Kommentar Schwule und Vatikan: Auf homophoben Pfaden
Passt gar nicht in das Bild des Papstes: Der Vatikan verweigert dem neuen französischen Botschafter seit drei Monaten die Akkreditierung.
W er bin ich, um über Homosexuelle zu Gericht zu sitzen?“ Es waren Aussagen wie diese, die dem seit gut zwei Jahren amtierenden Papst Franziskus den Ruf eintrugen, da sei einer angetreten, den Vatikan endlich kräftig durchzulüften. Weg von einer allein auf die Sittenstrenge fixierten Kirche, hin zur Kirche der Barmherzigkeit.
So gar nicht in dieses Bild passen will allerdings, dass der Vatikan seit nunmehr drei Monaten dem neuen, von Präsident François Hollande nominierten französischen Botschafter beim Heiligen Stuhl die Akkreditierung verweigert. Gründe nennt die Kurie nicht, doch der Kandidat, Laurent Stefanini, bringt einen Makel mit sich: Er ist nicht nur überzeugter Katholik – sondern auch bekennender Schwuler.
Der Papst selbst oder sein Staatssekretariat haben offenbar entschieden, wenigstens in diesem Fall die Kirche im Dorf zu lassen und auf den lang bewährten Pfad der Homophobie zurückzukehren. Wenn es denn eine Rückkehr ist: Noch nämlich hat Franziskus ja in keinem einzigen Punkt moralische und ethische Positionen der Katholischen Kirche verschoben, noch hat er sich stets darauf beschränkt, seinen Hirten einen barmherzigeren Umgang mit den sündigen Schäfchen ans Herz zu legen.
Als doppeltes Signal lässt sich deshalb die vatikanische Verweigerungshaltung lesen. Einmal nämlich ist es ein Signal an Staaten wie Frankreich; dort wurde unter Hollande gegen heftige katholische Widerstände vor zwei Jahren die Schwulenehe verabschiedet. Jetzt wird ihm bedeutet, dass sich an diesem Widerstand im Kern nichts geändert hat. Und dann wäre da noch das Signal nach innen: Die konservativen Reformgegner innerhalb der Kirche müssen sich, so scheint es, auch unter diesem Papst keine allzu großen Sorgen machen.
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