Videos im US-Wahlkampf: El Paso oder Melilla, Hauptsache USA

Marco Rubio verpflanzt Vancouver in die USA und Donald Trump verlegt die US-Grenze nach Nordafrika. Geographie-Note: ungenügend.

18 Menschen hängen auf einem hohen Zaun. Einer wird von einem Grenzpolizisten heruntergezogen.

Ein ähnliches Bild verwendete Trump, um gegen Immigration aus Mexiko zu wettern: Menschen auf dem Zaun der spanischen Exklave Melilla. Foto: dpa

„It‘s morning again in America“, lauten die ersten staatstragenden Worte des neuen Wahlkampfspots von US-Republikaner Marco Rubio. Eine Reminiszenz an ein Video, das Ronald Reagan 1984 in seinem Wahlkampf einsetzte.

Rubio, der bei den Vorwahlen in Iowa zu überraschen wusste, in New Hampshire jedoch abgewatscht wurde, zieht in dem einminütigen Clip ein düsteres Fazit der Obama-Administration. So weit, so unüberraschend.

Lustig ist hingegen das verwendete Bildmaterial. Zu dem erwähnten Einstiegssatz gesellt sich zwar tatsächlich eine amerikanische Szenerie, die jedoch eine kanadische ist: Ein Schlepperboot schippert mit wehender Ahorn-Flagge an der Skyline Vancouvers vorbei. Peinlich.

Rubio zeichnet das Bild einer Nation – mit ausländischen Bildern. Doch das gehört scheinbar zum guten Wahlkampfton. Auch Jeb Bush verwendet für einen seiner Spots auswärtige Aufnahmen. Ein Sonnenaufgang über einem Feld in Cornwall sowie Bauarbeiten in Südostasien wurden von ihm kurzerhand US-amerikanisiert.

Von Nordafrika nach Nordamerika

Donald Trump, der Schreihals unter den republikanischen Wahlkämpfern, darf in dieser Reihe natürlich nicht fehlen. Seinem Kampagnenteam waren die Bilder von der Grenze zu Mexiko scheinbar nicht dramatisch genug, um Trumps rassistische migrationspolitische Vorstellungen zu legitimieren. So zeigt der erste Trump-Spot Menschen, die in der spanischen Exklave Melilla in Nordafrika versuchen, einen Zaun zu überqueren, wie die Website PolitiFact.com nachwies.

Ted Cruz wiederum machte bisher noch keinen geographischen Fehler, ließ jedoch einen Werbespot zurechtkürzen, als er erfuhr, dass eine der Darstellerinnen bereits eine Porno-Karriere hinter sich hatte. Um derlei Fauxpas in Zukunft zu vermeiden, sollten die Republikaner vielleicht darüber nachdenken, in ihren Videos lediglich auf ein Stars und Stripes schwingendes Kind zu setzen, wie es bereits in vielen Wahlspots präsentiert wird.

Womöglich werden die genannten ungeschickten Bebilderungen aber auch gar nicht registriert. In Vancouver, der drittgrößten Filmstadt Nordamerikas, mit der Marco Rubio seine Werbung eröffnete, werden ohnehin viele Filme gedreht, die ein US-amerikanisches Setting haben. Der YouTuber Tony Zhou ging dieser Tatsache in seinem Video „Vancouver never plays itself“ nach.

Und mit den Geographie-Kenntnissen vieler Republikaner ist es auch nicht weit her. 30 Prozent würden das Bombardement von Städten befürworten, die es gar nicht gibt – bei den Demokraten sind es immerhin gut zehn Prozent weniger.

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