungsprogramme; rigoroser Abbau von Arbeitnehmerrechten (Millionen Menschen arbeiten inzwischen seit Jahren in befristeteten Arbeitsverhältnissen und sonstigen prekären Jobs), und, und, und....
Besonders bitter ist jedoch, wie gering der Widerstand der Betroffenen gegen diesen Klassenkampf von oben war. Ich will hier garnicht von Streiks, Demos oder gar Revolutionsansätzen reden - nein, nicht einmal der banalste Akt einer Mißfallenskundgebung wurde genutzt: Die breite Masse der Bürger wählte immer wieder brav die Parteien, die für diese zutiefst ungerechte Politik verantwortlich waren. Nicht einmal Lemminge würden sich derartig obrigkeitshörig verhalten....
Naja, Sozialabbau und Angriff auf Tarifautonomie (Stichwort Tarifeinheitsgesetz) gibt es auch in unserem Land, nur vielleicht nicht in einer solch konzertierten Aktion, sondern schleichend nach und nach. Ob das nun soviel besser ist?
Ansonsten guter Artikel und Solidarität mit den belgischen Streikenden!
Das deutsche Europa - der Export der Merkelpolitik - ist in Wirklichkeit das schwere Erbe von Rosagrün und seinem Agenda-Irrsinn.
rechtsliberal oder rechtsliberal oder egal
was stimmt denn nun
"Man stelle sich einmal vor, eine neue Bundesregierung käme daher und verkündete die Rente mit 67, einen landesweiten Lohnstopp sowie drastische Kürzungen im Sozialbudget.
Das würde wohl sogar die bräsigen Deutschen auf die Palme bringen. Sozialabbau, Staatsabbau, Angriff auf die Tarifautonomie – aus gutem Grund hat noch keine Bundesregierung einen solchen Kahlschlag gewagt."
Klingt nach genau dem, was Rot-Grün gemacht hat.
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Kommentar Streik in Belgien: Eine echte Sauerei
Der Ausstand in Belgien ist ein politischer Streik. Einer gegen die rechtsliberale Regierung. Aber auch einer gegen den drohenden Zerfall des Staates.
Bereits im November wurde der Antwerpener Hafen bestreikt. Bild: dpa
Man stelle sich einmal vor, eine neue Bundesregierung käme daher und verkündete die Rente mit 67, einen landesweiten Lohnstopp sowie drastische Kürzungen im Sozialbudget. Außerdem sollte die Bundeswehr um 30 Prozent zusammengestrichen werden, und einige Dutzend Botschaften in aller Welt müssten dichtmachen.
Das würde wohl sogar die bräsigen Deutschen auf die Palme bringen. Sozialabbau, Staatsabbau, Angriff auf die Tarifautonomie – aus gutem Grund hat noch keine Bundesregierung einen solchen Kahlschlag gewagt. Doch in Belgien ist das anders. Die neue rechtsliberale Regierung in Brüssel macht all das, und noch viel mehr.
Kein Wunder also, dass die Belgier auf die Straße gehen. Gestern erlebte das Königreich einen Generalstreik, wie es ihn seit den 80er Jahren nicht mehr gegeben hat. Alle Räder standen still, weil dies nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch die Mehrheit der Belgier so wollten. Ihrem neuen Premier Charles Michel schenken nur noch 20 Prozent das Vertrauen.
Es war ein politischer Streik, ein Streik gegen die neue Regierung, aber auch gegen den drohenden Zerfall des Staates. Schon seit Jahren arbeiten die Separatisten in Flandern daran, der Regierung in Brüssel den Geldhahn zuzudrehen und die Föderation zu schwächen. Ihr Anführer Bart De Wever wähnt sich nun fast am Ziel; er zieht in der rechtsliberalen Koalition die Fäden.
Es ist ein Trauerspiel, dass ihm ausgerechnet die EU-Kommission in die Hände spielt. Die Brüsseler Behörde hat neue Budgetkürzungen für 2015 gefordert, Belgien steht mit Italien und Frankreich auf der schwarzen Liste der EU. Auf soziale oder politische Belange nimmt sie dabei keine Rücksicht – dabei hatte Kommissionschef Jean-Claude Juncker doch gelobt, künftig mehr ans Soziale zu denken.
Ein Trauerspiel ist auch, dass sich Brüssel (EU) und Brüssel (BE) weigern, endlich auch den Wohlhabenden in die Tasche zu greifen. Dabei ist der Austeritätskurs nur dann noch zu rechtfertigen, wenn nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmer und Kapitaleigner zur Kasse gebeten werden. Doch da tut sich nichts – trotz LuxLeaks und ähnlicher Enthüllungen in Belgien. Es ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Kein Wunder, dass sie im Generalstreik mündet – und in einer Abkehr von der EU.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Eric Bonse
EU-Korrespondent
Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog
Themen
mehr von
Eric Bonse