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Kommentar SicherheitskonferenzErnüchternd und erschreckend

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Die Konferenz in München – ein Scherbengericht mit gespenstischen Auftritten und ohne Perspektive für eine sicherere Welt.

Ein Fundamentalist und die vergleichsweise vernünftigste Teilnehmerin Foto: dpa

Wer sammelt die Scherben auf?“ Unter dieser Titelfrage sollte bei der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz laut deren Direktor und Moderator Wolfgang Ischinger darüber diskutiert werden, „wie wir die Kernstücke der internationalen Ordnung bewahren können“. Die Bilanz nach drei Tagen Diskussion ist ernüchternd und erschreckend: Für die globalen und die gesamteuropäischen „Scherben“ UNO und OSZE interessierte sich auf dieser Konferenz fast niemand mehr. In den Reden westlicher TeilnehmerInnen kamen sie überhaupt nicht vor.

Die US-amerikanischen und die europäischen KonferenzrednerInnen befassten sich nur noch mit der„Scherbe“ NATO sowie ganz am Rande mit der „Scherbe“EU. In scharfem Kontrast zu den allseits mit großem Pathos formulierten Bekenntnissen und Treueschwüren zur NATO oder zur „westlichen Wertegemeinschaft“ standen dann allerdings die Äußerungen zu sämtlichen konkreten transatlantischen Konfliktthemen wie Handel, Autozölle, Northstream 2-Pipeline, Nuklearabkommen mit Iran oder Truppenpräsenz vs. Abzug in Syrien und Afghanistan.

Geradezu gespenstisch war der Auftritt von US-Vizepräsident Mike Pence, der die Weltführerschaft der seit Antritt der Trump-Administration angeblich politisch und militärisch gestärkten USA reklamierte und offen die Unterordnung der Europäer bei den genannten Konfliktthemen einforderte. Mit seiner Behauptung, Iran bereite einen „neuen Holocaust“ vor, verharmloste der US-Vizepräsident zudem einmal mehr den realen Holocaust und verhöhnte dessen sechs Millionen Opfer.

Nach dem Münchner Auftritt dieses christlichen Fundamentalisten und eifernden Ideologen kann die Welt nur hoffen, dass Donald Trump seine erste Amtszeit durchhält und – sollte er 2020 wiedergewählt werden – auch die zweite.

Merkel war noch die differenzierteste Rednerin

Dominiert wurde diese Konferenz einmal mehr von – wieder um ein Jahr gealterten – weißen Männern, die zu Beginn ihrer Reden gerne daran erinnern, dass sie schon in den 60er Jahren bei der „Wehrkundetagung“ dabei gewesen seien, dem Vorläufer der heutigen Sicherheitskonferenz.

Sie behaupten zu Beginn ihrer Reden zwar, sie hätten die neuen globalen Herausforderungen wie den Klimawandel und die Veränderung der geopolitische Gemengelage seit Ende des Kalten Krieges verstanden, begeben sich dann aber wieder in die ideologischen und politischen Schützengraben dieses Krieges.

In dieser Runde war Bundeskanzlerin Angela Merkel noch die vergleichsweise differenzierteste und klügste Rednerin. Doch eines sollte nach ihrer Rede auch klar sein: Die Aufkündigung des INF-Mittelstreckenvertrages durch die USA „haben die Europäer alle mitgetragen“.

Damit sind die Europäer auch mitverantwortlich für alles, was an nuklearen Aufrüstungsmaßnahmen in Europa erfolgen wird, sollten sich Washington und Russland bis Anfang August nicht noch auf eine seriöse Überprüfung ihrer bislang unbewiesenen gegenseitigen Vorwürfe verständigen. Für eine entsprechende Bereitschaft gab es in München leider noch keine Anzeichen.

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Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
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38 Kommentare

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  • Israel hat heute ca. 9 Millionen Einwohner, von denen Viele noch Verwandte und teils Freunde im Holocaust verloren haben. Wenn Sie die fragen, würden sie wohl überwiegend das Leid und das Andenken der Holocaust-Opfer nicht als verhöhnt ansehen - verglichen mit dem, was einige Machthaber im Iran schon an Wunschszenarien für das weitere Schicksal jener aktuellen Bewohner Israels verbalisiert haben.

    Man mag darüber streiten, ob Mike Pence sich lächerlich macht, den Iran so weit zu dämonisieren, dass er derartige Pläne tatsächlich durchziehen würde, wenn er könnte. Aber so ganz außerweltlich ist es nicht, und welche Dimensionen das Risiko hat, sollte man ruhig beim Namen nennen.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      ...vor hunderten von Jahren waren's die Hexen, die Heiden, aber auch die Juden. Irgendwie finden Leute wie Pence immer ein 'Sau', die man(n) durch's Dorf jagen kann.

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Das stimmt schon - und dass die USA ein mögliches Massenvernichtungsprogramm eines Staates aufbauschen und als Ausrede für massive Eskalation verwenden, passiert auch nicht zum ersten Mal. Und ja, irgendwie waren auch sehr häufig wesentliche Unterstützer dieser Eskalationen Leute, die viel Geld mit Erdöl verdienen und/oder berüchtigt sind für die Anzahl ihrer speziellen Freunde in Washington.

        Aber die Medaille hat auch eine andere Seite: Die USA haben nun einmal ganz offizielle Verbündete unter IHREM nuklearen Schutzschirm, die bei den attackierten "Verdächtigen" ganz oben auf der schwarzen Liste stehen (im Fall von Irak und Iran vor allem Saudi Arabien und Israel, bei Nordkorea sind es Südkorea und Japan). IHR nukleares Arsenal muss die primäre strategische Abschreckung gegen etwaige Massenvernichtungswaffen in den genannten Ländern liefern. Es ist also der US-Präsident und keine der Friedenstauben aus aller Welt, den die Pflicht trifft, im Fall der Fälle auf den roten Knopf zu drücken.

        Damit liegt es auch im primären Interesse der USA, es nicht so weit kommen zu lassen. NIEMAND - am Ende auch nicht Donald Trump - möchte wirklich auf den Knopf drücken (müssen). Es ist also nur verständlich, wenn eine US-Regierung bereit ist, sehr weit zu gehen (und dabei eben auch aggressiv und alarmistisch rüberzukommen), um einen entsprechenden Bündnisfall bereits im Vorfeld zu verhindern.

        Wie gesagt: Man kann über die Berechtigung von Pence' Vorwürfen durchaus kritisch urteilen. Aber pure Klischees über notorische Aufrührer und Kriegshetzer sind nicht hilfreich. Die Risiken, mit denen die USA umzugehen haben, sollte man AUCH nicht verniedlichen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      Dass Herr Pence (ein Mann, vor dem mir - trotz frühlingshafter Temperaturen - viel mehr fröstelt als vor Herrn Trump) besonderen Zwängen beim Aussprechen seines unilateralen Politikverständnisses und den vielfältigen DROHUNGEN unterliegt, ist mir bislang noch nicht aufgefallen.

      Wenn Sie möchten, dürfen Sie mir gerne auf die Sprünge helfen.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Vgl. meine Antort auf Virilio: Die derzeitige US-Regierung mag ideologischer und rhetorisch rebiater daherkommen als andere. Aber auch sie folgt am Ende einer groben Linie, die - wie der Artikel richtig bemerkt - nicht im geringsten neu ist und - wie der Artikel leider NICHT bemerkt- auch nicht ausschließlich böse und egoistisch. Die USA bleiben die Schutzmacht vieler Verbündeter, und haben ein vitales Interesse daran (und verständlich wenig Skrupel dabei), einen möglichst großen Bogen um Situationen zu machen, in denen sie diese Verbündeten tatsächlich nuklear verteidigen müssten. Das ist für einen Falken wie Pence Zwang genug.

  • Man kann den Evangelikalen zugute halten, dass sie fest zu Israel stehen.

    • @Rudolf Fissner:

      War @Monomi

  • Hanns-Dieter-Hüsch hat diesen Wahnsinn bereits 1981 mit seinem Stück „Gleichgewicht des Schreckens“ entlarvt.



    Dem ist nichts hinzuzufügen.

    www.youtube.com/watch?v=cvAy2Kt9yrY

  • 8G
    87233 (Profil gelöscht)

    "Die Aufkündigung des INF-Mittelstreckenvertrages durch die USA „haben die Europäer alle mitgetragen“."

    Das kann ich nicht nachvollziehen. Wer hat das wann gemacht und wer hat das behauptet?

    Ich habe das Gegenteil rausgehört.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Ich spekuliere einmal: Ein großes Problem dieser und vergleichbarer Konferenzen - vielleich sogar in der gesamten politischen Machtkonstellation - sind die vielen weißen alten Männer, die auf allen vorherigen Tagungen auch schon waren. Bisher übrigens ohne weltpolitisch erfreuliche Ergebnisse. Die Berichterstattung wirkt auf mich auf nicht so, dass dort Lösungen gesucht und gefunden werden sollten, sondern dominate Positionen verfestigt wurden.



    Diesen Zirkus schauen wir uns jetzt seit Jahren an und wir akzeptieren, dass dort unserer Steuergelder verschendet und unsere Zukunft vergeudet wird. Na ja - solange unsere maximale Komfortblase nicht betroffen ist ...

    • @97088 (Profil gelöscht):

      Eine ziemlich schlichte Aussage das mit den weißen alten Männern. Das ließe sich ja biologisch "lösen". Wenn es da nicht ein wesentlich zutreffenderes Problem gäbe. Nämlich der Glaube der schlichten Jungen, dass sich Konflikte militärisch lösen ließen.



      Es gibt weltweit sehr wenig Menschen mit politischem Einfluss, die auf die Entspannungskarte setzen. Das ist das Problem.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @97088 (Profil gelöscht):

      Ach!

      Weiße alte Männer ... Zirkus ... Steuergelder ... Komfortblase ...

      Spekulation trifft es recht gut. Gibt es dafür keine anderen ritualisierten Orte???

  • 6G
    65522 (Profil gelöscht)

    Mit selbst konstruierten fadenscheiniger Polemik in Denken handelnder Personen kommt keine vernünftige Verteidigungs - und Sicherheitsstrategie zustande. Vor allem fadenscheinig weil die wirtschaftliche Interessen dahinter ersichtlich werden. Was wäre wenn Russland oder China ihre Märkte international kompromisslos öffnen würden ? Ausverkauf ? Dann können die ihren eigenen Laden auch gleich ganz dicht machen. Mit Geld jede Wirtschaftsgundlage für die einheimische Bevölkerung und deren Regierung aufkaufen ist zwar friedlich, jedoch keine Lösung. Lieber sollten echte Krisenherde im Blickfeld bleiben und die beseitigt niemand mit Waffen, auf keiner Seite. Die Menschheit hat ganz andere Probleme, auch ohne "live the American way of life."

  • 7G
    75026 (Profil gelöscht)

    Ich empfehle Herrn Zumach, der Mike Pences Warnung vor einem neuen Holocaust offenbar für völlig abwegig hält, mal den Wikipedia-Artikel über Ali Chamenei, das politische und religiöse Oberhaupt des Iran, zu lesen.

    Ein paar Beispiele für seine Äußerungen:



    "Es gibt nur eine Lösung, das Problem im mittleren Osten zu lösen, nämlich die Zerschlagung und Vernichtung des zionistischen Staates."

    „Ihr werdet die nächsten 25 Jahre nicht erleben. So Gott will, wird es so etwas wie das zionistische Regime in dieser Region nicht mehr geben.“

    "Die Meinungsfreiheit, die sie [Anm.: der Westen] meinen, erlaubt es gar nicht, dass jemand das Märchen von der Ermordung der Juden, das auch Holocaust genannt wird, anzweifelt."

    • 8G
      87233 (Profil gelöscht)
      @75026 (Profil gelöscht):

      Wikepedia: das meinen Sie nicht ernst oder?

      Zum einen: wir reden wenn es um Israel geht nicht über Wehrlose Menschen die von der Rest der Welt im Stich gelassen werden. Wir reden über das (noch) stärkste Nation im Nahen-Osten



      Wir reden nicht von Opfer, wie die Millionen die durch den Holocaust ermordert worden sind waren, sondern wir reden über Täter, weil das ist was der moderne Staat mit der Politik in Israel geworden ist.



      Wir reden nicht über einen Land der sich an die Demokratie im Westen messen will oder tut, sondern sich es rausnimmt an die Dikaturen um sich zu messen.



      Israelis Politik ist mindestens genauso für die Situation verantwortlich wie manch anderen Länder um Israel herum. Und das seit 1948.

      • @87233 (Profil gelöscht):

        Die Zitate sind nicht „von“ Wikipedia. Sie sind dort dokumentiert.

        Hier noch ein Zitat: „Der ehemalige Präsident Ali Akbar Hāschemi Rafsandschāni forderte in einer Predigt in der Moschee der Universität Teheran am 14. Dezember 2001 die nukleare Vernichtung Israels. Er sagte unter anderem eine einzige Atombombe könne in Israel alles zerstören und das Problem Israel lösen.“ de.wikipedia.org/w...lische_Beziehungen

        • @Rudolf Fissner:

          Hat er? Eine solche Bombe haben nicht mal Russland oder die USA. Also typisch orientalische. Testosteron getriebene Aufschneiderei.

      • 7G
        75026 (Profil gelöscht)
        @87233 (Profil gelöscht):

        "Wir reden, wir reden..." Sie reden ziemlich viel, vielleicht sagen Sie statt dessen auch mal was zu den von mir erwähnten Zitaten? Haben die bei Wikipedia sich das alles ausgedacht?

  • 7G
    75026 (Profil gelöscht)

    Kann mir mal jemand erklären, wieso die Warnung vor einem neuen Holocaust eine Verhöhnung der Opfer des gewesenen bedeutet?

    • @75026 (Profil gelöscht):

      Weil - was immer der Iran an Konflikten mit Israel hat (und das ist mit guten Gründen eine Menge...) - das Alleinstellungsmerkmal des Holocaust ist die industriell-fabrikmässige Tötung von Millionen Menschen unter Kostenoptimierung (Erschießen war zu teuer und Kleidung, Haare, Schmuck wurden Wiederverwertung zugeführt - so hässlich das Hinschreiben der Details auch ist...:-||) . In den Handlungen und Äußerungen iranischer Politiker deutet nichts auf derartige Infrastrukturen oder Projekte zu Massentötungen hin.... Und Herr Pence hat im Kongress nicht umsonst den Spitznamen "the dense" - der Begriffstutzige. Als streng Evangelikaler ist sein intellektueller Abstand zu den flat-earthern offenbar ... überschaubar...



      Witz: Für diese Art Klimawandel-Leugner ist der Meeresspiegelanstieg schon deshalb kein Problem, weil das Wasser ja über den Rand der Scheibe abfliesst, sie darf halt nur nicht kippeln, dann gibt's Tsunaaaaaaami

      • @Monomi:

        Man kann den Evangelikalen zugute halten, dass sie fest zu Israel stehen.

      • 9G
        91672 (Profil gelöscht)
        @Monomi:

        Danke für diese schöne Beschreibung.

    • 9G
      90946 (Profil gelöscht)
      @75026 (Profil gelöscht):

      Pence instrumentalisiert den Holocaust für seine Zwecke, versucht sein behauptetes Szenarium schauerlicher und bedrohlicher erscheinen zu lassen. War Ihre Frage ernst gemeint?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @90946 (Profil gelöscht):

        Nun ja, der Iran sagt ja praktisch täglich, dass Israel, das "zionistische Gebilde" oder wahlweise "das Geschwür" beseitigt werden muss.

        Letztes Jahr haben sie das HourGlassFestival veranstaltet. Das Leitmotiv war, Israel wird in 25 Jahren vernichtet sein. Künstler waren aufgefordert, diese aparte Idee umzusetzen:

        www.israelhourglass.com/en

        Der Iran unterstützt massiv die Hisbollah und die Hamas und ist in Syrien sehr aktiv.

        Israel muss sich also mit drei Fronten konfrontiert sehen. Es ist immerhin stark genug, dieser Bedrohung stand zu halten.

        Vom Westen, der ja nur heiß auf Geschäfte mit den Mullahs ist, kann keine Unterstützung erwartet werden.

        Der iranische Antisemitismus spielt in der deutschen Medienlandschaft keine Rolle. Und wenn, dann wird er als eine Art der schrägen Folklore beschrieben. Die nicht so gemeint ist.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Beim Iran trifft es (im Gegensatz zu den deutschen BDS-Unterstützern oder linken "Israelkritikern") nicht zu, dass Gegnerschaft zu Israel mit Antisemitismus gleichgesetzt werden kann.

          Der Iran hätte grundsätzlich auch kein Problem mit einem jüdischen Staat in Palästina, aber er hat ein massives Problem mit der taktischen Komponente Israels als verlängerter militärischer Arm der USA und er hat ein Problem mit den neuen Bündnisfreunden Israel à la Saudi-Arabien & Co. und deren grausamen Stellvertreterkriegen wie jetzt im Jemen.

          Israel muss in seiner Existenz von der gesamten internationalen Gemeinschaft geschützt werden, genau daran hapert es, was den USA Tür und Tor für ganz andere Zwecke öffnete und die Region nachhaltig zum Konfliktherd machte.

          Im Gegensatz zu den arabischen Ländern ist im Iran das Judentum neben vielen anderen Religionen eine anerkannte Minderheit und genießt besonderen Schutz.

          www.dw.com/de/jude...-europa/a-38848551

          Die Menschen im Vielvölkerstaat Iran hatten noch nie Probleme mit anderen Religionen oder Ethnien, aber sie haben den US-Einfluss in der Zeit seit dem CIA-Pusch gegen Mossadegh und dem Sturz des Schahs noch gut in vorwiegend negativer Erinnerung und sie leiden massiv an den aktuellen Sanktionen und immer offeneren Kriegsdrohungen aus den USA.

          Das Mullah-Regime ist langsam am Ende angekommen und hat keine Zukunft mehr, aber den Schritt zu einer freiheitlich-demokratischen Regierung muss das iranische Volk alleine gehen, ein typischer Regime-Change-Krieg nach US-Vorbild wird alles im Nahen und Mittleren Osten bisher dagewesene in den Schatten stellen und für millionenfaches Elend und womöglich verschärfte Radikalisierung sorgen.

          • @Khaled Chaabouté:

            „Mit mehreren Raketentests Anfang März 2016 unterstrich Iran seine feindliche Haltung gegenüber Israel. Getestete Geschosse waren laut der staatlichen Nachrichtenagentur Fars mit dem Satz „Israel muss ausradiert werden“ beschriftet.“ de.wikipedia.org/w...lische_Beziehungen

          • 8G
            87233 (Profil gelöscht)
            @Khaled Chaabouté:

            Danke Khaled, das war ein sehr willkommener, objektiver und passender Beitrag.



            Insbesondere die Gefahren die von einen Einmischung der USA in Iran ausgehen dürfen wir auf keinen Fall unterschätzen.

            • @87233 (Profil gelöscht):

              Passend für einige bestimmt, aber sicher nicht objektiv.

          • @Khaled Chaabouté:

            "Der Iran hätte grundsätzlich auch kein Problem mit einem jüdischen Staat in Palästina, aber er hat ein massives Problem mit der taktischen Komponente Israels als verlängerter militärischer Arm der USA und er hat ein Problem mit den neuen Bündnisfreunden Israel à la Saudi-Arabien & Co. und deren grausamen Stellvertreterkriegen wie jetzt im Jemen."

            Bei aller Kritik an der iranischen Führung ist Ihr Hinweis auf den durchaus toleranten Umgang der Menschen im Iran mit Andersgläubigen und insbesondere den Juden eine oft und gerne unterschlagene Tatsache durch die Fakenews-Verbreiter.

            Ein Regimechange nach israelisch-amerikanischen Vorstellungen würde in der Tat im Nahen und Mittleren Osten Elend und Chaos weiter erhöhen. Die Iraner sind selber in der Lage, sich demokratische Strukturen zu erkämpfen, die ausgerechnet von den USA 1953 zerstört wurden.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Der Iran will (wie z.B. Saudi Arabien und die anderen Islamisten) den Staat Israel beseitigen. Nicht seine Einwohner ausrotten. Das ist der Unterschied.

          • 8G
            87233 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Danke. Kurz und Knapp.

      • 7G
        75026 (Profil gelöscht)
        @90946 (Profil gelöscht):

        Natürlich war sie das. Gibt es irgendeinen triftigen Grund, die Vernichtungsdrohungen des Iran gegen Israel nicht ernstzunehmen?

    • @75026 (Profil gelöscht):

      Weil das Wort als politische Parole missbraucht wird?

  • Ich denke, es gibt in vielen Politikfeldern keine überzeugenden Antworten mehr. Stattdessen verhärten sich Fronten von Anhängern in ihren Wahrnehmungsnischen. Es gewinnt sozusagen, wer den interessantesten Traum verbreiten kann. Als ob man sich Realität wünschen könnte. Rationale Ansätze, die einen echten Ausgleich zwischen Interessensgruppen ermöglichen, kommen nicht mehr, da ein solcher Ausgleich de facto nicht mehr möglich ist. Die Mutter all dessen ist aus meiner Sicht: Peak-Oil oder Peak-Energy mit allen Folgen, die ganz anders ausfallen, als wir es uns vorgestellt haben. Summa summarum steht weniger Energie = Wohlstand zur Verfügung, letzterer kennt nur noch eine Richtung: abwärts, und die einzelnen Akteure schauen, wo sie bleiben. Unsere Welt zerfällt einfach.

  • "Damit sind die Europäer auch mitverantwortlich für alles, was an nuklearen Aufrüstungsmaßnahmen in Europa erfolgen wird, sollten sich Washington und Russland bis Anfang August nicht noch auf eine seriöse Überprüfung ihrer bislang unbewiesenen gegenseitigen Vorwürfe verständigen. Für eine entsprechende Bereitschaft gab es in München leider noch keine Anzeichen."

    Völlig richtig!

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Tja, und. Die Europäer sind auch mitverantwortlich - nein: allein verantwortlich für alles was an (nicht/doch) nuklearen Aufrüstungsmassnahmen NICHT erfolgt. Und für daraus mögliche Folgen eines russischen Autokraten-Irrtums man könne ja einfach mal russische Panzer Richtung Berlin oder auch Amsterdam in Marsch setzen, weil der "grosse Hammer" nicht mehr droht und die konventionelle NATO dem z.Zt wenig entgegenzusetzen hätte. Und wie man grosse Konzerne bei laufender Produktion übernimmt, in dem einfach ein Rollkommando in die Hauptverwaltung marschiert und deutlich macht: das gehört jetzt uns - das wissen Russlands Oligarchen nur zu genau...

      • @Monomi:

        Addieren Sie doch mal die Rüstungsausgaben der Europäer und vergleichen Sie mit Russland. Damit muss es locker möglich sein Truppen zu unterhalten, die Russland abschrecken. Ohne Erhöhungen und ohne Amerikaner.

        Also vorhandenes Geld richtig nutzen und wir müssen keine Angst vor Russland haben. Wir sind ihm in Bevölkerung und Wirtschaft haushoch überlegen.

        PS: Natürlich muss dazu die Bundeswehr gründlich reformiert werden...

        • 8G
          80975 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Da soll doch mal noch einer sagen Kampanien erzielen keine Wirkung!