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Kommentar Merkel trifft TrumpBesuch einer Handelsreisenden

Kommentar von Richard Rother

Die deutsche Wirtschaft könnte durch Trumps Protektionismus leiden. Merkel kann ihr helfen – wenn sie Verständnis für US-Positionen zeigt.

Merkel sollte bei ihrem Besuch bei Trump Gesicht zeigen – auch der Wirtschaft zuliebe Foto: dpa

R eisen zu Freunden, die deutlich auf Abstand gegangen sind, gelten als schwierig. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) führt heute solch eine Reise in die USA. Dort muss sie einen Draht zum neuen Präsidenten Donald Trump finden, der sie in seinem Wahlkampf beschimpft hat. Merkel wird darüber zu Recht hinwegsehen – zu wichtig sind, trotz alledem, die Beziehungen zu den USA: politisch, militärisch, ökonomisch.

Trumps Protektionismus könnte der deutschen Wirtschaft schaden, und daher hoffen die Firmenlenker hierzulande, dass er so milde wie möglich ausfällt. Merkel ist dabei so etwas wie die oberste Handelsvertreterin – ein Job, den sie kann. Das hat sie oft gezeigt, etwa in China. Warum nicht auch bei Trump?

Dazu zählt auch, Verständnis für manche US-Positionen zu zeigen: etwa dass Trump die heimische Industrie stärken und die Infrastruktur erneuern will – und dass ihm das Handelsbilanzdefizit gegenüber Deutschland ein Dorn im Auge ist. Immerhin exportiert Deutschland an Wert fast doppelt so viel in die USA, wie es von dort importiert.

Aber das liegt nicht an einer Industrie, die ihre Waren staatlich gefördert unter Wert verkauft (wie es China mit Solarmodulen in Europa macht), sondern daran, dass Qualität und Preis überzeugen. Ausnahmen wie der Fall VW, der in den USA ausgiebig ausgeschlachtet wird, bestätigen hoffentlich die Regel.

Das sollte Merkel Trump vermitteln – und auch, dass deutsche Verbraucher nichts dagegen hätten, Produkte aus Amerika, etwa Elektroautos, zu kaufen, wenn sie in Preis und Leistung überzeugen. Darauf sollte Trump seine Energien lenken.

Sollte er aber einen Handelsstreit vom Zaun brechen, stünden Deutschland und Europa zum Glück nicht machtlos da: Die EU-Kommission könnte Importzölle erhöhen, die Steuerpraxis großer US-Ketten unter die Lupe nehmen und das Wettbewerbsverfahren gegen Google forcieren.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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1 Kommentar

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  • Reden kann soll man immer, so können wir nicht unerwartet einen Rückschlag in den Beziehungen mit den USA bekommen. Wer in der Beziehung mehr exportiert, hat die bessere Verhandlungsposition. Wir sind von den US-Wahren ja nicht abhängig.

     

    Jedoch den Import in die USA kann man theoretisch ausgleichen. Es gibt - geographisch gesehen - viele Märkte mit dem adäquaten Handelsvolumen, wohin man ausweichen könnte. "Made in Germany" ist immer noch die beste Qualität weltweit, wenn man das generalisierend betrachtet.