Kommentar Lärmstreit auf dem Kiez: Haut halt ab!

Das Verständnis für das Ruhebedürfnis hört sofort auf, wenn jemand in die Parallelstraße der Reeperbahn zieht und es dann zu laut findet.

Wer sich für viel Geld eine Wohnung kauft oder mietet will es in der Regel ruhig haben, das ist auch nachzuvollziehen. Zieht nach Jahren der Ruhe eine Kneipe unten ins eigene Haus oder wird eine Straße wie beispielsweise das Schulterblatt im Laufe der Jahre zur Eventmeile, ist es auch noch irgendwie verständlich, sich über den neuen Lärm zu mokieren. Aber das Verständnis für das Ruhebedürfnis hört sofort auf, wenn jemand in die Parallelstraße der Reeperbahn zieht und es dann zu laut findet.

Da hat doch jemand was nicht verstanden oder hat sich von den hübschen Standortbeschreibungen der Makler blenden lassen, in denen Neubauten um die Reeperbahn herum gern mal als zentral, aber ruhig beschrieben werden. Das ist doch Käse und in etwa so, als würde man direkt an die S-Bahngleise ziehen und sich dann über fahrende Züge aufregen, als würde man in die Stresemanstraße ziehen und sich über fahrende Autos beschweren oder neben einer Kirche einziehen und verlangen, die Glocken mögen doch bitte leiser bimmeln. Also bitte, liebe neue Nachbarn: Haut halt ab.

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Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete lange für die taz nord als Autorin und CvD sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Sie gibt an der Uni Bremen seit 2013 Schreib-Workshops. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

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