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Kommentar Polizeiverhalten in KölnAlle dürfen sich sicher fühlen

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Der öffentliche Raum sollte für jede und jeden so sicher sein, wie es geht. Das ist oft nur mit Polizei möglich. Und Lernen aus Köln ist nicht ausgeschlossen.

So ruhig wie um die Spitzen des Kölner Doms ist es in der Debatte nach der Silvesternacht nicht Foto: dpa

Racial Profiling“ hin oder her – welche Debatte würden wir heute führen, wenn die Kölner Polizei Silvester anders gehandelt hätte, als sie gehandelt hat? Vermutlich eine über das erneute Versagen der Polizei auf der Domplatte. Hätte es nur eine einzige (angezeigte) Vergewaltigung gegeben, die Kritik an den Beamten und ihrem Verhalten wäre überdimensional gewesen. Doch der neue Polizeipräsident hat durchgegriffen und das erreicht, was alle von ihm erwartet hatten: keine massenhaften Übergriffe gegen Frauen.

Ob die Kölner Polizei per se Frauenrechte verteidigen wollte oder nur sich selbst, indem sie eine Eskalation wie 2015 vermied, wissen wir nicht. Auch darf man über die „weiße Blase“ und die Art und Weise debattieren, wie der diesjährige „Erfolg“ zustande kam. Fakt aber bleibt: Die Feiernden auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz fühlten sich angesichts der stärkeren Polizeipräsenz sicherer.

Und genau das dürfen alle Menschen – Frauen, Männer, Transgender, MigrantInnen, Biodeutsche – erwarten. Der öffentliche Raum sollte für jede und jeden so sicher sein, wie es nur geht. Das ist in vielen Fällen – wie bei Fußballspielen und Demos – nur mit Polizei möglich. Das nervt, ist aber trotzdem so.

Es ist leicht, Verfehlungen, die erst aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen als Verfehlungen erkannt werden, zu verurteilen. Vielleicht sollte man die aktuelle Debatte dahingehend weiterdrehen, wie PolizistInnen lernen, so sensibel wie möglich gegenüber denjenigen zu sein, mit denen sie zu tun haben. So wie sie das lernen mussten, als es um den Schutz von Frauen ging. Es ist noch nicht lange her, da haben sich Vergewaltigungsopfer auf Polizeiwachen Sätze anhören müssen wie: Vergewaltigt? Na, selbst schuld, bei dem kurzen Rock!

Viele Beamte haben begriffen, dass das sexistisch und frauenfeindlich ist. Genauso dürften sie lernen, dass rassistische Äußerungen und Handlungen tabu sind.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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21 Kommentare

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  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    Sicherheit nur durch Rassismus?!

    Und DAS in einem sog. freiheitlich, demokratischen Staat?

    Irgendwas stimmt in diesem Land nicht mehr.

  • "Viele Beamte haben begriffen, dass das sexistisch und frauenfeindlich ist. Genauso dürften sie lernen, dass rassistische Äußerungen und Handlungen tabu sind."

     

    Ja, genau. Aber genau wie beim Sexismus-Lernprozess wird es auch beim Rassismus-Lernprozess verdammt nötig sein, dass immer wieder laut und empört Rassismus vorgeworfen wird, wenn Rassismus vorliegt.

    Die vorgenommenen Maßnahmen hätte man auch rein aus der Erkenntnis "hunderte junge aggressive Männer reisen in Zügen nach Köln" heraus treffen können. Ohne racial profiling und v. a. ohne dumme Tweets, die einzig dazu geeignet sind den besorgten Rassisten in seiner Meinung zu bestärken.

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Alle...

    Muss n tolles Gefühl sein, sich so gemeinsam sicher fühlen und wissen, dass jetzt alle das gleiche Gefühl haben.

    Sich so richtig als Volk fühlen! -nicht einfach ne Bevölkerung sein müssen, wie im echten Leben...

    Ne Bevölkerung von der manche nicht auf diese extrem geil sichere Domplatte durften, weil sie ne andere Hautfarbe haben als Frau Schmollack.

    Muckefuck. Sry, aber den Kaffeersatz musste ich loswerden

    Prost Neujahr liebe TAZ https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffee%C3%A4hnliches_Getr%C3%A4nk#Muckefuck

  • Und genau das dürfen alle Menschen – Frauen, Männer, Transgender, MigrantInnen, Biodeutsche – erwarten. Der öffentliche Raum sollte für jede und jeden so sicher sein, wie es nur geht. Das ist in vielen Fällen – wie bei Fußballspielen und Demos – nur mit Polizei möglich. Das nervt, ist aber trotzdem so.

     

    Ein guter Ansatz von Frau Schmollack

     

    Dann herrscht auf wieder RechtundOrdnung !

    • @Justin Teim:

      Klasse, dass wir hier auf dem Land schon alle Bären und Wolfe so gut wie ausgerottet haben.

       

      Aber Vorsicht:

      Noch gibt es hier und da Hornissen, Bienen und Hummeln. Schnell die Chemiekeule raus, damit man sich sicherer fühlen kann.

      • @Age Krüger:

        Wie meinen - no comprende...

  • "Denn auch hier gilt - "Wehret den Anfängen" & Die Erfahrung lehrt - Der Rechtsstaat zerbröselt anfangs Vor allem an den Rändern. & Eben dem gilt es zu wehren & entgegen zu treten!" Ich gebe Ihnen völlig recht. Gut, dass die Polizei dieses Mal das Zerbröseln verhindert hat, und nicht wie beim letzten Mal daneben stehen musste. Wie sie sagen, " aus tiefer brauner Unrechtserfahrung" kann man es nur richtig finden, wenn Männergruppen meinen, sie dürften sich zügellos ausleben wie bei der vorangegangenen Sylvesterfeier. Sie haben meine vollste Zustimmung.

    • @rero:

      Das ist eine Antwort an Lowandorder. :-)

  • Deutschland hat sich in einem Jahr sehr verändert. Einfach mal schauen was dieses Jahr zu Sylvester in Deutschland passiert ist. Die Augen waren wie hier nur auf Köln. Was ist z.B. in Dortmund geschehen? Wo waren die Frauen im öffentlichen Raum?

    • @Test123:

      In Dortmund?

       

      Meinen Sie die Fake-Meldung von breitbart.com?

      http://www.deutschlandfunk.de/fake-news-wie-breitbart-fakten-aufbauscht-und-einen-mob.1818.de.html?dram:article_id=375553

       

      Gute Frage, wie man darauf reagieren soll. Am besten alle, die Fake-Meldungen verbreiten, genau kontrollieren. Sind wahrscheinlich meistens Deutsche oder Amis. Diese Menschen kennt man ja. Haben in ihrem Land mit ihrem Christentum nur Unsinn nur ein falsches Medienbild eingetrichtet bekommen in ihrer blinden Mediengläubigkeit und Unfähigkeit zu recherchieren.

       

      Alle Polizisten, die Silvester in Köln waren, sofort auf breitbart.com ansetzen!!! Das schützt den öffentlichen Nachrichtenraum!!!

  • Uff, uff , uff endlich, "der öffentliche Raum " Ja der öffentliche Raum gehört geschützt, dass ist erste Staatspflicht, das ist erste Pflicht der drei staatlichen Gewalten. Das ist die Basis für ALLES was folgt. Wenn LINKS das kapiert geb ich LINKS auch nicht auf. Dank an die Autorin

  • Zustimmung, Frau Schmollack!

  • Das Traurige ist, dass wir in Zukunft Silvester ohne großes Polizeiaufgebot nicht mehr feiern können.

  • Ja wie? Geht´s noch! Nassen Hut auf mit steinalter kaiserlichbrauner Krempe?!

    Schonn - wa!

     

    "....Doch der neue Polizeipräsident hat durchgegriffen und das erreicht, was alle von ihm erwartet hatten: keine massenhaften Übergriffe gegen Frauen.

    Ob die Kölner Polizei per se Frauenrechte verteidigen wollte oder nur sich selbst, indem sie eine Eskalation wie 2015 vermied, wissen wir nicht. Auch darf man über die „weiße Blase“ und die Art und Weise debattieren, wie der diesjährige „Erfolg“ zustande kam. Fakt aber bleibt: Die Feiernden auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz fühlten sich angesichts der stärkeren Polizeipräsenz sicherer....."

     

    Wie gnädig solcherart Damen aus der Kategorie - "one-trick-pony" - &

    Wie huldvoll - herablassend sie doch sein können - wa!

    Jau - Hab ich doch nix gegen: "..... darf man über die „weiße Blase“ und die Art und Weise debattieren, wie der diesjährige „Erfolg“ zustande kam.

    Fakt aber bleibt:...." &

    Nun liebe Kinder geht mal spielen - macht nix kaputt - macht euch nicht dreckig - Ja!

     

    Nu. Fakt bleibt: Das ist - "Der Zweck heiligt die Mittel" - &

    Hinterher - wenn der Käse gegessen ist - dürfen die allfälligen Bedenkenträger & ErbsenmitMesser&Gabel&Handschuh-Esser - doch ja unbedingt - Dürfen diese Weltfremden & Gutmenschen - Debattieren - Über was auch immer.

    Aber bitte mit den bekannten - "Drei FFF " - Form Frist & Folgenlos!

    Letzteres vor allem!

     

    ff - ja -

    • @Lowandorder:

      Ok - Say it in english please - "Right or wrong - my country!"

      So genau aber - Sprechen frauman - die "Rechtsstaat Grundgesetz Freiheitsrechte" -

      Mit Verlaub offensichtlich noch nichemal - Schreiben - können.

      Denn mit dem hier nonchalant in der Sache propagierten - & So unverhohlen liest fraumans selten -

      "Der Zweck heiligt die Mittel" - als quasi "Rechts-Tipp-ex"

      Wird aber genau der vom Grundgesetz aus tiefer brauner Unrechtserfahrung - Von dessen Müttern&Vätern intendierte Rechtsstaat,

      Wird die soziale Gültigkeit der freiheitlichen Grund&Menschenrechte verfehlt! &

      Weist solches - rechtsuntreu - den Weg zur Räuberhöhle.

      kurz - Rein tonn katolsch warrn - & das in Kölle am Rhing.

      Denn auch hier gilt - "Wehret den Anfängen" &

      Die Erfahrung lehrt - Der Rechtsstaat zerbröselt anfangs Vor allem an den Rändern. &

      Eben dem gilt es zu wehren & entgegen zu treten!

  • Wunderbar, das sich die Feiernden auf der Domplatte sicher fühlten. Die vielen, die nicht zum Angrapschen gekommen waren, die aber in separaten Bereichen ohne belegbare Beweise von der Polizei festgehalten, pauschal kriminalisiert und diskriminiert wurden, haben auch das selbe Recht und hätten auch gerne unbeschwert gefeiert. Schade, das wir unsere eigenen Werte so selten selber leben.

    • @Hulle:

      Sie wurden nicht kriminalisiert, sie wurden kontrolliert und haben einen Platzverweis bekommen, wenn sie schon "aufgefallen". Die anderen durften zur Party und unbeschwert feiern. Es gab mehrere Kommentatoren, die vor Ort waren und das bestätigt haben. Bleiben wir bitte auf dem Boden der Tatsachen. Schön, dass wir unsere Werte auch mal selber leben.

    • @Hulle:

      Unbeschwert gefeiert hätten bestimmt gerne auch nordafrikanisch aussehende Mädchen und junge Frauen zwischen 16 und 25 Jahren. Leider hat DIE POLIZEI(?) das verhindert. "Schade dass wir unsere eigenen Werte so selten selber leben."

       

      Meine "Werte": Wenn die Nafri-Mädels an Silvester samt und sonders daueimzubleiben haben, ist es mir sowas von Wurst, dass Chauvis mit "Werten" aus dem Mittelalter das Jahresende in der Eisenbahn verbringen müssen. Entweder alle oder keiner! Bringt Eure Weiber mit zum Fest und alles wird gut!

      • @KOBA:

        Ich war auf der Domplatte, dort waren auch viele, die wie junge Nordafrikaner aussahen und friedlich mitgefeiert haben (Wahrscheinlich waren sie früh genug angereist?). Es gibt, wie Szenekenner berichten, einen harten Kern von Profikriminellen und eine Menge Mitläufer, die Silvester einfach irgendwas besonderes mit ihren Kumpels erleben wollen. Das kann sich sowohl negativ als auch positiv manifestieren, es kommt letztlich auf den Rahmen und das Angebot an.

  • Nach dem letzten Absatz habe ich es endlich auch begriffen: das eigentliche Problem ist die Polizei.

  • Das ist endlich ein sachlicher Kommentar zum Polizeieinsatz in Köln. Danke dafür.