piwik no script img

Kommentar Speichern von FluggastdatenDas Gegenteil von Datenschutz

Die geplante EU-Richtlinie wäre eine neue Dimension der Überwachung. Auch die Daten Unverdächtiger sollen ausgewertet werden.

Wer fliegt wann mit wem wohin und was wird dabei serviert? Die EU will es genau wissen Bild: ap

Die EU plant eine neue Vorratsdatenspeicherung. Nachdem das Europäische Parlament jetzt seinen Widerstand aufgab, wird es wohl noch in diesem Jahr eine EU-Richtlinie über die Speicherung und Auswertung von Fluggastdaten geben.

Dieser Plan stellt die hochumstrittene Vorratsdatenspeicherung für Telefon- und Internetdaten an einigen zentralen Punkten sogar noch in den Schatten. So sollen die Fluggastdaten fünf Jahre aufbewahrt werden, zehn mal so lange wie die Telekomdaten. Zudem sollen die Fluggastdaten zentral beim Staat gespeichert werden, während die Telekomdaten dezentral bei den Firmen geblieben wären.

Vor allem aber sollen die Fluggastdaten ständig aktiv ausgewertet werden, um verdächtige Muster von bisher unverdächtigen Personen zu erkennen. Dagegen sollten die Telekomdaten nur im Fall eines bereits bestehenden Verdachts von der Polizei angefordert werden können.

Die EU-Richtlinie

Bisher hatte das Europäische Parlament eine Vorratsdatenspeicherung von Fluggastdaten verhindert. nun ist die Mehrheit nach den Anschlägen von Paris eingeknickt. Die Resolution wurde mit 532 Stimmen von Christ- und Sozialdemokraten sowie Liberalen getragen, während die 136 Gegenstimmen vor allem von Grünen und Linken kamen.

Nach dem aktuellen Vorschlag sollen 42 Datensätze pro Fluggast gespeichert werden. Wer fliegt wann wohin, mit welchem Konto wird gezahlt, gab es Mitreisende oder besondere Essenswünsche? Die Daten sollen fünf Jahre lang gespeichert wrden. So sollen Wege und Kontakte von Verdächtigen rekonstruiert, aber auch verdächtige Reisemuster bisher Unbekannter erkannt werden.

Es ist offensichtlich, dass hier eine neue Dimension der Überwachung eröffnet würde, die unbedingt abgewehrt werden muss. Es kann hier nicht um die Suche nach Kompromissen gehen. Drei Jahre anlasslose Massenspeicherung sind kaum besser als fünf Jahre anlasslose Massenspeicherung. Die Fluggastdatenspeicherung ist nicht datenschutzkonform ausgestaltbar, sie ist das krasse Gegenteil von Datenschutz.

In Deutschland wird das Projekt traditionell nicht sehr ernst genommen. Die Bundesregierung ist zwar für die Datenspeicherung, sieht aber wenig Nutzen darin. Die Datenschützer sind zwar dagegen, konzentrierten sich aber auf die Telekomdaten. Gut, dass bisher wenigstens das Europäische Parlament Widerstand leistete. Doch das ist nun auch vorbei. Wenn es nicht bald spürbaren politischen Druck von unten gibt, kann man wieder nur auf die Gerichte hoffen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Das Ganze ist an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten. In den USA mag es einen gewissen Sinn für so etwas geben, kommt man doch nur auf dem Luftweg nach Nordamerika. Aber in Europa...?!? Nur als Beispiel: von Syrien über die Grenze in die Türkei, von dort irgendwie nach Istanbul, mit dem 'Orient-Express' (oder sowas...) nach hier. Kann keine Sau kontrollieren - oder sollen jetzt auch die Bahn-Gast-Daten gespeichert werden? Konsequent wär's ja... ;-)

  • Was erreicht die EU damit? Die Leute, gegen die vorgegangen werden soll, werden dann auf andere Transportmittel ausweichen. Diese ganzen Überwachungsgesetze sollten mal auf ihren Nutzen geprüft werden und vor allem, ob der Nutzen es wert war, dafür die Grundrechte so einzuschränken.

    • @vøid:

      Die Erfahrung anderer Staaten zeigt ja immer wieder: Es nützt gar nichts - nur den Leuten, die das KnowHow, die Hardware usw. verkaufen und die Dienste deren Mitarbeitern damit das Kaffeetrinken finanziert wird profitieren.

       

      Der Bürger zahlt mit Steuermitteln und seiner Privatsphäre.

  • naja, also, dei Flugdaten werden doch automatisch bei Buchunge aufgenommen und auch die Reisedaten, Einkäufe im Duty shop, es dreht sich scheinbar nur, wie lange, nachdem jetzt alles Bordkarte usw im Flughafen eingelesen wird, dütfte die Überwachung selbst schon komplett sein, für den Normalbürger ändert sich nix, es kann nur für VIPs kritische werden, denn nix bleibt geheim, nicht mal der schnelle Trip nach Big apple zur Sause !