Kommentar Skandal im Kongo: Missbrauchter Naturschutz
Gegen Mburanumwe werden schwere Vorwürfe erhoben. Das EU-Dilemma: Striktere Kriterien gegen die Institutionen würden Naturschutz unmöglich machen.

D er Virunga-Nationalpark ist das größte Sorgenkind, aber auch ein Musterbeispiel des westlich finanzierten Naturschutzes in Afrika. Der älteste Nationalpark des Kontinents ist extremen Bedrohungen ausgesetzt: Zahlreiche Rebellengruppen hausen darin und +gefährden die weltweit einzigartigen und vom Aussterben bedrohten Gorillas. Vor fünf Jahren hat der Virunga ein Konzept aufgestellt mit der Vision, den Ostkongo durch wirtschaftliche Entwicklung, Wasserkraft und Tourismus zu befrieden – er wurde damit zum Hoffnungsträger der ganzen Region.
Nun stellt sich die Frage: Wie kann die Europäische Union einer Institution Geld spenden, deren Vizechef, Innocent Mburanumwe, mutmaßlich nicht nur Minderjährige vergewaltigt, sondern mit terroristischen Organisationen wie der ruandischen Hutu-Miliz FDLR zusammenarbeitet?
Sowohl die EU als auch die Bundesregierungen haben seit dem offiziellen Ablauf der Amtszeit von Ex-Präsident Joseph Kabila 2016 und den verschleppten Wahlen fast alle Zusammenarbeit mit Kongos Regierung eingestellt – außer im Bereich des Naturschutzes.
Doch die deutsche Entwicklungsbank KfW sowie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeiten in anderen Parks des Landes nach wie vor mit Kongos Naturschutzbehörde ICCN zusammen, die für die Verwaltung der Nationalparks zuständig ist. In Berlin weiß man, dass die Zusammenarbeit mit dem ICCN nicht unproblematisch ist.
Doch das Gegenargument ist: Wenn man strikte Kriterien anlegen würde, dann wäre jeglicher Naturschutz unmöglich. Damit bestünde das Risiko, dass die bedrohten Gorillas aussterben oder der ursprüngliche Regenwald zu Holzkohle verheizt würde. Solange die jeweiligen Parkchefs für sauber gehalten wurden, galten die Projekte als machbar.
Doch jetzt zeigt sich: Auch ein belgischer Prinz mit weißer Weste und dem Herzen am rechten Fleck wie Parkchef Emmanuel de Merode kann sich nicht gegen die mafiösen Strukturen der Kriegswirtschaft durchsetzen. Die Drohungen und Versuche, die Causa um Mburanumwe zu vertuschen, zeugen davon.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?