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Kommentar Strahlung im KinderzimmerHirn statt smarte Schnuller, bitte

Nina Apin
Kommentar von Nina Apin

In deutschen Kinderzimmern gibt es zu viel Digitales. Um die Kinder vor Strahlen zu schützen, hilft vor allem die Aufklärung der Eltern.

Digitale Geräte sollten so lange raus aus dem Kinderzimmer bleiben, wie möglich Foto: li-tzuni/unsplash

D ass es in deutschen Kinderzimmern funkt und flimmert, ist keine große Neuigkeit. Dass Tablets für Vorschulkinder pädagogisch nicht die allerbeste Idee sind, auch nicht. Aber an der neuen Broschüre zu Mobilfunk im Kinderzimmer, die der BUND vorgestellt hat, erstaunt dann doch, wie sorglos Eltern ihre Kleinen mit digitalen Gadgets ausrüsten.

Ferngesteuerte Autos mit Funkverbindung ins WLAN, Spieluhren, die mit dem Smartphone der Eltern verbunden sind, Windelhosen, die drahtlos kommunizieren, wann das Baby gewickelt werden muss – all diese Dinge setzen hochfrequente Strahlung frei. Wie krebserregend deren Wirkung insbesondere für das Gehirn ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Sicher ist aber: Längere körpernahe Nutzung von Mobilfunkgeräten erwärmt das Gehirn.

Dass dieser Effekt bei kleinen Menschen, die quasi mit dem halben Körper einem Tablet oder Mobiltelefon ausgesetzt sind, zu irreversiblen Schäden führt, ist bislang nur ein Verdacht. Doch der ist schlimm genug.

Kinderschutz versus Marketingmasche

Digitale Geräte müssen also so lange raus aus dem Kinderzimmer bleiben, wie möglich. Doch das ist leicht gesagt, wo WLAN-Router und schnurloses Telefon längst Grundausstattung der meisten Haushalte sind. Außerdem sind Kinderschutz und gesunder Menschenverstand weitgehend machtlos gegen eine Industrie, die verunsicherten jungen Eltern jede Menge strahlendes Zeug schon für die Allerkleinsten andient – angeblich zur Vorsorge und Frühförderung. Die Masche funktioniert, wie Beispiele aus der BUND-Broschüre zeigen: Schon Schwangere schließen ihren Bauch an drahtlose Messgeräte an. Ist das Baby dann auf der Welt, misst ein smarter Schnuller die Körpertemperatur.

Um die Gesundheit von Kindern zu schützen, braucht es verbindliche Richtwerte für digitales Spielzeug, ein Werbeverbot für Digitalgadgets im Kinderfernsehen, vor allem aber mehr Aufklärung für Eltern über die Gefahren von Strahlung im Kinderzimmer. Denn einen smarten Schnuller braucht kein Mensch – intakte Gehirnzellen schon.

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Nina Apin
Redakteurin Meinung
Jahrgang 1974, geboren in Wasserburg am Inn, schreibt seit 2005 für die taz über Kultur- und Gesellschaftsthemen. Von 2016 bis 2021 leitete sie das Meinungsressort der taz. 2020 erschien ihr Buch "Der ganz normale Missbrauch. Wie sich sexuelle Gewalt gegen Kinder bekämpfen lässt" im CH.Links Verlag.
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12 Kommentare

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  • Gerade wurde wieder eine Zusammenstellung von Studien veröffentlicht:

    //kompetenzinitiative.net/KIT/KIT/new-wi-fi-review/

    Ein paar Schlüsselunterscheidungen wären sinnvoll in dieser Diskussion:

    1.Hochfrequenz ungepulst-gepulst in Bezug auf Gesundheitsprobleme (die verschiedenen Pulsungsarten sind natürlich auch zu unterscheiden, LTE ist anders als Wlan oder Dect, etc.)

     

    2.Paradigma von der Harmlosigkeit nichtionisierneder Strahlung, d.h. nur die Erwärmung eines Zellgewebes wird als Gefahr anerkannt.

    3. Die Rolle des Vereins ICNIRP (International Comission for Non-Ionizing Radiation Protection) in der Besetzung relevanter Posten und auf die Festlegung nationaler Grenzwerte sowie in der WHO.

    Auch eine Unterscheidung von statistischer Korrelation von Kausalität würde dem Verständnis dienen.

  • Höhö - denken erwärmt übrigens auch das Gehirn und sollte ebenfalls mit Grenzwerten belegt werden! Dann nervt auch das Gelächter über solche "Studien" nicht mehr so.

  • Was der BUND hier veröffentlicht hat wirkt auf mich ausgesprochen unseriös. Da werden etwa Funk/WLAN-Anwendungen aufgezählt und dann im nächsten Absatz über Leukämehäufigkeiten berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist damit nicht artikuliert aber die Assoziation stellt sich beim Rezipienten dann schon von alleine ein. Ansonsten wird viel angedeutet und gemutmaßt um letztlich auf Prävention zu verweisen, sicher ist sicher und sicher kann man sich schließlich nie sein.

     

    Dafür aber warum ausgerechnet Sender die im mW-Bereich arbeiten gefährlich sein sollen, finden sich keien Argumentet. Wenn das der Fall wäre, müsste ja jede Unterputzleitung eine massive Gefahrenquelle sein und jeder Induktionsherd bei Einschalten unmittelbar tödlich wirken.

    • @Ingo Bernable:

      Die Beweislast dafür liegt ja wohl nicht beim BUND. Wenn ich etwas auf den Markt bringe, dessen Wirkung nicht bekannt ist, obliegt doch mir die Pflicht, die Ungefährlichkeit zu beweisen. Nur der Suchteffekt hindert die Menschen daran, das von den Herstellern zu fordern.

      • @Christian Clauser:

        @BLACKRAINBOW

        Doch die Beweislast liegt beim BUND, da die Studie auf die sie sich beziehen keine Gesundheitsbeeinträchtigungen bei WLAN und Funknetzen feststellen konnte und nun behauptet der BUND, dass dieses nicht stimmt. Dann sollten sie für ihre Behauptung Beweise erbringen.

      • @Christian Clauser:

        Die "Ungefährlichkeit zu beweisen" geht nicht. Eine Nicht-Existenz ist nicht beweisbar. Z.B. die eines rosa Elefanten oder außerirdischen Lebens oder die Nicht-Existenz von Chem-Trails oder oder oder. Das macht es auch so schwierig Verschwörungstheorien zu widerlegen.

  • Gegen Strahlung hilft ein guter, alter Aluhut.

  • Ein Flugverbot für Kinder ist sinnvoller. Die Strahlendosis ist weit über dem von Handys und co.

  • Strahlung hin oder her. (Möchte ich nicht kommentieren, aber es ist ja wohl klar, dass hier niemand Kinder in die Nähe *wirklich* großer Gefahren lässt, z.B. von Autos, gell? Wäre sonst irgendwie eine recht schiefe Risikoabwägung...)

    Aber: Diese funkenden Dinge tragen allesamt eine echte Gefahtr in sich -- sie sind gern Datenschleudern und oft/meist mit erbärmlicher IT-Sicherheit gesegnet (oder gleich ganz ohne).

    Darüber würde ich mir echt mehr Sorgen machen, und der damit gelegte Keim der Helikopterisierung der Elternschaft kommt noch obenauf.

  • Aargh! Da ist es wieder, das böse Wort "Strahlung".

     

    Ich möchte allen Leuten, die dieses Wort im Zusammanhang mit Funkwellen benutzen, dringend raten, sich von einem Naturwissenschaftler in groben Zügen über das Spektrum der elektromagnetischen Wellen aufklären zu lassen, insbesondere die Korrelation der Frequenz zu Energiegehalt der einzelnen Photonen (sprich deren "Gefährlichkeit").

     

    Dann stellt sich nämlich heraus, daß eine stinknormale Glühbirne "Strahlung" mit höherem Energiegehalt pro Photon und deutlich höherer Strahlungsleistung abgibt als jedes Telefon oder WLAN-Router. Diese "Strahlung" kennen wir übrigens als Licht :-)

     

    In der logischen Konsequenz ist mir keine existierende _seriöse_ Studie bekannt, die einen Zusammanhang zwischen der Expostion zu elektromagnetischen Wellen im Funkwellenberiech und Krebs herzustellen vermöchte.

    • 4G
      42736 (Profil gelöscht)
      @1Mj3tI39F:

      Das Übliche: Sie schreiben über die energetische Wirkung.

      An der Blödheit Ihres Beitrages wird deutlich, daß die sonstigen Auswirkungen durchaus vorhanden sind. Nur merken Sie das nicht mehr.

      Liebe Grüße!

      • @42736 (Profil gelöscht):

        Was für ein inhaltsleerer Kommentar. Haben Sie irgendwelche Belege für die Auswirkungen der elektromagnetischen Wellen? Oder wenigstens einen Hinweis,was an dem Kommentar von 1Mj3tI39F blöd sein sollte?

         

        Ansonsten volle Zustimmung an 1Mj3tI39F.