piwik no script img

Kommentar Migration nach NordamerikaEs bleibt nur Selbstermächtigung

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Tausende ZentralamerikanerInnen befinden sich derzeit auf einem Marsch gen Norden. Die Menschen zwingen die USA zum Umdenken.

Trump bezeichnete die MigrantInnenkarawane am Montag als „Angriff auf unser Land“ Foto: AP

D ie Allgemeine Erklärung der Menschenrechte gibt den Tausenden Recht, die ihre zentralamerikanischen Heimatländer verlassen haben und sich gerade quer durch Mexiko Richtung USA bewegen. In Artikel 13 Absatz 2 heißt es dort: „Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen.“

Nur, und das ist die Crux sowie längst auch als Vorbehalt im Artikel 12 des UN-Zivilpaktes verankert: Dem uneingeschränkten Recht auf Aus- steht kein ebensolches Recht auf Einwanderung gegenüber. Im Klartext: Wer das Recht auf Ausreise wahrnehmen will, sieht sich Zäunen, Grenztruppen, Mauern und Stacheldraht gegenüber. So wird die legale und menschenrechtlich garantierte Auswanderung zur illegalen Einwanderung.

Diesen Widersinn selbst international übergeordneter Rechtsregelungen kann überhaupt niemand akzeptieren, der sich durch die Umstände in seinem Heimatland dazu gezwungen sieht, sich auf den Weg zu machen. Übrig bleibt letztlich nur die Selbstermächtigung. Und genau das tun die Reisenden der Karawane.

Sie stellen damit infrage, was die wohlhabenderen Zielländer, in diesem Fall die USA, aber auch alle anderen, als selbstverständlich erachten: dass sie selbst darüber bestimmen können, wer innerhalb ihres Staatsgebietes lebt und an ihrem Reichtum partizipiert. Moraltheoretisch ist das interessant: Das eine Recht, das zum Verlassen einer aussichtslosen Situation, ist menschenrechtlich garantiert – wird aber faktisch nicht gewährt. Das andere, das der Abwehr Bedürftiger, ist moralisch schwer bis gar nicht zu begründen, juristisch aber bestens abgesichert.

Die Folgen der Ausbeutung zu leugnen, funktioniert nicht

Im Falle der zentralamerikanischen Auswanderung Richtung Norden kommt noch hinzu, dass die Region extrem durch die inzwischen gut 200-jährige Dominanz der regionalen Hegemonial­macht geprägt ist: durch die immer wiederkehrenden politischen, militärischen und wirtschaftlichen Interventionen der USA. Von wenigen Indigenen-Gebieten abgesehen hat eine erschreckend umfassende, auch kulturelle Assimilation an den Hegemon im Norden stattgefunden – ohne aber an dessen Reichtum teilhaben zu dürfen.

Damit kommt der Norden schlicht nicht mehr durch. Globale Ausbeutungsstrukturen aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Folgen davon in Gestalt von Migration leugnen oder gewaltsam bekämpfen zu wollen, kann auf Dauer nicht funktio­nieren. Aber weil genau diese Erkenntnis keine Konsequenzen hat außer dem Versuch, die Grenzmauern immer noch höher zu ziehen, braucht es die Karawanen, die gemeinsam die Grenzen überwinden. Vor den Menschen muss niemand Angst haben. Aber sie zwingen zum Umdenken.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
Mehr zum Thema

41 Kommentare

 / 
  • Lieber Autor,

    "Sie stellen damit infrage, was die wohlhabenderen Zielländer, in diesem Fall die USA, aber auch alle anderen, als selbstverständlich erachten: dass sie selbst darüber bestimmen können, wer innerhalb ihres Staatsgebietes lebt und an ihrem Reichtum partizipiert. Moraltheoretisch ist das interessant: Das eine Recht, das zum Verlassen einer aussichtslosen Situation, ist menschenrechtlich garantiert – wird aber faktisch nicht gewährt. Das andere, das der Abwehr Bedürftiger, ist moralisch schwer bis gar nicht zu begründen, juristisch aber bestens abgesichert.",

    darin, das mit der angeblichen Wohlstandsteilhabe ist fast schon erotisch sublimiert, sehe ich gar kein Widerspruch.



    Richtig, Entschuldigung, das meine ich figurativ, "blöd" finde ich "man sieht sich umständehalber veranlasst, sich auf den.. (das finde ich noch "blöder").. Weg zu machen".



    Es handelt sich offensichtlich um Demokratiedefizite auf allen Seiten. Da muss man heran. Wie kann man heutzutage Armutswanderung ohne die grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Realitäten gut finden und somit die Menschen gegeneinander aufbringen?!



    Prima, wenn man sich dann noch über "besorgte Bürger" aufregen kann.

    Ändern kann man etwas, wenn man den Abgeordneten endlich einmal die Büros einrennen würde, die Menschen über Kooperationsmöglichkeiten, zB zur Rettung ihrer natürlichen Ressourcen, informieren würde, fördern würde, sich als Verbündete zu begreifen.

    Ihre Kollegin Frau Ulrike Herrmann tut mit ihrer in die Gesellschaft wirkenden Aufklärungsarbeit mE mehr für die Welt im In- und Ausland, als bemühte Artikel über die Rechtfertigung von Wanderungen. Die kommt, gesellschaftlich akzeptiert, dann später von ganz allein.

  • „Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen.“

    Da könnte ja wohl auch etwas anderes gemeint sein, nämlich nicht festgehalten werden zu können.

  • „Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen.“

    Da könnte ja wohl auch etwas anderes gemeint sein, nämlich nicht festgehalten werden zu können.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Herr Pickert hat einen interessanten Abschnitt in seiner Biografie - sein Engagement in und für Nicaragua.



    Man ist damals da hin gegangen um zu versuchen zu helfen sozialrevolutionäre Ideen in die Realität umzusetzen und den Scheißkapitalisten ein vitales humanistisches Modell entgegenzusetzen. Einheimische und ausländische Aktivisten wären wohl eher nicht auf die Idee gekommen, den Leuten Auswanderung im großen Stil in Richtung entwickelterer, wohlhabenderer, friedlicherer Länder vorzuschlagen - als immer vorzuziehende Alternative. Man glaubte an das Entwicklungspotential und dass es unbedingt wert ist, sich dafür einzusetzen.



    Was ist heute grundsätzlich anders, dass heute die Migration als allererste Lösung vorgeschlagen wird? Ist es allgemeine Resignation, die sich breit gemacht hat, die Enttäuschung, dass häufig Potentiale eben nicht genutzt werden konnten, aus den unterschiedlichsten Gründen, vor allem aber wegen unausrottbarer Korruption, Staats- und Banden-Mafiatum?

  • Das erinnert mich an Idomeni und den Marsch der Hoffnung seit 2015.



    Heute sind hier alle Seenotrettungsschiffe blockiert.



    Zuletzt kamen auch SyrerInnen über Libyen. Was für ein Umweg!



    Ich hoffe auf die Menschen aus Lateinamerika wird nicht geschossen durch das US-Militär.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    @DHIMITRY II



    ...... die von Migration gekennzeichnet sein wird, kaufte ich Ihnen allerdings noch nie weniger ab als heute. Sie sind kein Finanzexperte und Ökonom, um seriös Vorraussagen zu treffen und ich bin genausowenig bewandert, um Sie auf diesen Feldern schlüssig zu widerlegen. Eines ist jedoch sicher - Sie denken und argumentieren systemimmanent, das heißt im Rahmen und in bester Konformität mit der von unseren Eliten vorangetriebenen global stetig beschleunigten ausbeuterischen und entfesselten Wirtschaft. Distinkte ökologische Bedenken bei gleichzeitiger verantwortungsvoller Betrachtung der tatsächlichen weltweiten demographischen Entwicklungen, also der Kernprobleme mit denen wir zu tun haben, stelle ich bei Ihnen dabei nach wie vor nicht fest. Ich sehe was das alles mit Landschaft und Natur, mit traditionellen und mit neueren sinnvollen Wirtschaftsweisen und Anbaumethoden macht. Ich konstatiere was es mit Fläche, Raum und allen endlichen lebensnotwendigen Ressourcen macht und machen wird und sehe allerhöchste Notwendigkeit Raubbau und Schweinereien damit, notfalls mit Druck einzudämmen oder sogar mit Gewalt zu unterbinden.



    Bei tatsächlichem Bemühen um Verständnis für Ihren Standpunkt - Ihre Vorschläge sind wirklich nicht up to date. Ich behaupte, dass wir mit Ihren Lösungen den Karren wirklich an die Wand fahren. Und darum sind wir in allen wichtigen Fragen der weltweiten, von Verelendung und von konstatierter Perspektivlosigkeit und von korrupten Verhältnissen getriggerten Migration heute wohl weiter auseinander denn je.

    Noch etwas: Was unsere Zukunft angeht, sollten wir wohl besser nicht Wissenschaftler ausrechnen lassen was zu tun ist, wenn es Entscheidungen betrifft, die wir gefälligst in voller Verantwortlichkeit gemeinsam zu treffen haben. Deren Vorhersagen sollen lediglich eine Hilfe dabei sein.

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Lassen Sie sich nicht irre machen. Skepsis ist und war immer berechtigt. Ressourcen sind nicht unerschöpflich. Sich auch einmal überzeugen zu lassen, darauf kommt es sicherlich an.



      Und auch noch darauf, wer (aus-)wandert und warum, und für wie lange.

      Die Logik "am Wohlstand anderer teilhaben zu können (oder zu wollen oder zu müssen - egal)" kann ich nicht nachvollziehen.



      Viel wichtiger ist mE, das Schema von Arm und Reich zu überwinden, sowie gemeinsam Probleme zu lösen.

      Dazu braucht es keine Quoten, aber auch kein Asylsystem, keine gesteuerte Einwanderung auch keine Abschiebung.

      Ich kann auch keinen Sinn darin sehen, siehe oben, Stichwort "am Wohlstand teilhaben" (was das auch immer ist), Menschen in ein Land zu lassen, die - ich unterstelle einmal, dass darunter keine oder nur wenige nicht ins Gewicht fallende Revoluzzer sind - sich in das schädliche überkommene neoliberale Wirtschafts- und Menschenbild eingliedern wollen und es somit am Leben halten, und damit keine Verbündeten der Einheimischen gegen Kapitalinteressen sind.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      "Sie sind kein Finanzexperte und Ökonom, um seriös Vorraussagen zu treffen und ich bin genausowenig bewandert, um Sie auf diesen Feldern schlüssig zu widerlegen."

      Ich muss ja nicht in eine mathematische Glaskugel gucken, um zu sehen, was möglich sein kann. Da gucke ich in ein Geschichtsbuch und wiederhole mich: Wenn ein komplett zerstörtes Land in der Lage war, 12 Millionen Menschen aufzunehmen, dann setzt das Maßstäbe. Auch in der heutigen Zeit setzen viele afrikanische Länder oder auch die Türkei, der Libanon und Jordanien die Maßstäbe. Die Warunungen der Das-Boot-ist-voll-Fraktion finde ich vor diesem Hintergrund lächerlich.

      Was die ökologischen Folgen grenzenlosen Wachstums angeht, sind wir uns ja einig. Es ist nicht machbar jedem Menschen auf dieser Welt den fossilgetriebenen Lebensstil der "westlichen Welt" zu ermöglichen. Es ist zu hoffen, dass andere Regionen der Erde die fehler Europas nicht wiederholen.

      "Bei tatsächlichem Bemühen um Verständnis für Ihren Standpunkt - Ihre Vorschläge sind wirklich nicht up to date."

      Ich habe hier doch gar keinen Vorschlag gemacht. Gestartet bin ich mit dem Hinweis an Frau Maria-Gabriela, dass ihre vermeintliche Dystopie (die Zuwanderung von zigtausenden Menschen nach Baden-Württenberg) längst Realität ist und dass es dem Land dadurch nicht schlechter geht (von dem unerwünschten Neubaugebiet jetzt mal abgesehen).

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    @DHIMITRY I



    Sie bleiben sich und Ihrer Logik treu. Na wenigstens.



    In der Stadt in BW in der ich wohne, wird ein neuer Stadteil projektiert. Sollte er verwirklicht werden (es gibt gewissen Widerstand) wird das der letzte große Happen gewesen sein. Ob sie in Jahrzehnten doch noch wertvollen Stadtwald im großen Stil opfern, um Ähnliches zu wiederholen, ist allerdings heute nicht vorhersagbar.



    Aktuell geht es jedenfalls um die letzten zusammenhängenden überbaubaren nichtbewaldeten Flächen dieser Stadt. Eine handvoll Landwirte sind betroffen und sollen natürlich entschädigt werden. Man verspricht ihnen sogar Ausgleichsflächen, die es allerdings gar nicht gibt. Man macht sich und allen die Bedenken haben also wie üblich eine Menge vor.



    Begründet wird alles mit dem Bedarf und dem Wunsch von Tausenden, hier zu siedeln und zu arbeiten. Natürlich. Investoren und Bauindustrie drängen auf Durch- und Umsetzung. Natürlich. Geredet wird dabei nicht anders als vor 150 Jahren. Natürlich. Alles gehorcht der eisernen Dynamik des ewigen, ungebrochenen Wachstums und der bedingungslosen und freiwilligen Bereitschaft, ihr jedes notwendige Opfer zu bringen.



    Es ist die Mentalität die aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammt, und eigentlich nicht mehr ins 21. Jahrhundert gehört. Und dennoch wird von der Gesellschaft, und das gilt nun nahezu global, an ihr festgehalten, als die letzte große übrig gebliebene, alles durchdringende Doktrin, die Wirken und Entwicklung des Menschen weltweit bestimmt. Beispiellose Spät-Blüte des Kapitalismus, rien d'autre.



    Ich habe stets Ihren in Ihren Argumentationen durchschimmernden Humanismus respektiert. Was da jetzt gerade in Mexico los ist, repräsentativ für alle Regionen wo Verzweifelte marschieren und die Beweggründe jener die da unterwegs sind, dürfen keinen kaltlassen. Ihre Rechnereien aber, Dhimitry, Ihre über alle Maßen optimistischen Schauen in eine Welt von morgen die von Migration......

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    "Was würde geschehen, wenn sich die Menschen, z.B. aus der armen Lausitz, aufmachen um in Baden/Württemb. ein besseres Leben zu führen und am Wohlstand dieses Landes einen Anteil zu erhalten?

    Was würde geschehen, wenn sich zigtausende auf den Weg dorthin machen würden?"

    Tja, was würde dann wohl passieren? Baden-Württemberg würde wirtschaftlich weiter blühen und gedeihen, würde ich sagen.

    Ist jedenfalls in der REalität der Fall. Jährlich ziehen mehr Menschen dorthin als von dort wegziehen. Das sog. Wanderungssaldo ist seit jahren positiv für dieses Bundesland.

    Vgl. Tabelle1.2.2 Wanderungen über die Grenzen der Bundesländer (Seite 8)

    www.destatis.de/DE...ob=publicationFile

    • 8G
      86970 (Profil gelöscht)
      @74450 (Profil gelöscht):

      "Tja, was würde dann wohl passieren? Baden-Württemberg würde wirtschaftlich weiter blühen und gedeihen, würde ich sagen."

      allein die Menge macht den Unterschied zwischen Medizin und Gift, sagte doch schon Paracelsus (sinngemäß). Und so haben wir auch hier vorrangig ein Mengenproblem. Also die Frage, wieviele Nullen wir an die Zahl der Einwanderer hängen müssen, bevor es kritisch wird. Es ist aber prinzipiell egal, ob 10.000, 100.000 oder 10.000.000 Einwanderer erforderlich sind, um z.B. eine für Baden-Württemberg kritische Masse zu erzeugen. Das müssten Wissenschaftler erforschen (gibt es solche Studien vielleicht schon? Ich kenne keine).

      Fakt ist jedenfalls: irgendwann ist der Punkt gekommen, wo die bestehenden Strukturen an ihre Grenzen kommen. Schulen, Polizei, Strafvollzug, Müllabfuhr etc. Dann werden mit Sicherheit auch die bisher braven Bürger zu Wut/Hut- oder sonstwas Bürgern und einen Bock mehr haben, sich um Parkverbote etc. zu kümmern und brav ihre Steuern zu zahlen. Und dann wird das, was bisher "unser" Staat war, mehr oder weniger geräuschvoll zusammenklappen.

      Sicher, irgendwas Neues wird danach entstehen. Und manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass manche Befürworter von bedingungslos offenen Grenzen von Derartigem träumen. Ich bezweifele allerdings, dass es kuscheliger werden wird als das, was die Bewohner Baden-Württembergs heute gewohnt sind. Genauer ausmalen möchte ich es mir lieber nicht.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @86970 (Profil gelöscht):

        Ich nehme als Daumengröße immer die Zuwanderung nach dem 2. Weltkrieg nach Deutschland. Da sehen wir, dass eine theoretische Obergrezen ziemlich hoch liegen würde. Wie hoch genau, können gerne Wissenschaftler*innen ausrechnen.

        • 8G
          86970 (Profil gelöscht)
          @74450 (Profil gelöscht):

          mag ja sein, dass die Obergrenze (hihi, Sie haben das Seehofer-Wort verwendet, allerdings falsch geschrieben ;) ziemlich hoch sein könnte, darum habe ich die Zahl der Nullen ja auch bewusst offen gelassen. Mir ging es darum: irgendwo *gibt* eine solche Grenze. Und das Erreichen / Überschreiten wird nicht lustig werden.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @86970 (Profil gelöscht):

            "Und das Erreichen / Überschreiten wird nicht lustig werden."

            Dann werden wahrscheinlich die Zombis aus ihren Gräbern steigen und nach Hirnen gieren!

            • 8G
              86970 (Profil gelöscht)
              @74450 (Profil gelöscht):

              schade, dass Sie aus dem sachlichen Dialog jetzt aussteigen. Wird wohl seine Gründe haben...

              • 7G
                74450 (Profil gelöscht)
                @86970 (Profil gelöscht):

                Sorry, war nicht böse gemeint. Was wollten Sie denn noch sagen?

                Wir wissen doch beide, dass noch viel Luft nach oben ist, bevor irgendeine Obergrenze (hihi, ich habs wieder gesagt) erreicht werden könnte. Wo auch immer.

  • Der Artikel ist so herrlich naiv, daß er zwar sehr schön zum lesen und schwelgen ist, aber mit der Realität wenig zu tun hat.

    Das Gegenteil von dem was der Autor prophezeit wird leider passieren.

    • 8G
      86970 (Profil gelöscht)
      @Nobodys Hero:

      exakt. Dieser Marsch ist eine perfekte Wahlkampfhilfe für Trump, so wie es aussieht. Was Besseres hätte ihm gar nicht passieren können.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Keiner will mit den Armen teilen!



    Da braucht es keinen Blick über den großen Teich.



    Gibt es bei uns in der BRD eine Sonderabgabe der Reichen um sie den armen Menschen, die hier leben, zuteilwerden zulassen?



    Es gibt große Armut auch bei uns, direkt vor der Haustür.



    Kaiserslautern, Asternweg, mal googeln. Da wird einem schlecht, mir jedenfalls. Es gibt private Spenden und die Straße wurde umbenannt. Statt Kalkofen in Asternweg.



    Ist doch schon mal was oder?



    Es ist alles so zum speien.



    www.swr.de/landess...11fjohi/index.html

    Ich wünsche mir, dass diese Menschen sich zusammentun und sich vor dem Kanzleramt versammeln.



    Ost wohl ein frommer Wunsch.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Hunger und Armut gibt es auch bei uns.



    Was würde geschehen, wenn sich die Menschen, z.B. aus der armen Lausitz, aufmachen um in Baden/Württemb. ein besseres Leben zu führen und am Wohlstand dieses Landes einen Anteil zu erhalten?

    Was würde geschehen, wenn sich zigtausende auf den Weg dorthin machen würden?



    Glaubt jemand, das Land würde sie willkommenheissen und aufnehmen, ganz selbstverständlich? Ihnen Wohnung, Arbeit, Versorgung bieten?

    Bei einzelnen Menschen mag das funktionieren , bei Tausenden wohl nicht.

    Deshalb habe ich Verständnis dafür, dass es Grenzen gibt und geben muss.

    Die Menschen sollten in ihren Heimatländern Unterstützung erfahren und auch selbst an Veränderungen arbeiten.

  • 9G
    91381 (Profil gelöscht)

    Ein Staat ist vereinfacht eine große Familie. Man kann damit die Grundsätze, die sich in einer „Großfamilie“ in Jahrhunderten in unserem Kulturkreis herausgebildet haben, und damit für sinnvoll befunden wurden, heranziehen, um die These „Zwingen zum Umdenken“ zu analysieren.

    Jede Familie gibt sich selbst Regeln. Wir probieren den Bauernhof einer Großfamilie. Dort sollte gelten:



    Es gibt Privateigentum und Familiengüter. Test: Nutzen Sie die Schränke (Privat) ihrer Tochter ohne sie danach zu fragen. Nutzen Sie den (gemeinsamen) Brunnen.



    Man steht (begrenzt) füreinander ein. Test: Sagen sie ihrem Bruder „Ich habe keine Lust mehr für mich selber zu sorgen. Hier ist meine schmutzige Wäsche, Abendessen möchte ich um 19Uhr und jetzt mach‘ den Weg frei, ich gehe in euer (also ab jetzt unser) Schlafzimmer und ruhe mich aus!“

    Club-Güter sind nichts anderes als Familiengüter. Eine Gesellschaft hat diese gemeinsam geschaffen, zur Steigerung des Wohlstandes der Gemeinschaft.

    Jetzt mag man sich vorstellen, dass diese Karawane aus 9000 Personen auf den oben beschriebenen Bauernhof zuwandert und an den Gütern (Brunnen, Häuser, Schlafzimmer, Vorräte) partizipieren möchte. Der Autor kann vereinfacht auch seine eigene Unterkunft als Beispiel heranziehen.

    Der Gedanke, dass die Wanderung gerechtfertigt ist, kommt doch nur daher, dass aktuell „nur“ 9000 ihr Leben verbessern möchten und vor dem Tor der USA stehen und (noch) nicht 900 Mio. Bei letzter Zahl wäre es klarer.



    Und die Wanderer suchen sich bewusst die USA aus und nicht etwa Mexiko.



    Verglichen mit dem o.g. Beispiel wäre das: Die Wanderer suchen sich ihre Wohnung aus, nicht die von ihrem Nachbarn.

    Daraus leiten sich „Grenzen“ ab.



    Diese Überlegungen sprechen gegen ein „Zwingen zum Umdenken“. Denn eine Gesellschaft ist gerade dadurch erfolgreich, dass sie Regeln und Grenzen hat. Und zwar jede Gesellschaft ein individuelles Set an Regeln – und dadurch sind manche erfolgreicher als andere.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @91381 (Profil gelöscht):

      Eine Gesellschaft und vor allem eine Volkswirtschaft funktioniert aber nunmal nach komplett anderen Logiken als eine Großfamilie. Sie können auch nicht aus einem Ameisenstaat Regeln für das Zusammenleben in einer Kommune ableiten.

  • Der Zwang zum Umdenken wird nicht funktionieren: In den USA werden wir in knapp zwei Wochen sehen, wie Trump und die Republikaner die Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus verteidigen werden. Die Mehrheit der Wahlberechtigten wird sich nicht zwingen lassen wollen sondern die einfache Lösung (die Abschottung nach Süden) wählen.

  • Ist das jetzt naiv oder gewollt naiv? Auf jeden Fall ist es Blödsinn. Klar denken die Amerikaner um, die Zustimmung zu Trumps Mauerbau- Plänen wird explodieren. Man braucht keine Angst vor diesen Immigranten haben? Wieso eigentlich nicht? Und was soll passieren wenn die Karawanen die us- amerikanische Grenze erreichen? Soll das eine Demonstration werden oder ein gewaltsamer Grenzübertritt? Und überhaupt: wer sich angesicht der Armut und Verzweiflung dieser Menschen zu Sätzen wie "moraltheoretisch ist das interessant" versteigt, ist kaum ernst zu nehmen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Benedikt Bräutigam:

      Und Ihr Beitrag zum Thema?

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Welches Thema? Das Recht auf Migration für Arme? Demonstrative Märsche durch einen halben Kontinent? Flucht ist nicht nur die Folge von Elend oder Schlimmerem, die Flucht selbst ist Elend. Flüchtlinge werden auf der Flucht ausgeplündert und Opfer von Gewalt und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit geht es ihnen dann in ihrem Zielland genau so. Flucht ist schlecht, Flucht sollte vermieden werden und das geht nur in den Ursprungsländern.

  • 9G
    96551 (Profil gelöscht)

    was ich mich immer frage: diejenigen, die ein recht auf einwanderung und offene grenzen und somit auf eine internationale partizipiation am wohlstand propagieren, müssen ja per se auch eine nationale partizipiation am wohlstand befürworten.

    in anderen worten: wenn grenzen nicht dafür sorgen dürfen, dass es zwischen ländern unterschiede gibt, dann darf es auch innerhalb ein und desselben landes keine unterschiede geben, oder?

    warum aber lese ich diese forderungen hier nie? warum wird nicht akzeptiert, dass es reichere und ärmere länder gibt, aber klaglos hingenommen, dass es - beispielsweise auch innerhalb deutschlands - reiche und arme menschen gibt?

    so wie es bisher ist, nutzt einwanderung auch meist den reichen eines landes, während sie die ärmeren nur weiter unter druck setzt.

    ich verstehe diese logik nicht. wenn schon, denn schon!

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @96551 (Profil gelöscht):

      Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu.



      Leider gibt es darüber, über die Armut im eigenen Land, sehr wenig Berichte.

  • Nach Peak-Oil sinkt der Lebensstandard kontinuierlich, die Reichen können sich von der Senkung abkoppeln - das funktioniert im Land wie über Grenzen hinweg. Da nach dem tragischen Versagen von Wind und Sonne kein Substitut zur Verfügung steht, wird die Schere der Einkommensentwicklung bis zum nächsten Finanzcrash so weitergehen. Erst dann werden die Leute erkennen, wo sich auch ohne technische Moderne gut Lebensmittel herstellen lassen. Das kann die Wanderbewegungen umdrehen.

  • Klar, die USA haben auch ausgebeutet und alles mögliche falsch gemacht. Aber deswegen eine freies Recht auf Einwanderung zu fordern ist nicht gut. Die USA haben auch erstmal viel richtig gemacht und es geschafft eine freie Gesellschaft zu bilden, mit genügend Recht und Vertrauen, um ein Leben in Wohlstand und Sicherheit aufzubauen. Ein Vorbild für sehr viele andere. Das Ganze ohne einen Geburtenüberschuss, den man nicht mehr im Griff hat. Wenn man allen Gesellschaften, die Korruption, Vertrauen, Geburten etc. nicht in den Griff bekommen, sagt, dass sie selber keine Verantwortung trifft und man sich einfach nehmen sollte, was einem "zusteht": kann das funktionieren und zu einer besseren Welt führen? Ich bezweifle das. Ich kann auch nicht sehen, dass Menschen nach diesem Prinzip leben - auch keine taz-Redakteure. Einigkeit besteht eigentlich immer darin, dass andere die Übeltäter sind und abgeben müssen. Mir scheint das wenig ausgewogen und zu keiner guten Welt zu führen.

    • @Markus Michaelis:

      Ein Flüchtling ist keine Gesellschaft und ein Redakteur auch nicht. Wer aus einem Staat flüchtet, der Menschen nicht vor Gewalt schützt, nicht demokratisch organisiert ist und ihnen keine Lebensgrundlage bietet, kann schlecht zurückgehen und "Korruption, Vertrauen, Geburten etc. in den Griff bekommen". Diese Argumentation ist zynisch.

  • Huch? Sollten uns AfD, C{D,S}U usw. etwa belogen haben?? Wollen gar nicht alle, denen es wirklich schlecht geht, nach Deutschland fliehen??

    • @ein nar:

      Es sind ja auch keine NGO-Schlepper im Golf von Mexiko oder?

  • "Aber sie zwingen zum Umdenken."

    Das ist für mich der schönste Satz.

    • @Gerhard Krause:

      Aber leider eher ein Traum. Oder Glauben Sie, dass die derzeitigen Machthaber in den USA umdenken werden? Ist es nicht eher wahrscheinlich, dass sie alle ihre (auch militärische) Macht nutzen werden, um die "Festung USA" zu verteidigen? Wie viele Menschen in den reichen Ländern wollen denn ernsthaft mit den Armen teilen?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die Menschen lernen ja im Wesentlichen nichts anderes, als unter Überfluss eine Verteidigungshaltung einzunehmen, anstatt sich quasi (davon) zu befreien.

        Jeden krankenversichern, ernähren, kleiden, ein Elektroauto vor die Tür stellen - gratis - alles schon heute möglich.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich glaube, dass auch jede andere Administration nicht diesen Weg gehen würde.



        Was nervt ist das herummoralisieren: Wenn ich für offene Grenzen bin, muss ich mindestens 2/3 der Bevölkerung überzeugen und dann Umsetzen. Am Ende muss eine breite Mehrheit solche Entscheidungen tragen.

        • @Andi S:

          Sehr geehrter User Andi S, Sie sprechen in der Begrenztheit der systemischen Regeln. Insbesondere unser Wirtschaftssystem ist menschengemacht, wir können die Regeln ändern, auch einseitig. Das alles zu bezahlen ist, außer letztlich mit Gütern, ist abänderbar und kein Kommunismus in dem negativ kolportierten Sinne.

          Man könnte etwa jedem Bundesbürger auf einen Ruck (Produktionszeit hinweg gedacht) ein wohl umweltfreundliches Fahrzeug, elektro oder Hybrid, vor die Tür stellen.

        • @Andi S:

          Dieses Argument läuft auf die Abschaffung der Grundrechte hinaus. Wenn jedes Menschenrecht von der Willkür einer Zweidrittelmehrheit abhängt, ist es bedeutungslos. Schon mal darüber nachgedacht, dass die Menschen, die von der Verweigerung der Zuflucht betroffen sind, in dieser (zum Glück fiktiven) Mehrheitsdiktatur gar nicht mit abstimmen dürften? Wo sollen die denn für ihre Menschenrechte werben?

          • @Petros Luminella:

            "Dieses Argument läuft auf die Abschaffung der Grundrechte hinaus."

            Was ein Grundrecht ist, entspringt auch einer Mehrheitsentscheidung. Das ist leider so.