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Kommentar Grüne und GarzweilerPeinliche Treue

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Grünen in NRW schweigen zur Kritik am Umgang mit den DemonstrantInnen von Garzweiler. Das macht sie unglaubwürdig.

Polizeikessel in Garzweiler am 15.8.2015. Foto: dpa

E in Polizeieinsatz mit klar dokumentierter Gewalt gegen friedliche Anti-Braunkohle-Demonstranten. Deutliche Hinweise auf gemeinsames Vorgehen von Polizei und einem privaten Sicherheitsdienst. Förmliche Beschwerden gegen die Einschränkung der Pressefreiheit.

Ein Bericht des zuständigen Ministeriums, der offensichtliche Widersprüche enthält und praktisch alle Vorwürfe bestreitet. Und ein Innenminister, der die Sitzung verlässt, bevor über den Polizeieinsatz und den Bericht gesprochen wird. Es gab Zeiten, da hätten die Grünen so etwas als Skandal bezeichnet.

Doch das ist Geschichte. In Nordrhein-Westfalen jedenfalls gibt es von Landtagsfraktion und Parteivorsitz der Grünen seit der Blockade des RWE-Tagebaus Garzweiler mit anschließender Massenfestnahme vor gut zwei Wochen kein kritisches Wort zu hören.

Keine Pressemitteilung, kein Positionspapier, nichts. Auf Nachfrage ringt sich die Parteivorsitzende die sensationelle Aussage ab, die Grünen „begrüßen“ eine „ausführliche Auswertung des Demonstrationsgeschehens“. Auf eine Bewertung will die Partei bis dahin verzichten.

Der Hintergrund dieser Zurückhaltung ist klar: Die Grünen sind in Nordrhein-Westfalen Teil der Landesregierung, die Verantwortung für den Polizeieinsatz in Garzweiler trägt. Kritik am SPD-Innenminister Ralf Jäger, der vor Parlament und Presse zu den Vorwürfen schweigt, widerspricht wohl der Koalitionsräson.

Doch mit dieser Nibelungentreue macht die Partei einen schweren Fehler. Dass die Grüne Jugend die Proteste gegen den Tagebau unterstützt, während die Mutterpartei zur Kritik am Umgang mit den Demonstranten schweigt, schafft ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.

Das wird den Grünen auf die Füße fallen. Spätestens wenn sie wieder in der Opposition sind und Polizeiübergriffe wie in Garzweiler zu Recht kritisieren werden.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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6 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ganz kann das nicht stimmen. Denn der Mann "vor Ort" schreibt durchaus etwas: http://oliver-krischer.eu/detail/nachricht/tausende-menschen-demonstrieren-bei-anti-kohle-kette-gegen-kohlestrom.html

    Zudem sind (erzwungene) Koalitionsräson und Nibelungentreue in etwa das Gegenteil. Weiter denken grüne Realos pragmatisch. Die betroffenen GAR NRW - Grüne/Alternative in den Räten suchen verzweifelt nach der exit-Strategie aus den RWE-Anteilen. Um Auszusteigen, müsste ein Ratsbeschluss erwirkt werden. Damit fällt der Kurs der Aktie. Wie ein Domino könnte eine Kommune vorangehen und dem klammen Ruhrgebietsstädten ginge es noch schlechter. Doch wer würde bei RWE einsteigen?

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    Genau wie in Hamburg verkaufen sich die Grünen an den meistbietenden; unter steter Aufopferung ihrer Inhate.

    Und wenn man NRW mit dem Koalitionsvertrag von Hamburg vergleicht, sind die NRW Grünen immer noch geradezu linksradikal!!!

    Die Geschichte ist an den Grünen vorbeigezogen, sie sind bald nicht mehr wichtig.

  • Nach den Wahlen sind die Grünen respektabel bis der Doktor kommt. Bloß nicht an der Stabilität der eingerissenen Verhältnisse rücken.

  • Waren es die 11.000 Arbeitsplätze (RWE-Eigenangabe) von RWE in der gesamten Braunkohleindustrie, von denen jetzt noch ein Großteil abgebaut werden soll, welche die Grünen einknicken ließen, oder war es die schiere Macht dieses hochsubventionierten Konzerns?

  • Die Grünen ? Meine Güte , noch nicht bemerkt ? Die Grünen , die sind inzwischen längst Mainstream , Wischwaschi-Mainstream-CDU-SPD-Grüne .

    • @APOKALYPTIKER:

      Wen genau meinen Sie mit "die Grünen"? Die in ihre Macht verliebte Führung oder die noch immer irgendwie in ihre Ideen verliebte Basis?

       

      Kein Zweifel: Ihre Inkonsequenz wird auch den Grünen (demnächst wieder) "auf die Füße fallen)", und zwar in ihrer Gesamtheit. Das nämlich tut die Inkonsequenz immer. In sofern ist sie selber durchaus konsequent.