Kommentar OB-Wahl Dresden: Pegida ist nur scheinbar müde
APO-Meckerbewegung oder parteiähnliche Organisation mit Demokratieanschluss? Die Zukunft von Pegida ist unklarer denn je.
P egida scheint auch am Ursprungsort in Dresden müde geworden zu sein. Mehr als 2.000 Demonstranten lassen sich Montag für Montag nicht mehr mobilisieren. Doch das Potenzial an verängstigten, frustrierten, sich abgehängt fühlenden Bürgern ist nicht verschwunden. Das hat die erste Runde der Oberbürgermeisterwahl in Dresden bestätigt.
Wenige Plakate, ein Werbezettel mit der Aufschrift „Klar zur Wende“ und ein Wahlkampf ohne persönliche Präsenz der Kandidatin genügten, Tatjana Festerling knapp 10 Prozent der Stimmen zu bringen. Wer fragt da schon nach einem Programm, wer fragt schon nach einer nicht einmal bei den eigenen Leuten besonders populären auswärtigen Kandidatin? Dazu kommt: Auch in Dresden blieb jeder zweite Wähler zu Hause.
Für die Politiker bleibt also die Herausforderung, dem „Volk“ zwar bitte nicht unbedingt nach dem Maul zu reden, aber aufmerksamer aufs Maul zu schauen. Die Republik schaut auch deshalb auf die sächsische Landeshauptstadt, weil Dresden exemplarisch für den Umgang mit nationalistischer Grummelei steht. Die Zukunft von Pegida entweder als außerparlamentarische Meckerbewegung oder als parteiähnliche Organisation mit Demokratieanschluss erscheint nach der Wahl unklarer denn je.
Über Dresden und Sachsen hinaus gibt es aber auch noch weitergehende Indizien für eine zunehmend gespaltene Gesellschaft. Der sich verschärfende Stadt-Land-Gegensatz schlägt sich deutlicher in kommunalen Wahlergebnissen nieder. Städte sind die Orte der Polarisierung, tendieren dabei zu Mitte-links-Mehrheiten. Zumindest in Sachsen wählt man hingegen draußen auf dem Lande in schöner Eintracht nach wie vor die konservative CDU. Oder verschafft sogar NPD-Kandidaten zweistellige Wahlergebnisse.
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