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Kommentar Sigmar GabrielMann ohne Kompass

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Dem SPD-Chef fehlt es an Überzeugungen. Sein Einsatz für die Vorratsdatenspeicherung ist symptomatisch. Die Partei macht er somit überflüssig.

Reden kann er, egal in welche Richtung: Sigmar Gabriel. Foto: dpa

E ines muss man Sigmar Gabriel lassen: Er ist ein guter Redner. Wohl der beste, den die SPD derzeit im Angebot hat. Schade nur, dass der oberste Sozialdemokrat der Republik so wenig politische Substanz hat. Er ist ein Taktiker ohne inneren Kompass, ein Machtpolitiker ohne Grundüberzeugungen.

So gerne er in die Fußstapfen Willy Brandts treten würde: Nicht nur von seiner Statur her ähnelt Gabriel mehr dem am vergangenen Sonntag abgetretenen Pasok-Vorsitzenden Evangelos Venizelos, der die griechischen Sozialdemokraten als Juniorpartner der Konservativen in die Bedeutungslosigkeit heruntergewirtschaftet hat. Das ist das Dilemma all jener, die in Deutschland ihre Hoffnungen auf Rot-Rot-Grün setzen.

Eine Kostprobe von Gabriels rhetorischer Begabung werden die 250 Delegierten des SPD-Parteikonvents am Samstag im Berliner Willy-Brandt-Haus erleben dürfen. Mit der gleichen Verve, mit der er seit Monaten für das Freihandelsabkommen TTIP trommelt, wird er ihnen erklären, warum auch die Vorratsdatenspeicherung eigentlich doch etwas Gutes ist.

Und es wird ausgehen wie immer: Mag der eine oder die andere auch grummeln, letztlich wird die Partei ihrer Führung folgen. Die Krise der SPD ist nicht nur eine ihres Vorsitzenden, sondern auch derjenigen, die sich nicht gegen ihn auflehnen.

Konstant um die 25 Prozent erhält die SPD in den Umfragen. Das ist noch erstaunlich viel, wie der Blick nach Griechenland zeigt. Anstatt wie ein deutsch-nationaler Stammtischbruder über die vermeintlich „überzogenen Wahlversprechen einer zum Teil kommunistischen Regierung“ zu wettern, sollte sich Gabriel besser genau anschauen, wie es zum Abstieg der einst stolzen Pasok und zum Aufstieg von Syriza gekommen ist. Wenn Sozialdemokraten nicht mehr als glaubwürdige progressive Alternative wahrgenommen werden, machen sie sich überflüssig.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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21 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Vorausgesetzt, diese These stimmt: wie wäre es mit Selbstauflösung?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Wer schafft sich schon selber ab? Es wird eine 4,8% Partei werden, nach klammern und jammern.

  • Was will er machen, für sozialdemokratische Politik ist die CDU zuständig, da ist die SPD überflüssig geworden.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Es wäre Unrecht, Gabriel und der SPD den fehlenden Kompass vorzuwerfen. Anatomisch betrachtet, befinden sie sich im unteren Verdauungstrakt der CDU und sind folglich davon abhängig, welche Nahrung diese zu sich nimmt.

  • Warum eigentlich? "wird die Partei schließlich ihrer Partei Führung folgen? Nichts aber nichts aus der Geschichte gelernt?

     

    Was Gabriel betrifft, fällt mir dazu nur ein: " Früher waren Dick und Doof noch zwei? Die SPD Spitze sollte die Koalition sofort beenden, und den Weg frei machen für Neuwahlen.

  • Wieso "Ohne Kompaß?"

     

    Wie jede im Herzen autoritäre Person ist die Richtung korrekt in die Siggi strebt.

     

    Hat halt einen Machtkompaß und allzu viele willige Erfüllungsgehilfen.

     

    Auch wenn diese jetzt eigentlich einen "Schuss vor den Bug" bekommen haben, weil jemand sehr plakativ deren mailverkehr mitkopiert hat!

  • Kompass?

    Diesem „Globus“ fehlt ja wohl

    Auch ein Pol.

    Drum dreht die Kompassnadel leer;

    Mit Richtung tut sich „Siggi“ schwer.

     

    „ ‚Wo sitzt?‘, so frug der Globus leise

    und naseweis die weite, weise

    unübersehbar weiße Wand:

    ‚Wo sitzt bei uns wohl der Verstand?‘

    Die Wand besann sich eine Weile,

    sprach dann: ‚Bei Dir? Im Hinterteile.‘

     

    Und seitdem dreht der Globus leise

    Sich um und um herum im Kreise

    Als wie am Bratenspieß ein Huhn

    Und wie auch wir das gerne tun.

    Dreht stetig sich und sucht derweil

    Sein Hinterteil, sein Hinterteil.“

    (Ringelnatz)

  • Wetten, dass die SPD

    bei der nächsten Bundestagswahl nochmals 10% weniger Stimmen bekommt?

  • Ein guter Redner? Wohl eher ein Schwätzer.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Gabriel, das neutralisierende Neutrum.

     

    So einer ist wohl nicht wählbar, außer im Schlaf.

    • @571 (Profil gelöscht):

      Ja, und der Sozen-Michel hat den besten Schlaf unter allen Michels.

    • @571 (Profil gelöscht):

      So einer ist wohl nicht wählbar, außer im Schlaf...

      .

      Aber nur wenn die eine Alptraumphase hast:-))

  • Eine Einschätzung der SPD aus der Vergangenheit die leider noch sehr aktuell ist:

    ...Ledebours Worte ueber das innere Leben der deutschen Partei in den Sinn:

     

    20 Prozent Radikale, 30 Prozent Opportunisten, und die ueberigen

    gehen mit Bebel.

    .

    Wenn es eine eindeutige Definition wie z.b für Marmelade= mindst. 50% Zucker für "Sozialdemokratie= Mindestend 50% Arbeiterinteressen und demokratischen Anspruch" geben würde, müsste man der heutigen Partei diesen Namen wg. Warenunterschiebung verbieten!

    .

    Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ledebour

  • Wieso hat man keine Prinzipien wenn man für das einsteht, was man für richtig hält, auch wenn die taz es falsch findet?

    • @Dr. McSchreck:

      Der Vorsitz einer Partei bindet auch an das, was diese Partei durch ihre politische Grundhaltung, ihr mitgeteiltes Selbstverständnis und nicht zuletzt durch ihren Namen verspricht bzw. behauptet. Gabriel widerspricht dem in vielerlei Hinsicht, und dies nicht einfach nur prinzipientreu, sondern immer so, wie er gerade denkt, dass es sein Gegenüber hören will. Er ist also sowohl in der falschen Partei als auch kein Mann von Prinzipien. Doch, eines hat er: Sein Prinzip ist, seiner Karriere wenn nötig jegliches Prinzip zu opfern.

      Übrigens ist er damit tatsächlich ein starker Kandidat für eine Kanzlerschaft: Wer prinzipientreu ist, macht keine Karriere.

  • Diesem Beitrag zu Gabriels wertfreier Un-Politik kann man nur zustimmen. Alle die aus reiner Gewohnheit - und weil sie sich durch Worte, Worte, Worte und das Partei (bzw. Firmensignet) beeindrucken lassen - noch diese Partei wählen sollten sich einmal fragen wie lange sie sich noch den Illusionen dieser parasitären Vereinigung "Sozialdemokratie" hingeben wollen.

  • "17. juni 1953"

     

    partei ohne erinnerung

     

    kein wort der mindestlohnaffinen linken von der

    ex-sed-partei diesbezüglich!!

  • 1G
    12410 (Profil gelöscht)

    die bayrischen JUSOs haben einen offen Brief an Ihn geschrieben, http://jusos-bayern.de/meldungen/offener-brief-der-jusos-bayern-an-sigmar-gabriel/

    • 6G
      64938 (Profil gelöscht)
      @12410 (Profil gelöscht):

      Ja, die Jusos sind immer noch ziemlich laut.

      Nur wenn Ihre Leute dann in Führungspositionen kommen, bleibt davon nichts mehr übrig. Eher das krasse Gegenteil. Siehe Gerhard Schröder.

      Trotzdem freue ich mich über solch offene Worte, der Rest vom Schützenfest sollte sich ein Beispiel daran nehmen.

      "...Das ist das Dilemma all jener, die in Deutschland ihre Hoffnungen auf Rot-Rot-Grün setzen.": Ja, das stimmt auch. Mittlerweile hoffe ich auch tatsächlich eher auf eine möglichst schnelle Marginalisierung der SPD. Das wäre ein Segen für das Land!

      • @64938 (Profil gelöscht):

        ... und Andrea Nahles!

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @64938 (Profil gelöscht):

        "Nur wenn Ihre Leute dann in Führungspositionen kommen, bleibt davon nichts mehr übrig."

         

        Nahles. Armut wegdefinieren. Streikrecht redefinieren.

         

        "...hoffe ich auch tatsächlich eher auf eine möglichst schnelle Marginalisierung der SPD."

         

        Auch bei Werten zw. 15-20% wird es immer noch paar ministerialamtsgeile Genossen geben, die staatstragend sich als Volkspartei der AN-Interesen gerieren würden.