Kommentar Rekorddividende bei Bayer: Konzern zerschlagen!

Der Chemiekonzern Bayer will seine verunsicherten Aktionäre mit Milliarden füttern – die Zeche zahlen die Mitarbeiter. 12.000 werden entlassen.

Bayer-Logo im Dunkeln über einer Straße

Statt mit dem Geld Arbeitsplätze zu erhalten, füttert Bayer die Aktionäre Foto: Oliver Berg/dpa

Dass der Chemiekonzern Bayer jetzt seinen Aktionären so viel wie noch nie zahlen will, ist verwerflich. Denn der Vorstand schlägt vor, den Eigentümern insgesamt 2,6 Milliarden Euro Dividende zu überweisen – das ist fast eine Milliarde mehr, als das Unternehmen im ganzen vergangenen Jahr verdient hat. Der Gewinn ist um sage und schreibe 77 Prozent eingebrochen. Und nach der Übernahme des US-Saatgut- und Pestizidherstellers Monsanto will der Konzern 12.000 Stellen streichen. Statt mit dem Geld Arbeitsplätze zu erhalten, füttert Bayer die Aktionäre.

Verwerflich war auch der Kauf von Monsanto. 54 Milliarden Euro hat er Bayer gekostet. Monsanto-Aktionäre, Manager, Anwälte und Investmentbanker haben kräftig Kasse gemacht. Das war ein Grund, weshalb die Vorstände beider Seiten den Deal durchgesetzt haben. Dabei schadet er der Allgemeinheit, weil er den Wettbewerb auf dem eh schon stark konzentrierten Saatgut- und Pestizidmarkt weiter reduziert hat.

Die Fusion hat auch zu der unverantwortlichen Dividendenzahlung geführt. Schließlich dient die Ausschüttung in erster Linie dazu, die Bayer-Aktionäre zu beruhigen, deren Anteilsscheine im vergangenen Jahr 40 Prozent an Wert verloren. Die Eigentümer fürchten, dass Monsanto rechtskräftig zu Milliarden Dollar Schaden­ersatz wegen Krebserkrankungen durch sein Pestizid Glyphosat verurteilt wird. Sollte es so weit kommen, wird Glyphosat wohl verboten. Laut Economist kamen zuletzt aber 70 Prozent des Monsanto-Betriebsgewinns von Produkten, die mit Glyphosat im Zusammenhang stehen.

Am Ende werden die Wohltaten für die Anteilseigner und das Top-Management Tausende Beschäftigte und Kunden bezahlen. Die Belegschaft verliert Jobs. Die Bauern müssten zahlen, wenn Bayer seine gewachsene Macht auf dem Saatgut- und Pestizidmarkt nutzt, um die Preise zu erhöhen.

Das muss der Staat verhindern. Er sollte die Bayer-Agrarsparte in mehrere Unternehmen aufteilen, die sich Konkurrenz machen und nicht so profit­orientiert wie der jetzige Konzern sind.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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