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Kommentar Kretschmann zu CetaHohes Risiko für die Grünen

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Anhänger der Partei lehnen TTIP und Ceta ab. Das zu ignorieren, könnte auch für Winfried Kretschmann gefährlich sein.

„Für unser Land“ – und für Ceta? Foto: dpa

D ass die Regierungsgrünen in Baden-Württemberg das Programm ihrer Bundespartei nicht in allen Punkten vertreten, ist ärgerlich genug. In der Flüchtlingsfrage hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei den „sicheren Herkunftsstaaten“ bereits gegen die Parteilinie gestimmt, und auch bei der Erbschaftsteuer fühlen sich die baden-württembergischen Grünen dem Verband der Familienunternehmen näher als dem eigenen Parteiprogramm.

Bei diesen Themen hat der eigenständige Kurs dem einzigen Ministerpräsidenten der Grünen zumindest nicht geschadet. Das scheint ihn zu ermutigen, auch beim Thema Freihandel von der Parteilinie abzuweichen: Kretschmann findet für die geplanten Abkommen mit den USA und Kanada, TTIP und Ceta, durchaus freundliche Worte. Und der gerade unterzeichnete Koalitionsvertrag lässt eine Zustimmung ausdrücklich offen – obwohl die Grünen hier ausnahmsweise mal der stärkere Partner waren und damit die bessere Verhandlungsposition hatten.

Mit dieser Haltung fahren die baden-württembergischen Grünen einen höchst riskanten Kurs. Die Freihandelsabkommen gehören zu den wenigen Themen, die die Menschen in diesem Land wirklich bewegen. Unter den Grünen-AnhängerInnen ist die Ablehnung mit über 90 Prozent besonders hoch.

Wenn die Partei in Baden-Württemberg ihr klares Wahlversprechen ignoriert, wäre das ein Vertrauensverlust, den die Grünen bundesweit zu spüren bekommen würden. Auf der Straße gegen Freihandelsabkommen zu demonstrieren und sie anschließend im Bundesrat durchzuwinken, ist einfach nicht vermittelbar.

Erst gegen Ceta demonstrieren, dann im Bundesrat zustimmen: Das wäre nicht vermittelbar

Das sollten auch jene Grüne bedenken, die ihr gesamtes Heil in einem möglichst wirtschaftsfreundlichen Kurs suchen. Denn ein Wahlkampf unter dem Motto „Gegen TTIP und Ceta – außer wenn es auf unsere Stimme ankommt“ wäre auch für die Realos der Partei wenig erfolgversprechend.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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12 Kommentare

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  • Was können 90% dafür,dass eine Person sich den Reichen verkauft?!

     

    Wieso wird dann eine ganze Partei abgestraft?!

     

    Wer so etwas macht, ist schizophren!

     

    Das Kretschmann mehr schwarz als Grün ist, sollten auch Grüne wissen. Dazu gehört auch Göhring-Eckhardt!

     

    Erstmals an der Spitze der Macht angekommen, verändern sich eh viele Menschen zum negativen um nur ihre eigenen Privilegien noch zu sichern. Da ist das Volk und die Partei dann völlig egal. Roth hat es auch praktiziert. Und kaufen lässt sich auch fast Jeder!

  • Die GRÜNEN können sich das ganz sicher nicht leisten, was aber nicht heißt, dass sie es nicht doch tun. Wenn Herr Kretschmann CETA tatsächlich "durchwinkt", dann fällt das den GRÜNEN ganz sicher so auf die Füße, dass sie noch lange daran denken werden - länger, als an den Veggieday! Ein Herr Kretschmann sollte auch bedenken, dass die GRÜNEN als Partei ihm erst seine jetzige Rolle ermöglicht haben - wenn er diese Partei jetzt vorsätzlich in eine gefährliche Glaubwürdigkeitskrise schickt, dann sollte er aus der Partei der GRÜNEN ausgeschlossen werden - dann kann er sich bei der CDU bewerben.

    • @Georg Marder:

      Kein Problem. Den Kretschmann würde die CDU mit Handkuss übernehmen, die SPD auch, ebenso die FDP. Die Partei der Grünen ist nun mal nicht das Maß aller Dinge. Und die taz habe ich eigentlich auch noch nie als die Prawda der Grünen verstanden.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Windfried Kretschmann hat ein derartiges Ergebnis überhaupt erst erzielt weil er keine Politik macht die nach der Auffassung der Parteibasis grün ist. Entsprechend wird ihm das auch nicht auf die Füße fallen,... zumindest nicht von Seite der Wähler aus.

  • Wohin Schröder das Ansehen der SPD manövriert hat, kriegt so nach und nach der Kretschmann nun auch das der Grünen hin. Fin de Siècle allerorten. Die Dekadenz als politische Attitüde, um das selbst gepflegte, elitäre Bedeutungsbildchen bei gesellschaftlichen Galaauftritten, auch von den Wirtschaftsbossen gravitätisch-vornehm beklatschen zu lassen. Der Genosse der Bosse war keine gesellschaftliche Einzelerscheinung.

  • "Unter den Grünen-AnhängerInnen ist die Ablehnung mit über 90 Prozent besonders hoch."

     

    Hat nix zu sagen. Bei den Grünen waren schon oft 90% gegen etwas. Am Ende siegte stets die von oben angeordnete Parteiräson.

  • Wenn die Mehrheit der Grünen Mitglieder oder Parteigänger tatsächlich gegen TTIP, die finale Todesrunde eines um sich kreisenden Kapitalismus, und Ceta eingestellt ist dann sollten sie das endlich einmal deutlich und wirksam (d.h. durch echte Konfrontation und nicht nur durch Herummummeln und -grummeln) kundtun und ihrem "Herrn" verkünden der nicht durch besondere Leistung sondern durch MedienPR reussierte.

     

    Sonst werden sie das was Kretschmann schon lange ist: völlig unglaubwürdig, was grüne Politik betrifft. Sie komplettieren den Zustand einer Etikettenschwindel-Partei.

  • Letztendlich hängt es vom Endergebnis der Vehandlungen ab. Es gibt viele Punkte. Zum Beispiel wurden die VW-Diesel in Deutschland durchgewunken, in den USA wurden die Standards tatsaechlich implementiert.

    • @Gabriel Renoir:

      Ja, das ist schön... Sie haben TTIP/CETA mal recherchiert oder zumindest mal die spärlichen Fakten durchgelesen?

      Dann sollten Sie eigentlich genau wissen, dass das VW-Argument eine Finte zur Beruhigung ist und sonst nichts.

      TTIP/CETA ist darauf ausgelegt, dass sich bei Streitigkeiten der niedrigere Maßstab durchsetzt und nicht, wie immer suggeriert wird, der höhere. Auch bei VW ist das so. Mit TTIP kann VW die amerikanische Regierung auf Schadensersatz verklagen, da ihnen durch das Aufdecken des VW-Schmuhs Milliaren an Gewinnen entgangen sind.

      Umgekehrt kann Monsanto gegen unser faktisches Gentech-Verbot klagen.

      Dies können Sie übrigens gut an anderen Freihandelsverträgen gut sehen und Sie haben durch Vattenfall auch hierzulande ein gutes Beispiel was da auf uns zukommt.

      Und, immer noch so toll das TTIP?

    • @Gabriel Renoir:

      Kaufen Sie immer die Katze im Sack? Ich hätte da grad eine sehr lukrative im Angebot. Greifen Sie zu!

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Verhandeln Sie immer vor laufender Kamera? Verhandlungen sind per Definition Ein Pokerspiel, und die Karten werden nicht gleich auf den Tisch gelegt.

        • 2G
          25726 (Profil gelöscht)
          @Gabriel Renoir:

          Getretener Quark wird breit,

          nicht stark.