piwik no script img

Kommentar Klimawandel-DemonstrationBestes Signal aus den USA

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Der „People’s Climate March“ in New York hat den Blick über den nationalen Tellerrand der USA hinaus geöffnet. Politikern wurde ein Zeichen gesetzt.

Am Sonntag in der Innenstadt von New York: Bunter Protest gegen den Klimawandel Bild: reuters

O b 300.000 oder 400.000 Menschen am Sonntag durch New York zogen, ist letztlich ein Detail. Entscheidend ist, dass ihre unerwartet starke Demonstration gegen den Klimawandel das beste Signal ist, das seit langer Zeit aus den USA kommt. Sie ist eine Rückkehr der Zivilgesellschaft. Eine zukunftsorientierte politische Botschaft. Nach mehr als einem Jahrzehnt von nach innen gekehrtem Wundenlecken, von Einschüchterungen und von Kriegen gegen den Terror ist das viel.

Die Mehrzahl der DemonstrantInnen waren Kleinkinder, als in New York die Türme einstürzten. Sie sind aufgewachsen mit Angstkampagnen vor den angeblich drohenden Gefahren und mit PolitikerInnen, die eine menschengemachte Klimaerhitzung leugnen. Diese jungen DemonstrantInnen haben die Propaganda durchschaut. Aber auch für die vielen Älteren markiert die Demonstration einen Wendepunkt, an dem viele von ihnen aus jahrelanger Resignation und Zynismus aufgetaucht sind.

Der „People’s Climate March“ hat den Blick über den nationalen Tellerrand der USA hinaus geöffnet. Die DemonstrantInnen haben sich mit den Ländern befasst, die als erste untergehen könnten; mit dem weltweiten Geschäft mit Kohle, Öl und Gas; und mit den multinationalen Konzernen, die es bestimmen. Und sie haben es als Teil einer internationalen Bewegung getan, die gleichzeitig rund um den Planeten auf der Straße war.

Für die PolitikerInnen, die seit Jahrzehnten mehr reden als handeln, ist die Machtdemonstration von New York ein Auftrag. Das sollten nicht nur die mehr als 125 Staats- und RegierungschefInnen, die sich am Dienstag in New York zu einem neuen „Klimagipfel“ treffen, berücksichtigen. Sondern auch Bundeskanzlerin Merkel, die es an dem Tag wichtiger findet, zum BDI statt zur UNO zu gehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!