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Kommentar RadverkehrDie Politik fährt hinterher

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Zahl der Fahrradfahrer in Deutschland nimmt weiter zu. Die Autolobby bekämpft jeden Versuch, den Platz auf den Straßen gerechter zu verteilen.

Das Fahrrad hat dem Pferd als Fortbewegungsmittel längst den Rang abgelaufen. Bild: dpa

D er Radverkehr erlebt derzeit eine rasante Entwicklung. Denn neue technische Entwicklungen vergrößern den Einsatzbereich des Fahrrads immer weiter: Elektromotoren steigern die Streckenlänge und Höhendifferenz, die sich bequem per Rad bewältigen lässt. Schicke Lastenräder ermöglichen den problemlosen Transport von Kindern oder Großeinkäufen. Spezielle Räder für SeniorInnen erleichtern die Nutzung auch in fortgeschrittenem Alter. Und neue Technik wie Navigationsgeräte oder wartungsarme Schaltungen und Lichtanlagen machen Radfahren sicherer und attraktiver.

Auf den Straßen bleibt das nicht ohne Wirkung: Die Zahl der FahrradfahrerInnen nimmt seit Jahren stetig zu – so sehr, dass sich an viel befahrenen Kreuzungen regelrechte Fahrradstaus bilden. Denn während die Technik boomt und die Menschen sie nutzen, bleibt die Politik lahm. Als Fortschritt gilt es hierzulande schon, wenn zwei Autospuren etwas enger gemacht werden, um daneben einen schmalen Radstreifen aufmalen zu können; falls dieser gerade mal nicht zugeparkt ist, können sich FahradfahrerInnen dort in dichtem Abstand von Autos überholen lassen.

Angemessen wäre hingegen ein großer Wurf, der der wachsenden Rolle des Radverkehrs wirklich gerecht wird – und der zunehmenden Vielfalt von unterschiedlich schnellen Rädern. Eigene Spuren, die diesen Namen verdienen und auch konsequent freigehalten werden, für wichtige Strecken eigene Straßen, dazu ausreichende und bessere Abstellmöglichkeiten: Das alles lässt sich jederzeit umsetzen – aber nur, wenn den Autos dafür konsequent Fahrspuren und Parkplätze weggenommen werden.

Dass die Hamburger Grünen eine neue Fahrradpolitik im Koalitionsvertrag festschreiben wollen, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Doch insgesamt mangelt es den Verantwortlichen bisher meist an Mut, denn die Autolobby wehrt sich aggressiv gegen jede gerechtere Verteilung des knappen Raums für den Verkehr. Schließlich ist bisher jeder zweite Autofahrer Mitglied im Lobbyverein ADAC – während das Pendant für Fahrräder, der ADFC, nur von jedem 50. Radfahrer unterstützt wird.

Nicht nur diese Zahlen zeigen: Damit all die neuen Fahrräder überall und schnell den Platz bekommen, der ihnen zusteht, müssen die NutzerInnen ihre Anliegen mit deutlich mehr Nachdruck vertreten als bisher.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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5 Kommentare

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  • 7G
    7964 (Profil gelöscht)

    Autus sind out - Outos, eben!

     

    Allerdings muss die Politik noch viel weiter gehen. Denn so komisch es klingen mag, bringen Radwege keine Sicherheit. Radwege sind von der Autolobby erfunden worden, denn kein vernünftiger Mensch würde eine Geradeausspur (für Fahrräder) rechts neben einer Rechtsbbiegerspur (für Autos) anordnen. Allein diese völlig verrückte Idee kostet jeden Tag mehere Menschenleben.

     

    Es gilt: Abschaffung aller Radwege und flächendeckend Tempo 30! Mischverkehr ist am sichersten!

  • Man kann in den Forderungen gar nicht weit genug gehen:

    Privilegierte, grundsätzliche bevorfahrtete Spuren, in Städten ggf. überdachte Spuren, gesponsorte (via Steuerabschreibung auf Neuwert somit eben auch Freizeiträder), steuerlich bei Fahrten zur Arbeit deutlich ausgedehnter absetzbare km-Sätze, auf dem Land direkte Wege, öffentliche Ladestationen für Elektro, bevorzugte Parkplätze im öffentlichen Raum, Pflichtparkplätze vor Gastronomie oder shopping malls, inkl. Diebstahlversicherung oder sicherste Abstellmöglichkeiten.......

    Dann wird das was mit einem nenenswerten Umstieg.

    Die die sowieso überzeugt sind fahren auch bei Sauwetter, haben ein sicheres Schloss, Regenklamotten.....

    Bitte regelmäßig berichten, werben, Druck machen.

    Danke!

    • @Tom Farmer:

      ist gut, aber dann bitte sollten all diese Rdfahrerfans ihre Autos abmelden ! nicht nur immer die Pluspunkte kassieren wollen!

      • @Georg Schmidt:

        Warum? Autofahrer, die auch radeln, profitieren doch genauso von Verbesserungen für den Radverkehr. Es ist ja nicht so, dass das zwei Lager ohne Überschneidungen sind, und man sich für eines entscheiden muss.

         

        Nachdem der PKW-Verkehr jahrzehntelang massiv gefördert wurden, muss hier wirklich mal ein Umdenken stattfinden, von dem letztendlich alle etwas haben.

         

        Mehr Radfahrer bedeuten schließlich auch: Weniger Autos unterwegs und demnach weniger Stau. Ganz zu schweigen von der besseren Luftqualität, gegen die Sie doch bestimmt auch nichts haben.

      • @Georg Schmidt:

        Autos sind so 1990.