Kommentar Iowa-Vorwahlen: Jetzt steht es drei zu zwei
Marco Rubio könnte sich als Alternative zu Trump und Cruz etablieren. Hillary Clinton wird das Sorge bereiten – so wie das Duell mit Bernie Sanders.
G ott sei Dank nicht Trump! Das mag der erste, erleichterte Gedanke vieler gewesen sein, nachdem in Iowa die Sieger der ersten Vorwahlen in den USA feststanden. Denn anders als es die meisten Umfragen prognostiziert hatten, erhielt nicht Donald Trump die meisten Stimmen von den Anhängern der Republikanischen Partei. Sondern Ted Cruz, sein schärfster Konkurrent.
Ein zweiter Platz für Trump, das bedeutet eine Niederlage für den großspurigen Immobilentycoon, für den einzig und allein Erfolg zählt. Aus Trumps Sicht kam es sogar noch ein bisschen schlimmer, denn als dritter kam Marco Rubio mit einem sehr guten Ergebnis verdammt dicht an den selbsternannten Retter Amerikas heran.
Doch es wäre fahrlässig, Trump jetzt schon abzuschreiben. Oder gar auf Cruz als Alternative zu hoffen. Unter den ernsthaften konservativen Bewerbern ist er derjenige, der am weitesten rechts steht.
Gott ist mit ihm und mit den Evangelikalen, die ihm zujubeln. Am Ende stehen zwei Kandidaten in der potentiellen Gunst der WählerInnen, die diese Popularität mit Populismus erreichen und beide auf ihre Art nicht vor rechten Thesen zurückschrecken.
Empfohlener externer Inhalt
Profitieren könnte von diesem Wettstreit Marco Rubio, das hat Iowa gezeigt. Mit einem starken dritten Platz kann sich Rubio in den kommenden Vorwahlen als Alternative für das Duo Trump/Cruz präsentieren.
Demokratisches Kopf-an-Kopf-Rennen
Der innerparteilichen Auseinandersetzung bei den Republikanern kann das nur gut tun, viele zu lange schon sind echte Inhalte im schrillen Trump-Getöse untergegangen. Die Demokraten werden das wiederum mit Sorge betrachten: Ein möglicher Hillary-Clinton-Herausforderer Rubio wäre extrem unbequem.
Unbequem stellt sich für Clinton derzeit allerdings erst einmal ihr innerparteilicher Konkurrent Bernie Sanders dar. Während bei den Republikanern zügig alles entschieden war, lieferten sich Sanders und Clinton ein langes Kopf-an-Kopf-Rennen. Selbst als 89,5 Prozent der Stimmen ausgezählt waren, gab es noch keinen klaren Sieger in einem Duell, das aus Sicht des Clinton-Lagers vor Monaten so noch nicht zu antizipieren war. Am Ende siegte Clinton nur mit hauchdünner Mehrheit.
Empfohlener externer Inhalt
Für Clintons Strategie macht das wiederum derzeit keinen Unterschied. Sie hat aus dem für sie so bitteren Vorwalkampf gegen Barack Obama im Jahr 2008 gelernt. Die Verbissenheit und der überhebliche Glaube, dass es neben ihr keine ernsthaften anderen Kandidaten geben könne, sind verblasst.
Vom Ungefähren ins Konkrete
Vielleicht auch nur gut überschminkt in einer Kampagne, die ganz auf die Mittelschicht setzt, auf Frauen und auf Kontinuität. Eine Niederlage gegen Sanders in einer der ersten Vorwahlen ist da einkalkuliert. Clinton hat das langfristige Ziel vor Augen.
Iowa hat immer wieder gezeigt: Hier kann der nächste Präsident vorausgesagt werden – muss es aber noch lange nicht. Was Iowa hingegen bringt, sind konkrete Zahlen, um den überlangen Wahlkampf vom Ungefähren endlich ins Konkrete zu überführen. Mit einem Dreikampf auf der einen und einem Zweikampf auf der anderen Seite werden es spannende kommende Monate.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Rekordhoch beim Kirchenasyl – ein FAQ
Der Staat, die Kirchen und das Asyl
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Preise fürs Parken in der Schweiz
Fettes Auto, fette Gebühr