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Kommentar Regierungsbildung in IsraelKeine Außenpolitik, aber Großisrael

Kommentar von Susanne Knaul

Nach der Wahl kündigte Jair Lapid an, Netanjahu „beim nächsten Mal“ vom Thron zu fegen. Nun wird er mit dessen Likud-Beitenu-Block koalieren.

Der Superstar des israelischen Fernsehens ist er schon: Jair Lapid, Chef der „Zukunftspartei“. Bild: dpa

P akt mit dem Teufel: Gleich zu Beginn der Koalitionsverhandlungen stellte der Chef der „Zukunftspartei“ klar, dass er entweder mit Naftali Bennett, dem Chef der national-religiösen Partei Habajit Hajehudi, in die Regierung ziehe oder gar nicht. Im Gegensatz zu Jair Lapid, über den wir kaum mehr wissen, als dass der Superstar des israelischen Fernsehens größenwahnsinnige Machtallüren hegt, formuliert Bennett seine Agenda für jedermann leicht verständlich: Er wird einem zweiten Staat neben Israel niemals zustimmen.

Noch im Rausch seines guten Wahlergebnisses frohlockte Lapid, dass er „beim nächsten Mal“ Netanjahu vom Thron fegen werde. Nichts erklärt sein strategisches Bündnis mit Bennett besser, als Lapids Streben nach einer großen politischen Karriere. Um Bennett nicht vor den Kopf zu stoßen, untersagte er zum Beispiel seinen Genossen die Teilnahme an einer Informationstour der „Genfer Initiative“, einer israelisch-palästinensischen NGO.

Netanjahu und seinem vorerst verhinderten Außenminister Avigdor Lieberman steht also ein Vertreter „Großisraels“ und ein Machtpolitiker ohne außenpolitischer Agenda zur Seite. Hoffnungsschimmer ist einzig Zipi Livni, die als Justizministerin den rasenden Fall des Staates in die Antidemokratie und Unfreiheit bremsen wird. Erfreulich ist auch, dass die Ultraorthodoxen in die Opposition gehen und es damit die Chance gibt, den Status quo aufzubrechen, der den Staat immer teurer zu stehen kommt.

Eine Regierung ohne die ganz Frommen gab es zum letzten Mal vor zehn Jahren, als Tommi Lapid, der Vater Jairs, mit seiner antireligiösen Schinui-Partei ins Kabinett zog und so gut wie nichts erreichte. Wenn es Lapid junior nicht besser macht, wird er genauso schnell von der politischen Bildfläche verschwinden wie er.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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12 Kommentare

 / 
  • OM
    oh man

    Scheiße ist Scheiße, ob sie jetzt in Israel passiert oder anderswo. Es hat mMn nichts mit Hass auf eine bestimmte Sorte Menschen zu tun, wenn man deren Politik nicht gutheißt, oder etwa doch? Dann habe ich wohl z.B. auch einen Chinesenhass, weil ich deren politik nicht gutheißen kann..

  • E
    end.the.occupation

    >> verachten in Wahrheit die gebeutelte palästinensische Bevölkerung

     

    Erklären Sie uns den Begriff 'gebeutelt'. Und wer 'beutelt' da wen? Und welche Schlussfolgerungen werden Sie daraus ziehen?

     

    Betrachtet man die gnadenlose Ignoranz und Menschenverachtung mit der Sie hier dümmlichste Besatzer-PR wiedergeben - 'Schulkindern ... Judenhass ... eingebimst' - dann dürfte doch wohl klar sein, wer da wen verachtet.

  • S
    Sebastian

    Wenn ein israelischer Politiker mit extremen Ansichten einen palästinensischen Staat ablehnt, ist das in Deutschland immer eine Schlagzeile wert. Wenn in palästinensischen Kindergärten bereits kleinen Kindern der Judenhass eingebimst wird, ist das in Deutschland keine Zeile wert.

     

    Nicht einmal der Bericht von Christoph Diekmann kann manche Deutsche zum Nachdenken darüber bewegen, weshalb Israel den Juden als jüdischer Staat zusteht:

    http://buecher.hagalil.com/2013/03/dieckmann/

     

    Viele Deutsche verstecken Ihren Judenhass hinter ihrem angeblichen Engagement für die Palästinenser und verachten in Wahrheit die gebeutelte palästinensische Bevölkerung, genau so, wie sie die Juden hassen, weil für sie die Palästinenser nur dazu gut sind, sie gegen die Juden aufzuhetzen.

  • I
    IUte

    Es scheint also fast alle Koalitionäre zu einen, die Existenz der Palästinenser außen vor zu halten. Mit der Begrenztheit der Finanzmittel aber muss offenbar irgendwie umgegangen werden und schafft Willen für Manöver.

  • S
    Sikasuu

    @von Harald:Zitat:

    Ich weiß nicht, welchen Packt mit wem die Autorin geschlossen hat. Mit den Schwestern Logik und seriöser Berichterstattung aber sicher nicht.

    ####

    Sagt dir das Wörtchen "Komentar" etwas?

    .

    Es hilft oft zwischen den verschiedenen Beitragsarten:

    Bericht, Komentar, Glosse, Polemik..... unterscheiden zu können.

    .

    Dann klappt es auch mit der Einordnung solch eines Beitrages.

    .

    Meint

    Sikasuu

    .

    Ps. Das muss alles stimmen, stand ja in der Zeitung.... sollte doch als Meinung HEUTE nicht mehr aktuell sein :-)

  • L
    Lothar

    Der rasende Fall in Antidemokratie und Unfreiheit? Die Zügellosigkeit der Formulierungen zeigen, wie ungehemmt inzwischen das antizionistische Ressentiment in deutschen Zeitungen wüten darf. Dass es erstmals seit langem eine Regierung ohne religiöse Parteien gibt, zeigt doch gerade, wie lebendig Israels Demokratie gibt - und die Koalition zeigt, dass die Parteien kompromissbereit sind. Lapid hat ein ziemlich klares sakuläres Bildungsprogramm, u.a. dafür ist er gewählt worden, deshalb bekommt er auch das Bildungsministerium. Dieser Artikel ist eine ressentimentgeladene Unverschämtheit gegenüber Israel.

  • M
    max

    Eine internatione Boykottaktion gegen die Siedlungen und deren Waren wären doch genau die richtige Antwort auf eine Regierung mit einer Siedlerpartei. Schlimmer kann es kaum noch werden, jedenfalls was die Zwei-Staaten-Lösung angeht.

  • H
    Harald

    "Pakt mit dem Teufel" und "größenwahnsinnige Machtallüren"

     

    Echt jetzt?

     

    "Hoffnungsschimmer ist einzig Zipi Livni, die als Justizministerin den rasenden Fall des Staates in die Antidemokratie und Unfreiheit bremsen wird."

     

    Antidemokratie und Unfreiheit. Nicht schlecht. Auf die Idee muss man erst mal kommen, denn:

     

    "Erfreulich ist auch, dass die Ultraorthodoxen in die Opposition gehen und es damit die Chance gibt, den Status quo aufzubrechen, der den Staat immer teurer zu stehen kommt.

     

    Eine Regierung ohne die ganz Frommen gab es zum letzten Mal vor zehn Jahren, als Tommi Lapid, der Vater Jairs, mit seiner antireligiösen Schinui-Partei ins Kabinett zog und so gut wie nichts erreichte. Wenn es Lapid junior nicht besser macht, wird er genauso schnell von der politischen Bildfläche verschwinden wie er."

     

    Ich weiß nicht, welchen Packt mit wem die Autorin geschlossen hat. Mit den Schwestern Logik und seriöser Berichterstattung aber sicher nicht.

  • E
    e.a.

    Politik ist immer Interessengeleitet, das lässt sich an solchen Clowns immer wieder zeigen. Und das Gechwätz, es "für Israel" zu machen, darauf fallen immer wieder die gleichen Kinder herein. Merkel macht ja auch Politik "für Europa", Bush hat Politik "für die USA" gemacht.... ahja: seit 5:45 wird zurückgeschossen.

  • NM
    Nur mal so

    Die von Frau Knaul geäußerte Skepsis kann ich verstehen, aber bei der Einschätzung des Erfreulichen?

  • JK
    Jmmy K. Daniel S. und kein ende?

    den judenhass,

    in seinem lauf,

    findet man hier,

    leider zu hauf.

  • DS
    Daniel S.

    Nun, weder Judenhass noch

    Hätze kann eine Lüge

    reinwaschen.

     

    Was ist "National Religiös" sind die anderen

    religiösen "International Religiös"?

    sind ergo deutsche Linke dann "National Sozialisten"

    weil sie nur in Deutschland an die Macht wollen,

    oder eher die Journagogin weil Sie versucht

    eine israelische Partei mit der NSDAP

    gleichzusetzen?

     

     

    Es wurde wieder ein Kuffar für Lah zertreten.