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Kommentar Kampf gegen Boko HaramWer sonst, wenn nicht Frankreich?

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Gut, dass Frankreich den Kampf gegen Boko Haram organisiert – auch wenn es seine ehemaligen „Besitzungen“ wie einen neokolonialistischen Hinterhof behandelt.

Macht den „Job“ im Namen der Mission Frankreichs: François Hollande, hier mit Nigerias Präsident Goodluck Jonathan. Bild: ap

F rançois Hollande ist zumindest konsequent in seiner Afrika-Politik. Grundsätzlich gab es keinen Grund, warum ausgerechnet Frankreich zu einem Afrika-Gipfel zum Kampf gegen die terroristische Boko-Haram-Sekte im nigerianisch-kamerunisch-tschadischen Grenzgebiet einlädt. Doch die meisten räumen ein: Besser er als keiner!

Und da der französische Präsident bereits in Mali und Zentralafrika interveniert und in den ebenfalls betroffenen Staaten Tschad und Niger Truppen für den Fall der Fälle stationiert hat, entspricht das einer gewissen Logik. Es bleibt französische Doktrin, solange die Rolle einer (selbstredend nicht ganz uneigennützigen) Schutzmacht zu spielen, bis die ehemaligen Kolonien selber in der Lage sind, für Frieden und Ordnung zu sorgen.

Auch im Fall von Boko Haram konnte Hollande das Argument geltend machen, das er schon im Fall von Mali und danach in Zentralafrika vorgebracht hatte: Wer hätte sonst die Initiative zu dieser Konferenz ergriffen, wenn er den „Job“ nicht im Namen der universellen Mission Frankreichs für die Durchsetzung der Menschenrechte übernommen hätte?

Diese Stellvertreterpolitik ist indes zweischneidig. Und so ist der Verdacht wenig erstaunlich, dass Paris sich vordränge und mit seinen militärischen Interventionen und diplomatischen Initiativen seine Ex-„Besitzungen“ weiter wie einen neokolonialistischen Hinterhof behandelt und vor allem aber letztlich daran hindert, wirklich unabhängig zu werden. Internationalen Applaus wird Frankreichs Staatschef vor allem dann ernten, wenn es ihm gelingt, sich und die Fremdenlegion in Afrika (endlich) überflüssig zu machen.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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2 Kommentare

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  • Ist das ernst gemeint? Frankreich spielt den großen Bruder für seine ehemaligen Kolonien, weil es im Rahmen einer "universellen Mission zur Durchsetzung der Menschenrechte" bloß für "Frieden und Ordnung" sorgen will? Dann ist die ganze Kolonialgeschichte wahrscheinlich eine Geschichte der Zivilisierung! Die philanthropischen Imperialmächte haben nur die armen Afrikaner etwas erziehen wollen, den Wilden zum Menschenrecht verhelfen wollen, der über ein Jahrhundert anhaltende enorme Nutzen ist rein zufälliger Nebeneffekt. Aber dass das nicht ganz sein kann, merkt der Autor selber: wie man dann darauf kommen kann, diese nachkolonialen Militäreinsätze dienten dem Frieden und Menschenrecht, ist mir ein Rätsel. Das haben sie damals nicht und das tun sie heute nicht. Das Gerede von "humanitären Einsätzen" ist zynisch.

  • Zitat aus dem Artikel: "Paris ....mit seinen militärischen Interventionen und diplomatischen Initiativen seine Ex-„Besitzungen“ weiter wie einen neokolonialistischen Hinterhof behandelt und vor allem aber letztlich daran hindert, wirklich unabhängig zu werden".

     

    Heißt das, da Frankreich in Mali die Islamisten aufhielt, hat es Mali daran gehindert, wirklich unabhängig zu werden?

     

    Oder ein anderes Beispiel aus der neueren afrikanischen Geschichte:

     

    Heißt das, da die USA in Ruanda 1994 die militanten Hutus nicht aufhielten, hat es Ruanda dazu verholfen, wirklich unabhängig zu werden?

     

    Selbst wenn im Falle Ruandas ein Körnchen Wahrheit enthalten ist, zu welchem Preis? Zum Preis von 500.000 - 1.000.000 getöteten Menschen?