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Kommentar Referendum in GriechenlandNein!

Robert Misik
Kommentar von Robert Misik

Die Euroeliten setzen auf den „regime change“ in Athen. Und die Griechen sehen sich mit einer unmöglichen Fragestellung konfrontiert.

Hier ist ein „Nein!“ garantiert: Kundgebung griechischer KommunistInnen.

D ie Frage war halb als Witz gemeint, die ich vor zwei Wochen in Athen Dimitris Tsanakopoulos stellte: „Und? Macht Regieren Spaß?“

Aber so richtig lachen konnte der Kabinettschef von Alexis Tsipras nicht: „Nein“, so seine Antwort, „der Druck ist enorm, und wir stehen vor Dilemmata, von denen wir nicht einmal ahnten, dass wir ihnen jemals in unserem Leben begegnen würden.“

Die Dilemmata, vor denen die Syriza-Regierung eine Woche später stand: zu Kreuze kriechen und „Ich ergebe mich“ sagen oder den Staatsbankrott riskieren.

Die Wahl zwischen noch mehr Austerität und der Gefahr des Totalzusammenbruchs. Selbstaufgabe – entweder so oder so.

„Friss oder stirb“

So weit haben wir es in Europa gebracht: Eurofinanzminister, die im Jargon der Erpressung sprechen, die „Friss oder stirb“ sagen und „Game over“, als wäre das alles ein Spiel. EU-Staatenlenker, die wochenlang den umgekehrten Corleone machten, also stets Angebote, die man nicht annehmen kann.

Aber bei uns heißt es unisono, die Griechen seien schuld. In Kommentaren – wohlgemerkt nicht bloß der Bild-Zeitung, sondern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – werden Regierungschef Alexis Tsipras und seine Leute als Schurken bezeichnet. Der ARD-Brüsselkorrespondent sagt glatt, die Syriza-Jungs gehörten „zum Teufel gejagt“. Verglichen mit diesen Figuren, hatte Karl-Eduard von Schnitzler, Honeckers TV-Scharfmacher, so etwas wie eine Berufsehre.

Derart mit dem Rücken an die Wand gedrängt, rief Tsipras ein Referendum aus und empfahl den Bürgern, mit Nein zu stimmen. Ein Hochseilakt ohne Netz, mit dem er zwar kurzfristig das Gesetz des Handelns zurückeroberte, der aber natürlich noch nichts löste – und die Griechinnen und Griechen einer unmöglichen Fragestellung aussetzt.

Aber das ist nicht Tsipras’ Schuld. Denn was genau wäre denn die Alternative gewesen? Siehe oben: die totale Selbstaufgabe.

Mittlerweile versuchen die Scharfmacher der Eurozone nicht einmal mehr zu verhehlen, dass ihre eigentliche Absicht ein regime change in Athen ist.

Erst redete man fahrlässig und vorsätzlich einen Bank-Run in Griechenland herbei, nur um dann via EZB die griechischen Banken schließen zu können: eine Strategie des Angstmachens. Wenn die Londoner Times nicht schroff gelogen hat – was sie üblicherweise nicht tut –, dann hat ihr Wolfgang Schäuble offen gesagt, dass man zu keinem vernünftigen Deal bereit ist, solange diese griechische Regierung amtiert.

Man könnte von Staatsstreich sprechen, würde das nicht alles auf offener Bühne geschehen.

Technokraten stehen bereit

Martin Schulz, der EU-Parlamentspräsident, erzählte dem Handelsblatt, worum es den vereinigten deutschen CDU-CSU-SPD-Eliten geht: ein Ja-Votum der Griechen herbeizuerpressen, worauf die Syriza-Regierung zurückträte, um dann ein ungewähltes Technokratenkabinett à la Mario Monti zu installieren. „Dann wäre Syrizas Zeit vorbei.“ Mit der griechischen Opposition führt man bereits Gespräche zur Installierung einer solchen Marionettenregierung.

Man könnte von Staatsstreich sprechen, würde das nicht alles auf offener Bühne geschehen. Neben der Tragödie, an deren Schwelle Griechenland steht, ist die zweite Tragödie die der deutschen Öffentlichkeit.

Man hat den Eindruck, dass dieses Land nur mehr aus Scharfmachern besteht und in einer regelrechten Kriegspsychose gefangen ist. Sozialdemokraten wie Gabriel und Schulz versuchen die Union noch rechts zu überholen, während die angeblich mächtigste Frau Europas – Kanzlerin Angela Merkel – so tut, als habe man alle Zeit der Welt.

Man weiß eigentlich nicht, was schlimmer ist: die Richtung, in die diese Leute die Europäische Union führen, oder die totale Führungslosigkeit, in der der Kontinent ins Debakel torkelt. Ob die Griechen es morgen wagen werden, zu all dem óchi zu sagen? Schwer vorauszusehen. Aber eines ist klar: Angesichts dieses Panoramas der Verantwortungslosigkeit sollte man generell viel öfter Nein! sagen.

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Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
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40 Kommentare

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  • Danke für diesen Kommentar! In der Berichterstattung über die Griechenlandkrise erweist sich die taz einmal mehr als "alternativlos", um einen arg strapazierten Ausdruck der "angeblich mächtigsten Frau Europas" zu gebrauchen.

    Als gelernte Journalistin schäme ich mich für die Hetze, die viele meiner BerufskollegInnen gegen die demokratisch gewählte griechische Regierung betreiben. Schon allein die Wortwahl in vielen der angeblich so seriösen Medien ist eine Zumutung. Und die ARD sollte mal ernsthaft überlegen, ob ihr Korrespondent in Brüssel noch tragbar ist.

    Hoffentlich haben die Griechen heute den Mut, mehrheitlich mit "Nein" zu stimmen.

  • @motuproprio:

    Frau Merkel hat keine Probleme, uns etwas zu erklären, so lange sie die Schuldigen benennen kann. Die "Bild"-"Zeitung, die hilft ihr dann.

     

    Der Vater Zeus, der sendet Blitze

    und tobt auf seinem Göttersitze,

    doch Merkel, die bleibt froh und heiter,

    denn hat sie einen Blitzableiter.

  • Ob die Griechen mit "ja" oder mit "nein" stimmen werden, was ändert das am Grundproblem?

     

    Dysfunktionale und überteuerte Staats-Verwaltung, Korruption und politische Verantwortungslosigkeit.

     

    Leider hat Syriza die letzten Monate verschenkt. Versprechen zu machen um gewählt zu werden - und hinterher nicht liefern - genauso armseelig wie die übrigen europäischen Politiker!

  • Ich habe selten einen solchen ökonomischen Unsinn gelesen.

    Man sollte doch nicht vergessen wie es zur Schuldenkirise kam:

    1.Athen hat sich, im Gegensatz zu anderen hochverschuldeten Ländern, überwiegend für Konsum und nicht für Investitionen verschuldet.

    2.Steuerhinterziehunng: Die Steuerquote, also der Anteil der Steuern am Bruttoinlandsprodukt lag in Griechenland 2013 bei 22,9 Prozent (statista). Im EU-Durchschnitt liegt die Steuerquote hingegen bei 40 Prozent. Die rechtskräftigen Steuerschulden sind in Griechenland Anfang 2015 auf den historischen Rekordstand von 70 Milliarden Euro gestiegen.

    3. aufgeblähter Staat:Ein Viertel aller Beschäftigten, etwa eine Million Menschen, arbeitet beim Staat, in Deutschland jeder siebte.

    4. Sozialpolitik: Weiterhin werden griechische Rentnerinnen und Rentner in einem Rentensystem versorgt, welches sich Athen ohne zusätzliche Schulden nicht leisten kann. Insgesamt gibt Griechenland 17,5 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Renten aus, das ist mehr als die 13,2 Prozent, die EU-Staaten durchschnittlich ausgeben (Quelle: Eurostat 2014). Im Zuge der Sparprogramme der letzten Jahre wurden viele öffentlich Bedienstete nicht entlassen, sondern in Rente geschickt. In Griechenland liegt die Durchschnittsrente bei 960 Euro, was 63 Prozent des Durchschnittseinkommens entspricht. In Deutschland z.B. lag die Durchschnittsrente im Westen Ende 2013 bei 734 Euro und im Osten bei 896 Euro.

    Und nicht vergessen: Die privaten Gläubiger Griechenlands hatten am 9. März 2012 dem Forderungsverzicht zugestimmt. Die bösen Banken, Fondsgesellschaften und Versicherer hatten nominal auf 53,5 Prozent ihrer ursprünglichen Forderungen verzichtet und Athen damit 107 Milliarden Euro Schulden erlassen.

    Und was hat Tsipras getan, sich u.a. geweigert, die Militärausgaben zu reduzieren, kein Steuerabkommen mit der Schweiz, Reeder steuerfrei gestellt.

    • @hansen hansen:

      Mit Zahlen haben Sie es nicht so, kann das sein? Ich will ja keine absichtliche Falschaussage unterstellen.

       

      Zu Punkt 3 wurde schon was gesagt.

       

      Also nur mal zu Punkt 4)

      2014: 17.5 % von ~238 Mrd GDP = ~41 Mrd gesamt

      Erzwungene Einsparungen bei der Rente laut IWF: ~5,2 Mrd

      (https://www.imf.org/external/np/loi/2012/grc/122112.pdf)

       

      Schrumpfung des GDP seit vor der Krise: von ~341 auf ~241 Mrd.

      (~41 Mrd + ~5 Mrd) = Renten vor Sparprogram

      ~341 Mrd = GDP vor GPD-vernichtendem Sparprogramm

      46 Mrd / 341 Mrd = ~13.7%

       

      Und siehe, vor den Sparprogrammen, von denen jeder Volkswirt schon vorher wusste, dass sie keinesfalls funktionieren können, waren die Zahlen nicht halb so bösartig.

       

      Es ist halt nun einmal so, dass nicht mal die extremistischste neoliberale Regierung in Europa allen Ernstes vorschlagen würde, Rentner einfach zu erschießen, um Geld zu sparen. Wer lebt, der kostet halt Geld, unabhängig davon, ob die Troika die Wirtschaftsleistung von Griechenland vernichtet oder nicht.

       

      Ok, kurz zu 2)

      Das ist durchaus richtig, und mehr Steuern kassieren ist absolut nötig, aber die Zahlen sind ebenso alarmistisch 'geschönt': Je ärmer die Mehrheit im Land, desto niedriger MUSS die Steuerquote liegen - wir wollen doch nicht die grundlegenden Menschenrechte abschaffen und fordern, dass das Existenzminimum mit 40% besteuert wird, oder? Die Sparprogramme haben bisher primär auf die breite Masse gezielt und damit eben zwingend notwendig die Einnahmen durch ESt und MwSt in Prozenten vom GDP reduziert. Der Prozentsatz der Steuern vom Einkommen sinkt mit sinkenden Einkommen, ebenso der Prozentsatz der MwSt (lebenswichtige Dinge haben niedrigere MwSt-Sätze).

      Bedenkt man, dass die Steuerquote früher bei ~20% lag, und jetzt trotz dieser Effekte bei 22,9, so ist ein erheblicher Anstieg festzustellen - der eben zu weiten Teilen von den Sparprogrammen wieder aufgefressen wurde.

      • @kleinalex:

        Ihre Zahlen widersprechen ja nicht den von mir aufgeführten, sie interpretieren sie nur anders.

        Aber wie kommen sie auf die Idee, dass die Troika die Wirtschaftsleistung der Griechen vernichtet hat?

        • @hansen hansen:

          Wirtschaftsleistung: BIP 341 Mrd vor der Krise, 241 Mrd 2014. Wie sonst soll man so etwas denn nennen? Das BIP wurde um knapp 30% reduziert - aber bestimmt hat das gaaar nichts mit den Sparprogrammen zu tun?

           

          Meine Zahlen widersprechen nicht, sie ergänzen um die "versehentlich" weggelassenen Vergleichswerte.

          Und inzwischen habe ich noch interessantere Zahlen gefunden. Neben der Steuerquote gibt es die viel interessantere "Abgabenquote", die Summe aller Steuern und Abgaben in % vom BIP. http://wko.at/statistik/eu/europa-abgabenquoten.pdf

          Da sind die Abstände zwischen Griechenland und Europa noch mal kleiner:

          2009: 32,5% in Griechenland, 39,3% in der EU.

          2014: 38,1% in Griechenland und 41,4% in der EU.

           

          Erkenntnis? Es ist schlicht unwahr, dass das Griechenland absurd viel weniger von den Bürgern kassiert als die anderen Länder. Vielmehr ist es so, dass in Griechenland sehr viel mehr über Abgaben passiert als dies in vielen anderen Ländern der Fall ist.

          Bei der Abgabenquote liegt Deutschland übrigens 2014 bei 39,7%, also gerade mal 1,6% höher als Griechenland.

           

          Die Abgabenquote (und damit scheinbar die Einnahmen) ist um 6,6% gestiegen seit 2009. Zugleich hat der Staat Ausgaben gekürzt. Da hätten doch die Schulden sinken müssen?

          Simple Antwort: BIP -30%, davon 6,6% mehr Einnahmen, sind Mindereinnahmen von insgesamt etwa 25% - das tut halt weh. 32,5% von 341 Mrd sind 110 Mrd Einnahmen vorher. 39,1% von 241 Mrd sind 94 Mrd Einnahmen hinterher.

          So schnell kann eine Staatspleite produziert werden.

          Um nur die alten Einnahmen wieder zu erlangen, müsste die Quote auf 45,6% angehoben werden. Und dabei ist noch außer acht gelassen, dass Griechenland durch mehr Arbeitslose mehr Kosten entstehen und ebenso durch höhere Schulden höhere Zinslasten. Es müsste also effektiv noch viel mehr Geld reinkommen als nur diese 45,6% - oder man könnte für Wirtschaftswachstum sorgen, dann steigen die Einnahmen ganz von selbst.

          • @kleinalex:

            Was spricht gegen eine Abgabenqoute von 46%? Und wie sorgen sie für Wirtschaftswachstum, was haben sie denn da für Patentrezepte? Neue Kredite, ja das ist ein Weg, machen im Prinzip alle Staaten so, dass Problem bei Griechenland aber ist, dass das Land keine Kredite bekommt, weil es schlicht und einfach nicht kreditwürdig ist..

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @hansen hansen:

      Könnte man zu jedem Punkt was schreiben.

      Fangen wir mit 3. an. Woher kommen Ihre Zahlen (25% im öff. Dienst)?

       

      Ich komme auf andere:

      http://bilbo.economicoutlook.net/blog/wp-content/uploads/2011/09/OECD_Public_employment_pc_total.jpg

      http://corporateeurope.org/sites/default/files/styles/large/public/employment_per_sector.png

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Aber gern, laut CIA World Factbook hat Griechenland 2014 ca. 4 Mio Beschäftigte, im öffentlichem und die ILO sagt, es gibt ca 1 Mio Beschäftigte im öffentl. Dienst.

        • @hansen hansen:

          OECD sagt das eine, ILO sagt das andere, wem will ich glauben?

           

          Keinem, denke ich.

          Unabhängig davon, wer recht bei diesen Zahlen hat, ist doch viel interessanter zu wissen, was diese Leute eigentlich tun? Diese Zahlen für "Public Employment" sind nicht einfach nur die Beamten, sondern alle, die beim Staat direkt oder indirekt, auf irgendeinem Level, in staatlichen Betrieben, etc. angestellt sind.

          Je weniger ein Staat also alle wichtige Infrastruktur privatisiert, desto höher ist die Beschäftigung beim Staat - mit einem "aufgeblähten" Staat hat das dann aber mitnichten etwas zu tun. Leider habe ich hierzu bisher noch keinerlei Zahlen finden können. Was tun diese Leute? Sitzen sie alle in Ministerien rum und langweilen sich? Gibt es vielleicht in manchen Behörden etwas weniger Mitarbeitermangel als in Deutschland? Zahlen, wie viele Mitarbeiter mit Job X je tausend Einwohner, das wäre interessant.

           

          So ist das ganze einfach komplett uninteressant, weil den Zahlen jeglicher Kontext fehlt.

  • Was die Superdemokraten von "den vereinigten deutschen CDU-CSU-SPD-Eliten" samt ihrer "mächtigsten Frau der Welt" auch noch weiter anstellen mögen - ... sieht immer klarer danach aus , dass sie den Supertanker EU samt Euro nicht von der Fahrt gegen das Felsenriff werden weglenken können . Griechenland wird dann in seinem Desaster sicher nicht allein bleiben .

  • An die beiden Kommentatoren, die die Schuld bei GR suchen: Stellt euch vor, die Deutsche Bank leiht euch jeweils 100 Mio Euro. Ihr habt nicht die geringste Chance, die jemals zurückzuzahlen? Wieso habt ihr den Kredit dann überhaupt gekriegt? Normalerweise muss man als Privatperson seine Oma verpfänden, damit so was geht. Nicht so hier, denn das Kalkül war von Anfang an, dass irgendwelche Deppen in großer Zahl dazu gezwungen werden, die Zeche zu bezahlen. Die Bankster wissen ganz genau, welche Risiken sie eingehen können.

     

    Es ist schon öfter beschrieben worden, bitte nicht vergessen: die ganze Geschichte ist eine verschleierte Bankenrettung. Dass auf der griechischen Seite korrupte Politiker die Kredite angenommen haben, mit der dieser Kaste eigenen Haltung von "Nach mir die Sintflut" - ist das so ungewöhnlich? Bei dem, was mittlerweile in Europa unter "Demokratie" gehandelt! wird?

     

    Sonntag wird eine Abstimmung, ob wir uns in Europa den "Luxus" Demokratie noch leisten wollen. Wenn nicht, dann schnallt euch schon mal an, denn dann wird diese Rechenschieberfraktion mit euch / uns so dermaßen den Affen machen, dass alles bisherige Demütigungen Peanuts (Kopper, erinnert ihr euch) waren.

     

    Und an die Redaktion: Sucht bitte mal eine andere Bezeichung für die Troika-Bande und Dunstkreis und nennt sie nicht Technokraten, das trifft es nicht und verharmlost, was da passiert, denn mit Technik haben diese Finanzterroristen nichts zu tun.

    • @uvw:

      wieso hat man den Kredit überhaupt aufgenommen, ist ja wohl eher die Frage: wenn die Dt. Bank mir einen Kredit gibt, den ich nicht zurückzahlen kann, dann hab ich mir immerhin von dem Geld ein schönes Leben gemacht. Genau das hat Griechenland mit Teilen der Bevölkerung auch getan, indem man zB Beamte eingestellt hat, die keine Aufgaben hatten, als Belohnung für irgendwas. Indem die Renten höher sind, als sie erwirtschaftet wurden. Wenn ich den Kredit nicht zurückahlen kann, bin ich pleite. Dann werde ich mich also einschränken müssen.

    • @uvw:

      Danke für diese präzise Analyse. Es mutet fast surreal an, wie hier ein riesiges, globales Enteignungsprojekt unter den Augen der Völker und sekundiert von einer hochsuggestiblen konformen Propaganda durchgezogen wird. Griechenland ist in diesem Sinne ein Fanal von großer historischer Bedeutung.

    • @uvw:

      Danke für die präzise Beschreibung!

      Jeder Wähler in Deutschland sollte sich bei seiner Bank 100 Mio leihen und dann verschenken. Das hat unserer Wirtschaft zum Exportweltmeister gemacht.

      Das ist das, was Varoüfakis 2012 in seinem Buch "Der Globale Minotaurus beschrieben hat.

      Das schlimme ist, dass wir mit Frau Merkel von einer Deutschen Demokratischen Republik mit eigenem Propaganda Ministerium Springer Presse regiert werden.

      Mit der Feier für Ackermanns Geburtstag hat sie uns der Deutschen Bank, dem deutschen Symbol für Spekulation zu Lasten Anderer, geschenkt.

      1990 hat Schäuble das Finanzmarkt -Förderungsgesetz die Banken von der Umsatzsteuer befreit, 1991 begann die Libor Spekulation. https://www.dropbox.com/s/7e8y38s9kpqskm6/Hedge-Fonds%20machen%20Kasse%20in%20Athen%20%7C%20FTD.de%E2%80%9C.pdf?dl=0

      Ende 2012 gab es die FTD noch.

      Wir brauchen uns nur Argentinien ansehen, das hat Methode. Sorry für die Griechen, die der Europäischen "Demokratie" vertraut haben. Das war Vorsatz.

      Varoufakis nennt es richtig Den Globalen Minotaurus.

      Es geht auch anders. Island ist es gelungen die Finanzkrise zu bezwingen. Das Volk der Wikinger hat es vollbracht. So hat es funktioniert: https://www.kontextwochenzeitung.de/no_cache/newsartikel/2012/08/wikinger-wunder/?sword_list%5B0%5D=island

      Die haben NEIN griech. OXI gesagt und das war klug!

  • Die Austeritätspolitik muss auf den Prüfstand. Deshalb sollte dass "nein" gewinnen. Die Idee der LINKEN europaweit eine Volksabstimmung gegen die Austeritätspolitik zu initieren, ist zu unterstützen. Merkel muss ihren Kurs ändern. Das Thema könnte ihr sonst genauso gefährlich wie Fukushima werden

    • @Markus Maria Strobl:

      "Die Austeritätspolitik muss auf den Prüfstand."

      Prüfstand? Stellt man etwa einen Unfall-Totalschaden noch auf den Prüfstand?

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Wenn die ganze irre Verwandtschaft besagten Unfall-Totalschaden für völlig straßentauglich hält und vorhat, damit noch lange fröhlich durch die Gegend zu brausen (wie hier), wär´s vielleicht denn doch keine ganz schlechte Idee...

  • mich würde mal interessieren, was ein "Nein" helfen soll. Für einen Tag haben ein paar Griechen ein gutes Gefühl und nach 10 Tagen ist das Geld alle und niemand, der bei klarem Verstand ist, gibt neues Geld an jemanden, der schon ankündigt, er zahle nur einen Teil zurück.

     

    Griechenland hat genau 2 Möglichkeinten: wie wollen Hilfe, dann gibt es Bedingungen, die damit verknüpft sind (das heißt "ja"). Oder sie wollen alles allein schaffen, dann müssen sie ohne neues Geld auskommen und niemand redet ihnen rein.

     

    Allerdings können sie dann sehr kurzfristig die Renten udn Staatsbediensteten nicht mehr bezahlen. Das heißt "nein".

     

    Der Glaube, man könne Politik machen, ohne die Frage der Finanzierbarkeit zu stellen, ist schon immer das gewesen, woran linke Regierungen gescheitert sind. Es sieht nach einer weiteren Wiederholung aus. Ich finde es fast lustig, wie Tsipras hofft, seine "Verhandlungspostion" werde sich durch ein Nein verbesseren. Bei einem "nein" gibt es nichts mehr zu verhandeln. Dann ist Griechenland offiziell pleite, was es eigentlich schon lange ist.

  • 4G
    4932 (Profil gelöscht)

    Ich schließe mich der Mehrheit der Blogger an und danke Herrn Misik sehr für diese klaren Beobachtungen und Bewertungen und seinen Kommentar. So mochte man es in den CDU/SPD/EU – konformen Medien gar nicht gerne verkünden. Und beschämend auch, daß quer durch die ganze ARD eine sehr unangenehm einseitige Berichterstattung zu sehen und zu hören war. Danke, Herr Misik und der taz.

    • 1G
      12294 (Profil gelöscht)
      @4932 (Profil gelöscht):

      Ja, ich habe mir auch gedacht, wenn alle dasselbe schreiben, dann kann etwas nicht stimmen. Der Spruch stammt übrigens von pi-news.

  • Es ist nötig und wichtig, dass mit der taz zumindest eine der präsenteren Medien eine deutliche Gegenposition zu der mittlerweile zum Mainstream gewordenen No-Bail-Out-Grexit-Zurück-zur-Drachmen-Grundhaltung des Großteils der europ. Presse einnimmt. Auch wenn sich die 18 anderen Euro-Staaten offensichtlich in ihrer restriktiven Griechenland-Politik einig sein mögen, und am Ende wohl durchsetzen werden, verdient das griechische Volk Sympathie und Solidarität gerade auch in politischer Hinsicht. Wie das Referendum auch ausgehen mag, am Ende darf es nicht darum gehen, wer Recht oder Unrecht hat - wer mag dies auch schon bewerten können - , sondern einzig und alleine darum, wie Griechenland wieder auf die Beine kommt. Häme wäre hier fehl am Platz.

  • Wie wurde eigentlich in Slowenien, der Slowakei oder dem Baltikum die Wirtschaftskrise geloest?

  • Danke für diesen Artikel!

    Man sollte ihn bundesweit an alle Plakatwände kleben.

     

    So verhetzt, wie die Leute sind, würde er zwar wohl kaum mehrheitlich Zustimmung finden. Aber zumindest wäre dann mal klargestellt, daß es noch eine andere als die bundesdeutsche Einheitsmeinung gibt.

     

    Ich hatte eigentlich gehofft, daß ich mich nie wieder für mein Land würde schämen müssen. Aber ich bin wirklich sehr kurz davor...

  • Die Deutschen brauchen nicht immer Soldaten und Panzer um in Griechenland einzumarschieren und zu diktieren!

    Es reicht auch der € und die käufliche einseitig berichtende Presse!

    Liebe Griechen zeigt es allen!

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Ich wünsche dem Schäuble die Niederlage seines Lebens. Ich wünsche ihm, dass am Ende der zur Witzfigur auf dem Motorrad stilisierter Varoufakis die "institutions", mit dem "Nein" im Rücken, an den Tisch holt und dem griesgrämigen Schwaben eins auswischt.

     

    Ich wünsche der BILD-Zeitung, dass ihre Hetze sich nicht in diesem Land festsetzt und die ganze Redaktion dieses Schmierblattes an ihrem verlogenen, vorgeheucheltem Mitleid (http://www.bild.de/politik/ausland/grexit/ruhestaendler-weint-um-sein-erspartes-41639016.bild.html) erstickt.

     

    Ich wünsche mir, dass, nachdem das alles vorbei ist, irgendeine seriöse, große Zeitung da draußen die Fakten der letzten 6 Monate und die handelnden Akteure, meinetwegen mit Hilfe von Wikileaks, in einem großartigen Artikel beschreibt.

     

    Ich wünsche dem Sigmar Gabriel, dass er 2017 als Kanzlerkandidat 21% erreicht, sich bei der Merkel einschleimt und die CDU sich doch für die 5,7%-FDP entscheidet. Danach kann er bei "The Biggest Loser" mitmachen.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Hört sich alles gut an, bis auf die 21%. Warum so viel?

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @Volker Birk:

        Hoffnung die stirbt, tut besonders weh.

        Bei 21% könnte man genüsslich die SPD-Anbiederungen am Wahlabend betrachten. Un dann... die eiskalte Merkel.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      Gerne schließe ich mich den meisten dieser Wünsche an. Auch wenn mir ein politisches Wunder wie eine Regierungskoalition aus der Partei "Die Linke" mit einer deutschen Podemos lieber wäre. (Ich bin ein Träumer)

       

      Was diese "Zeitung" mit den vier Großbuchstaben angeht und das ist das wahrlich Schlimme: die Hetze hat sich bereits festgesetzt. Sämtliche Ergebnisse von Meinungsumfragen der letzten Zeit zeigen dies.

      • 4G
        4932 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Ich schließe mich Euch beiden auch weitgehend an. Aber ich finde es tröstlich, daß Frau Merkel mit ihrer Truppe ab Montag, gleich, wie das Referendum ausgeht, zu den Stammtischen gehen und erklären muss, wie es denn dazu kam, daß es jetzt den Deutschen doch ordentlich was kostet und warum das so ist. Das werde ich genießen, auch wenn ich natürlich auch Steuerzahler bin.

  • Damit haben unsere "Politiker" die Frage nach den Werten in Europa und

    dieser Werte-Gmeinschaft selbst beantwortet:

    Wenn die Londoner Times nicht schroff gelogen hat – was sie üblicherweise nicht tut –, dann hat ihr Wolfgang Schäuble offen gesagt, dass man zu keinem vernünftigen Deal bereit ist, solange diese griechische Regierung amtiert.

    Zitat (s.o.)

    "Technokraten stehen bereit

    Martin Schulz, der EU-Parlamentspräsident, erzählte dem Handelsblatt, worum es den vereinigten deutschen CDU-CSU-SPD-Eliten geht: ein Ja-Votum der Griechen herbeizuerpressen, worauf die Syriza-Regierung zurückträte, um dann ein ungewähltes Technokratenkabinett à la Mario Monti zu installieren. „Dann wäre Syrizas Zeit vorbei.“ Mit der griechischen Opposition führt man bereits Gespräche zur Installierung einer solchen Marionettenregierung. "https://www.dropbox.com/s/s5mx7elfgos7d5c/Screenshot%202015-07-01%2016.14.57.png?dl=0

    Hoffentlich mit dem Ergebnis: https://www.dropbox.com/s/8sqyde2gv1gdh8l/Screenshot%202015-07-04%2016.40.51.png?dl=0

    Günter Grass hat das in seinem Gedicht EUROPAS SCHANDE vorausgesehen:

     

    Sauf endlich, sauf! schreien der Kommissare Claqueure,

    doch zornig gibt Sokrates Dir den Becher randvoll zurück.

    Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter,

    deren Olymp zu enteignen Dein Wille verlangt.

    Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land,

    dessen Geist Dich, Europa, erdachte.

  • Klare Ansage!

    Danke.

     

    oeconomic ayatollah - on tour.

    In meinem Namen sicher nicht;

    In wessen wohl?

  • Verkehrte Welt. Wer hat die Schuldenberge nochmal aufgehäuft ? Und wer hat keine Lust das Staatswesen GR´s zu reformieren und eine Realwirtschaft nebst Steuereinnahmewesen aufzubauen ? Sogar Obst und Gemüse müssen mittlerweile importiert werden. Alles unsere Schuld ?

  • Auch wenn viele dachten, mann müsste ihnen nur Geld geben dann fingen die Deutschen nicht wieder einen Krieg an, sie haben sich geirrt.

    Mit besten Grüßen.

  • Wen interessiert Griechenland?

    War da nicht noch Somalia, Südsudan, Eritrea, Nigeria usw. ?

    Nachdem der "Black Hawk Down" ist, nichts mehr geht, finden wir nichts mehr in den Zeitungen. Das wird mit Griechenland auch so sein.

    Vielleicht finanziert irgendjemand noch ein paar Suppenküchen, das war's dann aber auch.

  • Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir die Augen gerieben habe, nachdem ich diesen Kommentar gelesen habe. Warum? Weil ich niemals gedacht hätte, im deutschen Blätterwald dieser Tage noch eine derartige Meinung lesen zu können - meine Meinung. Welch eine Wohltat, umringt von journalistischen Scharfmachern.

  • Und wer stellt sich dann vor diese Frage???? SYRIZA hat sich in diese Position hinein manovriert - ohne Not.

     

    Das sind Dilletanten - sonst gar nichts. Und nachdem die verlieren haben, werden die verantwortungslos wie immer abhauen.

    • @anton philips:

      Dem kann ich mich nur anschließen.

       

      Die Syriza-Regierung hat das Land bewusst an die Wand gefahren, um zu "beweisen", dass das Reformprogramm nicht wirkt. Das Gegenteil war der Fall, wie die Wirtschaftsentwicklung im 3. Quartal 2014 gezeigt hatte.

       

      Und bis heute keine Verbesserung der Steuereinnahmen, nicht einmal bei den Reichen, erst in allerletzter Minute ein Unterbinden der Kapitalflucht, was logischerweise nur dem wohlhabenden Teil der griechischen Bevölkerung geholfen hat, nicht einmal der Ansatz zu Reformen der Steuergesetzgebung, Kataster, etc., nach wie vor irrsinnige Militärausgaben und Militärparaden, völlig unsinnige Showflüge des Verteidigungsministers, keiner befasst sich mit der Lagarde-Liste und der Liste, die die Syriza-Regierung von der Schweiz erhalten hat, ...

       

      Wenn Griechenland ein funktierendes Steuersystem hätte, wären die Schulden innerhalb von ein paar Jahren zu tilgen. Und dazu bräuchte es noch nicht einmal übertrieben hohe Steuersätze.