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Kommentar Jahresbericht zu BundeswehrSteter Ruf nach mehr Geld

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Der Wehrbeauftragte fordert einen höheren Etat. Dabei wären weniger Auslandseinsätze sinnvoller und man würde Geld sparen.

Neues Jahr, gleiche Forderungen: Bartels wünscht sich mehr Personal und eine bessere Ausstattung Foto: dpa

W as sich auch immer über das Verteidigungsministerium Ursula von der Leyens sagen lässt – eine gewisse Fuchsschläue ist Ursula von der Leyen und ihrer Truppe nicht abzusprechen. Ausgerechnet an dem Tag, an dem die Aufmerksamkeit auf den Jahresbericht des Wehrbeauftragten fokussiert ist, veröffentlicht sie mal so eben ihren Bericht zum verheerenden Moorbrand im niedersächsischen Naturschutzgebiet Tinner Dose – Sprakeler Heide im vergangenen Jahr.

Mehr als einen Monat dauerte es, bis der durch eine verantwortungslose „Schießkampagne“ der Bundeswehr ausgelöste Großbrand nahe Meppen gelöscht werden konnte – mit gravierenden Auswirkungen auf Mensch und Natur. Militär sorgt eben nicht nur in Kriegszeiten für Verheerungen. Da verwundert es nicht, wenn das Verteidigungsministerium kein sonderliches Interesse an einer breiteren Diskussion über seine beschämende Bilanz des Desasters hat.

Dem Bericht des Wehrbeauftragten kann von der Leyen hingegen stets entspannt entgegensehen. Denn dessen Kernbotschaft ist immer dieselbe: Die Bundeswehr braucht mehr Personal und eine bessere Ausstattung. Das sieht die Ministerin nicht anders. In unverbrüchlicher Treue lieferte ihr Hans-Peter Bartels auch in diesem Jahr wieder passende Argumentationshilfen, warum der Verteidigungsetat in Höhe von derzeit 42,9 Milliarden Euro immer noch nicht ausreichend sei.

Für den SPD-Mann Bartels ist es keine Frage, dass die Bundeswehr mehr Geld benötigt und größer werden muss. Wer der Auffassung ist, dass die Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung gleichberechtigt neben unverminderten „Out of area“-Einsätzen außerhalb des Nato-Gebietes stehen soll, kann diese Auffassung vertreten. Besser wäre es allerdings, für eine Einschränkung der Aufgaben zu plädieren, etwa eine Reduzierung der zahlreichen Auslandseinsätze von Afghanistan bis Mali. Auf diese Idee kommt ein Sozial­demokrat jedoch leider heutzutage nicht mehr.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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13 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Bei allen anderen Posten wird gestrichen mit der Begründung "Wer soll das bezahlen". Renten und Wohnungsbau können wir uns nicht mehr leisten. Eine ordentliche Stadtverwaltung mit Bausachverständigen auch nicht.



    Alle anderen Ministerien müssen sich beshränken, nur die BW nicht.

  • Wir htten schon (in bescheidenem Maße) mit der Bundeswehr geschäftlich zu tun.



    Geld spielt da keine Rolle, das scheint eben das schöne für alle Lieferanten.

    O-Ton: "Klar, wir müssen das offiziell schon ausschreiben, aber jetzt schreiben sie doch das rein was sie brauchen."



    Den Auftrag bekommt man dann trotzdem irgendwie, da die keinen PLan haben wie es bessser geht.



    Die Gewinne von Raytheon (O-Ton Mitarbeiter: Bessere Margen als beim Militär haben wir nirgends) oder den anderen Spezialfirmen sprechen Bände.

    Es ist auch hier wie so oft in großen Strukturen. Mit Geld werden Probeleme zugekleistert, nur im Idealfall mit noch mehr Geld gelöst.



    Dass die großen Strukturen dann mit dem KLeinen ihrereseits ruppig verfahren ist Teil einer Systemkrise, vom Finanzamt das per Einzug Lohnsteuer kassiert und erst nach Antrag zögerlich zurückzahlt bis zur Telekom Support-Warteschlange....

  • "Auf diese Idee kommt ein Sozial­demokrat jedoch leider heutzutage nicht mehr."

    dafür ein ++

  • Achso, Herr Beucker und welchen Auslandseinsatz wollen Sie dann beenden und aus welchem Grund? Einfach Menschen in gefährlichen Krisenregionen im Stich lassen, um Geld zu sparen? Wohl frei nach dem Motto: Wenn irgendwo Zivilpersonen gefährdet sind durch irgendwelche Milizen, einfach weggucken und gut ist...

    • @Tom Berger:

      "Einfach Menschen in gefährlichen Krisenregionen im Stich lassen, um Geld zu sparen?"

      Wer Teil der Brandstiftung ist, taugt nicht als Löschtruppe.

    • @Tom Berger:

      Rente statt Rüstung

    • @Tom Berger:

      Entweder man schickt BW ins Ausland als Schutztruppe - auf Gesuch des besetzen Landes oder man bleibt zu Hause. Alle bishereign Einsätze sin d fokussiert auf Geo-strategische und monetäre Interessen des Kapitals der NATO(-Staaten) und der USA. Alles humanistische geblugger rundherum ist reine Ablenkung - dafü sollte nicht ein Euro ausgegeben werden

  • „Bartels wünscht sich mehr Personal und eine bessere Ausstattung“



    Und was ist daran kritikwürdig? Es sei mal an Napoleon erinnert, der sagte: „Wer die eigene Armee vernachlässigt, stärkt die Armee des Gegners“.



    Übrigens: Forderungen nach mehr Geld und Personal kommen regelmäßig auch von (fast) allen anderen Ministerien!

    • @Pfanni:

      Nur dass die anderen Ministerien das Geld nicht direkt in den Ofen schippen.

      Ohne eine grundlegende Änderung der Führung ist mehr Geld sinnlos.

      PS: Das Zitat eines Eroberers als Argument?

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Das Problem laut Bericht ist zuviel Verwaltung, Probleme bei der Beschaffung von Ausrüstung (insbesondere die Beschaffung von Eierlegenden-Wollmichsäuen um Geld zu sparen die dann aber meist teurer sind als wenn man separate Sachen gekauft hätte), Überdehnung bei Auslandseinsätzen und Rekrutierungsprobleme. Natürlich braucht die Bundeswehr auch mehr Geld. Europa muss sich im Zweifelsfall ohne UK und USA gegen eine Aggression im Baltikum durch Russland verteidigen können da reicht der derzeitige Etat nicht, aber da reden wir von einigen wenigen Milliarden falls die Probleme bei der Rekrutierung (wieder Einführung der Wehrpflicht) und bei der Materialbeschaffung (weniger Technik mehr funktion) gelöst werden.

  • Vielleicht hätte Herr Beucker den Bericht des Wehrbeauftragten lesen sollen, bevor er darüber einen Kommentar schreibt. Sonderlich positiv kommt die Bundeswehr darin nicht vor. Der Ruf nach mehr Geld steht so explizit auch nicht drin. Im Gegenteil - er beschreibt das mangelndes Geld gerade nicht das Problem der Bundeswehr ist!

    • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
      @Clara Kreuzer:

      O-Ton Bericht des Wehrbeauftragten:



      „Gute erste Schritte gibt es bei der Trendwende Finanzen. Wenn nach dem kräftigen Haushaltsplus für 2019 der Verteidigungsetat bis 2024 tatsächlich auf 1,5 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung steigt, wäre die Bundeswehr sowohl in der Lage, die wachsenden Personalkosten abzudecken als auch die erkannten Lücken in der Ausrüstung zu schließen. (...) Die Balance zwischen Aufgaben und Mitteln ist noch längst nicht erreicht, die Stimmung unter den Soldatinnen und Soldaten nach wie vor angespannt. (…) Für 2019 hat der Deutsche Bundestag eine Etatsteigerung von knapp fünf Milliarden Euro beschlossen (…). Ein weiterer schrittweiser Aufwuchs um jährlich rund drei Milliarden Euro würde die Bundeswehr auf einen planbaren Weg zum nach Brüssel gemeldeten 1,5-Prozent-Ziel 2024 bringen und helfen, die erkannten materiellen und personellen Lücken in den Streitkräften zügig zu schließen. (…) Ein geringerer finanzieller Aufwuchs würde die Trendwende-Ziele in Frage stellen.“

  • "In unverbrüchlicher Treue lieferte ihr Hans-Peter Bartels auch in diesem Jahr wieder passende Argumentationshilfen, warum der Verteidigungsetat in Höhe von derzeit 42,9 Milliarden Euro immer noch nicht ausreichend sei."

    Dabei hilft mehr Geld überhaupt nicht weiter. Es gibt ja schon mehr. Das Problem ist das absolute Fehlen jeglicher Kompetenz im Verteidigungsministerium.