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Kommentar Rechtsruck in EuropaDer deutsche Handelskrieg

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Angewidert blicken viele nach Frankreich: Wie können die nur so nationalistisch wählen? Doch daran sind auch die Deutschen schuld.

Gegen deutschen Nationalismus hat sich Hollande vergeblich gestemmt. Nun kann es Le Pen versuchen. Bild: reuters

A lle Europäer sind mehr oder minder nationalistisch – nur die Deutschen nicht. Zumindest viele Deutsche sind davon überzeugt. Mit einer Mischung aus Abscheu und Überheblichkeit verweisen sie auf die Ergebnisse der Europawahl in den anderen Ländern, von denen Frankreich besonders heraussticht. Der fremdenfeindliche Front National erhielt knapp 25 Prozent der Stimmen. Einen derartigen Rechtsruck hat Deutschland nicht zu bieten, was für viele der Beweis ist, dass der Hort der europäischen Demokratie hierzulande angesiedelt ist.

Auf den ersten Blick scheint dies sogar zu stimmen: In Deutschland kam die AfD nur auf 7 Prozent, die sich zudem Mühe gibt, eher eurokritisch denn platt nationalistisch zu wirken. Doch auch die Deutschen haben ihre nationalen Interessen – oder was sie dafür halten – fest im Blick, wenn sie wählen. Aber dafür müssen sie nicht auf nationalistische Parteien ausweichen. Es reicht, wenn sie für Angela Merkel stimmen.

In Umfragen ist dieses Phänomen klar zu erkennen: Die große Mehrheit der Deutschen ist überzeugt, dass die Kanzlerin die deutschen Interessen in Brüssel gut vertritt. Das heißt nicht, dass diese Merkel-Fans sämtlich die CDU wählen. Die Zustimmung zur EU-Politik der Bundeskanzlerin geht quer durch alle Parteien. Was nur bedeutet: Wenn andere Parteien an der Macht wären – und dies gilt selbst für die Linken –, würden sie die gleiche Politik wie Merkel betreiben.

Warum aber müssen die Deutschen nicht nationalistisch wählen, um ihre vermeintlichen Interessen durchzusetzen? Die Antwort lautet: weil die Deutschen die ökonomische Macht haben.

Deutschland ist Gläubiger der EU-Staaten

Diese wirtschaftliche Vorherrschaft speist sich aus drei Quellen: Deutschland hat die meisten Einwohner und ist schon deshalb die größte Volkswirtschaft Europas. Deutschland ist zweitens eine Exportnation – und damit drittens der Gläubiger der meisten EU-Staaten.

Gegen diesen Dreiklang kommen die anderen Länder nicht an. Es ist egal, wer in Frankreich Präsident ist. Am Ende werden seine Handlungsoptionen durch Deutschland beschränkt. Diese Erfahrung musste der konservative Sarkozy genauso machen wie der sozialistische Hollande. Beide haben sie auf Merkel eingeredet, dass ihr Sparkurs fatal ist und dass das deutsche Lohndumping Frankreich ins Chaos stürzt. Aber diese Argumente haben weder die Kanzlerin noch ihre deutschen Wähler interessiert.

Trotzdem haben die Franzosen recht. Es kann nicht funktionieren, wenn Deutschland als eines der reichsten Länder der Erde vorsätzlich seine Löhne senkt. Die „Agenda 2010“ hat nicht nur Druck auf die Langzeitarbeitslosen ausgeübt – auch die Gehälter der Mittelschicht sind gefallen. Die deutschen Reallöhne sind zwischen 2000 und 2010 im Mittel um 4,2 Prozent gesunken.

In Frankreich hingegen sind die Reallöhne – moderat – gestiegen. Wie es sich gehört. Denn es ist ein Gebot der Logik, dass die Gehälter zulegen müssen, wenn sich die Produktivität erhöht. Wenn dank des technischen Fortschritts jeder Arbeitnehmer im Durchschnitt mehr herstellen kann, dann müssen die Löhne mitziehen, damit es jemanden gibt, der diese zusätzlichen Waren kaufen kann. Der deutsche Sonderweg funktioniert nicht, die heimische Nachfrage zu strangulieren und stattdessen die Welt mit Exporten zu überschwemmen.

„Vernichtet“ ist das angemessene Wort

Französische Waren sind jetzt etwa 20 Prozent teurer als deutsche Produkte, und die Arbeitslosigkeit steigt. Obwohl die Franzosen alles richtig gemacht haben, werden sie von den Deutschen vernichtet. „Vernichtet“ kling martialisch, ist aber das angemessene Wort.

Denn die Deutschen führen einen Handelskrieg, indem sie ihre Löhne nach unten drücken. Gegen diesen deutschen Nationalismus haben sich Sarkozy und Hollande vergeblich gestemmt. Nun versuchen es viele Franzosen mit Marine Le Pen.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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111 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ich traue den Umfragen in der BRD nicht.

    Schon garnicht, daß die Mehrheit der Deutschen glaubt, Angela Merkel vertrete deutsche Interessen.

    Die Medienlandschaft ist einfach zu verlogen.

    Gott Sei Dank gibt es das Internet und die pluralistische europäische Presse.

     

    Übrigens: Jetzt hat sich in Brüssel eine Rechtsfraktion aus 7 Ländern gebildet - und den BRD-Besserwissern ist es auch nicht Recht.

    Sind sie nicht sonst für internationale Verbindungen?

  • Ich meine dich zu verstehen, teile deine Analyse jedoch nur begrenzt..!

    Marx hat Recht in vielen Dingen, wurde jedoch zuviel vom "automatischen Subjekt" missbraucht!

    Der herrschende globale MONOPOLKAPITALISMUS stinkt!

    Ein Herz, das noch Denken/ Fühlen kann, ist nicht zerbrochen! Es hat gelernt..!

    Möge die Unke den warmen Sonnenschein geniessen!

    • @vergessene Liebe:

      upps... Der Text ist als Antwort an @APOKALYPTIKER formuliert...

  • Ja, da kann dann doch die Taz die Löhne der Taz-Mitarbeiter gehörig erhöhen, und so als gutes Beispiel vorangehen.

    Ach, geht nicht? Wegen.... Na so was.

  • Ein 'Erzlinker', der meint, dass man mit einer Lohndiskussion nicht weiter kommt. Und ich dachte, ich hätte schon jeden Unsinn gehört, den man verzapfen kann...

    • @bouleazero:

      bezieht sich auf den Beitrag von Globelix (gestern, 02:18)

  • Hallo,

    bin neu hier im Forum von TAZ.

    Bewegt dazu hat mich die wirklich intersannte und im vergleich zu anderen Seiten vorwieged sachlich geführte Diskkussion in den Komentaren! Klasse statt Masse!

     

    Danke dafür!

  • Hier auch noch mal , wie bei UNVERGESSENE LIEBE, - communissime tet gratis - als DURCHSAGE für alle :

     

    Sag ich doch ! Leute wie Sie können das nicht kapieren : Der Kapitalismus ist kein Menschheitsbeglückungssystem ! Dem Kapital ist es gleichgültig , ob bei der Verwertung des Werts (Geld- und Sachkapital) Fahrräder , Babyschnuller oder Hell-Fire-Bomben hergestellt werden . Der Zweck des Ganzen ist allein , dass aus dem eingesetzten Geld m e h r Geld wird . Und das bei Strafe des Untergangs j e d e s Unternehmens , welches es auf Dauer nicht schafft !

    Aus einem Euro z w e i Euro zu machen kann aber für das Kapital nur soweit gelingen , wie für den Absatz der Waren am Markt gesamtgesellschaftliche Kaufkraft vorhanden ist . Falls die zB wegen hoher Arbeitslosigkeit und hoher Verschuldung drastisch abgesunken ist wie in SP und GR , liegt auch die Produktion weitgehend darnieder , obwohl ja alle Ressourcen dafür weiterhin da sind ...

    Lassen Sie sich mal die Bilanz eines x-beliebigen Unternehmens zeigen . Falls Sie darin Posten für Solidarität , Gemeinwohl , Gerechtigkeit finden , spendiere ich eine Flasche Schampus .

    • @APOKALYPTIKER:

      Ach Mensch..eeh...? Was möchtest du denn gerne? Naa? Mir geht die ReklameIndustrie, mit dessen Erschaffung neuer Märkte um irgend Scheiss zu verditschen-, auf den Keks! Die globalen Ressourcen sind am Ende!

      Die Ideen des Marxismus, so etwas wie eine globale Kultur `vernünftiger Bedarfsdeckung der Menschen´, ohne Überverbrauch, ohne Naturzerstörung.. zu realisieren- sind nicht tot- aber sie sind allgemein sekundarisiert.

      Die Webersche VWL Ideologie mit dessen religiösen Axiomen unbegrenzten- Gottgegebenen Reichtums ( oder eben Gottgegebener Armut) ist populär und herrschend.

      Aber? Die Ideologie des Neokonservatismus, mit Konsum und Verbrauch und Arbeit, mit industrieller Ressourcenausbeutung der Natur erzeugt Soziale Spaltung und etc. Miseren! Und ist ein Weg in die globale APOKALYPSE!

      Das sollte inzwischen auch den `reichen Schweinen´ der parasitären Aktionärskulturen und Kapitalisten klar geworden sein!

      Ulrike Herrmann kritisiert die neokons Ideologie Praxis des "Deutschen Geistes" von Merkel und Co. !

      Denn: Merkel und Co. haben wissentlich die Ideale von Solidarität, Gemeinwohl, Gerechtigkeit in der BRD und im Rahmen der EU .. geopfert für eine hässliche neokons Interpretation des "deutschen Geistes/Wesens" ..

      als ökonomischer Herr über die EU...

      Das erklärt den Rechtsruck in FR,DK etc.

      Es gibt viele Unternehmen die sich Solidarität, Gemeinwohl, Gerechtigkeit verpflichtet sehen!

      (billiger Schampus tuts auch!)

      • @vergessene Liebe:

        Lassen wir's gut sein , ... eeh ? (Übrigens , VERGESSENE LIEBE ..., d i e Liebe , die unser Herz zerbrochen hat , vergisst man ein Leben lang nicht . Die anderen danach sind nur noch "das Leben". :D....-- ist von mir)

         

        Ansonsten , liebe LIEBE , ist es für den Fortgang der Weltgeschichte zur Apokalyse hin (oder zu ihrer unwahrscheinlichen? Verhinderung ...) nicht unwichtig , dass er nur aufgehalten werden kann , wenn eine ausreichend große Zahl von Menschen

        r i c h t i g erkannt haben , wie die globalisierte Unglücksmaschine namens Kapitalismus (nach Marx : das "automatische Subjekt") funktioniert ,

        u n d dass er , der Kapitalismus , die Ursache ist für den Gang zu Auflösung , Barbarei , Anomie , , Oligarchenherrschaft gestützt auf Privatarmeeen , Mafia- und Bandenherrschaft . (Dazu kann es bereits ausreichen , wenn ein Staat nicht mehr in der Lage ist , seine Sicherheitskräfte anständig zu bezahlen ...)

        Über gutgemeinte Empörung aus "philosophischem" Bauchgefühl heraus lachen die Kräfte nur , die mit allen Mitteln am Falschen festzuhalten gewillt sind .

        (Uff ! Die Unke hat geunkt !)

    • @APOKALYPTIKER:

      Ich stimme dir natürlich zu und das kann man den Bauchlinken (die sich im Taz-Forum natürlich tummeln) nicht oft genug sagen.

      Was mir allerdings bei viel gegenwärtiger Marxrezeption fehlt, ist ein dynamisches Element: Wir sind momentan sehr gut darin den Kapitalismus als entweder "ständige Wiederkehr des Gleichen" oder (wie bei dir) als "gerichteten Prozess" auf dem Weg in den Abgrund darzustellen. Was Marxist*innen aber neben den Faktoren, die den Kapitalismus am Laufen halten, ebenso suchen müssen sind die Widersprüche, welche die Sollbruchstellen für eine Transformation darstellen könnten. Freilich ohne dabei wieder in das alte Loblied auf "die Klasse" als revolutionäres Subjekt zu verfallen.

      • @MaterialismusAlter:

        ---„die Widersprüche suchen, welche die Sollbruchstellen für eine Transformation darstellen könnten“--- ?---

         

        Nach diesen Sollbruchstellen wird doch schon wer weiß wie lange gesucht ? Werden solche zu finden sein?? Die Kapitalisten werden diese beizeiten zu beschützen wissen.

         

        Dazu schon Horkheimers Ironie vs. Habermas:

        „Weil Marx das Geheimnis ausgeplaudert hat, daß der Kapitalismus an seinen Krisen zugrundegeht, haben die abgefeimten Kapitalisten sie auf lange Zeitstrecken hin, ähnlich wie den Pauperismus als Massenphänomen, abgeschafft. Jetzt lebt der Kapitalismus immer noch, wenn auch »der Klassenunterschied nicht ganz dahinfällt“

         

        Desweiteren wäre in Frage zu stellen:

        Die »Qualifikation des Proletariats zum Träger der Revolution« . Also diese ganze »Problematik des proletarischen Klassenbewußtseins«

        • @H.-G- S.:

          Ich bin ja weiß Gott kein Schiebermützenrevolutionär und kenne mich mit kritischer Theorie auch nicht aus, deshalb ist mir nicht klar was mir ihr letzter Abschnitt sagen soll.

          Aber: Ich habe den Eindruck, dass emanzipatorisches Potenzial darin liegt, dass - wenn die ökonomische Analyse von Apokalyptiker hinhaut, was ich geneigt bin zu glauben - der Glaube an immerwährenden Fortschritt durch Kapitalismus beginnt zu bröckeln, gerade in den kapitalistischen Zentren. Den Kapitalismus zum Naturgesetz zu verklären wird allein nicht dauerhaft ausreichen (so meine Hoffnung).

          Dass wahrscheinlichere Szenario ist natürlich ein unverstandenes Abgleiten in die Barbarei aber man kann es ja immerhin versuchen.

          • @MaterialismusAlter:

            An einer anderen Stelle hier im Forum:

             

            http://www.taz.de/Linke-streitet-ueber-Montagsdemos/!138834/

             

            hatte ich (im Grundwesen sehr fröhlicher Mensch) meinen defätistischen Punkt alltagssprachlich so ausgedrückt:

            "…Die Umorientierung dieser ökonomischen Konsumgesellschaft in eine intensive, aktiv- politische Gesellschaft wäre unabdingbar.-

            Aber leider, das dafür nötige Breitenbewusstsein in der Bevölkerung, ist noch viel zu gering entwickelt. Es werden doch immer wieder, so gerade dass es noch zum Stillehalten in der Gesamtgesellschaft reicht, genügend Gesellschaftsmitglieder mehr oder weniger mal so abgespeist, damit diese sich dann ängstigen sollen, dieses Wenige nicht aufs Spiel zu setzen, durch persönliches, revolutionäres Aufbegehren gegen diese Verhältnisse. Sieht doch so aus, als würden die herrschenden Wirtschafts- und Politstrategen es verstehen, es schon immer irgendwie so mal eben, ausbalanciert hinzubekommen, dass eine gewisse nötige Mehrheit sich halt lieber in ihrer Feigheit einmummelt, als zu revoltieren. So iss datt eben."--

            (Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich mich keineswegs als Gegner Ihrer Gedankenanregungen verstehe :)

            • @H.-G- S.:

              Sehr treffend eure Analysen... ( bin deswegen frustriert!) Es gibt ja mehr und mehr `Lebensstil´ Gruppierungen, die sich der sozialen politischen Kultur fernhalten. Das könnte in Barbarei enden- oder in `Neuer Ordentlichkeit´- wie auch immer.. Veränderungen melden sich an!

  • Man könnte auch fragen: Warum verkaufen die Deutschen mehr Autos als die Franzosen und darauf die Antwort geben, weil die Deutschen (unfairerweise) die Umweltverschmutzung erfunden haben: Waldsterben, NOx, Klimakatastrophe, Feinstaub - auf jedes Bedrohungsszenario haben sie dann schon ihre eigene Instrumente parat: Katalysator, Feinstaubfilter, CO2-arme PKW - kein Wunder, dass das die Industrie der anderen Länder nicht mehr nachkommt. In Frankreich hat man dagegen- "wie es sich gehört"- darauf gesetzt, dass mit steigender Wirtschaft auch die Umweltverschmutzung steigt, ohne dass dies jemand gestört hätte.

    Wem diese Zielen hier zuviel werden, der merkt vielleicht, dass weder Umweltverschmutzung noch Löhne von Regierungen gemacht werden - auch wenn uns dies - neben Frau Hermann - manche französische Politiker gerne glauben machen wollen.

    Frankreich kann kaum ein Beispiel sein, in der Umweltpolitik nicht und in der Wirtschaftspolitik noch weniger. Wer beständig auf Rezepte der siebziger Jahre setzt, dem wird nicht die Zukunft gehören. Diese Erfahrung muss Francois Holland gerade schmerzhaft machen.

    Von Hollands Frankreich zu lernen, heisst verlieren lernen - in der Umwelt- wie in der Wirtschaftspolitik. Und dann kommt in der Tat Rechtspopoulismus heraus, weil niemand bei den Verlierern sein möchte.

    • @Bibliooeconomicus:

      "Katalysator, Feinstaubfilter, CO2-arme PKW"? Die europäischen Autohersteller hatten 5 Jahre Zeit, sog. Rußfilter in ihre Fahrzeuge mit Dieselmotor serienmäßig einzubauen. Die Deutschen wollten, statt Filter, 'rußarme' Motoren bauen, nach 5 Jahren jammerten sie, die Zeit reiche nicht, um alle neuen Fahrzeuge mit Rußfilter auszustatten. CO2-arme PKW? In Deutschland Fehlanzeige, Merkel & Co haben erst kürzlich strengere Abgasvorschriften in EU verhindert. Achja, es war der französische Autohersteller Renault, der bereits 2000 den Rußfilter für sich entdeckte ; )

  • "The Egyptian example will be imitated elsewhere. We don’t know where, but it will happen.”

    Vom Master Gene Sharp:

    http://www.thedailybeast.com/articles/2011/02/14/gene-sharp-the-egyptian-revolts-prophet-of-nonviolence.html

    Also, klappt!!! Ende der Durchsage

  • Mir fehlt, um auf eine Hauptthese von Frau Herrmann zurückzukommen, eine ganz andere Seite, die die FN anspricht.

     

    Marine Le Pen hat direkt am Sonntag eine andere Lösungsmöglichkeit noch mal klar propagiert, die die Franzosen als Mittel besitzen, um sich eben ihr Wirtschaftswachstum nicht vom Kapital der BRD vorschreiben zu lassen. Sie hat eine enge militärische und energetische Kooperation mit der Russischen Förderation noch mal hervorgehoben als Alternative für Frankreich.

    Die Märkte sind bei weitem nicht so globalisiert, wie es einige Kommentatoren hier darstellen. Wenn diese so frei wären, wofür müsste die EU dann über TTIP diskutieren. Protektionismus funzt immer noch. Eine Annäherung von Frankreich bis zum Beitritt zu einer eurasischen Union würde die deutsche Wirtschaft um einiges an ihrer angeblichen Stärke berauben. (Sie ist btw nicht so produktiv, Allein in der EU sind pro Kopf immer noch die Österreicher, die Schweden, die Niederländer und natürlich die Luxemburger produktiver. Und Frankreich ist wesentlich produktiver als irgendein Bundesland östlich der Elbe.)

    • @Age Krüger:

      Eine wirtschaftliche Kooperation mit der Russischen Förderation könnte für Frankreich sehr sinnvoll sein. Denn Russland hat einen riesigen Nachholbedarf bei der Entwicklung seiner eigenen verarbeitenden Industrie - und sie haben das Geld dafür. Allein die Entwicklung der Autoindustrie in Russland könnte für

      Peugeout und Renault äusserst lukrativ und langfristig erfolgreich sein.

      Allerdings könnte es da heftige Querschüsse geben. Aktuell versuchen die USA gerade, die Auslieferung der Hubschrauberträger von Frankreich an Russland zu verhindern. Ein neues Russland-Geschäft müsste wohl gegen die USA durchgesetzt werden.

      • @Bernado:

        "Ein neues Russland-Geschäft müsste wohl gegen die USA durchgesetzt werden."

        Du, lass uns doch einfach eine Revolution machen, nach dem Vorbild der serbischen Revolution. Dann kann die USA nichts dagegen haben. Die USA machen das in Kooperation mit der Organisation Otpor (Serbien) und das hat auch in Tunesien, Ägypten, Ukrainische Revolution I u II usw. funktioniert. Ukraine II hinkt bissl - Rechtsradikale und schlechtes Image, Krim verloren, Bürgerkrieg im Osten. Egal. Vielleicht stattet uns Putin mit Fahnen und Geld usw. aus. Wir kaufen uns zuerst das Buch von Gene Sharp, dass muss erst jeder lesen, quasi die Bibel:

        http://www.amazon.de/Von-Diktatur-zur-Demokratie-Leitfaden/dp/3406568173/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1401573687&sr=8-1&keywords=Gene+Sharp Ihr müsst keine Sorge haben. Kommt, lasst es uns tun! :-) Hier schaut, das funktioniert (deutsch): https://www.youtube.com/watch?v=EzmcPNC2Skk hier (englisch) https://www.youtube.com/watch?v=lpXbA6yZY-8 Wir machen das natürlich gewaltlos. Wir sind doch moderne Linke. Die Hubschrauber, Raketen und das alles schickt uns dann Putin. Also Jungs und Mädels: Auf gehts! Revolution! Und dann egal was die USA oder die EU sagen. Traut euch. Da kann man viel Spaß haben. Das Blutige macht dann Putin und die Russen, wie sonst halt die Schergen der USA. Jaaaa. Auf geht´s Jungs und Mädels. Ich mach dann den Muttipuppenspieler auf der Straße :-)

        • @Durchsage:

          Ich fasse das mal als satirischen Beitrag auf. Die Deutschen sind im Gro selbstzufrieden genug, als dass die Otpor- Bewegung hier Boden findet.

          Sehr informative Links. Danke !

        • @Durchsage:

          ... leichter Fall von durchgeknallt , was ?

          • @APOKALYPTIKER:

            Wieso? Jetzt komm, das klappt doch! Hast jetzt Sorge, dass die sowas wie "Friends of Syria" gründen, also "Friends of Germany" und uns dann Al Quaida- und Al Nusra-Truppen schicken? Das machen die doch nicht, oder?

            • @Durchsage:

              Hast du keine anderen Sorgen? Wir sind hier nicht in der "Kommune 1":)

              • @H.-G- S.:

                Dachte ja nur. Ukraine II hat doch auch geklappt?! So zur WM. Vielleicht kommt auch McCain? Wobei, der schickt dann doch eher Al Quaida aus Lybien, um nicht "Oppositionelle" "Freiheitskämpfer" zu sagen. Wie bei Syrien halt.

                • @Durchsage:

                  Iss klar! Und dann ein Pudding-Attentat auf McCain...

                  • @H.-G- S.:

                    Puddingattentat wär ne super Idee. Aber Pudding auf ihn schmeißen. Aber Vanillepudding bitte. Also WM-Multikultirevolutiooooon. Aufgehts Jungs und Mädels. Wenn McCain net kommt schmeißen wir den Pudding halt auf sein Poster?

              • @H.-G- S.:

                Jetzt komm, die schicken uns keine Al Quaida. Denen ist hier zu kalt. Die machen hier keinen Dienst. Den Römern hat es hier auch nicht gefallen. Und wenn schon. Ein paar lybische Leute mehr in Deutschland. Warum nicht? Immer die Deutschen, nicht für Revolutionen zu haben. Muss man erst Meister Lenin von der Schweiz nach Russland bringen. Typisch

        • @Durchsage:

          Also auf geht´s! Hier noch ein Wikieintrag zu Otpor und Gene Sharp (the Master): https://en.wikipedia.org/wiki/Otpor! https://en.wikipedia.org/wiki/Gene_Sharp . Vielleicht zur WM? Da gibt´s immer viele Fahnen zu kaufen. Fahnen sind wichtig. Einheits- bzw. Wir-Gefühl, bissl Nationalismus fördern usw. Kann auf Widerstand stoßen, die Türken fördern die ja auch nicht - tja, wenn das Volk von sich aus revoltiert ist das nicht sooo gern gesehen. Da schicken die dann viele Knüppel-Bullen und Giftgas. Aber das klappt schon. Wir brauchen noch Medien + Medienstrategie. Die Taz ist ja nicht so revolutionär, ist mehr für´s Establishment. Naja. Das klappt schon, bis zur WM...

          • @Durchsage:

            Machen wir dann so ne Faust oder so als Logo. Swoboda Logo, Otpor, bissl ähnlich oder?

            Otpor https://en.wikipedia.org/wiki/Otpor!

            Swoboda

            http://en.svoboda.org.ua/

            Chavez hat die Ähnlichkeit bei sich in Venezuela auch erkannt (Video oben)

            Bissl anders halt. Also viel Spaß dann mit der Revolution bei der WM. Da gibt´s Fahnen von allen die in Deutschland leben. Ist doch supi. Das wird die Multikulltirevolution. Bis dann.

    • @Age Krüger:

      Mit dem russischen Wirtschaftswachstum sieht es im Moment schlecht aus. Dann die gefälschten Wahlen, ganz zu schweigen von den beiden Diktaturen in der eurasischen Union. Weißrussland ist bis jetzt nicht duch Wirtschaftsstärke aufgefallen. Dann die durchschnittliche Lebensdauer der männlichen russischen Bevölkerung = 64 Jahre, auf gut Deutsch, Alkoholismus. Vielleicht fühlt sich da die Raucherin LePen wohl Eine Zigarette und ein Gläschen passen immer gut zusammen.

      • @Gabriel Renoir:

        In 2013 war das Wachstum in der russischen Förderation und in Weißrußland noch höher als das der BRD. Und das von von Frankreich allemal. (Lt. IWF)

        Wie sich die jetzige politische Situation auf die russische Wirtschaft auswirkt, kann zur Zeit nur gemutmaßt werden.

         

        Ein frühes Ableben sorgt btw nur dafür, dass weniger Menschen im Alter der Fürsorge und somit staatlichen Transferleistungen bedürfen. Das muss sich nicht negativ auf die Produktivität auswirken. Ganz im Gegenteil.

  • Dieser Artikel ist in vielerlei Hinsicht ausgesprochen "nationalistisch". Ein Kollektivsubjekt "Deutschland" tut dies und das. Dann wird mit Küchen-Öknomie ein Erklärungs-Süppchen gekocht, das im Wesentlich besagt, dass die Deutschen doch wieder mal schuldig sind. Dahinter steckt die unbegründete Vermutung, dass rechte Parteien automatisch von ökonomischem Niedergang profitieren, was ja weder in Spanien, Italien noch in Griechenland der Fall ist. Nach der Logik des Artikels sind "die" Deutschen auch schuld am Aufstieg der Linken in Spanien und Griechenland und an der Bestätigung der Regierung in Italien. Aber man könnte sich auch fragen, ob nicht der antifranzösische Rassismus unter vielen eingewanderten Arabern, die massive Gewaltkriminalität gegenüber "autochthonen Franzosen", zu der auch ein hohes Maß an sexualisierter Gewalt gehört, zu einer Situation geführt haben, in der der Front National zu einer Alternative geworden ist, zumal die etablierten Parteien von den Absolventen der "Grandes Écoles" geleitet werden, die sich nie der Lebensrealität in Frankreich stellen mussten. Wenn man nur sieht, was man mal gelernt hat, heißt das Ideologie. Analyse erfordert Intelligenz und Reflexion. Beides fehlt diesem Artikel.

    • @Friedrich:

      Was soll denn nun dein so üppiges Beitragsblech gegen den Artikel, so beim Leser bewirken?-

      Du ergehst dich im ersten Teil wortreich darin, es an konkreter Faktenanalyse hinsichtlich konkreter Stellen im Artikel, vollkommen fehlen zu lassen, um dann auf dein wohl in deinem persönlichen Sinne, wesentlicheren, rassistischen Punkt zu kommen, durch den du hier im Forum des Öfteren auffällst: Die von dir den Leser insinuieren wollende, hohe Täterfrequenz von "Ausländern". Klar, dass jemand wie du, selbsterklärend eine Partei wählt, die eher Rechts verortet wird.

  • Bouleazeros weiter unten Argument, das die EU quasi es geschafft hat den Frieden zu erhalten.. ist m.E. ein `JA´ zur EU..

    Frau/Mann möge sich erinnern das dieser Frieden (incl. des Endes des Kalten Krieges, der BRD/DDR Wiedervereinigung) eine Vorgeschichte der Politik von Annäherung und Solidarität, Freundschaft und symbolischen Akten des Friedens und der Versöhnung hat.

    Klar: Es gibt gewaltige Mentalitätsunterschiede zwischen USA, EU und dem neuen Konzept der Eurasischen Union. Wie auch im inneren der EU.

    Und das bedingt m.E. eine Fortsetzung einer Kultur von Annäherung, Toleranz und Freundschaft- sowie so etwas wie Solidarität im Sinne Sozialer Marktwirtschaft.

    Es gilt zu Vereinen und nicht zu Spalten!

    Frau Herrmann argumentiert ganz richtig: Sie sieht den Frieden gefährdet durch die seltsame EgoLogik der deutschen Ökonomie. Mit neoliberaler Ökonomie wurde Frankreich an die Wand gequetscht.. Der Kalte Krieg wurde reaktiviert. Die sehr friedliche Kultur von Annäherung und Solidarität mit Russland auf Eis gelegt..

    Rechtsruck in der EU...

    Materieller Reichtum des Einen zeigt sich als materielle Armut des Anderen..

    Da kommt m.E. im Namen des Friedens eine `Solidarische Pflicht´ der BRD in Sichtweite. Eine Pflicht der sich bisher die nationale Kultur der BRD verweigert...

    • @vergessene Liebe:

      Du Vergessene Liebe hast mich völlig richtig interpretiert.Und so, wie ich für einen Ausbau der EU bin, so bin ich für eine Annäherung mit immer mehr Staaten bis alle. grenzen nur noch auf dem Papier bestehen. Weil durch uneingeschränkte Mobilität aller Menschen der Weltfrieden gesichert wird. Und NUR dadurch!

      Allerdings bin ich mir im Klaren, das damit die soziale Ungerechtigkeit nicht beseitigt ist. Aber Frieden ist die Grundvoraussetzung für unsere Existenz. Wenn es den nicht gibt, gibt es überhaupt nichts mehr.

    • @vergessene Liebe:

      Mit Verlaub meine LIEBE , ... bei Frau Herrmann unterstelle ich , dass sie trotz Studium der "Klassischen VWL" (-Ideologie , hihihi) etwas darüber mitbekommen hat , wie Kapitalismus

      k a t e g o r i a l funktioniert . Sie selbst aber scheinen keinen blassen Schimmer davon zu haben . Bleiben Sie also besser (Achtung : der Macho-Chauvi spricht!) bei "Gedönsthemen" .

      • @APOKALYPTIKER:

        Hahaha.... Es gibt nun, neben der "Klassischen VWL" Weberianischer Ethik,- als Diener der Aktionäre, die da mit Zerstörung und Diskreditierung der Gewerkschaften herumfuhrwerken-, die da durch Lohndumping und Billiglohn ganze Soziale Klassen und Schichten an den Rand der Verzweiflung bringen, noch andere VWL Ideologien!

        Frau Herrmanns Sichtweise ist sehr korrekt!

        Die Merkelsche VWL Praxis ist reiner- hässlicher Neoliberalismus- sowas wie erneuertes Altes Testament. INS und OUTS, ohne viel Geist im Sinne von sozialer Solidarität!

        Wieso sind hier so viele VWL Blechköpfe im Forum??

        • @vergessene Liebe:

          Sag ich doch ! Leute wie Sie können das nicht kapieren : Der Kapitalismus ist kein Menschheitsbeglückungssystem ! Dem Kapital ist es gleichgültig , ob bei der Verwertung des Werts (Geld- und Sachkapital) Fahrräder , Babyschnuller oder Hell-Fire-Bomben hergestellt werden . Der Zweck des Ganzen ist allein , dass aus dem eingesetzten Geld m e h r Geld wird . Und das bei Strafe des Untergangs j e d e s Unternehmens , welches es auf Dauer nicht schafft !

          Aus einem Euro z w e i Euro zu machen kann aber für das Kapital nur soweit gelingen , wie für den Absatz der Waren am Markt gesamtgesellschaftliche Kaufkraft vorhanden ist . Falls die zB wegen hoher Arbeitslosigkeit und hoher Verschuldung drastisch abgesunken ist wie in SP und GR , liegt auch die Produktion weitgehend darnieder , obwohl ja alle Ressourcen dafür weiterhin da sind ...

          Lassen Sie sich mal die Bilanz eines x-beliebigen Unternehmens zeigen . Falls Sie darin Posten für Solidarität , Gemeinwohl , Gerechtigkeit finden , spendiere ich eine Flasche Schampus .

      • @APOKALYPTIKER:

        Die BRIC_Staaten gewinnen an Bedeutung und G7 verliert an Bedeutung. Insbesondere solche Staaten, die sich nicht genügend auf den Weltmarkt hin orientieren. Wir haben insgesamt eine positive Wirtschaftsentwicklung. Viele Staaten haben sich aus der Armut heraus zu Wohlstand entwickelt, zB Südkorea. Dagegen sieht es in Nordkorea düster aus. Die überzogenen Wohlfahrtsstaaten mit 35-Stunden-Woche wie Frankreich passen nicht mehr in die Zeit. Auch Schweden hat sich verändert. Am Beispiel Schwedens könnte Frankreich lernen, was nötig ist. Der schwedische Wohlfahrtsstaat wurde schon früher umgebaut in Folge der Krise 1990. Ähnliches fand in den 80iger, 90iger Jahren in Neuseeland statt. All diese ismen, Kapitalismus, Sozialismus, wie Kapitlismus angeblich funktioniert, usw, sind uninteressant. Interessant ist, dass etwas gut funktioniet. Und da steht Schweden, Deutschland, Neuseeland Südkorea und noch andere vergleichsweise gut da, während Frankreich im Moment Probeme hat.

        • @Gabriel Renoir:

          "Die BRIC_Staaten gewinnen an Bedeutung und G7 verliert an Bedeutung." Das ist alles andere als verwunderlich, denn die vier BRIC-Länder stehen für 40% der Erdbevölkerung, während die G7 gerade mal 10% haben. Da ist ein ausserordentlicher Nachholbedarf, und deswegen sind bald und auf sehr lange Zeit China und Indien die absolut grössten Weltwirtschaftsmärkte.

        • @Gabriel Renoir:

          Mit Verlaub lieber Gabriel , ... bei Ihnen unterstelle ich , dass Sie auch ohne Studium der "Klassischen VWL" die entsprechende Ideologie tief verinnerlicht haben . Denn wenn Sie etwas darüber mitbekommen hätten , wie das System Kapitalismus

          k a t e g o r i a l , quasi automatisch und unabänderlich , funktioniert , könnten Sie hier nicht diese Mengen von unkonsistentem Oberflächengeschwätz absondern .

  • Vor 10 Jahren wurde Deutschland der kranke Mann Europas genannt. Dann kamen die Schröder-Reformen. In Frankreich stehen diesselben Reformen jetzt an.

    • @Gabriel Renoir:

      Und jetzt? Die Staatsschulden steigen nach wie vor, halb Europa steht vorm Bankrott und an eine staatliche Rente glaubt so gut wie keiner mehr aus der Generation X. Gesund geht anders.

      • @friedjoch:

        Wenn eine Frau nur 1,3 Kinder hat, also 1,3 Menschen ein Paar ersetzen, wie soll das funktionieren als Umlagesystem? Dann noch die verlängerte Lebensdauer, ein durchschnittl. Renteneintrittsalter von 61 Jahren. Also 20 Jahre Rente x 2 Menschen = 40 Rentenjahre, 30 Jahre Arbeit (Mutterzeit abgezogen) x 1,3 Menschen = 39 Einzahlungsjahre, wobei die Einzahlung geringer ist als die Rente.

        • @Gabriel Renoir:

          Viele deutsche Paare entscheiden sich lieber für einen Arbeitsplatz undn Hündchen, statt für Kinder. Andere träumen davon, sich selbst ernähren zu können. Egoismus und Marterialismus werden belohnt in unserem Wirtschaftssystem, aber die schaffen sich nunmal ungern Kinder an. Nachwuchs hat nichts mit Effizienz zu tun. Nachwuchs ist eine Frage der Prioritätenfestlegung. Ich hoffe Sie haben ihre 'Wert'papiere im Trockenen, haha.

          • @friedjoch:

            ich vermiete. Ich finde es traurig, dass die Menschen kaum noch Kinder wollen, 1,3 im Durchschnitt. Ich rede nicht von der gesellschaftl. Verpflichtung, Kinder zu kriegn, wie bei dem Muslimen, da muss die Frau ran, der Mann passt nicht auf marschiert bis zum Ende.

    • @Gabriel Renoir:

      Gut, dass uns mal jemand erklärt wie einfach die Welt funktioniert. Der Wirtschaftseinbruch von -5% in 2009 passt da sehr gut ins Bild.

      • @bouleazero:

        weltweit haben wir Wirtschaftswachstum. Europa sit vielleicht der kranke Mann. Es sind geschichtlich immer wieder Staaten reicher geworden, andere sind verarmt.

      • @bouleazero:

        Seien Sie nachsichtig mit ihm , ... er ist ein unheilbar gesunder Berufsoptimist .

        • @APOKALYPTIKER:

          Apokalyptiker bin ich sicher nicht.

  • Die Strategie von der EU, Ängste vor Nationalisten zu schüren und die Debatte anzuheizen ist aufgegangen. Höhere Wahlbeteiligung. Mit viel Geld bezahlt. Die Troll Patrol. "EU to set up euro-election 'troll patrol' to tackle Eurosceptic surge

    The European Parliament is to spend almost £2 million on press monitoring and trawling Eurosceptic debates on the internet for "trolls" with whom to debate in the run-up and during euro-elections next year amid fears that hostility to the EU is growing."

     

    http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/eu/9845442/EU-to-set-up-euro-election-troll-patrol-to-tackle-Eurosceptic-surge.html#source=refresh

     

    Dazu passt die Meldung "BND will soziale Netzwerke in Echtzeit ausspähen" http://www.welt.de/politik/deutschland/article128577508/BND-will-soziale-Netzwerke-in-Echtzeit-ausspaehen.html

  • D
    D.J.

    Frau Herrman, Sie insistierten schon mehrfach auf Ihre These, letztens auch im Presseclub, leider unwidersprochen. Denn das Entscheidende sind in dem Zusammenhang nicht die teils skandalösen Niedriglöhne im Dienstleisungsbereich, sondern vor allem die Löhne in der exportorientierten Industrie. Und da sind die Reallöhne eben nicht gesunken.

    • @D.J.:

      Da machen Sie leider einen Fehler: Es geht darum inwiefern die Löhne in Land A gemessen an der Produktivität und verglichen mit Land B steigen. Reallöhne taugen für ihr Beispiel nicht.

      Fakt ist: Deutsche Exporte überschwemmen seit über einem Jahrzehnt die Europäischen Märkte, weil Deutsche Unternehmen relativ (!) günstige Produkte anbieten können. Das hat andere Länder in die Verschuldung getrieben. Dass im Presseclub niemand dieser Analyse widersprach, lag wahrscheinlich einfach daran, dass es seriöserweise nicht möglich ist.

      • @MaterialismusAlter:

        Was ist an deutschen Autos günstig, um eine Beispiel zu nehmen? Die sind eher teuer. Die Leute könnten auch Fiat kaufen, oder Dacia, Peugeot, Citroen? Es hat vielleicht was mit Qualität und Image zu tun. Wenn wir das Beispiel Autos nehmen: Es hat was mit Qualität, Image und internat. Märkte zu tun. Wir verkaufen massenhaft Autos nach China, Frankreich tut dies nicht. Soll jetzt Deutschland dafür kritisiert werden? Halbe Autofabriken in Deutschland arbeiten nur für China. Dann hat Deutschland nach vielen Indices eine hohe Standortqualität und Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland hat zB ein Handelsbilanzdefizit mit China und den Niederlanden. Soll man deshalb die Niederlande für den wirtschaftliche Probleme in Deutschland verantwortlich machen, zB den Niedriglohnsektor in Dland?

        • @Gabriel Renoir:

          Ich hoffe D.J., mit dem ich vorhin über das heute fehlende Glücksversprechen des Kapitalismus diskutierte liest ihre Beiträge. Sie sagen es ganz offen: Ab jetzt wird im Kapitalismus für die Mehrheit der Menschen nichts mehr besser.

          Sie weisen natürlich zu Recht auf die kapitalistische Logik des Race to the bottom hin. Bei Strafe des Untergangs, sind alle Marktteilnehmer gezwungen, seien es Staaten oder Unternehmen, ihre Produktivität zu erhöhen. Das dieser Mechanismus innerhalb des Kapitalismus nicht außer Kraft zu setzen ist, darin sind wir uns einig, das brauchen sie keinem Kommunisten erklären, es tut den ganzen Keynesianern aber natürlich gut, das zu hören.

           

          Ihre Schlussfolgerung daraus ist eine radikale Affirmation dieser Logik: Wenn die Konkurrenz Sozialabbau vorschreibt, dann geht eben unter, wer keinen Sozialabbau betreibt - so wie Griechenland. Das kann man zynisch nennen, aber es ist natürlich in sich nicht widersprüchlich.

          • @MaterialismusAlter:

            Wieso Sozialabbau: In Brasilien, Indien und China geht es aufwärts. Mein Freund wohnt in Bahia und er beschwert sich über die steigenden Preise. Dort werden Standards erhöht. Frage ist, ob man in Deuschland zB ohne Gegenleistung ewig Hartz 4 kriegen soll? Es gäbe ja viel zu tun im sozialen Bereich, der Umwelt, Dinge, die wirtschaftlich nicht gestemmt werden können. In Bulgarien ist Sozialhilfe an soziale Arbeit gebunden.

          • D
            D.J.
            @MaterialismusAlter:

            Ja, ich lese :). Ändert aber nichts daran, dass die Geschichte mit der Verelendung der Massen durch den Kapitalismus nunmehr schon seit ca. 170 Jahren erzählt wird. Mit dem von mir unten beschriebenen Effekt. Mag sein, dass sich das zukünftig ändert. Ich sehe aber derzeit global dafür keine Anzeichen. Was natürlich uns nicht davon entbindet, mehr denn je für die Interessen der Arbeitenden global zu kämpfen.

          • @MaterialismusAlter:

            Ich beziehe mich hier auf einen weiter unten gemachten Beitrag, der wohl auch hier korrespondiert:

             

            Was soll denn damit ausgesagt werden? --- „Akkumulation wird nur noch über eine groteske Ausdehnung der Privat- und Staatsverschuldung gewährleistet.“---?

            Etwa auch, es gäbe kein, nicht nur schuldenfreies, sondern sogar exorbitant überschießend gewachsenes, privates Geldvermögen mehr, welches ungebremst und ungeschmälert, lustig immer weiter "Akkumulation" betreiben könnte und auch sogar betreibt?

            Auch die scheint´s, lehrsatzartig aufgestellte Behauptung: „ …Verbesserung der menschlichen Existenz (wenngleich auch zu immensen menschlichen Kosten)…“

            ist mit Verlaub, auch eine höchst fragwürdige, weil sie einen deutlichen Widerspruch in sich enthält.

            Also wenn Sie hier schon, „positiven Auswirkungen gegen die Leute, die sie von links leugnen wollen in Schutz nehmen“ wollen, können Sie das ja zugestandenermaßen versuchen, aber dann bitte konsistenter vorgehen bzw. belegen. Oder?

            • @H.-G- S.:

              Zu Ihrer ersten Frage: Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich Sie recht verstehe, aber ich glaube Sie verwechseln Geld und Wert. Ich habe Akkumulation in einem marx'schen Sinne gebraucht, das hätte ich dazuschreiben sollen. Das Geld sich aus sich selbst vermehrt steht dem nicht entgegen. Es ging mir im weiteren Sinne um die Zunahme von Schwellgeld und Verschuldung seit den 80er Jahren. Ich bin mir wie gesagt nicht sicher ob ich Sie richtig verstanden habe, aber Sie wollen wahrscheinlich nicht bestreiten, dass sich in dieser Hinsicht in den 80er Jahren eine wirtschaftsgeschichtliche Zäsur ereignet hat?

               

              Zweitens: Der kapitalistische Fortschritt hat Segnungen gebracht, die potenziell und real das Leben von Menschen (materiell) stark verbessert haben. Gleichzeitig hat er ein ökonomisches Regime etabliert in dem Millionen Menschen abgehängt werden und TROTZ dieser neuen Möglichkeiten keine Verbesserung ihrer Lage erfahren. Dass das ein Widerspruch ist - zumindest aus meinem moralischen Werturteil heraus - ist nicht mein Denkfehler, sondern mein Argument.

      • @MaterialismusAlter:

        Der Grund liegt jedoch nicht an der guten Produktivität Deutschlands, sondern an der schlechten Produktivität der anderen Länder, insbesondere im Süden. Sollen wir uns jetzt also eine mafiöse Wirtschaftsstruktur wie Italien zulegen, das auf der Korruptionsskala auf Platz 69! liegt, Griechenland Platz 80!. Das sind afrikanische Verhältnisse, alles selbst verschuldete Probleme, die mit Schröder und Hartz 4 nichts zu tun haben. In Frankreich herrscht ein elitärer ENA-Laden mit Staatsbetrieben, 35-Stundenwoche, Frühverrentung, sozialistische Wohlfahrtsideologie in einer Zeit, wo viele neue Akteure die Weltwirtschaftsszene betreten mit einem starken Willen, sich hochzuarbeiten, auch unter weniger wohlfahrtsstaatlichen Bedingungen. Die öffentl. Ausgaben Frankreichs liegen auf 57% des BSP, die höchsten in der Eurozone). Steuern wurden bis auf 75% erhöht. Frankreich Sozialausgaben sind die höchsten innerhalb der OECD, verglichen mit ähnlichen Ländern. Frankreich ist ein gutes Beispiel wie es nicht funktioniert. Man kann jetzt Deutschland als ein besseres Beisspiel nehmen, oder Neuseeland, ode Kanada, oder Australien oder Lettland, oder Polen, usw.

  • Liebe Frau Herrmann,

    ich möchte mich auf den zentralen Satz Ihres Artikels beziehen:

    "Denn es ist ein Gebot der Logik, dass die Gehälter zulegen müssen, wenn

    sich die Produktivität erhöht."

    Reallohnzuwächse können realisiert werden, wenn sie die AN-Seite durchsetzen kann, das ist kein Logik-Problem.

    Durchsetzbar sind sie, wenn die relevante AN-Zahl knapp ist und der Forderung ggf. durch Streiks Nachdruck verliehen werden kann.

    Die AN-Zahl war aber in der genannten Periode 2002-2012 nicht knapp - ganz im Gegenteil: Der Weltarbeitsmarkt ist in der Zeit schon allein wegen China und Indien um 90 Mio AN gestiegen (Quelle: Weltbank).

    Und deshalb ist es für die Gewerkschaften rational, sich mit leicht sinkenden Reallöhnen abzufinden. (Hartz4 ist ein Zusatz-Effekte bei diesen Zahlen).

    Und genau das Problem haben die Tarifparteien der Südländer incl. F offensichtlich erst jetzt erkannt.

    Noch eine polemische Bemerkung:

    Finde es schade, dass die taz manchmal auf das Niveau der FR fällt.

    • @dk-dud Kienzle:

      Sie haben teilweise Recht. Der kapitalistische Weltmarkt bleibt Maßstab für alle europäischen Länder.

      Googeln Sie mal "race to the bottom".

       

      Ihre Analyse ist in gewisser Weise treffender, als die der "linken" Apologeten des Kapitalismus: Sie erkennen, dass es einen unauflöslichen Widerspruch in einer Welt gibt, in der nur über Arbeit das Recht am Konsum erworben wird und die dank der Konkurrenz ständig steigende Produktivität Arbeit zunehmend überflüssig macht.

      Sind Sie etwa auch Kommunist*in? :)

  • Ich weiß nicht, was eine auf Europa begrenzte Analyse soll. Sicher gibt es solche Unterschiede zwischen Frankr. + Dtschld. Der französische Staat nimmt aktiver Einfluss auf seine Wirtschaft. Wozu das führt, hat man bei den deutschen Landesbanken gesehen. Innerhalb der EU ist Frankr. der größe Profiteur der Agrarsubventionen. Die Automobilindustrie leidet darunter, dass sie nicht in dem Wachstumsmärkten Indien, China und Brasilien.investiert hat und keine Oberklassemodelle hat. Aufgrund der 35-Stunden-Woche in Frankreich und des frühen durchscn.Pensionsalters wird schlicht und einfach zu wenig gearbeitet, was die Lohnstückkosten hochtreibt. Dabei ist nicht Deutschland der Hauptkonkurrent, sondern der liegt auf dem Weltmarkt. Nur 15% der Importe /Exporte Frankreichs sind mit Deutschland, der Rest mit anderen Nationen.

    • @Gabriel Renoir:

      Bez. der KFZ-Produktion kommt noch hinzu, das Peugeout seinen zweitwichtigsten Markt (nach Frankreich selbst) komplett verloren hat: den Iran. Durch die Sanktionen des Westens gegen den Iran.

      (Aktuell versuchen die USA gerade, die Auslieferung der drei in FRankreich gebauten Hubschrauberträger nach Russland zu verhindern, das ist ein ähnlicher Vorgang).

  • Steigende Reallöhne in der BRD würden die Spannungen in der EU natürlich nicht abbauen. Warum sollten sie?

    Die für Lohn arbeitenden Deutschen würden sich freuen, aber sonst wäre nichts gewonnen.

    Nochmal:

    Das Deutschland im Export so erfolgreich ist, liegt nicht an zu geringen Lohnsteigerungen.

    Der Hauptgrund ist der hohe Entwicklungsstand der deutschen Industrie, die hohe Produktivitit, die gute Verbindung von Wissenschaft und Produktion, die gute Infrastruktur, der hohe Ausbildungsgrad der deutschen Arbeitnehmer, die gute Organisation und Planung der Produktion, die modernen Produktionsstätten, etc.

    (Die Höhe der Löhne spielt beim Export nur eine marginale Rolle).

    .

    Und diesen Vorsprung der deutschen Industrie können andere EU-Länder nicht aufholen, schon gar nicht die Länder Südeuropas. Das ist schlicht unmöglich.

  • Ich würde dir im großen und ganzen beipflichten: Natürlich ist das Verhalten Deutschlands und Frankreichs der Logik der Konkurrenz geschuldet und insofern zu einem gewissen Maß (!) vorgegeben. Der Kapitalismus steuert in einer Zeit immer größer werdender Produktivität auf eine interne Schranke zu, wie Robert Kurz sie beschrieben hat (allein wie schnell, das weiß keiner). Aber dennoch finde ich es problematisch, dass viele Marxist*innen den Kapitalismus derzeit als völlig von menschlicher Handlungsmacht befreiten Mechanismus wahrnehmen und ich weiß nicht inwiefern dieses mechanistische Denken nicht letztlich neoliberale Bewusstseinsformen reproduziert: Fakt ist - Frau Hermann hat doch Recht, wenn Sie sagt, dass steigende Reallöhne in der BRD die Spannungen in der EU abbauen würden. Das langfristige strukturelle Problem des Kapitalismus wird damit nicht gelöst, aber ich unterstelle einfach mal, dass Frau Hermann auch noch keine Seite Marx gelesen hat und es deshalb auch nicht besser wissen kann.

    • @MaterialismusAlter:

      "Aber dennoch finde ich es problematisch, dass viele Marxist*innen den Kapitalismus derzeit als völlig von menschlicher Handlungsmacht befreiten Mechanismus wahrnehmen und ich weiß nicht inwiefern dieses mechanistische Denken nicht letztlich neoliberale Bewusstseinsformen reproduziert: "

      Da müssen Sie sich um mich keine Sorgen machen , mein Lieber . Nur ist das Bewußtsein der allermeisten Menschen hinsichtlich ihrer Handlungsmacht bzgl. Gegenstand Kapitalismus (Dringlichkeit der kategorialen Kritik des Kapitalismus und seiner Überwindung) bei nahe Null . Dafür jde Menge Verdrängungskünstler , Berufsoptimisten , Bis-jetzt-ist-noch-alles-gut-gegangen , Defaitisten , Depressive , am Ende geht immer noch Notausgang Selbstmord ( siehe Selbstmordrate zB in Spanien )...

      • @APOKALYPTIKER:

        Sie scheinen wirklich die Ismen zu lieben: Kapitalismus, Marxismus, Neoliberalismus: Das sind alles Gedankengebäude von Vieldenkern oder vielleicht Falschdenkern: NUR die Realität zählt. Und da ist es bei der Ökonomie wie bei der Meteorologie. Das Flattern eines Schmetterlings auf Java könnte einen Sturm auslösen.

    • @MaterialismusAlter:

      Dies war als Antwort auf Apokalyptikers Post weiter unten gedacht.

  • "Die deutschen Reallöhne sind zwischen 2000 und 2010 im Mittel um 4,2 Prozent gesunken."

    "In Frankreich hingegen sind die Reallöhne – moderat – gestiegen."

    Das mag sein. Das heißt aber nicht, das die deutschen Löhne durchschnittlich niedriger sind als die französischen. Da sollten schon nachweisbare Zahlen geliefert werden, so sieht diese Argumentation etwas ideologisch motiviert aus.

    Und diese Argumentation hat noch weitere Schönheitsfehler.

    So reduziert man die Probleme der französischen Wirtschaft auf den deutschen Export. Also in Frankreich selbst ist ja alles o.k., aber die bösen Deutschen.....? Wers glaubt....

    Nach dieser Argumentation müsste die Wirtschaft in Südeuropa nach den massiven Lohnsenkungen der letzten Jahre ja richtig brummen. Tut sie aber nicht. Die Länder Südeuropas müssten doch superbillig exportieren können, oder?

    .

    Das DEutschland im Export so erfolgreich ist, liegt nicht an zu geringen Lohnsteigerungen.

    Der Hauptgrund ist der hohe Entwicklungsstand der deutschen Industrie, die hohe Produktivitit, die gute Verbindung von Wissenschaft und Produktion, die gute Infrastruktur, der hohe Ausbildungsgrad der deutschen Arbeitnehmer, die gute Organisation und Planung der Produktion, die modernen Produktionsstätten, etc.

    (Die Höhe der Löhne spielt beim Export nur eine marginale Rolle)

    .

    Diese Gründe werden von sich politisch "links" sehenden Menschen aber nie genannt. Vermutlich können sie es nicht übers (linke?) Herz bringen, etwas "Gutes" über die deutsche Industrie zu sagen. Es muss anscheinend immer primär gegen den bösen lohndrückenden Kapitalismus gehen. Nur wird man mit Ideologie, die mit der Realität nicht übereinstimmt, leider nur sehr wenig Menschen überzeugen.

  • Also soviel ökonomischen Unsinn habe ich lange nicht mehr gelesen.

     

    Ich würde dem Artikel ja zustimmen wenn die Welt nur aus Paris und Berlin bestehen würde. Aber das ist leider nicht der Fall. Ob es uns passt oder nicht wir sind in einem globalen Wettbewerb eingespannt und profitieren davon.

     

    "Denn es ist ein Gebot der Logik, dass die Gehälter zulegen müssen, wenn

    sich die Produktivität erhöht."

     

    Das ist vollkommener ökonomischer Unsinn. Da muss man von Sparte zu Sparte schauen muss wie die Konkurrenz ihre Preise gestaltet. Und diese Konkurrenz sitzt in den USA, Japan, China oder Kanada, aber nur in den wenigsten Fällen in Frankreich.

     

    Frankreich das Land der "nationalen champions". Die Franzosen haben über lange Zeit eine extrem nationalistische Industriepolitik betrieben mit Eliteninzucht wie man sie sonst wohl nur noch in Japan mit seinen 2 Spitzenuniversitäten auf der Welt findet.

     

    Die Franzosen haben ihre Wirtschaft selbst kaputt gemacht mit ihren Skandalen über Vetternwirtschaft, Sponsoring durch ausländische Potentaten (Karachigate, Societe General... ).

     

    Einerseits auf Deutschland schimpfen das ja bekanntlich auch für den Smog über Paris verantwortlich ist... und andererseits selbst nichts tun um die Lage zu ändern. Ist ja auch praktisch wenn man nicht der Verursacher der Krise ist kann man ja leider leider nichts daran ändern.

     

    Frankreich bekommt gerade die Quittung für eine verfehlte um nicht zu sagen korrupte Politik. Das fängt beim Bildungssystem an und hört bei der französischen "Industriepolitik" auf.

     

    Das stört mich an der Frankreich-Diskussion am meisten. Wir sinds nicht gewesen, früher hätte man gesagt die Amis sind Schuld und jetzt sind es eben die Deutschen. Wenn die Welt mal so schön klein und einfach wäre wie in diesem Artikel, dann wären die Probleme ja einfach zu lösen. Frankreich müsste nur aus EU und Euro austreten und schon würden Milch und Honig fliessen...

    • @Thomas Dreyer:

      "Ob es uns passt oder nicht wir sind in einem globalen Wettbewerb eingespannt und profitieren davon."

       

      Neoliberale Dogmen werden nicht wahrer, nur weil man Sie ständig wiederholt. Die Idee, dass der Kapitalismus heute nur wenigen, aber bald schon allen Menschen auf der Welt seine segensreiche Wirkung angedeihen lässt, ist ja nicht mal mehr bei seinen Apologeten mehr aktuell. Die neue Sprachregelung - falls sie die Memo nicht bekommen haben - ist, dass der Kapitalismus die beste aller möglichen Welten ist und jetzt alle, vor allem zukünftige Generationen, eben den Gürtel enger schnallen müssen. Das Glücksversprechen der bürgerlichen Gesellschaft ist vorbei. Was bleibt, ist ein ökonomisches System zum alternativlosen Naturgesetz zu mystifizieren. Hat bei Ihnen offenbar gut geklappt.

      • @MaterialismusAlter:

        "Neoliberale Dogmen", "Apologeten" das ist eine Sprachregel die Sie hier wohl eher zur Verunglimpfung wählen anstatt mal ein konkretes Argument zu bringen. Von denen gäbe es ja auch genug, vielleicht kann ich ja ein paar Stichworte liefern (Minijobs, Mindestlohn, Rentendebatte?)

         

        Eine sachliche Debatte hätte ich mir jedenfalls gewünscht, alles andere wird den Franzosen nämlich auch nicht weiterhelfen. Außer vielleicht der französischen Politikerelite die mit der "die da auf der anderen Rheinseite sind Schuld" Taktik vom eigenen Versagen ablenken wollen.

         

        Von den "Glücksversprechen der bürgerlichen Gesellschaft" fühle ich mich auch nicht angesprochen. Aber von einer schlechten Rhetorik a la Deutschland "vernichtet" Frankreich und führt einen "Handelskrieg" hingegen schon. Dank der EU kann so eine Debatte mittlerweile in Europa geführt werden ohne das an wirklichen "Krieg" gedacht werden muss. Dafür bin ich dankbar, habe aber das Gefühl das dieser Artikel sich mit seiner Wortwahl extrem vergriffen hat...

         

        Von den Argumenten mal ganz zu schweigen, aber einfache Erklärungen wie man sie hier liest:

         

        "Deutschland und das internationale Großkapital führen "Krieg" gegen Frankreich" und deswegen geht es den armen Franzosen so schlecht das sie einfach rechts wählen mussten sind abstrus.

        • @Thomas Dreyer:

          Meine inhaltliche Kritik an Ihnen bleibt bestehen, aber ich gestehe zu, dass ich mir die Polemik hätte sparen sollen und bitte das zu entschuldigen. Ich denke viele Punkte die Sie angesprochen haben, werden in meiner Replik auf D.J.s Kommentar weiter unten erläutert.

      • D
        D.J.
        @MaterialismusAlter:

        Das Dogma von der Verelendung der Welt durch den Kapitalismus wird natürlich auch durch ständiges Widerholen nicht wahrer. Wenn Sie die Nachrichten ohne Scheuklappen lesen würden, hätten Sie mitbekommen, dass prozentual noch nie so wenige Menschen in der Welt hungerten und auch in den meisten Entwicklungsländern die Lebenserwartung geradezu explodiert ist. Vom massiv gestiegenen Wohlstand in vielen Schwellenländern mal ganz abgesehen.

        Ich halte den Kapitalismus auch nicht für die letzte, vollkommene Idee des Weltgeistes, aber er bisher führte dazu, dass größere Teile der Menscheit an einem gewissen Wohlstand teilhaben als je zuvor.

        • @D.J.:

          Ich bestreite gar nicht, dass es Verbesserungen dank des Kapitalismus gab. Ich bestreite lediglich, dass dieser Prozess bis in alle Ewigkeit weitergehen wird. Wir sind nahe an einem Scheitelpunkt.

           

          Wir haben die materiellen Vorraussetzungen, allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen (so lange darunter keine drei PKWs verstanden werden). Es gibt keinen objektiven Grund mehr für materielles menschliches Elend.

          Alles was ich als Kommunist möchte, ist eine Diskussion darüber, wie wir als Weltgesellschaft dafür sorgen, dass das emanzipatorische Potenzial das uns die kapitalistische Wirtschaft beschert hat, auch in tatsächliche Emanzipation überführt wird.

        • @D.J.:

          Ich stimme Ihnen zu, dass es im Kapitalismus Fortschritte gab, die es ohne Kapitalismus niemals gegeben hätte. Wir sind uns soweit einig, dass der Kapitalismus, durch das Instrument der Konkurrenz eine gigantische Steigerung der menschlichen Arbeitsproduktivität bedingt (wobei ich Ihnen als Liberalen mal unterstellen würde, dass sie bei diesem Begriff Geld und Wert verwechseln). Dieser Effekt wirkt sich vielfach höchst positiv aus und ich würde diese positiven Auswirkungen gegen die Leute, die sie von links leugnen wollen in Schutz nehmen.

          Fazit: Die kapitalistische Moderne führt zu einer materiellen Verbesserung der menschlichen Existenz (wenngleich auch zu immensen menschlichen Kosten)

           

          Aber da Sie den Weltgeist schon erwähnt haben: Lassen Sie uns mal über interne Widersprüche reden.

          Der Kapitalismus ist ein krisengeplagtes System und in den letzten Jahrzehnten reihten sich die Krisen immer enger aneinander. Akkumulation wird nur noch über eine groteske Ausdehnung der Privat- und Staatsverschuldung gewährleistet. Dieses System wird zunehmend volatiler und bereits jetzt ist eines der primären Probleme der Welt die strukturelle Unterbeschäftigung in fast allen Staaten. Verkürzt gesagt: Der Kapitalismus ist zu produktiv. (und da lassen wir die Umweltproblematik mal gnädigerweise noch außen vor!)

  • Die grösste Leistung, die Europa vollbracht hat, ist tatsächlich die Abwesenheit von Krieg in Europa seit über 60 Jahren (auch die Nachwehen der Auflösung der Ostblocks hat Europa überwunden). Das ist im Interesse aller Menschen.

    Und die Nationalstaaten brauchen keine eigene Währung, das dient nur der Spekulation. Davon haben die Menschen nichts.

    Unterschiedliche Kulturen gibt es auch zwischen Sachsen und Holstein, das hat die Menschen in Deutschland nicht daran gehindert, eine gemeinsame Politik zu machen. Nur FN, Ukip und dergleichen kümmert es nicht, was für Alle gut ist, denn mit einem beschränkten Horizont kann man keine Politik im Interesse aller Menschen machen.

    • @bouleazero:

      Ic h stimme Ihnen voll zu. Als Rheinlaender stehe ich sowieso in der Mentalitaet einem Franzosen naeher als einem Sachsen oder Brandenburger-

  • A
    ama.dablam

    Die Franzosen haben alles richtig gemacht? Woher kommt denn dieser krude Gedanke? Schon vor 15 Jahren haben mir amerikanische Manager bei Meetings in Paris gesagt, dass sie so wenig wie möglich in Frankreich investieren wollen. Schon garnicht in Produktion...

     

    Genauso asiatische Investoren, die in Frankreich höchstens marode Chateaux in Bordeaux aus Lifestyle-Gründen kaufen.

     

    Dafür floriert das Inbound-Geschäft in Deutschland aufgrund der guten Infrastruktur und einigermassen berechenbaren Rahmenbedingungen . Solange manirierte ENA-Seilschaften und CGT-Desperados das ökonomische Bild Frankreichs Ausland prägen vernichtet sich die französische Wirtschaft ganz ohne unser Zutun.

  • Der Irrtum beginnt, wenn man den/die FN auf 'fremdenfeindlich' reduziert. Der/die FN ist in erster Linie gegen Bestimmung von aussen und steht damit in innigster Nähe zur Schweizer Tradition und anderen Europa-Gegnern. Daraus lässt sich zweifelsohne auch Fremdenfeindlichkeit ableiten, dies ist aber nicht die Kernaussage dieser Parteien. Diesen Unterschied sollte man zur Kenntnis nehmen und dann eine gute Antwort darauf finden, warum eine gemeinsame europäische Politik im Interesse aller Menschen ist. Und da kommt man dann auf das Problem, dass 'Austeritätspolitik' nicht im Interesse der Menschen ist, weil es weniger Wohlstand für Viele bedeutet, während einige Grossbanken und etliche Superreiche immer noch mehr dabei verdienen können. Sicher ist der/die französische FN, die deutsche AfD, die Schweizer SVP usw. ein Problem, aber Europas Wirtschafts- und Finanzpolitik ist es mindestens genauso.

    • @bouleazero:

      Es ist doch schlicht falsch zu behaupten, eine gemeinsame europäische Politik wäre gut für die Menschen. Wir leben in teils völlig unterschiedlichen Kulturen und dementsprechend sollte auch die Politik gestaltet werden. Zudem brauchen die Nationalstaaten ihre eigenen Währungen, am besten kein Fiat-Geld. Die anderen Imperien haben auch nur Mist hervorgebracht, von der UDSSR bis zur USA. Und dass die EU den Frieden sichert ist an Zynismus wohl kaum zu überbieten. Die USA überziehen alle Gegner der unipolaren Weltordnung mit Krieg und Elend, während die EU fleissig mitmacht. Da doch lieber 5Sterne, FN und Ukip.

      • @Hunter S.T.:

        Die grösste Leistung, die Europa vollbracht hat, ist tatsächlich die Abwesenheit von Krieg in Europa seit über 60 Jahren (auch die Nachwehen der Auflösung der Ostblocks hat Europa überwunden). Das ist im Interesse aller Menschen.

        Und die Nationalstaaten brauchen keine eigene Währung, das dient nur der Spekulation. Davon haben die Menschen nichts.

        Unterschiedliche Kulturen gibt es auch zwischen Sachsen und Holstein, das hat die Menschen in Deutschland nicht daran gehindert, eine gemeinsame Politik zu machen. Nur FN, Ukip und dergleichen kümmert es nicht, was für Alle gut ist, denn mit einem beschränkten Horizont kann man keine Politik im Interesse aller Menschen machen.

        • @bouleazero:

          Genau das meinte ich, absolut zynisch. Hauptsache wir in Europa haben Frieden, das wir zusammen mit den USA den Rest der Welt mit Economic-Hitman und Krieg terrorisieren ist ja ganz egal. Abgesehen davon gab es den Frieden innerhalb von Europa lange vor Euro und EU-Diktat. Ganz aktuell sehen wir doch wie sich die EU mal wieder als Gehilfe der kriegslüsternen USA aufspielt und hemmungslos Kriegshetze und Propaganda betreibt (siehe Klitschko Emails usw.).

          Eigene Währungen sind fundamental für die Souveränität. Die Südländer könnten z.B. Ihre eigenen Währungen abwerten und von Scharen von Touristen profitieren. Ist früher immer so gemacht worden, geht aber dank Euro-Zwangsjacke nicht mehr. Spekulationen muss mit vernünftigen Gesetzen begegnet werden.

          In Sachsen und Holstein wird aber auch die gleiche Sprache gesprochen, zudem heißt auch in diesem Fall gemeinsame Politik nicht gleichzeitig, dass es sich um gute Politik handelt.

          5Sterne, FN, Ukip, AFD usw. haben natürlich auch schlechte Ideen dabei, im Moment stellen sie aber leider die einzige Alternative zu den etablierten Parteien dar, da diese ausnahmslos den Plan zur Full Spectrum Dominance der USA unterstützen. Die USA sind komplett größenwahnsinnig und die EU hilft bei dem ganzen Mist, wo sie nur kann. 5Sterne, FN usw. haben alles andere als einen beschränkten Horizont...

          • @Hunter S.T.:

            Frieden in Europa und die Überwindung der europäischen Grenzen hängen zeitlich direkt zusammen. Sie haben die Geschichtsstunden versäumt, wenn Sie etwas anderes behaupten wollen. Selbst der Euro war von Anfang an in der Mache, aber es ging über diverse Etappen und hat lange gedauert...

            Es gibt keinen rationalen Grund für nationale Währungen ausser Spekulationslust und nationalistisches Denken. Es gibt genügend andere Mittel, um die Geld-, Finanz- und Wirtschaftspolitik eines Landes zu steuern. Anscheinend haben Sie auch den Ökonomie-Kurs verpasst.

            Und auf die Einschätzung der rechtspopulistischen europäischen Parteien mag ich gar nicht erst eingehen. Sechs! Setzen!

  • Frau Herrmann, Sie vergessen in Ihrer Analyse den wesentlichsten Faktor: Die franz. Politiker und wie sie regelmäßig eine perverse Interpretation aller demokratischen Prinzipien umsetzen, jedoch nicht an ihrem eigenen Stutus quo rütteln wollen..

    Das Parlament verkommt zu einem grotesken Theater, in dem es vor allem um gegenseitiges Beschimpfen geht.

    Kandidaten für Wahlen werden von den jeweiligen "Chefs" bestimmt, Ämterkommulierung sind gang und gebe. Junge, engagierte Politiker findet man eher bei Front National und etwas bei den Grünen, wobei letztere auch schon wieder "Erbhöfe" bauen und die internen Strukturen alles andere als demokratisch sind. Und: wer den Chefs nicht passt fliegt raus. Das demotiviert SEHR viele Junge Leute.

    Und schliesslich gibt es wenig Präsenz von Europa in den Medien. Heute in den Schlagzeilen finden sich Neuigkeiten über die Schangerschaft in Monaco, aber wenig über europäische Entwicklungen, das franz. Fernsehen hat zudem kaum permanente Korespondenten in Brüssel.

    Und schliesslich ist es in F Tradition immer auf Brüssel zu schimpfen und es für allerlei hausgemachte Fehler verantwortlich zu machen.

    Nur: Ohne die eigenen Hausaufgaben zu machen kommt Frankreich nicht voran.

  • Und alle die hier auf zu hohe oder zu niedrige Löhne schimpfen, lasst euch sagen: Vergesst es, damit kommt man nicht weiter.

    Löhne sind ein schlechtes Mittel um Außenhandelsparitäten herzustellen. Als Erzlinker muss ich hier ansatzweise (und nur ansatzweise) der rechtsplebiszitären AfD recht geben. Die Probleme kann man hier nur über die Geldordnung sinnvoll lösen.

    Natürlich sollte man diese Partei trotzdem nicht wählen. Dafür gibts (ok z.Zt. eher fiktiv) bessere Alternativen : )

  • Dieser Beitrag spricht mir aus der Seele. Auch wenn Ulrike Herrmann eigentlich größere Ziele haben müsste und diese argumentativ auch vertreten sollte (parallele Weltwährung->omg das hat Keynes schon 1944 vorgeschlagen wieso vergisst sie das, paritätischer Außenhandel) trifft ihre Interpretation zunächst den Punkt.

    Wir leben in einem nach innen und nach außen politisch Rechten Europa. Die effektivste Möglichkeit hier wirklich demokratisch zu handeln ist sich auf seine nationale Souveränität zu besinnen. Da linke Bewegung sich traditional davon distanzieren überlassen wir dies den tatsächlich Rechten Nationalisten. Diese kümmern sich dann auch nicht mehr um linke Außenpolitik, obwohl das Fehlen dieser ja eigentlich der Grund für ihren Protest ist.

    Erinnert mich schon irgendwie an die auferlegten Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg und den Aufstieg von Hitler. Und in der Folge das schrecklichste was auf deutschen Boden jemals passiert ist.

    Ich finde es einfach nur peinlich. Wir sollten irgendwann mal daraus lernen Leute.

  • " Es kann nicht funktionieren, wenn Deutschland als eines der reichsten Länder der Erde vorsätzlich seine Löhne senkt. "

    In welchem VWL-Lehrbuch steht denn so etwas , Frau Herrmann ? Wer ist hier "Deutschland" , welches "vorsätzlich..." ?

    Zweck der Hartz IV-Gesetze war zweifellos (auch) Druck auf die (nicht nur) Langzeitarbeitslosen auszuüben . Aber bei der Senkung der Gehälter und Löhne waren unmittelbar nur die Arbeitgeber und , als gesellschaftlich atomisierte Konkurrenzsubjekte auf den Arbeitsmärkten , die Arbeitnehmer*Innen beteiligt , oder ? Wobei Erstere sicher gerne vorsätzlich die Gehälter drückten , Letztere das mit sich machen ließen aus Angst , in der Konkurrenz hinten runter zu fallen .

    In Konkurrenz untereinander stehen zweiffellos auch die einzelnen Länder als "Gesamtkapitalisten" ihrer Gesellschaften . Ihre Ausführungen , Frau Herrmann - : "In Frankreich hingegen sind die Reallöhne – moderat – gestiegen. Wie es sich gehört. Denn es ist ein Gebot der Logik, dass die Gehälter zulegen müssen, wenn sich die Produktivität erhöht."- klingen eher wie ein Gebet und haben mit dem Funktionieren des Kapitalismus samt seiner Zwangskonkurrenz nichts zu tun .

    • @APOKALYPTIKER:

      Im übrigen ist das alles eh wurscht , Frau Herrmann , wenn das Euro-Kartenhaus zusammenbricht : die Südländer versinken weiter bei Rekordarbeitslosigkeit im Schuldenloch , Frankreich ist auf "bestem" Wege dahin , Draghi verwaltet und verwahrt die Zombie-Euronen, und Deutschland kann als Groß-Gläubiger ebenfalls Insolvenz anmelden , wenn seine Schuldner bankrott sind ...

      • @APOKALYPTIKER:

        also die Apokalypse

  • Frankreich Probleme sind begründet in einer Überschuldung verursacht durch laxe Ausgabenkontrolle. Weiterhin werden hohe Einkommen mit 75% Steuern belegt, was dazu führt, dass diese Leute das Land verlassen. Dadurch fehlt Kapital zum Investieren. Dann wird schon mit 59 Jahren in Rente gegangen (Renteneintrittsalter). Es wird also zu wenig gearbeitet und zu viele Menschen müssen vom Staat versorgt werden. Das erhöht wiederum das Staatsdefizit. Die deutschen Lohnkosten liegen weltweit schon 25% über dem Durchschnitt der etablierten Industrienationen. Das Problem sind nicht die zu niedrigen Lohnkosten in Deutschland, sondern die zu hohen in Frankreich. Eine Analyse, die nur die EU betrachtet, ist unzureichend. Wir leben in einer Welt, mit anderen Staaten außerhalb der EU. Soll die EU also geschlossen mit Frankreich untergehen? Zum Beispiel sind die Lohnkosten in Russland viel zu niedrig. Es wäre dringend nötig, dass Putin die Industrie modernisiert und die höhere Mindestlöhne einführt, statt das Geld von Oligarchengattinnen in Monaco verprassen zu lassen (naja, immerhin ein Art Teil von Frankreich).

  • Die sog. "Mitte" in Deutschland ist in der Tat - in ihren Taten - schon reichlich rechts. Darum auch kein "Ruck". Wenn es denn stimmt, dass der Inner-EU-Handelskrieg über Lohndumping läuft, dann kann es doch nur eine Konsequent geben: In den kommenden Tarifrunden die Zurückhaltung aufgeben!

  • "Denn die Deutschen führen einen Handelskrieg, indem sie ihre Löhne nach unten drücken. Gegen diesen deutschen Nationalismus haben sich Sarkozy und Hollande vergeblich gestemmt."

    Hä? Wann war das denn, als Sarkozy und Hollande sich vergeblich gegen den deutschen Nationalismus "gestemmt" haben? Da muss ich wohl etwas verpasst haben. Bitte um nähere Informationen..

  • "Französische Waren sind jetzt etwa 20 Prozent teurer als deutsche Produkte, und die Arbeitslosigkeit steigt.", steht richtig im Artikel.

     

    Die Ursache für das französische Elend ist der Euro.

     

    Denn der Euro verhindert, dass Frankreich ABWERTEN kann, wodurch seine Waren preiswerter würden. Könnte Frankreich abwerten, wie es früher immer tag, als es noch seine eigene Währung hatte, wäre es von einem Tag auf den anderen wettbewerbsfähig, und die Arbeitslosigkeit ginge zurück.

     

    Die einzige deutsche Partei, die diesen ökonomischen Zusammenhang immer und immer wieder erklärt, ist die AfD. Kein Wunder, denn in der AfD ist der meiste ökonomische Sachverstand vertreten.

     

    Dass die AfD als "nationalistisch", "rechtspopulistisch" oder schlimmeres diffamiert wird, ist ABSURD, wie sich an diesem Beispiel deutlich zeigt.

     

    Denn die Euro-Kritik der AfD ist das europäisch-solidarischste, was es in der deutschen Europa-Politik gibt.

     

    Die AfD vertritt also nicht "nationalistisch" deutsche Interessen im Stile von "niemand hat soviel vom Euro profitiert wie Deutschland.", sie ist die europäischste aller Parteien. Eben weil sie den Euro kritisiert, denn der Euro macht Europa kaputt, spaltet Europa, pauperisiert Europa.

     

    Länder wie Frankreich hätten einen großen Nutzen davon, wenn die Euro-Kritik der AfD sich durchsetzen würde.

    • @Ruth Teibold-Wagner:

      1.) Dass der Euro Länder in ein finanzpolitisches Zwangskorsett steckt ist richtig. In 10 Jahren wird jeder sagen, dass das eine dumme Idee war. Ihre enthusiastischsten Befürworter saßen stets in der BRD. Warum: Weil, in dem Maße, in dem Frankreich unter dem EURO leidet, die BRD vom Euro profitiert. (Über Außenhandelsüberschüsse die jenseits der 100 Milliarden Grenze liegen.

       

      2.) Die AfD ist NICHT "nationalistisch, rechtspopulistisch oder schlimmeres" weil sie auf diesen Mechanismus hinweist. Das tat übrigens auch die Linkspartei VOM TAG DER EINFÜHRUNG DES EURO. Wurde leider nicht wahrgenommen. Die AfD ist nationalistisch weil Sie den Eindruck erweckt, Deutschland leide unter der Krise und sei ein Verlierer der Krise, wo doch - wenn wir das von ihnen selbst vorgetragene Modell ernst nehmen - die BRD der größte Gewinner einer ökonomischen Krise ist, den es jemals gab (mir würde zumindest kein krasseres Beispiel einfallen)

       

      3.) Die Idee man könnte diese Krise, jetzt wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, durch einen Rauswurf der Südstaaten aus dem Euro lösen ist nationalistisch und populistisch, weil das der Logik gehorcht, diese Länder auszusaugen, so lange dort noch etwas ztu holen ist und sie dann ins ökonomische Chaos stürzen zu lassen.

       

      Denn Unrecht haben Sie natürlich

      4.) mit der Aussage, dass bei einer Wiedereinführung des Francs (oder der Drachme etc.) diese Länder mit einem Schlag wieder wettbewerbsfähig wären. Das selbst im Zeitalter des Monetarismus, der ja bekanntlich eine gescheiterte, verkürzte Sicht auf ökonomische Vorgänge ist, eine bemerkenswert platte Analyse.

    • @Ruth Teibold-Wagner:

      "der Euro verhindert, dass Frankreich ABWERTEN kann, wodurch seine Waren preiswerter würden"... Das ist Unsinn. Ein Land kann eine freie Währung nicht auf- oder abwerten, das macht alleine Angebot und Nachfrage. Wer seine Waren (im Ausland) billiger verkaufen will, kann dies tun, indem er die Preise senkt.

    • @Ruth Teibold-Wagner:

      Also Benzin ist nicht 20% teuer, Autos auch nicht. Und die schönen Baguettes

      sind sogar günstiger als hier, und besser schmecken tun sie auch noch.

      Bahnfahrkarten sind auch nicht teuer, und im TGV kann man sogar Fahrräder mitnehmen, im Gegensatz zum ICE. Das gehört zwar nicht zum Thema, aber wo kommen die angeblichen 20% denn nun her?

      • @Bernado:

        Sie haben es immer noch nicht verstanden, die deutschen Produkte sind im Qualitätsvergleich einfach um 20% zu billig und finden deshalb reißenden Absatz in Frankreich.

         

        Würden die deutschen Arbeitnehmer adäquat für ihre qualitative Leistung bezahlt, dann wären die deutsch Produkte in Frankreich 20% teuerer als die französischen und das würde dazu führen, dass mehr französische und weniger ausländische Produkte ihre Käufer finden würden und das wiederum würde der französischen Wirtschaft gut tun.

        • @Iannis:

          Ich glaube, Sie sind den großen Vereinfachern auf den Leim gegangen.

          Also:

          1. Welche deutschen Produkte sind im "Qualitätsvergleich" um 20% zu billig und finden deshalb reißenden Absatz in Frankreich? Kennen Sie diese Produkte bzw. überhaupt ein Einziges?

          2. Wenn die (welche? s.1) deutschen Produkte in Frankreich 20% teurer

          werden, warum sollten dann französische Produkte gekauft werden und nicht chinesische, japanische, polnische, brasiliansische, etc?

          3. Die deutschen Löhne sind doch jetzt durchschnittlich nicht niedriger

          als die französischen, sondern höher.

          Jedenfalls in den großen Industrieunternehmen. Sie wollen also, das die deutschen Industriearbeitnehmer wesentlich mehr als die französischen Kollegen verdienen? Und das ist dann die Lösung für die französische Wirtschaft?

          4. Mit Verlaub, das ist einfach nur...

  • "weil die Deutschen die ökonomische Macht haben"

     

    Die ökonomische Macht haben nur wenige. Klar gehts vielen momentan gut, aber Angst und Frust sind in Deutschland allgegenwärtig. Es fehlt nicht viel, dann würden die Bürger auch hierzulande Parteien wählen, die noch nationalistischer sind als CDU/CSU.

  • Das Bild wäre noch dadurch zu ergänzen, dass Unternehmen aus der BRD zu einem großen Teil die Produktion in Mittel- und Osteuropa ersteigert haben. Davon profitieren z.B. die VW-Arbeiter und Angestellten in Deutschland, sofern sie fest angestellt sind, in Form von Prämien, für die ein Arbeiter bei Škoda ein ganzes Jahr schuften muss, da die Gewerkschaften gerne wegschauen, wenn die Normen im Ausland wesentlich höher sind als in der BRD. Zudem produziert die Legende von der deutschen Überlegenheit auf Dauer einen sehr starken zunächst untergründigen Nationalismus. Er macht sich hier in Tschechien im Verhalten sehr vieler aus der BRD exportierter Manager und Instrukeure bemerkbar und kosten soger BRD-Firmen viel Geld, wenn sie gegenüber BRD-Firmen Regresszahlungen leisten müssen - siehe Bosch vor ein paar Jahren - das corpus delicti war bei einer Vorprüfung in Budweis (so im Betriebsjargon) durchgefallen, aber von der Crew aus Stuttgart durchgewunken worden. Die Siemens-Bahn zeigt, dass sich nicht unbedingt das bessere Produkt durchsetzt....

  • "Einen derartigen Rechtsruck hat Deutschland nicht zu bieten."

    Das ist auch nur deshalb so, weil die grosse Koalition schon nahezu sämtliche nationalistischen und rechtsgerichteten Strömungen in sich abbildet. Was sich hier vornehm "Mitte" nennt, ist in Frankreich rechtsaußen. Dass die Linke in Deutschland, wenn Sie an der Macht wäre, die gleiche EU-Politik wie Merkel machen würde, käme doch erstmal auf den Versuch an. Wo sollte für den Wähler dann ein Risiko bestehen, das er nicht ohnehin schon eingegangen ist?